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Der Weg vom "alten" Frankfurter Literaturhaus im Westend hin zum "neuen" in der wiederaufgebauten Stadtbücherei am Main führt nicht nur durch die Stadt der Banken, sondern auch durch eine Stadt der Literatur. Kennen wir sie?
Eine literarische Stadtführung mit Robert Gernhardt, Peter Kurzeck, Wilhelm Genazino, Martin Mosebach, Jamal Tuschick, Najwa Barakat und Renate Chotjewitz. Mit zahlreichen Fotografien, einem Register und einem herausklappbaren Stadtplan.

Produktbeschreibung
Der Weg vom "alten" Frankfurter Literaturhaus im Westend hin zum "neuen" in der wiederaufgebauten Stadtbücherei am Main führt nicht nur durch die Stadt der Banken, sondern auch durch eine Stadt der Literatur. Kennen wir sie?

Eine literarische Stadtführung mit Robert Gernhardt, Peter Kurzeck, Wilhelm Genazino, Martin Mosebach, Jamal Tuschick, Najwa Barakat und Renate Chotjewitz. Mit zahlreichen Fotografien, einem Register und einem herausklappbaren Stadtplan.
Autorenporträt
Gazzetti, MariaDie Autoren Renate Chotjewitz, Wilhelm Genazino, Robert Gernhardt, Peter Kurzeck, Martin Mosebach und Jamal Tuschick leben in Frankfurt am Main und sind ausgewiesene Kenner der Stadt. Die libanesische Schriftstellerin und Journalistin Najwa Barakat war im Jahr 2004 als Stadtschreiberin Gast im Literaturhaus Frankfurt. Maria Gazzetti, Herausgeberin dieses Bandes, ist Leiterin des Literaturhauses.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.10.2005

Schöne Aussicht
Eine Anthologie zum Umzug des Frankfurter Literaturhauses
An diesem Wochenende bezieht das Frankfurter Literaturhaus ein neues Domizil in der Alten Stadtbibliothek am Mainufer, unweit des Großmarktes und des Ostbahnhofs. Der Originalbau aus dem Jahre 1825, den der damalige Stadtbaumeister Johann Friedrich Hess im Stil des Klassizismus entworfen hatte, war 1944 bei Luftangriffen zerstört worden. Nur der Portikus war verschont geblieben und wurde in den achtziger Jahren zu einem Ausstellungsraum umgebaut. Der Klassizismus hatte da längst ausgespielt, die ursprünglich bürgerliche Gegend war mit Schrottplätzen und Halbwelt-Etablissements zur Kulisse für die in Mode kommenden „dreckigen kleinen Filme” geworden. Die Rekonstruktion des Bibliotheksgebäudes durch den Architekten Christoph Mäckler soll nun zur Aufwertung des Frankfurter Ostendes beitragen.
Das Literaturhaus hatte seit seiner Gründung im Jahre 1991 im bürgerlichen Frankfurter Westend, in einer Villa an der Bockenheimer Landstraße residiert. Die Leiterin des Literaturhauses, Maria Gazetti, hat zum Umzug eine Anthologie herausgegeben. Ihre Grundidee ist, den realen Weg des Umzugs literarisch, in Reminiszenzen und Skizzen heutiger Frankfurter Schriftsteller abzuschreiten. Ergänzt werden die Autorentexte durch eine literarische Chronik Frankfurts seit der Goethezeit.
Nicht ohne Wehmut entfernt sich Martin Mosebach in seinem Spaziergang Richtung Osten vom Ausgangspunkt, dem alten Literaturhaus. Aber der Autor des Romans „Westend” (1992), in dem der Held zu Beginn auf dem Main Richtung Osthafen paddelt, ringt sich doch, angekommen in der „Mischung aus Abgestorbenheit und Verkommenheit, die bisher für dieses Ende der Stadt bezeichnend war”, zu einer freundlichen Prognose für das ins Ostend abgewanderte Literaturhaus durch. Nur wird ihm ein wenig kühl im „frostigen Glanz” der rekonstruierten Bibliothek.
Die elegische Treue zum bürgerlichen Frankfurt hat aber außer bei Mosebach nur eine Nebenrolle. Der aus Kassel nach Frankfurt zugewanderte Jamal Tuschick, der in Vertretung des abwesenden Bodo Kirchhoff den Fremdenführer durchs Ostend gibt, schreibt immer noch am ewigen Drehbuch des „dreckigen kleinen Frankfurt-Films”. Wilhelm Genazino schaltet seinen Wahrnehmungsapparat an, geht in den Supermarkt und beschreibt dort schwitzende Frankfurter Würstchen, deren Witz in der Plastikumhüllung bleibt. Robert Gernhardt steuert eine Hommage an die Karikaturisten der Paulskirchenzeit und persönliche Reminszenzen zur Geschichte der „Neuen Frankfurter Schule” von Pardon bis Titanic bei und hofft, dass irgendwann von den Frankfurter G’s - Goethe, Geistesgrößen, Gelächter und Geld - das vorletzte die anderen übertrumpft.
Der „literarische Wegweiser” durch Frankfurt von Renate Chotjewitz Häfner rkiert Adressen von Autoren, von Zeitungsredaktionen und Verlagen, erzählt von Hausbesetzungen und Szeneadressen, vom Börsenverein und von der Buchmesse. „Schöne Aussicht 9” war die Adresse von Adornos Geburtshaus, „An der schönen Aussicht 2” ist nun die des Literaturhauses. Adorno, die Achtundsechziger und die „Neue Frankfurter Schule” stehen hier im Vordergrund. Franz Rosenzweig kommt nur als Name, sein „Freies Jüdisches Lehrhaus” gar nicht vor. Und der Verlag, in dem die Anthologie erscheint, wird kaum erwähnt. Es gibt in diesem Buch zwar die Rebellion der Suhrkamp-Lektoren von 1969, aber es wird darin weder an Rudolf Hirsch, den langjährigen Geschäftsführers, noch an Günther Busch, den langjährigen Cheflektor des Fischer Verlages erinnert. LOTHAR MÜLLER
MARIA GAZZETTI (Hrsg.): Frankfurt. Literarische Spaziergänge. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2005. 208 Seiten, 9,95 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Als "wunderbare Festschrift" für das Literaturhaus Frankfurt, das vor kurzem in die renovierte alte Stadtbibliothek umgezogen ist, feiert Ulrich Greiner den von Maria Gazetti herausgegebenen Band, in dem diverse Schriftsteller von Wilhelm Genazino bis Martin Mosebach ihre Heimatstadt würdigen. Letzterer findet besondere Erwähnung, weil man dem Text ansehe, wie der Autor "seine Stadt liebt". Auf einem Spaziergang quer durch die Mainmetropole "umschwärmt" er sie "heiter" ob der alten und erhaltenen Schönheit und zugleich "traurig", weil auch heute noch viel Historisches beiläufig vernichtet wird. Die meisten Schriftsteller rekurrieren wie Mosebach auf die Geschichte der Stadt, informiert Greiner, dem auch der Text von Renate Chotjewitz-Hüfner gefallen zu haben scheint, der die Spuren verstorbener Frankfurter Geistesgrößen von Schopenhauer bis Adorno freilegt.

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