• Broschiertes Buch

6 Kundenbewertungen

Im Frankfurter Stadtwald werden die grauenhaft zugerichteten Leichen zweier junger Männer gefunden. Hauptkommissar Robert Marthaler wird mit der Aufklärung dieses schwierigen Falls betraut. Die grausamen Morde machen dem bedächtigen Mann zu schaffen, denn alle Spuren weisen auf eine Frau als Täterin hin. Und dann gerät auch Marthalers Privatleben aus den Fugen, denn seine neue Mitbewohnerin stellt eine ernsthafte Versuchung für den eigenwilligen Junggesellen dar.

Produktbeschreibung
Im Frankfurter Stadtwald werden die grauenhaft zugerichteten Leichen zweier junger Männer gefunden. Hauptkommissar Robert Marthaler wird mit der Aufklärung dieses schwierigen Falls betraut. Die grausamen Morde machen dem bedächtigen Mann zu schaffen, denn alle Spuren weisen auf eine Frau als Täterin hin.
Und dann gerät auch Marthalers Privatleben aus den Fugen, denn seine neue Mitbewohnerin stellt eine ernsthafte Versuchung für den eigenwilligen Junggesellen dar.
Autorenporträt
Jan Seghers alias Matthias Altenburg wurde 1958 geboren. Der Schriftsteller, Kritiker und Essayist lebt in Frankfurt am Main. Nach dem großen Erfolg von «Ein allzu schönes Mädchen» und «Die Braut im Schnee» folgte «Partitur des Todes», ausgezeichnet mit dem Offenbacher Literaturpreis sowie dem Burgdorfer Krimipreis. Danach erschienen «Die Akte Rosenherz» sowie «Die Sterntaler Verschwörung» und «Menschenfischer». Seine Romane wurden für das ZDF verfilmt und von über 30 Millionen Menschen gesehen.Sein neuer Kriminalroman, «Der Solist», ist der erste Fall des eigensinnigen Ermittlers Neuhaus.
Rezensionen
"Endlich hat Wallander einen deutschen Bruder." - Frankfurter Rundschau
Der Mix aus Thrill, Sozialstudien, Lokalkolorit und einem berückend schönen Mädchen macht im ersten Krimi von Jan Seghers süchtig nach jeder weiteren Zeile. Freundin

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.01.2005

Ein allzu schönes Mädchen
In Matthias Altenburgs Krimi wird Frankfurt zum Tatort / Authentisch bis ins Detail

Das Herz der Finsternis liegt seit Henning Mankell in der südschwedischen Kleinstadt Ystad. In diesem Kaff mit seinen 25 000 Einwohnern läßt der schwedische Bestsellerautor einen Roman nach dem anderen Mörder aus allen Weltgegenden ihre blutigen Schandtaten treiben. Und Kommissar Kurt Wallander klärt einen Fall nach dem anderen auf. Der deutsche Mankell - und als einen solchen darf man Matthias Altenburg nach seinem großartigen Kriminalroman "Ein allzu schönes Mädchen" wohl bezeichnen - läßt hingegen in Frankfurt morden, am Goetheturm und im "Frankfurter Hof". Im Vergleich zum Provinznest Ystad ist die Mainmetropole natürlich der weitaus glaubwürdigere Ort für literarische Kriminalfälle am laufenden Meter - gilt Frankfurt doch als deutsche Hauptstadt des Verbrechens, was gewiß schlechter ist als Bundeshauptstadt, aber allemal besser als überhaupt keine Hauptstadt.

Altenburgs Kommissar Robert Marthaler ist ein Bruder Wallanders im Geiste, ein "Melancholeriker", tief moralisch, etwas einsam, etwas verschroben, etwas schwerfällig - ein Eingeplackter, der aber längst zum Frankfurter geworden ist. Genauso wie Altenburg, der Schöpfer der Figur, der sich für seinen ersten Kriminalroman das Pseudonym Jan Seghers gewählt hat. Zur Mainmetropole hegt der Autor, der in Baunatal aufgewachsen ist und vor zwanzig Jahren nach Frankfurt gekommen ist, die übliche Haßliebe: Er nörgelt wie fast alle Frankfurter an der Stadt herum, verteidigt sie aber bis aufs Messer, wenn ein Unberufener sie zu kritisieren wagt.

Altenburgs Kommissar Marthaler geht es nicht anders: "Er beschloß, noch ein wenig am Main spazierenzugehen. Auf der Höhe des Städelschen Museums setzte er sich auf eine Bank und sah zum anderen Ufer, wo sich die Skyline erhob. Er mochte diesen Blick auf die Stadt, wie er die Stadt überhaupt mochte, mit den hohen Häusern der Banken, dem Messeturm, dem Dom, dem Römerberg und der Alten Oper." Worauf sofort eine kleine Relativierung folgt: "Er mochte sie schon deshalb, weil es so viele gab, die sie verabscheuten, ohne sie wirklich zu kennen."

Später nimmt Tereza, die vielleicht seine zweite große Liebe werden könnte, Marthaler in die Städelsäle und -kabinette mit. Im Gegensatz zu seinem Erfinder Altenburg ist der Kommissar kein Mann der Kunst, kein Museumsgänger, lediglich ein naiver Betrachter. "Tereza führte Marthaler mit großer Begeisterung durch die Räume. Sie zeigte ihm die rätselhafte Venus von Lucas Cranach, den Astronomen von Vermeer, aber auch das wunderschöne weibliche Brustbild des Bartolomeo da Venezia und das bunte Paradiesgärtlein eines unbekannten oberrheinischen Meisters." Altenburg hat nicht lange nach diesen Bildern suchen müssen, denn er kennt sie von vielen Besuchen, es sind seine Lieblinge.

Ebensogut kennt er sich in Sachsenhausen aus - und damit auch sein Kommissar: "Gleich am Anfang der Diesterwegstraße ging er durch einen kleinen Torbogen, durchquerte den Hinterhof und stand vor dem Eingang des ,Lesecafés'" - wo Altenburg früher oft seinen Cappuccino geschlürft hat und wo Marthaler jetzt zum ersten mal Tereza sieht, die neue Kellnerin, die bald bei ihm einziehen wird.

Und selbst das alte Polizeipräsidium an der Friedrich-Ebert-Anlage, wo Marthaler im dritten Stock sein schäbiges Büro hat, ist dem Autor nicht fremd: "Marthaler mochte den etwas verlebten Charme des alten Hauses, die breiten Treppenaufgänge und die engen Büros, wo sich überall die Akten stapelten und in denen es nach Staub und Bohnerwachs roch." Auch das neue Polizeipräsidium an der Adickesallee wird der Kommissar noch kennenlernen, allerdings erst in Altenburgs nächstem Roman, der den Titel "Die Braut im Schnee" trägt. Und - soviel sei hier schon verraten - Marthaler wird sich in dem neuen Kasten nicht wohl fühlen und durchsetzen, daß er sein Büro in einen Altbau am Alleenring verlegen darf.

Der Stadtwald als Tatort; der Große Hasenpfad, an dessen oberem Ende Marthaler wohnt; ein schäbiges Haus am Ende der Offenbacher Landstraße, wo ein Verdächtiger haust; ein Fahrradladen im Nordend (Altenburgs Heimat-Stadtteil) namens "Rad und Tat", bei dem es sich um das Geschäft "Radschlag" an der Hallgartenstraße handeln dürfte; das Bahnhofsviertel mit seinen Bordellen in Elbe- und Moselstraße, das der Kommissar mit seinem neugekauften Fahrrad durchquert; eine Neubausiedlung in Bonames, wo eine weinende Braut auf den Bräutigam wartet: "Ein allzu schönes Mädchen" ist nicht zuletzt eine Hommage an Frankfurt. Kein anderer Schauplatz ist für Altenburg in Frage gekommen, erstens: weil er die Stadt aus dem Effeff kennt, und zweitens: "Weil Frankfurt groß genug ist, daß alles passieren kann, aber klein genug, daß ich alles mit dem Fahrrad abfahren kann."

In der Tat hat Altenburg, der sich als ernsthafter Romanschriftsteller einen Namen gemacht und sich jetzt zum ersten Mal am Kriminalgenre versucht hat, bei seinen Recherchen alle Schauplätze mit dem Rad aufgesucht. Oder er hat Tatorte bewußt an Stellen gelegt, die er von seinen Radfahrten kennt. Er, der die Theorie des Kriminalromans bestens kennt, vor 25 Jahren seinen ersten Artikel überhaupt über dieses Thema veröffentlicht hat, weiß, daß neben interessanten Figuren authentische Orte das A und O sind. Egal ob Ystad oder Los Angeles: Nur wenn der Autor tief vertraut mit seinen Handlungsorten sei, wird die Story glaubwürdig.

Das weiß auch ein anderer Krimistar, die ehemalige Polizistin Nicola Hahn, die mit "Die Detektivin" und "Die Farbe von Kristall" zwei Bestseller vorgelegt hat. Allerdings wird bei Hahn im historischen Frankfurt des 19. Jahrhunderts gemordet. Doch auch diese Autorin hat sich anhand alter Stadtpläne und Stadtbeschreibungen so genau mit ihren Schauplätzen vertraut gemacht, daß diese in ihren Büchern leben. Ähnliches gilt für die Autorin Hilal Sezgin, die mit ihrem Krimi "Der Tod des Maßschneiders" das alte Frankfurt nachzeichnet. Der moderne Moloch Frankfurt ist häufig Schauplatz der Kriminalromane Jakob Arjounis, zum Beispiel in "Ein Mann, ein Mord". Und auch in den Krimis von Anne Chaplet alias Cora Stephan spielt Frankfurt zuweilen eine gewisse Rolle. Und doch hat keiner Frankfurt so authentisch geschildert wie Altenburg. Er könnte die Mainmetropole bei einer weltweiten Leserschaft als den ersten deutschen Krimi-Ort positionieren. Wenn erst der dritte oder vierte Marthaler-Roman erschienen ist und dieser sympathisch-sonderliche Kommissar seine Fälle im Kino oder im Fernsehen löst - die Filmrechte für "Ein allzu schönes Mädchen" sind schon verkauft -, könnte Frankfurt zum deutschen Ystad aufsteigen.

HANS RIEBSAMEN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Matthias Altenburg hat das Fach und den Namen gewechselt, verkündet Ulrich Greiner, als Jan Seghers sei Altenburg von der E- zur U-Kultur gewechselt, vom Roman zum Krimi. Letzteres eine Unterscheidung, die nichts zu sagen habe, die Greiner dennoch vornimmt. Doch es ist ein gelungener Wechsel! Greiner vergleicht das neue Werk mit einer Linsensuppe, die etwas deftig, aber sehr schmackhaft geraten sei. Handwerklich ist der Krimi auch in Ordnung, versichert er und preist die Figur des Kommissars Marthaler als melancholischen Wahrheitssucher, der, wie die meisten Kommissare, gerne isst. Ihm gegenüber steht das titelgebende "allzu schöne Mädchen", das zur Mörderin geworden ist, aus Motiven, die dem Leser bis zum Ende verschlossen bleiben, wie Greiner verrät, was die Geschichte ausgesprochen spannend machen soll. In diesem Punkt bleibt Altenburg seinen alten Themen treu und liefert ein getreues Soziogramm auf die Frankfurter Gegenwartsgesellschaft mit ihrer Mischung aus Spießertum und Weltläufigkeit, politischem Gezänk und sozialer Verkommenheit, schreibt Greiner. Im übrigen sollte Frankfurt, wünscht sich Greiner, dem Autor für diese und andere Liebeserklärungen schnellstens einen Literaturpreis verleihen.

© Perlentaucher Medien GmbH