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Sie besetzen öffentliche Gebäude, steigen auf das Brandenburger Tor, stellen Hinrichtungen nach, stören Vorlesungen, führen Flashmobs auf und marschieren durch Innenstädte. Ihr schwarz-gelbes Logo, der griechische Buchstabe Lambda, ist auf zahlreichen Internetseiten präsent. In den letzten Jahren hat sich die Identitäre Bewegung (IB) fest in der politischen Landschaft verankert. Sie besteht zwar nur aus einer Aktivistengruppe von etwa 800 Mitgliedern, wird aber von Zehntausenden finanziell unterstützt. Ihre rechtsextremen Inhalte verbindet sie geschickt mit einem popkulturellen Habitus.…mehr

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Produktbeschreibung
Sie besetzen öffentliche Gebäude, steigen auf das Brandenburger Tor, stellen Hinrichtungen nach, stören Vorlesungen, führen Flashmobs auf und marschieren durch Innenstädte. Ihr schwarz-gelbes Logo, der griechische Buchstabe Lambda, ist auf zahlreichen Internetseiten präsent. In den letzten Jahren hat sich die Identitäre Bewegung (IB) fest in der politischen Landschaft verankert. Sie besteht zwar nur aus einer Aktivistengruppe von etwa 800 Mitgliedern, wird aber von Zehntausenden finanziell unterstützt. Ihre rechtsextremen Inhalte verbindet sie geschickt mit einem popkulturellen Habitus. Zentrales Thema: die angebliche Islamisierung des Abendlandes. Die gesamte Neue Rechte begrüßte die agilen Jugendlichen »ohne Migrationshintergrund«, die mit Aktionsformen der 68er-Bewegung auf sich aufmerksam machen. Beste Beziehungen bestehen längst zur Alternative für Deutschland und zu fremdenfeindlichen Organisationen im europäischen Ausland. 13 Autoren, die seit Jahren die Entwicklungen in der rechten Szene kritisch begleiten, legen einen fundierten Übersichtsband vor, der die Entwicklung der Identitären Bewegung darstellt, ihre Ideologie analysiert, Aktionen beschreibt und Netzwerke offenlegt.
Autorenporträt
Speit, AndreasJahrgang 1966, Diplom-Sozialökonom, freier Journalist und Publizist, Kolumnist der taz Nord, regelmäßige Beiträge für Freitag, Blick nach rechts und jungle world, mehrere Auszeichnungen, u. a. durch das Medium-Magazin und den Deutschen Journalisten-Verband. Autor und Herausgeber diverser Bücher zum Thema Rechtsextremismus.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.12.2018

Neurechts
Andreas Speits Nachschlagewerk über die Identitären
Seit etwa Mitte der 80er-Jahre hängt der ursprünglich in der Psychologie gebräuchliche Begriff „Identität“ auch in politischen Kontexten buchstäblich am Schwungrad. Spätestens als Helmut Kohl nach 1989 von „nationaler Identität“ als einer „Notwendigkeit im guten Sinne“ sprach, wurde der Begriff zum Gemeinplatz für beliebige Zuschreibungen. Eine politisch rechte Formation, die sich selbst „identitäre Bewegung“ nennt, lehnt es kategorisch ab, sich auf eine Debatte oder gar Definition einzulassen, was „Identität“ im politischen Kontext bedeutet. Auch die 14 Beiträge des von Andreas Speit herausgegebenen Sammelbandes schaffen keine Klärung des unscharfen Begriffs, sondern beschränken sich auf die Beschreibung der Aktivitäten des Netzwerks.
Mit dem Namen „identitäre Bewegung“ will das Netzwerk seine unbestreitbaren Wurzeln in nationalistischen, rassistischen, faschistischen und nationalsozialistischen Ideologien, Parteien und Bewegungen kappen, um leichter Akzeptanz für ihre eurozentrisch und national imprägnierte Weltsicht zu schaffen.
Entstanden ist die Bewegung um 2012 fast gleichzeitig in Österreich und in Frankreich („Générations identitaires“). Die Bewegung profilierte sich in Österreich, Frankreich und Deutschland mit spektakulären Aktionen und Provokationen gegen Flüchtlinge und eine vermeintlich drohende Islamisierung. Die Bewegung, die sich gern als „patriotische APO“ sieht, bezieht sich programmatisch auf Aktionsformen der außerparlamentarischen Opposition der 60er- und Protestformen der ökologischen Bewegung der 80er-Jahre.
Zum Netzwerk der Identitären in Deutschland gehören die rechte Zeitschrift Junge Freiheit ebenso wie die „Bibliothek des Konservatismus“, das „Institut für Staatspolitik“ von Götz Kubitschek in Schnellroda sowie der rechte Verlag Antaios und die Zeitschrift Sezession. Nach Kubitscheks Devise – „Provokation lebt von der Wahrnehmung“ – verlegte sich die identitäre Bewegung auf überraschende Aktionen, die gefilmt und möglichst schnell ins Netz gestellt werden, wo sie meist sehr viel mehr Resonanz finden als in der Realität.
Die Aktivisten stammen zu einem erheblichen Teil aus der alten Rechten wie der NPD und – in Österreich – den rechtsradikalen Burschenschaften, gehören aber mittlerweile fast alle in den Umkreis der AfD beziehungsweise der FPÖ. Seit Mai 2014 ist die „Identitäre Bewegung Deutschland“ als Verein registriert, und seit Juni 2017 besitzt der Verein in Halle ein Zentrum, in dem AfD-Abgeordnete ebenso Büros haben wie Kubitscheks Institut für Staatspolitik. Führende Aktivisten der Bewegung sind als parlamentarische oder Wahlkreis-Mitarbeiter von AfD-Abgeordneten tätig. Die Zahl der Mitglieder der Bewegung wird auf 400 bis 500 geschätzt, die in 15 Regionalgruppen organisiert sind. Programmatisch stützt sich die Bewegung auf Antonio Gramsci, der die kulturelle Hegemonie als Voraussetzung einer politischen Hegemonie betrachtete, und auf Alain de Benoist, der die Grundlage der rechten Ideologie von „Rassismus“ auf „Ethnopluralismus“ umpolte.
Was den Aufsätzen an analytischer Konsistenz fehlt, kompensieren sie durch dichte Beschreibung und eine Fakten- und Personendichte, die das Buch – mit hilfreichen Registern – zu einem nützlichen Nachschlagewerk machen.
RUDOLF WALTHER
Andreas Speit (Hg.): Das Netzwerk der Identitären. Ideologie und Aktionen der Neuen Rechten. Verlag Ch. Links, Berlin 2018. 262 Seiten, 18 Euro.
Antonio Gramsci und Alain de
Benoist – auf deren Programmen
wird die Ideologie errichtet
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.02.2019

Im Zeichen von Hollywoods Spartanern
Vermessung der völkischen Welt: Ein Sammelband untersucht das Netzwerk der "Identitären Bewegung"

Auch die Quantenmechanik kann politisch aufschlussreich sein. Man könnte etwa einen Bogen von der rechtsextremen "Identitären Bewegung" (IB) zum Physiker Werner Heisenberg schlagen. Der kam darauf, dass sich Teilchen nicht beliebig genau vermessen lassen, ohne ihren Zustand zu verändern. Dass ein Ding also so winzig sein kann, dass jeder Strahl eines Messgeräts seinen Impuls oder Ort verändert. Wie eine Billardkugel, die zum Zwecke der Vermessung auf eine andere geschossen wird. Würde man ein Teilchen ständig vermessen, um es zu erkunden, es würde wohl nur so strotzen vor Energie und wild in der Gegend herumfliegen.

Mit den "Identitären" verhält es sich genauso. Man kann sie nicht einmal anschauen, ohne sie mit einer Energie aufzuladen, von der sie als anonymes, blasses Teilchen nur träumen könnten. Die Beobachtung ist ihr Treibstoff. Das gilt natürlich für alle Ideologien, dass sie bei mangelnder Beachtung eingehen. Im Fall der "Identitären" ist diese Eigenart aber spezieller: Sie brauchen auch die Beachtung der Fachleute, der Presse, der Wissenschaftler. Sie brauchen den Scheinwerferkegel des Diskurses, zu dem auch Bücher wie das von Andreas Speit herausgegebene "Das Netzwerk der Identitären" gehören, aber auch dieser Artikel, der von Speits Buch handelt. Es gibt keinen unschuldigen Blick.

"Was nicht in den Medien war, ist aus der Welt, hat nicht stattgefunden, nicht verfangen. Für die stille Bildungsarbeit mögen andere Gesetze gelten: Provokationen leben von der Wahrnehmung, denn ihr Ziel ist, eine Reaktion (und sei es nur Verblüffung) hervorzurufen", zitiert ein führender "Identitärer" aus Österreich den neurechten Vordenker Götz Kubitschek. Und mit jedem Versuch, an die Bewegung den Zollstock anzulegen, wirkt sie nicht nur größer, sondern wird es deshalb auch.

Was tun? Ein Schweigegebot wäre keine Lösung. Wenn die pluralistische Gesellschaft, welche die "Identitären" bekämpfen, von der Debatte lebt, ist ihr mit einem Ende derselben nicht geholfen. Besonders manchem AfD-Politiker, denen die "Identitären" bisweilen als junge und witzige Spitzbuben gelten und nicht als Gegner der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, wäre zur Lektüre dieses Buchs zu raten. Doch man lernt jedenfalls viel aus ihm, denn in dieser Verdichtung wurde die Bewegung selten durchleuchtet. Die Mühe, eine Ablehnung der "Identitären" nicht unreflektiert zu vertreten, sondern die Belegstellen und Argumente zu erfahren, sollten sich interessierte Bürger schon machen. Am Ende des Buches sind Sätze wie dieser mit Leben gefüllt: Dass sich in Europa eine rechtsextreme Jugendbewegung etabliert, die auf offen gelebte Gewalt, Hakenkreuze und Springerstiefel verzichtet, in ihrer Zielsetzung aber nicht minder gefährlich ist.

In der Gesamtschau entsteht das Bild einer straff geführten Bewegung, die in Anlehnung an den marxistischen Theoretiker Antonio Gramsci und den neurechten französischen Vordenker Alain de Benoist eine kulturelle Hegemonie anstrebt - eine Kulturrevolution von rechts. Dafür ist kein gewaltsamer Umsturz notwendig, es geht um einen Kampf der Ideen und Haltungen. Die Aktivisten sind, auf ihre Art, Kulturschaffende. Sie tragen ihre eigene Mode, hören völkische Musik, organisieren Wanderausflüge, machen Kampfsport. Ein "Identitärer" aus Frankreich schreibt: "Wir müssen unsere eigene Kultur schaffen, denn unsere Werte sind nicht die des Systems, und wir müssen alle Möglichkeiten nutzen, um diese unsere eigene Kultur zu verbreiten. Ich appelliere dabei an alle von uns, einen Baustein zu dem Gebäude beizutragen, das wir errichten wollen. Sei es als freier Filmemacher, als freier Sänger oder meinetwegen als freier Tätowierer oder als freier Modedesigner."

Die Aktionen der "Identitären" leben von der Provokation. Wenn "Identitäre" etwa ankündigen, künftig Vormundschaften für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge übernehmen zu wollen, und das staunende Publikum in Wallung gerät, man möge die Kinder retten, ist das Ziel erreicht. Es ist kein Fall bekannt, in dem ein "Identitärer" tatsächlich eine Vormundschaft beantragt hat. An der Oberfläche, in ihren Videos und Twitter-Profilen, wollen die "Identitären" harmlos wirken. Aber schon ihr Logo offenbart das soldatische Selbstverständnis, es ist der Buchstabe Lambda, das Zeichen der antiken Spartaner. Konkret beziehen sich die "Identitären" auf den Hollywoodfilm "300", der die Schlacht der Spartaner gegen die Perser bei den Thermopylen zum Thema hat.

Dem antiken Bericht nach stellten sich damals dreihundert spartanische Kämpfer dem persischen Heer entgegen - ohne die Aussicht auf einen Sieg. Schon diese Anekdote sagt viel: "Identitäre" wollen Intellektuelle sein, dazu passte die Berufung auf Herodot. Aber dahinter steht eine Comicverfilmung aus Hollywood. Und die Erinnerung stellt sich ein: Auch Göring verwies während der Schlacht um Stalingrad auf jene bei den Thermopylen.

Wie ihre Filmhelden wollen sich die "Identitären" den Migranten in den Weg stellen, um die ethnische Homogenität ihrer Heimat zu verteidigen. Wer so denkt, landet im Jargon der Nationalsozialisten. "Unser Land, unser Blut, unsere Identität", lautet einer der Slogans der "Identitären". "Blut und Boden bilden den Bodensatz dieser Bewegung", schreibt Speit. Der zentrale Begriff der "Identitären" ist jener des "Ethnopluralismus". Was nach ethnischer Vielfalt klingt, meint das Gegenteil, nämlich eine Lebensraumtheorie, nach der alle Ethnien säuberlich getrennt bleiben sollen. Kulturtheoretisch wird exerziert, was die Nationalsozialisten mit "Reinrassigkeit" meinten. Einige "Identitäre" haben, passend dazu, eine Vergangenheit in der NPD, in der rechtsextremen Wiking-Jugend oder der Neonazi-Rockszene.

Im Kapitel, das von den Überschneidungen mit der AfD handelt, werden viele Fälle angeführt, in denen entweder AfD-Politiker oder Vertreter der Parteijugend "Junge Alternative" mit den "Identitären" fraternisieren. Zitiert wird der Bremer Verfassungsschutzleiter Dierk Schittkowski: "Das sind inzwischen ganz schön viele Einzelfälle." Das Dilemma ist eben doch noch größer als bei Heisenberg: So wie es keine unschuldigen Zuschauer gibt im Fall der "Identitären", gibt es auch keine unschuldigen Wegseher.

JUSTUS BENDER

Andreas Speit (Hrsg.):

"Das Netzwerk der

Identitären". Ideologie und Aktionen der Neuen

Rechten.

Ch. Links Verlag, Berlin 2018. 264 S., br., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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