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Eine große Liebe beginnt, doch sie beginnt nicht leicht. Eine junge Frau und ihr deutlich älterer Geliebter fliehen den Berliner Verhältnissen («Hitler und Hindenburg sind weit») und fahren an die Küste Südfrankreichs. Dort weichen die Sommerträume der Erzählerin schnell der Ernüchterung, denn sie ist nicht die Einzige für ihn, den Bonvivant. Er muss von ihr erst verlassen werden, damit er begreift, was in dieser Beziehung - und im Leben - wirklich zählt. Sie erlebt einen Sommer der Freiheit und Unabhängigkeit, in einem Haus am Meer zwischen Thymian und Zitronenbäumen, findet treue Freunde -…mehr

Produktbeschreibung
Eine große Liebe beginnt, doch sie beginnt nicht leicht. Eine junge Frau und ihr deutlich älterer Geliebter fliehen den Berliner Verhältnissen («Hitler und Hindenburg sind weit») und fahren an die Küste Südfrankreichs. Dort weichen die Sommerträume der Erzählerin schnell der Ernüchterung, denn sie ist nicht die Einzige für ihn, den Bonvivant. Er muss von ihr erst verlassen werden, damit er begreift, was in dieser Beziehung - und im Leben - wirklich zählt. Sie erlebt einen Sommer der Freiheit und Unabhängigkeit, in einem Haus am Meer zwischen Thymian und Zitronenbäumen, findet treue Freunde - und sich selbst. Um schließlich dem Mann, den sie liebt, neu zu begegnen.

Mit einem Essay von Marion Detjen, Großnichte Helen Wolffs, über den Entstehungshintergrund des Romans und das Leben Helen Wolffs. Warum hinterließ Wolff ihr gesamtes literarisches Werk in einem Umschlag, auf dem sie schrieb: «At my death, burn or throw away unread»?
Autorenporträt
Helen Wolff (1906-1994) ist vor allem als legendäre Verlegerin bekannt. Ihre eigenen Theaterstücke und Romane, die in den frühen dreißiger Jahren entstanden, hielt sie unter Verschluss. In München arbeitete sie seit 1928 für den Kurt Wolff Verlag. 1933 heiratete sie Kurt Wolff und emigrierte mit ihm nach Frankreich. Im New Yorker Exil baute sie 1942 gemeinsam mit ihrem Mann den Verlag Pantheon Books auf. Als Verlegerin eroberte sie nach dem Zweiten Weltkrieg mit zahlreichen deutschen und europäischen Schriftstellern (so Günter Grass, Max Frisch, Uwe Johnson, Italo Calvino) den US-amerikanischen Buchmarkt. Ab 1961 veröffentlichte sie die Werke ihrer Autoren in der Reihe 'Helen and Kurt Wolff Books' bei Harcourt, Brace & World, für die sie - Kurt Wolff starb 1963 - bis 1981 verantwortlich war.
Rezensionen
Man weiß gar nicht, was einen hier mehr begeistert: Wie souverän und leichtfüßig sich Helen Wolff in diesem autobiographischen Roman von ihrem übermächtigen Geliebten Kurt Wolff emanzipiert - oder wie flirrend schön diese Mittelmeerliebesgeschichte erzählt ist. Florian Illies

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.05.2020

Die Priesterin
26 Jahre nach ihrem Tod erscheint der erste Roman
der legendären Verlegerin Helen Wolff
VON ULRICH RÜDENAUER
Wie traumhaft das ist, wie verwegen: Eine junge Frau brennt mit ihrem älteren Liebhaber im schicken Automobil durch, fort aus dem sich verdüsternden Deutschland. Die Fahrt führt die beiden quer durch Frankreich und immer weiter nach Süden in die Provence – die Häuser rosa und ocker, malerische Pappeln und Zypressen, die sich gegen den Mistral lehnen. Dann aber gleich schon die erste kleine Missstimmung: Sie will die nächsten Wochen auf dem Land verbringen. Er mag es mondän, will Freunde treffen, im Casino sein Glück herausfordern und auch alten Gespielinnen näher sein. Der erste Keim der Eifersucht, denn dieser Mann hat einen Hau bei den Damen, und verheiratet ist er wohl noch dazu.
Lange lässt die junge Frau sich die Aussicht auf eine erotisch verworrene Sommerfrische nicht gefallen – ihre Liebe ist eben zu eindeutig, als dass sie sich teilen ließe. Sie reißt aus. Fährt mit dem Zug Richtung Heimat, steigt aber dann doch ein paar Stationen später aus – und erfüllt sich den Traum von der Sommeridylle eben allein. Sie mietet sich genau so ein Häuschen, wie sie es sich als Liebesnest vorgestellt hatte. „Es kostet sechzehn Mark. Es hat einen Ziehbrunnen, ein Bett, eine Kommode, eine Katze, eine Wiese, einen Zitronenbaum, einen Quittenbaum, eine Platane, viele Hundert Weinstöcke, und dazwischen wachsen Artischocken und Erbsen. Ich möchte Dir um den Hals fallen, Dir erzählen und zeigen, ich bin gar nicht so dumm und ungeschickt, wie Du meinst, ich habe auch Glück, ein anderes Glück als Du, kein Spieltischglück, aber ein Traumglück …“
Was nun beginnt in dieser provenzalischen Abgeschiedenheit ist die Geschichte einer Emanzipation, von unverhofften Freundschaften und einem Glück, das auf ganz anderen Wegen als gedacht zu dieser selbstbestimmten und doch in alten Beziehungsmustern gefangenen Frau kommt. Es gibt sogar so etwas wie ein Happy End, aber doch ein nur recht vages – denn wir Leser sind schon ein bisschen klüger, als es die Ich-Erzählerin sein kann. Als der Sommer zu Ende ist und man zurückkehrt nach Deutschland, liegt dort die Republik in den letzten Zügen und die „Hitler-Scheiße“, wie es Georges-Arthur Goldschmidt einmal schön auf den Punkt gebracht hat, geht so richtig los. Davon weiß diese Liebe noch nichts.
Helen Wolff hat die Sommerromanze, die von weiblicher Selbstermächtigung handelt und dem piefigen Deutschland ein hedonistisches, freigeistiges Frankreich gegenüberstellt, Anfang der 30er-Jahre geschrieben. „Hintergrund für Liebe“ heißt sie; die Provence bildet darin die betörende Kulisse für das amouröse Abenteuer, mehr noch: Die Szenerie nimmt immensen Raum ein. Die Landschaft drängt in den Vordergrund, und die Menschen werden zu „Staffagefigürchen“ – zumindest kommt es der Erzählerin manchmal in der paradiesischen Umgebung so vor. Hinter dem Erzählerin-Ich verbirgt sich kaum kaschiert Helen Wolff selbst, die damals noch Helene Mosel hieß. In ihrem Geliebten spiegelt sich der berühmte Verleger Kurt Wolff, der Entdecker Franz Kafkas und Georg Trakls. Es tauchen noch andere Figuren auf, deren Vorbilder sich entschlüsseln lassen: Walter Hasenclever zum Beispiel, ebenfalls ein Autor, dem Kurt Wolff zugetan und mit dem er eng befreundet war, tritt als der „kleine Herr“ auf, „munteres Seidenäffchen, taktvolles, menschenfreundliches Herz“.
Was die seinerzeit unveröffentlichte Erzählung offen lässt, schreibt die Realität weiter: Helene Mosel wird schließlich trotz aller Irrungen und Wirrungen zu Kurt Wolffs zweiter Frau. Die beiden heiraten 1933 im Exil. Es folgen ruhelose Jahre in Italien und Frankreich, bis die Emigration nach New York gelingt, wo die beiden 1942 den Verlag Pantheon Books, Inc. gründen. Helen Wolff hatte da ihre schriftstellerischen Ambitionen längst aufgegeben.
Spätestens nach dem Tod ihres Mannes 1963 galt sie selbst als berühmte Verlegerin von Autoren wie Georges Simenon, Boris Pasternak oder Umberto Eco; sie war die Grande Dame der New Yorker Literaturszene, eine enge Vertraute von Günter Grass, Max Frisch und Uwe Johnson, von W. H. Auden und Michael Hamburger. Die Spuren ihrer eigenen literarischen Versuche hatte sie sorgsam verwischt, wenn auch nicht zerstört. Im Nachruf der „Zeit“ war im April 1994 zu lesen: „Im Alter von 88 Jahren ist in Amerika eine Frau gestorben, die außer Briefen und ermunternden Notizen keine Zeile Poesie oder Prosa geschrieben hat.“ Wolffs Testament trug den Nachlassverwaltern auf, wie mit den frühen Manuskripten zu verfahren sei – à la Kafka nämlich: „At my death, burn or throw away unread!“
Ungelesen verbrennen oder wegwerfen – richtig ernst nehmen kann man so etwas bekanntlich nicht. Immerhin hätte Wolff selbst 50 Jahre lang Gelegenheit gehabt, ihre literarische Vergangenheit zu vernichten. Sie hat es nicht getan. Vielleicht auch, weil sie doch darauf hoffte, dass ihr Traum, als Schriftstellerin zu reüssieren, posthum sich erfüllen möge. Gut für uns jedenfalls, dass die Texte erhalten sind. Wir können so eine Autorin am Anfang ihres Weges kennenlernen, der zwar irgendwann eine Abzweigung in eine andere Richtung nahm, aber durchaus auch geradlinig ins Schreiberdasein hätte führen können. Vor einigen Jahren war in der Zeitschrift „Sinn und Form“ schon das Prosafragment „Die Mutter“ aus diesem Nachlass erschienen. Nun bringt der Weidle Verlag aus Bonn, dem wir zahlreiche Wiederentdeckungen vor allem aus der Zwischenkriegszeit verdanken, erstmals die abgeschlossene Erzählung „Hintergrund für Liebe“ heraus. Mehrere Verlage hatten sich Anfang der 30er dafür interessiert, Ullstein und Rowohlt wedelten schon mit Verträgen, und die Autorin hätte sich prima gemacht in einer Reihe mit Irmgard Keun, Marieluise Fleißer oder Gabriele Tergit. Aber dann kam ihr das Tausendjährige Reich in die Quere, und keiner getraute sich mehr, das Büchlein oder irgendein anderes von ihr zu drucken. Marion Detjen, Großnichte von Helen Wolff, schreibt in ihrem ausführlichen Nachwort (fast eine kleine Helen-Wolff-Biografie) ausführlich über die ernsthaften Schreibexperimente ihrer Tante, die von Kurt Wolff sehr unterstützt wurden. Sie führt uns das turbulente Privatleben des Paares vor Augen, das den Hintergrund für den „Hintergrund für Liebe“ lieferte, die literarischen Netzwerke und die leidigen Zeitumstände, die immer wieder dafür sorgten, dass schon fertige Manuskripte oder Theaterstücke Helen Wolffs nicht an die Öffentlichkeit gelangen konnten.
Marion Detjen spekuliert darüber, warum Wolff – deren Talent fürs Leichtfüßige und Szenische, für Dialoge und die Inszenierung eines neuen, androgynen Frauenbildes in ihrer nun vorliegenden Erzählung erahnbar ist – später das Schreiben vollkommen aufgegeben hat und auch ihre frühen Texte zu Lebzeiten nicht veröffentlichen wollte. „Es gibt eine auf der Hand liegende, aber unzureichende Erklärung dafür, dass die Zeugnisse ihrer schriftstellerischen Tätigkeit, solange sie Verlegerin war – und das war sie ja bis zum Tod, für wenige, ausgewählte Autoren – unter Verschluss bleiben mussten. Es gehörte zum ‚Credo‘ Helen und Kurt Wolffs, dass die Hingabe an die Autoren und deren Bücher, die der Verlegerberuf verlangt, eine eigene schöpferische Tätigkeit verbiete.“
Vielleicht habe sie auch die Eifersucht und den Narzissmus der Autoren gefürchtet, mit denen sie in quasi mütterlichen Beziehungen stand. In einem Porträt, das der „New Yorker“ 1982 über sie veröffentlichte, sagte Helen Wolff auf die Frage, warum sie keine Memoiren veröffentlichen wolle: „Wenn man selber schreibt, schließt man das Schreiben anderer aus. Verleger, die selbst schreiben, habe ich nie verstanden. Man muss sich eine Offenheit bewahren für die kreative Arbeit von Autoren; man muss vollkommen aufnahmebereit sein. Es ist, als wäre man ein Priester, und ich finde nicht, dass Priester verheiratet sein sollten.“
Viele Beispiele – von Cesare Pavese bis zu Michael Krüger – sprechen gegen diese Selbstbeschränkung. Und spätestens jetzt, wo selbst die katholische Kirche über die Lockerung des Zölibats nachdenkt, sollten Literaturermöglicher nicht mehr so streng mit sich sein. Der Herausgeberin Marion Detjen sei Dank, dass die Verlegerin Helen Wolff in Zukunft auch als Schriftstellerin wahrgenommen werden darf.
Helen Wolff: Hintergrund für Liebe. Roman. Herausgegeben und mit einem Essay von Marion Detjen. Weidle Verlag. Bonn 2020. 216 Seiten. 20 Euro.
In der provenzialischen
Abgeschiedenheit beginnt die
Geschichte einer Emanzipation
1942 gründen Kurt und
Helen Wolff in New York den
Verlag Pantheon Books
„Es ist, als wäre man ein Priester,
und ich finde nicht, dass Priester
verheiratet sein sollten.“
„Verleger, die selbst schreiben, habe ich nie verstanden“: die Verlegerin Helen Wolff.
Foto: privat / Weidle Verlag
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Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension

Rezensent Sebastian Fuchs taucht ein ins Himmelblau des immerwährenden Südens mit dem Genuss von Langusten, allerhand Liebesabenteuern und Ausflügen an den Roulettetisch . Helen Wolffs aus dem Nachlass veröffentlichter Roman ist für ihn aber mehr, ist Reflexion einer jungen Frau in den 1930ern über alternative Liebesmodelle und Schlüsselroman der Migrantenszene Südfrankreichs und der Wolff'schen Ehe. Nicht zuletzt geht es im Text derart wollüstig zu, dass Fuchs am liebsten sofort an die Cote reisen möchte.

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