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This is a study that digs deeply into this 'other' slavery, the bondage of Europeans by North-African Muslims that flourished during the same centuries as the heyday of the trans-Atlantic trade from sub-Saharan Africa to the Americas. Here are explored the actual extent of Barbary Coast slavery, the dynamic relationship between master and slave, and the effects of this slaving on Italy, one of the slave takers' primary targets and victims.

Produktbeschreibung
This is a study that digs deeply into this 'other' slavery, the bondage of Europeans by North-African Muslims that flourished during the same centuries as the heyday of the trans-Atlantic trade from sub-Saharan Africa to the Americas. Here are explored the actual extent of Barbary Coast slavery, the dynamic relationship between master and slave, and the effects of this slaving on Italy, one of the slave takers' primary targets and victims.
Autorenporträt
ROBERT C. DAVIS is a Professor of Italian Social History at the Ohio State University. He has previously researched and written on gender in Renaissance Italian cities, on the shipbuilders of the Venetian state arsenal, on various forms of sport in Renaissance Venice, and on past and present-day tourism in Venice.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.12.2004

Die armen Europäer in den Händen von Muslimen
Nicht nur Sklavenhändler: Robert C. Davis folgt Christen in die Sklaverei im nördlichen Afrika

Mehr als eine Million Europäer wurden zwischen 1530 und 1780 von nordafrikanischen Piraten verschleppt und in den Regionen, die heute Marokko, Tunesien, Algerien und Libyen umfassen, als Sklaven gehalten. Besonders Seeleute und Fischer gehörten zu den Opfern. Im Prinzip lief aber jeder, der in dieser Zeit allein im Mittelmeerraum unterwegs war oder in den Küstengebieten Süd- und Westeuropas lebte, Gefahr, versklavt zu werden. Selbst Nordengland und Island waren vor den Korsaren aus dem Maghreb nicht sicher.

In der Folge kam es zu einer beträchtlichen Entvölkerung der Küstenstreifen von Malaga bis Venedig. Die Verschleppung vorwiegend männlicher Ernährer führte in den betroffenen Regionen überdies zu wachsender Armut. Diese provokanten Thesen vertritt der an der Universität von Ohio lehrende, bislang vor allem durch Studien zur frühneuzeitlichen Sozialgeschichte Italiens ausgewiesene Historiker Robert C. Davis in seinem neuen Buch.

Während der transatlantische Sklavenhandel seit geraumer Zeit Gegenstand intensiver Forschungen ist, hat die "weiße Sklaverei" im nördlichen Afrika bislang kaum gelehrte Aufmerksamkeit erweckt. Dies hängt nicht zuletzt mit der schwierigen Quellenlage zusammen. Quantitative Angaben zum Handel mit Menschen über den Atlantik finden sich in vielen Quellen, etwa in Einfuhrstatistiken, Bevölkerungszahlen in den Empfängerländern, Schiffslisten, Geschäftsbüchern und Zolldokumenten. Die Beteiligten am mediterranen Sklavenhandel haben hingegen nur sporadisch Buch geführt. Zudem tendierte die bisherige Forschung dazu, beklagt Davis, das Ausmaß dieser Sklaverei zu unterschätzen. Denn der Blick der Historiker richtete sich bestenfalls auf die Existenz von christlichen Sklaven an spezifischen Orten wie etwa Algiers, nie aber auf das Gesamtphänomen.

Nun gelang es dem Autor zwar, zahlreiche neue Quellen zu erschließen und überdies weit verstreute Hinweise auf die Zahl von europäischen Sklaven im Maghreb erstmals systematisch zusammenzuführen. Seine Angaben zur Gesamtzahl der versklavten Europäer basieren jedoch auf recht fragwürdigen Hochrechnungen. Er benutzt überlieferte, seiner Meinung nach einigermaßen verläßlich erscheinende zeitgenössische Angaben über die Größe der Sklavenbevölkerung an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit. Auf dieser Grundlage kalkuliert Davis, wie viele neue Sklaven gebraucht wurden, um durch Tod, Flucht, Freilassung oder Konversion entstandene Verluste auszugleichen. Um die Sklavenbevölkerung stabil zu halten, mußte, so der Autor, jedes Jahr rund ein Viertel der Sklaven ersetzt werden. Nach dieser Rechnung versklavten die nordafrikanischen Piraten allein zwischen 1580 und 1680 rund 850 000 Europäer.

Davis konzediert die Problematik seiner Methode, sie sei angesichts der Quellenlage jedoch alternativlos. Seine Zahlenspiele haben, wenig überraschend, sogleich harsche Kritik erfahren. Jenseits der ein wenig marktschreierischen Aussagen über das Ausmaß der "weißen Sklaverei" bietet die Studie aber interessante Einblicke in die Praxis der Versklavung und den Alltag der Versklavten. Die Mehrheit der Sklaven diente den herrschenden Fürsten und mußte harte körperliche Arbeit leisten. Viele wurden als Ruderer auf den Galeeren der Piraten eingesetzt, die auszogen, um neue Sklaven zu fangen. Andere schleppten Steine, errichteten Gebäude, fällten Bäume oder halfen beim Bau neuer Galeeren. Die Unterbringung war in der Regel katastrophal, die Ernährung unzureichend. Sklaven, die privaten Herren dienten, hatten gelegentlich mehr Glück und genossen eine bessere Behandlung. Frauen landeten zuweilen im Harem. Die Mehrheit der versklavten Europäerinnen wurde jedoch freigekauft.

Seit der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts bemühte sich vornehmlich die katholische Kirche um den Freikauf der Sklaven im Maghreb. Mitglieder verschiedener Orden sammelten Spenden, reisten nach Nordafrika und verhandelten mit den Sklavenbesitzern. Überall in Italien und Spanien standen in ländlichen Kirchen Sammelbüchsen mit der Aufschrift "Für die armen Sklaven", und Kirchenvertreter ermunterten wohlhabendere Gemeindemitglieder mit Nachdruck, einen Teil ihrer Hinterlassenschaft für den Freikauf von Sklaven zur Verfügung zu stellen.

Diese Form der Spende galt unter Katholiken als besonders angemessene Barmherzigkeit, zumal christliche Sklaven gleichsam ideale Opfer darstellten. Denn deren "einziges Verbrechen", so ein von Davis zitierter italienischer Pater, bestand schließlich darin, "Jesus Christus als Heiland zu betrachten". Hinzuzufügen ist, daß die katholische Kirche in bezug auf die Sklaverei in der atlantischen Welt, von der afrikanische "Heiden" betroffen waren, eine große Zurückhaltung an den Tag legte. Erst 1839, Jahrzehnte nach dem Beginn der Abolitionsbewegung und Jahre nach dem ersten Emanzipationsgesetz, sprach sich der Heilige Stuhl gegen Sklaverei aus.

Mit seinem Fokus auf muslimische Sklavenhalter und christliche Sklaven beabsichtigt Davis keineswegs, gegenwärtige Zerrbilder über "den Islam" historisch zu fundieren. Er will mit seiner Studie vielmehr das gängige Bild einer übermächtigen europäischen Expansion in der frühen Neuzeit hinterfragen. Die "weiße Sklaverei" mache die Fragilität europäischer Weltmacht in dieser Periode deutlich. Einige Formulierungen von Davis laufen tendenziell leider auf eine Relativierung des transatlantischen Sklavenhandels hinaus. Zuzustimmen ist ihm jedoch in der Aussage, daß frühneuzeitliche Sklavereisysteme nicht von Anfang an das Resultat eines tiefverwurzelten europäischen Rassismus gegen Menschen schwarzer Hautfarbe gewesen sind. Europäer waren bis ins achtzehnte Jahrhundert hinein, das verdeutlicht Davis Studie eindrucksvoll, nicht nur Sklavenhändler, sondern eben auch Sklaven.

ANDREAS ECKERT

Robert C. Davis: "Christian Slaves, Muslim Masters". White Slavery in the Mediterranean, the Barbary Coast, and Italy, 1500-1800. Palgrave MacMillan, New York 2004. 260 S., br., 24,95 $.

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'Christian Slaves, Muslim Masters is about a subject of immense importance, which has been strangely neglected...It is very well researched, and... at a time of unprecedented interest in racial slavery in America, it is interesting to read a crucial and informative preview to that subject.' - David Brion Davis, Yale University