Neue Erkenntnisse über Frauen als Täterinnen und die Geschlechterrollen im NationalsozialismusFrauen, die im NS-System mitmachten, mitliefen oder gar selbst folterten und mordeten, blieben lange ein Tabu. Inzwischen hat sich eine neue Forscher- und Forscherinnengeneration dieser Thematik angenommen. Dabei zeigen die Untersuchungen, wie sehr der Blick von Vorurteilen über die Geschlechterrollen im Nationalsozialismus bestimmt war, die den Frauen keine eigene Handlungsfähigkeit zutrauten und deren Teilnahme an Mord und Vernichtung für viel verwerflicher befunden wurde als die von Männern. Der Band verdeutlicht, dass die Frauen ebenso wie die Männer abhängig von ihrer Position, ihrer politischen Einstellung und ihrer ethnischen Zugehörigkeit handelten.Aus dem Inhalt:Marita Krauss: Rechte Frauen. Mitläuferinnen, Profiteurinnen, Täterinnen Gudrun Brockhaus: Johanna Haarers NS-Erziehungsratgeber Wiebke Lisner: Hebammen im NationalsozialismusKatrin Himmler: 'Herrenmenschenpaare'Elizabeth Harvey: Frauenorganisationen im besetzten Polen Christiane Berger: Die Reichsfrauenführerin Gertrud Scholtz-Klink Christoph Thonfeld: Frauen und DenunziationElisabeth Kohlhaas: Weibliche Angestellte der Gestapo 1933-1945Simone Erpel: Aufseherinnen des Frauen-Konzentrationslagers RavensbrückClaudia Kuretsidis-Haider: Täterinnen vor Gericht Lavern Wolfram: Eine ehemalige KZ-Aufseherin und die Justiz
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Als einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der "Täterinnenforschung" beurteilt Ludger Heid die Bücher von Kathrin Kompisch und Marita Krauss, die sich beide mit dem Thema der Frau im Nationalsozialismus befassen. Etwa zehn Prozent des Personals in den deutschen Konzentrationslagern bestand aus Frauen, teilt der Rezensent mit, dargestellt wurden diese später aber fast ausschließlich als schwache Handlangerinnen und Statistinnen des Verbrechens. Beide Bücher belehren nun eines Besseren, stellt Heid fest. Diesmal, so meint der Rezensent, werden die Frauen des NS-Systems als das gezeigt, was sie waren: Täterinnen, die freiwillig und aus Überzeugung Teil hatten an den Verbrechen der Nazis.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
'Fotos lachender, flirtender, die Freizeit genießender SS-Helferinnen sind bekannt. Sie wirken als 'normale' junge Frauen, nicht als mordende Bestien. Was unterschied diese Frauen, die im KZ töteten und folterten, von anderen Frauen? Diese Frage stellten