Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 9,95 €
  • Gebundenes Buch

Der neue Gedichtband von SAID beginnt mit einem "Kleinen Inventar", und Inventur halten diese Gedichte insgesamt. Sie sprechen vom Körper und von den Sinnen, von dem, was zerstört wird, aber auch vom Trotz und der Verwerfung des Todes. Sie sprechen von den Verlierern der Geschichte und den großen mythischen und historischen Figuren, die nicht selten Opfer wurden, aber unsere Vorstellungskraft immer wieder inspirieren. Illusionslos betrachten sie unsere vermarktete Welt: "das meer ist eingepackt/und die sonne ausgezählt/beides kann man kaufen/hier/wo man alles kaufen kann", nur den "staub"…mehr

Produktbeschreibung
Der neue Gedichtband von SAID beginnt mit einem "Kleinen Inventar", und Inventur halten diese Gedichte insgesamt. Sie sprechen vom Körper und von den Sinnen, von dem, was zerstört wird, aber auch vom Trotz und der Verwerfung des Todes. Sie sprechen von den Verlierern der Geschichte und den großen mythischen und historischen Figuren, die nicht selten Opfer wurden, aber unsere Vorstellungskraft immer wieder inspirieren. Illusionslos betrachten sie unsere vermarktete Welt: "das meer ist eingepackt/und die sonne ausgezählt/beides kann man kaufen/hier/wo man alles kaufen kann", nur den "staub" nicht, und das Gedicht, das Wort, sind in ihrer Unscheinbarkeit wie Staub, aber dass sie nicht käuflich sind, verleiht ihnen ihre Würde.
Furchtlos, frei, abgeklärt und doch voller Leidenschaft mustern diese Gedichte die Welt. SAIDs Sprache ist von einer reinen Schönheit, in ihren dunklen wie lichten Tönen liest sie sich immer wieder neu, so als wäre sie gerade erst erfunden worden.
Autorenporträt
Said, geb. 1947 in Teheran, hat mit 17 Jahren seine Heimat verlassen. Seit 1965 lebt er als freier Autor in München. Sein literarisches Werk wurde mit zahlreichen Preisen, darunter der Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis (1991) sowie die Aufnahme auf die Ehrenliste zum österreichischen Jugendbuchpreis (1999), ausgezeichnet. Für sein politisches Engagement und seinen persönlichen Einsatz für verfolgte und inhaftierte Schriftsteller wurde SAID 1997 die Hermann-Kesten-Medaille verliehen. Im gleichen Jahr war er Stipendiat der Villa Aurora in Los Angeles. Im Mai 2000 wurde er zum Präsidenten des deutschen Pen-Zentrums gewählt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.07.2010

Taubheit der Fenster

Der Iraner SAID ist einer der bekanntesten von "Chamissos Enkeln", jenen ausländischen Autoren, die in der deutschen Sprache heimisch wurden. Er lebt seit 1965 in München und hat für seine Bücher unter anderem die Goethemedaille erhalten. Als Lyriker ist er zuletzt mit "Psalmen" hervorgetreten, die Konfession und Meditation miteinander verbinden. Seine neuen Gedichte "Ruf zurück die Vögel" sind deutlich profaner, an Geschichte und Zivilisationskritik interessiert. Sie nehmen eine Welt in den Blick, in der das Meer eingepackt und die Sonne ausgezählt ist und "wo man alles kaufen kann / nur den staub nicht". Besonders bemerkenswert ist der Eingangszyklus "Kleines Inventar". Hier werden der Körper und die Sinne in einer Weise gefeiert, die auch das Riskante nicht scheut. Dreizehn Hymnen rühmen Auge, Hand und Mund, aber auch "schwanz" und "after". Von Letzterem sagt das lyrische Ich, es lebe mit ihm in Eintracht, "obgleich er sich gelegentlich beklagt / dass ich ihn öffentlich verleugne". Hier also gewiss nicht. Die Rühmung des Menschen durchdringt den gesamten Band. So auch die Gedichte über Personen. SAID schreibt anrührende Epitaphe, etwa auf einen jungen Türken, der während seiner Verhandlung im Berliner Verwaltungsgericht aus dem Fenster gesprungen ist: "Kemal / du wolltest / zur sonne / aber die fenster hier / verstehen kein türkisch." In seinen historischen Stücken entwirft er die Porträts von Jesus oder Saint-Just, von Achmatowa und Dubcek. Von Rosa Luxemburg heißt es: "lenin nannte dich / stechmücke / und noske / zermalmte sie." SAID liebt die gnomische Prägnanz, wirkt aber manchmal auch hermetisch. Vielleicht weil in ihm die Sprachlust mit Sprachskepsis im Streit liegt. Einerseits ist das Wort ihm eine "lausige zufallshure". Zum andern glaubt er "an die überlieferung des todes durch die poesie". SAIDs Lyrik lädt zum Nachdenken und zum Genießen ein. (SAID: "Ruf zurück die Vögel". Neue Gedichte. C. H. Beck Verlag, München 2010. 110 S., geb., 16,95 [Euro].) H.H.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr