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ICH SEHE EUROPA, ICH KANN ES SOGAR RIECHEN! - EINE VISION, FÜR DIE VIELE BEREIT SIND, ALLES ZU GEBEN. Europa zum Greifen nahe. Helen, eine junge Frau aus Nigeria, macht sich auf den Weg in ein freies, selbstbestimmtes Leben, das sie in Europa zu finden glaubt. Die Reise wird zum Albtraum - die Ankunft zur Erniedrigung: Von Schleppern getäuscht, irrt sie mit ihrem Begleiter Benjamin durch die Sahara. Er rettet ihr das Leben und führt sie durch das Totenfeld bis nach Tanger. Dort treibt er sie in die Prostitution, mit der sie das Geld für beider Überfahrt verdienen soll. Gegen die ständige…mehr

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Produktbeschreibung
ICH SEHE EUROPA, ICH KANN ES SOGAR RIECHEN! - EINE VISION, FÜR DIE VIELE BEREIT SIND, ALLES ZU GEBEN. Europa zum Greifen nahe. Helen, eine junge Frau aus Nigeria, macht sich auf den Weg in ein freies, selbstbestimmtes Leben, das sie in Europa zu finden glaubt. Die Reise wird zum Albtraum - die Ankunft zur Erniedrigung: Von Schleppern getäuscht, irrt sie mit ihrem Begleiter Benjamin durch die Sahara. Er rettet ihr das Leben und führt sie durch das Totenfeld bis nach Tanger. Dort treibt er sie in die Prostitution, mit der sie das Geld für beider Überfahrt verdienen soll. Gegen die ständige Demütigung und Resignation stellt sich Helens Vision von Europa - und das Ver-sprechen an die Eltern, dass sie heil dort ankommen wird. Was sie ihrer Familie, und letztlich sich selbst, in ihren Briefen berichtet, ist meist nicht die Wahrheit, sondern eine geschönte Parallelerzäh-lung ihrer Höllenfahrt. Der Wunsch, in Europa zu leben, wird zum einzigen Überlebensprinzip. Durch die visionäre Kraft übersteht Helen die unerträglichsten Momente. Bis nach Europa. In ihren Berichten, die sich abwechseln mit Dialogen, Rückblenden und Zukunftsvisionen, zeigt sich in unverwechselbarem Ton und einer Sprache, die unter die Haut geht, ein Mensch, der unser dürftiges Bild vom Flüchtling verändert.

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Autorenporträt
Autorin Maxi Obexer 1970 in Brixen/Italien geboren, freie Autorin von Theaterstücken, Hörspielen, Erzählungen sowie Essays, dramaturgische Tätigkeiten und Bühnenregisseurin. Zahlreiche Aus-zeichnungen und Stipendien, u. a. vom Literarischen Colloquium Berlin, der Akademie der Künste sowie der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart. Zuletzt Max-Kade-Gastprofessorin für Drama am Dartmouth College, New Hampshire/USA; derzeit Gastprofessorin für Szenisches Schreiben an der Universität der Künste in Berlin. Publikationen (Auswahl): Das Herz eines Bastards (Erzählungen, 2002), Das Geisterschiff (Theaterstück, 2005).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.08.2011

Kontinentalverschiebung
Maxi Obexers Romandebüt „Wenn gefährliche Hunde lachen“ schildert unaufdringlich packend ein Flüchtlingsschicksal
„Sag allen, es geht mir gut“, so enden viele von Helens Briefen. „Es geht mir gut“ gehört vermutlich zu den Top Ten der Lügen in Briefen an die Familie – eine schwache Beruhigungsphrase für die Daheimgebliebenen, ein Optimismusmantra für den, der in ein neues Leben aufbricht. Helen schreibt diesen Satz dann, wenn die Angst besonders groß, wenn das Ziel, Europa, besonders fern ist, wenn die Wahrheit den Eltern ganz leise das Herz brechen würde.
Maxi Obexer, die sich bisher vor allem als Autorin von Hörspielen und Theaterstücken wie „Das Geisterschiff“ einen Namen gemacht hat, skizziert in ihrem Romandebüt in schnellen Schlaglichtern den Weg einer jungen Frau aus Nigeria über Spanien bis nach Deutschland. Ob sie allerdings wirklich hier ankommt, oder ob die unzuverlässig werdende Erzählung doch nur noch die letzten traurigen Fetzen eines Wunschbildes wiedergibt, will und muss die Autorin nicht eindeutig klären. „Wenn gefährliche Hunde lachen“ lässt Szenen von Helens Flucht aufblitzen, den Aufbruch voller Abenteuerlust, einen quälenden Fußmarsch durch die Wüste, Gefängnis und immer neue Abhängigkeiten: von Schleusern, von Grenzsoldaten, von Ben, der plötzlich wie ein Schutzengel auftaucht und sich ihrer nicht ohne Eigennutz annimmt. Er begleitet sie bis nach Tanger, wo die Lichter Europas nachts verheißungsvoll am Horizont leuchten.
Die Welt, die ihre Hauptfigur umgibt, skizziert Obexer in wenigen Absätzen, die an Regieanweisungen erinnern. Diese Miniaturen, in ruhigem fast poetischen Ton gehalten, werden abgelöst von Dialogen, Helens Gedanken und ihren Briefen. Schmerzliches vertraut sie darin nur ihrer Schwester Pat an, in Andeutungen oder verpackt in Berichte über eine fiktive Freundin. Für die Eltern gibt es postkartenhaft Buntes, für den kleinen Bruder lustige Episoden wie die von den Hunden, die völlig durchdrehen, wenn etwas Schnee fällt. „Sie sehen anders aus, wenn sie nach den Flocken schnappen, dann lachen sie nämlich, ja, sogar gefährliche Hunde lachen, wenn es schneit.“
Zwei Geschichten entwickeln sich so parallel, die eine soll helfen, die andere zu ertragen. Über all dem leuchtet die Utopie von Europa als einer Welt, in der ein freies, selbstbestimmtes Leben möglich ist, in der Helen wieder als Journalistin arbeiten will – ohne Einschränkung und Gängelung. Allein die Hoffnung lässt sie durchhalten, selbst dann noch, als sie zur Prostitution gezwungen wird, um das Geld für die Überfahrt zusammenzukriegen. „Wenn gefährliche Hunde lachen“ lässt Europa vor den Augen der Leser auseinanderdriften – hier die stolze Wertegemeinschaft, an die Helen glaubt, dort eine Gesellschaft in Abschottungshysterie, die jeden Migranten zuallererst als Bedrohung definiert. Dazwischen, im Strudel der ideologischen Plattentektonik, sinken überfüllte Boote, sterben Menschen.
Obexer schreibt auf unaufdringliche Weise packend. Sie lässt Helen vorsichtig nach Worten für das Unerträgliche suchen. Nie wird sie sensationsheischend, nie zu intim, tastet sich an der Grenze dessen entlang, was ein Mensch gerade noch in Worte fassen kann, ohne wahnsinnig zu werden. Denn das passiere vielen auf der Flucht, erzählt Ben, wenn das Ziel nicht mehr erreichbar erscheint, sei es mitten in einem Sandsturm, oder während des zermürbenden Wartens in den Fängen der deutschen Flüchtlingsbürokratie. CORNELIA FIEDLER
MAXI OBEXER: Wenn gefährliche Hunde lachen. Roman. Folio Verlag, Wien, Bozen 2011. 168 Seiten, 22,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Das Flüchtlingsdrama an Europas Toren schildert die Autorin in ihrem Debütroman auf eine Weise, die Cornelia Fiedler gut gefällt - weder sensationsheischend noch zu intim, sondern tastend nach Worten für das Unerträgliche. Packend erzählt erscheint Fiedler die Geschichte einer jungen Frau auf dem steinigen Weg von Nigeria nach Europa aber allemal. Die skizzenhaften Schlaglichter, die Maxi Obexer auf ihre Heldin wirft, der miniaturhafte, doch poetische Blick auf Abenteuerlust, Schleuserwillkür, Gefangenschaft und plötzlich auftauchende Schutzengel lässt vor Fiedlers Augen die "Utopie von Europa" erstehen, aber auch die Festung Europa.

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