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Marie lebt mit ihrem Mann, einem Schulbusfahrer, und ihren beiden Kindern in einer nordfranzösischen Vorstadt. Früher war sie Kassiererin im Supermarkt, jetzt ist sie Hausfrau und lebt selbstverloren vor sich hin, zunehmend zermürbt durch ihr eintöniges Leben. Eines Tages wird sie durch Zufall auf ein Flüchtlingslager aufmerksam, sie schließt sich den freiwilligen Helfern an und teilt an Asylbewerber Essen aus. Mehr und mehr vernachlässigt sie ihre Familie, sie wird zu einer Aktivistin der Gestrandeten und gerät mit der brutalen Polizei in Konflikt. Denen, die gar nichts haben, gibt Marie…mehr

Produktbeschreibung
Marie lebt mit ihrem Mann, einem Schulbusfahrer, und ihren beiden Kindern in einer nordfranzösischen Vorstadt. Früher war sie Kassiererin im Supermarkt, jetzt ist sie Hausfrau und lebt selbstverloren vor sich hin, zunehmend zermürbt durch ihr eintöniges Leben. Eines Tages wird sie durch Zufall auf ein Flüchtlingslager aufmerksam, sie schließt sich den freiwilligen Helfern an und teilt an Asylbewerber Essen aus. Mehr und mehr vernachlässigt sie ihre Familie, sie wird zu einer Aktivistin der Gestrandeten und gerät mit der brutalen Polizei in Konflikt. Denen, die gar nichts haben, gibt Marie alles. Und droht schließlich, ihre Kinder, ihren Mann und sich selbst zu verlieren. Olivier Adam hat mit »Nichts was uns schützt« ein kraftvolles und einfühlendes Buch geschrieben.
Autorenporträt
Adam, OlivierOlivier Adam, geboren 1974 und in der Pariser Banlieue aufgewachsen, hat zahlreiche Romane, Jugendbücher und Erzählbände veröffentlicht. Viele seiner Romane wurden verfilmt. »Keine Sorge, mir geht's gut« erlangte in Frankreich und Deutschland Kultstatus. Adam lebt mit Frau und Kindern in Paris. Bei Klett-Cotta erschienen bislang von ihm die Romane »Nichts was uns schützt«, »Gegenwinde« und »An den Rändern der Welt«.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.08.2009

Schutzlos

Für die Romanheldin Marie gilt der Buchtitel nicht. Sie wurde von ihrer Stelle als Kassiererin gefeuert und bekommt Arbeitslosengeld. Durch die Not wird sie irre und psychiatrisch versorgt. Ihr Leben in der abgeschirmten Einfamilienhaussiedlung - geparkte Autos, gleiche Fassaden hinter gleichen Vorgärtchen mit Schaukeln, Barbecue-Grills, Stiefmütterchen - gerät immer mehr durcheinander. Der Roman spielt in Nordfrankreich, Hunderte illegaler Flüchtlinge suchen Asylrecht oder wollen nach England weiterziehen und hausen so lange in Wäldern, Fabrikruinen, Erdlöchern. Marie gerät mit dieser Asylantenwelt in Kontakt und lernt hinter den "Kosovaren" - in Wirklichkeit Iraker, Iraner, Afghanen, Pakistani, Sudanesen, Kurden - Gesichter und persönliche Schicksale kennen. Sie hilft mit beim Suppeausteilen. Für diese Leute gibt es so gut wie nichts, was sie schützt vor Kälte, Regen, Schleppern, Ausweisung, Polizeiknüppeln. Was aber schützt wirklich die Einheimischen in ihren Einfamilienhäusern vor den Problemen der Welt? Die meisten ducken sich weg, beschimpfen Marie als Schlampe, als "Kosovarenlutscherin" und wollen nicht mehr, dass ihre Kinder mit deren Kindern spielen. Der fünfunddreißigjährige Olivier Adam erzählt in seinem sechsten Roman diese Geschichte aus der Perspektive Maries mit der Präzision des Sozialrealismus, lässt diesen jedoch mitunter gekonnt ins Phantastische abgleiten, wenn Marie etwa mit ihrem Sohn nächtlich durch den Wald geht und die Grotte ihrer eigenen Kindheit aufsucht oder wenn sie sich zärtlich neben den Jungen ins Bett legt. Adam macht das Normale fremd und das Sichere unsicher. (Olivier Adam: "Nichts was uns schützt". Roman. Aus dem Französischen von Oliver Ilan Schulz. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2009. 208 S., geb., 19,90 [Euro].) han.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Das Buch spürt Rezensent Georg Renöckl mitunter wie einen Schlag in die Magengrube. Schon deshalb erscheint ihm Olivier Adam als Meister der Einfühlung, der sämtliche Winkel der Seelen seiner Figuren auszuleuchten vermag. Sein Programm der literarischen Darstellung von Arbeitslosigkeit und Depression in den französischen Vorstadt-Ghettos schreibt der Autor mit diesem Roman laut Renöckl weiter fort. Schauplatz ist die Banlieue von Calais, die Perspektive die einer arbeitslosen Mutter, die sich der Tragödie der in Calais gestrandeten Immigranten mit verhängnisvoller Selbstaufgabe widmet. Der Rezensent erkennt das "hohe Risiko", das der Autor mit dieser thematischen Konstellation eingeht. Die Klippen des Pathetischen und des Melodramatischen umschifft Adam jedoch mit der "quälenden Genauigkeit" und der "Glaubwürdigkeit des engagierten Autors" und indem er, wie es in der Besprechung heißt, distanzlos protokolliert und auf Ironie und erzählerisches Raffinement verzichtet. Und wenn die Gedanken und Worte der Protagonistin doch manchmal die Wut des Autor erkennen lassen, so ändert das nichts an Renöckls Begeisterung für die Wucht dieses Romans.

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