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Wolfgang Bauer bietet einen Überblick über die chinesische Philosophie von ihren Anfängen im 6. Jahrhundert v.Chr. bis zum 20. Jahrhundert. Er entschlüsselt philosophische Begriffe von der Bildhaftigkeit alter Zeichen aus und geht dem engen Zusammenhang zwischen der chinesischen Philosophie und den politischen und sozialen Verhältnissen nach. So entsteht ein eindrucksvolles Gesamtbild der Lehren des Konfuzianismus, Daoismus und der buddhistischen Philosophenschulen.

Produktbeschreibung
Wolfgang Bauer bietet einen Überblick über die chinesische Philosophie von ihren Anfängen im 6. Jahrhundert v.Chr. bis zum 20. Jahrhundert. Er entschlüsselt philosophische Begriffe von der Bildhaftigkeit alter Zeichen aus und geht dem engen Zusammenhang zwischen der chinesischen Philosophie und den politischen und sozialen Verhältnissen nach. So entsteht ein eindrucksvolles Gesamtbild der Lehren des Konfuzianismus, Daoismus und der buddhistischen Philosophenschulen.
Autorenporträt
Wolfgang Bauer, 1930-1997, war seit 1966 Professor für Ostasiatische Sprachen und Kulturwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sein weltweites Renommee trug ihm zahlreiche Gastprofessuren in den USA, in Australien und Japan ein. Zu seinen Hauptwerken zählen China und die Hoffnung auf Glück (1989) und Das Antlitz Chinas (1990).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.06.2001

Dunkel beugen hell verändern
Konfuzianismus, Daoismus, Buddhismus – und eine Prise Hegel: Wolfgang Bauers souveräne Geschichte der chinesischen Philosophie
Splittern chinesischer Tradition begegnet man heute allenthalben. Bunte, oft unscharfe China-Bilder gehören zum Bodensatz jener Renaissance, die Peter Sloterdijk vor ein paar Jahren als Eurotaoismus rekonstruiert hat. Bei Quelle gibt’s Tagesdecken mit chinesischem Schriftdekor, und Yin und Yang sind selbstklebend als Auto-Sticker zu haben. Kochbücher erklären uns, wie wir im Einklang mit der Fünf-Elemente-Lehre leben. Handbücher über glückliche Beziehungen empfangen uns mit einem Motto von Laotse oder Konfuzius.
Laotse kennen wir im deutschsprachigen Bereich aus der „Legende von der Entstehung des Buches Taoteking” – eine Brecht-Figur: „Als er Siebzig war und war gebrechlich/Drängte es den Lehrer doch nach Ruh.” Wolfgang Bauer, Professor für ostasiatische Sprachen und Kulturwissenschaft in München, war noch keine siebzig, als er 1997 starb. Er hinterließ eine Geschichte der chinesischen Philosophie, die auch ein nichtsinologisches Publikum sicher durch eine zuweilen exotische Landschaft geleitet. Das Buch, klar und deutlich schon in der Diktion, biedert sich dabei keinem der wohlfeilen Klischees und auch keiner esoterischen Mode an.
Bauer streicht vielmehr die Alterität dieses Denkens heraus. Besonders die chinesische Grammatik und Schrift gaben dieser Philosophie ein ganz eigentümliches Gepräge. Das Chinesische unterscheidet nicht zwischen einem Tisch und vielen Tischen oder zwischen Präsens und Futur; seine Schriftzeichen stehen nicht für Laute, sondern für Bilder und Begriffe. Deshalb spielen Abstraktionen und zeitliche Anschauungen in China eine geringe Rolle. Seine – schier unübersehbare–- philosophische Überlieferung ist dafür reich an exemplarischen Geschichten und poetischen Einschüben, an Zahlen und Diagrammen. Grundsätzlich zeichnet die chinesische Philosophie „ein Trend vom Religiösen zum Rationalen” aus. Zugleich betont Bauer, dass Konfuzius (551–479 v. Chr.) und seine Schüler religiöse Themen und Rituale verarbeiteten und säkularisierten. Und der Daoismus, dessen legendäre Gründergestalt wohl im vierten Jahrhundert v. Chr. gelebt hat, beeinflusste vielfach die Volksfrömmigkeit. Religion und Philosophie sind in China so immer aufeinander verwiesen.
Die Liebe des Mo Di
Das tritt besonders deutlich in der Buddhismus-Rezeption zu Tage, einer Art Wasserscheide der chinesischen Philosophiegeschichte. Bei ihrer Darstellung gelingt Wolfgang Bauer, ganz en passant, auch eine präzise Einführung in die buddhistischen Grundlehren. Er unterscheidet zwischen „buddhistischen Schulen in China” und „buddhistischen Schulen chinesischen Ursprungs”, deren religionsgeschichtlich wirksamste der im 6.Jahrhundert n. Chr. entstandene Chan- bzw. Zen-Buddhismus ist. Dessen vergleichsweise unbekannte Vorgeschichte stellt Bauer ausführlich dar.
Hierin liegt eine Stärke seiner Studie: Sie behandelt zwar durchaus gründlich, was sich ein neugieriger Laie von ihr erhoffen mag: die Lehre von Yin und Yang, den Konfuzianismus, den Daoismus oder die Spielarten des chinesischen Buddhismus. Vor allem aber erschließt Wolfgang Bauer Bereiche der chinesischen Philosophie, die einem nicht unmittelbar in die Augen springen, wenn man etwa den Verlagsprospekt von Diederichs Gelber Reihe durchblättert. So lernt man etwa Mo Di (ca. 479–381 v. Chr.) näher kennen. Christliche Missionare interpretierten ihn als „eine Art Proto-Christ”, während er von den Marxisten als Vorläufer des Sozialismus vereinnahmt wurde. Mo Di stellte der wohltemperierten konfuzianischen Ethik den Begriff einer „allumfassenden Liebe” entgegen, der ihn zu radikal pazifistischen Anschauungen führte. Seine straff organisierte und ein wenig an den Jesuiten-Orden erinnernde Schule klügelte eine differenzierte Sprachtheorie aus, um ihre Begriffe von der konfuzianischen Terminologie abzusetzen. Ihre kaderartige Organisation und ihre scharfsinningen Abstraktionen verhinderten aber, daß Mo Dis Schule ähnlich traditionsbildend wurde wie der Konfuzianismus oder der Daoismus. Spannend auch, was Bauer über die mystische „Dunkel-Schule” aus dem dritten Jahrhundert n. Chr. berichtet. Denker wie Wang Bi oder Guo Xiang kommentierten synkretistisch das daoistische Daode jing (Tao te king) aus konfuzianischer Perspektive und bezogen sich dabei auch auf buddhistische Vorstellungen.
So verwirrend die vielen Dynastien, Eigennamen und Begriffe im einzelnen sein mögen, Bauer schafft es in seinen Zwischenresümes immer wieder, die verschiedenen Denkweisen miteinander ins Gespräch und auf den Punkt zu bringen. Es zeichnet sich eine Entwicklung ab, in der das Pendel hin- und herschwingt zwischen pluralistischen und monistischen Ontologien, zwischen einer (tendentiell konfuzianischen) Orientierung an Gesellschaft, Konvention und Kultur einerseits und einer (tendentiell daoistischen) Rückbesinnung auf den transpersonalen Grund des Menschen andererseits. Längen bekommt das Buch erst gegen Ende, in den Kaptiteln über die Entwicklung seit den Buddhistenverfolgungen und der konfuzianischen Erneuerung. Vielleicht konnte Bauer noch nicht auf entsprechende Editionen und Forschungen zurückgreifen. Schade auch, dass er die chinesische Philosophie der Moderne ganz ausgespart hat.
Spätestens seit den Jesuiten-Missionen ist, wie verschwommen auch immer, China für Alteuropa ein Begriff. Radikale Unterschiede in Sprache und Schrift erschwerten einen wirklichen Dialog indessen von Anfang an, in beiden Richtungen. Aus Hegels Konzept des „Aufhebens” wird in der chinesischen Transliterierung „ao-fu-he-bian”. Die vier Zeichen, die phonetisch dem deutschen Terminus einigermaßen entsprechen, ergeben im Bedeutungssystem der chinesischen Schrift „dunkel-beugen-hell-verändern”. Nicht einmal Hegels akrobatische Dialektik wäre wohl in der Lage gewesen, zwischen diesen beiden Konzepten noch zu vermitteln.
In Wolfgang Bauers Geschichte der chinesischen Philosophie ist die Fremdheit fernöstlichen Denkens gut aufgehoben: übertragen in die Welt unserer Vorstellungen und Begriffe und doch nicht bis zur Unkenntlichkeit verschliffen. Man wünschte sich mehr solcher Briefe aus der chinesischen Vergangenheit. FRIEDMANN HARZER
WOLFGANG BAUER: Geschichte der chinesischen Philosophie. Konfuzianis mus, Daoismus, Buddhismus. Hrsg. Hans von Ess. Verlag C.H. Beck Verlag. München 2001. 339 Seiten, 48 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Der Sinologe Wolfgang Bauer war nach allem, was man in Mark Siemons Rezension seiner nun postum erschienen "Geschichte der chinesischen Philosophie" erfährt, ein sehr ungewöhnlicher Gelehrter. "Wissenschaftliche Skepsis und menschliches Wohlwollen verbanden sich da mit einem künstlerischen, manchmal fast anarchistischen Habitus", schreibt Simon und stellt fest, dass Bauer mit seiner Persönlichkeit wie der Brillanz seiner Hauptwerke erreichte, was keinem seiner Kollegen gelang: manches Vorurteil über China auch in breiteren Kreisen der Öffentlichkeit zurechtzurücken. Das nun erschienene Buch ist auf der Grundlage seiner Vorlesungen herausgegeben worden und war von Bauer, so Siemons, nur "als uneigennütziges Lehrbuch" geplant. Durch diese Entstehungsgeschichte erklärt sich manche "Unebenheit" des Bandes, der dennoch, wie der Rezensent findet, von "immensem Nutzen" ist. Das Lebensthema Bauers zieht sich auch durch dieses Buch: die Frage nach dem "Verhältnis von Wahrheit und Skepsis". Wissenschaftlich sei der Band auf dem neuesten Stand, beziehe die "Resultate der Textkritik" mit ein. Man wird, trotz des Verzichts des Autors auf die Herstellung aktueller Bezüge, zu verschiedensten Assoziationen angeregt, befindet Siemons und stellt es mit Hinweisen auf Arnold Gehlen und Nam June-Paik auch gleich unter Beweis. Eines scheint man in jedem Fall als Botschaft fürs Leben mitnehmen zu können: die Botschaft eines von Bauer übersetzten Textes von Zhuangzi über "die Nutzlosigkeit rechthaberischer Dispute."

© Perlentaucher Medien GmbH"
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'Man wünschte sich mehr solcher Briefe aus der chinesischen Vergangenheit.' - Friedmann Harzer, Süddeutsche Zeitung