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Das Ehepaar Venus und Vulcanus dient als Sinnbild dieser Geschichte ehelicher Konflikte in der Frühen Neuzeit, nicht das viel bekanntere Liebespaar Venus und Mars. Das Sozialgefüge "Ehe" veränderte sich in den Jahren von 1500 bis 1800 maßgeblich. Sozioökonomische Notwendigkeiten wurden von emotionalen Bedürfnissen der Ehepartner überlagert; gleichzeitig blieb die theologische Überhöhung der Beziehungsform Ehe bestehen. Diese Gemengelage führte unweigerlich zu einer latenten Krisenanfälligkeit. Die Autorinnen verknüpfen aktuelle Forschungsergebnisse mit vielen Prozessbeispielen aus dem Alten…mehr

Produktbeschreibung
Das Ehepaar Venus und Vulcanus dient als Sinnbild dieser Geschichte ehelicher Konflikte in der Frühen Neuzeit, nicht das viel bekanntere Liebespaar Venus und Mars. Das Sozialgefüge "Ehe" veränderte sich in den Jahren von 1500 bis 1800 maßgeblich. Sozioökonomische Notwendigkeiten wurden von emotionalen Bedürfnissen der Ehepartner überlagert; gleichzeitig blieb die theologische Überhöhung der Beziehungsform Ehe bestehen. Diese Gemengelage führte unweigerlich zu einer latenten Krisenanfälligkeit. Die Autorinnen verknüpfen aktuelle Forschungsergebnisse mit vielen Prozessbeispielen aus dem Alten Reich und machen Art, Verlauf und Bewältigung der Konflikte in den drei Phasen - Anbahnung, Bestand und Auflösung einer Ehe - anschaulich.
Autorenporträt
Siegrid Westphal ist Professorin am Interdisziplinären Institut für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Osnabrück.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.11.2011

Brautkleid bleibt Brautkleid
Eine Kulturgeschichte über das Eheleben der Frühen Neuzeit zeigt: Bis hin zur Ausgestaltung der Trauungsfeier war einst alles gesetzlich geregelt
So etwas nennt man wohl Traumhochzeit: Der Ablauf der Trauung war minutiös durchgeplant. Exakt entworfen war auch das Brautkleid. Der Schreiner hatte genaue Anweisungen für die Aufrichtung der Speisetafel, und auch dem Kutscher und der Köchin lagen Instruktionen vor. Der Einsatzplan der Köchin regelte, welche Pantoffeln sie zu tragen hatte. Der Wein war ebenso erlesen wie der Musiker, ein gewisser Georg Philipp Telemann. Doch nicht etwa ein Spross des Hauses Windsor heiratete hier, sondern ein Frankfurter Bürger namens Adam Friedrich Lauterbach, ein Hofrat zwar, aber eben doch kein Adeliger. Der Prunk dieser Hochzeit im Jahr 1718 dürfte den Ausschlag gegeben haben, dass sie justiziabel und beim Reichskammergericht anhängig wurde. Denn feiern durfte man – doch wehe, das Fest fiel ungebührlich pompös aus.
In der Frühen Neuzeit waren Eheanbahnung, Eheschließung, Ehevollzug und das Ende einer Ehe streng und umfassend durch Verordnungen geregelt. Und wo keine Regeln niedergeschrieben waren, existierten regionale oder standesspezifische Normen. Die Historikerinnen Anette Baumann, Inken Schmidt-Voges und Siegrid Westphal legen dazu eine Arbeit mit Handbuchqualität vor. Im Titel führen sie „Venus und Vulcanus“ an, das von Zeus verkuppelte Paar, dessen Ehe zum Debakel geriet – sie untreu, er ein fleißiger Handwerker, aber als Lover, na ja. Sie bilden das ideale Titelpaar für ein Buch, das „Ehen und ihre Konflikte in der Frühen Neuzeit“ beschreibt.
Die Autorinnen schöpfen aus einem reichen Fundus an Forschungsliteratur, die bislang dazu erschienen ist. Und aus Quellen, die aus dem Alltag gegriffen sind und die Lektüre lebendig machen. Einblick bekommt man in die Ausgestaltung der Brautkleider, die seit dem 16. Jahrhundert in der Regel weiß waren, ebenso wie in Beispiele von ehelicher Gewalt. Allein die Frage, wie viel wahre Liebe bei den Heiraten im Spiel war, bleibt wegen differierender Forschermeinungen unbeantwortet. Doch darüber werden sich wohl kaum jemals Pauschalaussagen treffen lassen.
Sicher hingegen ist, dass das Gefühlsleben im Lauf des 18. Jahrhunderts an Bedeutung zunahm. Ein Mangel an Liebe sowie „unversöhnlicher Hass“ wurden als Trennungsgründe anerkannt, wobei die meisten Ehen mit dem Ableben eines der beiden Partner endeten. Über Scheidungen sind keine belastbaren Zahlen überliefert – dass die Scheidungsrate weit unter der heutigen lag, daran zweifelt niemand.
RUDOLF NEUMAIER
ANETTE BAUMANN, SIEGRID WESTPHAL, INKEN SCHMIDT-VOGES: Venus und Vulcanus. Ehen und ihre Konflikte in der Frühen Neuzeit. Oldenbourg Verlag, München 2011. 273 Seiten, 49,80 Euro.
„Mars und Venus, von Vulkan überrascht“: So sah der Tizian-Schüler Paris Bordone das Götter-Paar. Sein Gemälde entstand um 1548/50.
Foto: Jörg P. Anders/bpk
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"Eine sorgfältige Gesamtdarstellung der reichhaltigen Literatur zum (ehelichen) Geschlechterverhältnis der Frühen Neuzeit [...], deren Blickwinkel den Horizont weitet und zu weiterem Nachdenken und Forschen anregt." Gesa Ingendahl in: sehepunkte 9/2011 "Die Autorinnen schöpfen aus einem reichen Fundus an Forschungsliteratur (...). Und aus Quellen, die aus dem Alltag gegriffen sind und die Lektüre lebendig machen." Rudolf Neumaier in: Süddeutsche Zeitung, 23.11.2011 ''...die Ergebnisse aus den unterschiedlichsten historischen Disziplinen (werden) gebündelt, aktuelle Forschungskontroversen markiert und bei hohem Niveau dem interessierten Laien verständlich präsentiert.'' Zeitschrift für Historische Forschung, Heft 3/2012