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In seinem neuen Bildband "ZwischenSaison" beschäftigt sich der Fotograf Simon Walther mit den stark "berührten" Seiten der Schweizer Alpen, den Tourismusorten und Wintersportgebieten. Walther hat diese Regionen vornehmlich im Zeitraum zwischen März und Juni bereist und dort die spezifische Atmosphäre der touristisch schwer verwertbaren Zwischensaison eingefangen. Ergänzt werden diese oft überraschenden, augenzwinkernden und poetischen Bilder mit beeindruckenden, grossformatigen Landschaftspanoramen, welche die Stimmungen des jahreszeitlichen Übergangs in der Natur zum Thema haben.

Produktbeschreibung
In seinem neuen Bildband "ZwischenSaison" beschäftigt sich der Fotograf Simon Walther mit den stark "berührten" Seiten der Schweizer Alpen, den Tourismusorten und Wintersportgebieten. Walther hat diese Regionen vornehmlich im Zeitraum zwischen März und Juni bereist und dort die spezifische Atmosphäre der touristisch schwer verwertbaren Zwischensaison eingefangen. Ergänzt werden diese oft überraschenden, augenzwinkernden und poetischen Bilder mit beeindruckenden, grossformatigen Landschaftspanoramen, welche die Stimmungen des jahreszeitlichen Übergangs in der Natur zum Thema haben.
Autorenporträt
Walther, SimonSimon Walther, geboren 1965, ist Grafiker und Konzepter. Seit 1989 führt er seine eigene Agentur «2plus» für Kommunikation in Wattwil, 2013 zweiter Agenturstandort in Maloja. Seit 2010 erkundet Walther als Autodidakt das Neuland der Fotografie,besonders der Berg- und Landschaftsfotografie. 2017 hat er den Bildband «bergüber - Alpenpanoramen in ihrer symmetrischen Verdoppelung» im Benteli Verlag herausgebracht.

Mäder, MarkusMarkus Maeder, geboren 1945, hat Literatur und Geschichte studiert und arbeitet als freier Autor und Ghostwriter. Buchveröffentlichungen bei Wörterseh, NZZ Libro u.a., journalistische Beiträge in zahlreichen Medien.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.12.2018

REISEBUCH
Zeit des
Wartens
Simon Walther fotografiert die Alpen
in der Schweiz außerhalb der Saison
VON STEFAN FISCHER
Die Natur kennt keine Saison, nur die Jahreszeiten. Die Saison hat sich der Mensch einfallen lassen. Und ist dabei sehr auf die Natur angewiesen – mehr als ihm oft lieb ist. Weshalb er sich von ihr zu emanzipieren versucht, speziell winters in den Alpen. Indem er Berge künstlich beschneit, wenn kein Schnee fallen mag. Aber selbst dafür war es bislang zu warm, jedenfalls in den tiefer gelegenen Skigebieten.
Der Beginn des Winters und der Wintersaison sind zweierlei. In den Alpen gibt es im Wesentlichen eine Sommer- und eine Wintersaison. Die Übergänge mögen mancherorts als Vor-, Nach-, Neben- oder Zwischensaison bezeichnet und vermarktet werden. Im Prinzip aber sind sie eine Unsaison. „Man müsste diese Tage überspringen oder zumindest abkürzen können“, schreibt Markus Maeder in seinem Vorwort zu Simon Walthers Band „Zwischensaison“ aus Perspektive der Hoteliers und Gastwirte, der Seilbahnbetreiber und anderweitig am Tourismus Verdienender: „Dieser Schwebezustand zwischen nicht mehr und noch nicht erwischt uns immer wieder auf dem falschen Fuß.“
Der Fotograf Simon Walther hat sich just in diesen Phasen aufgemacht in die schweizerischen Alpen, mit einem allradgetriebenen Camper, um die Zwischensaison zu dokumentieren. Wenn noch nicht oder nicht mehr genügend Schnee liegt für den Wintersport. Wenn noch oder schon zu viel Schnee liegt zum Wandern und Klettern. Wenn die Hotels und Gastwirtschaften geschlossen haben, die Lifte nicht fahren. Wenn die Hinterlassenschaften der vergangenen Saison noch nicht weggeräumt sind und die der anstehenden noch verstaut.
Vieles steht dann wie entblößt da – Schilder, die augenblicklich niemandem nutzen, Motorschlitten auf einem Untergrund aus Kies, Matten, die Stürze von Skifahrern abmildern sollen. Doch auf den winzigen Schneeresten fährt niemand mehr. Lange rote Holzpflöcke, mit denen winters Straßenverläufe markiert werden, liegen aufgestapelt in einem Verschlag, Schleppliftbügel baumeln über braungrünen Hängen, Liegestühle behaupten eine andere Jahreszeit. In mancherlei Hinsicht ist die Zwischensaison jedoch auch eine sehr betriebsame Zeit. Wenn keine Gäste da sind, kann an- und umgebaut, kann die Infrastruktur erneuert werden.
Simon Walther zeigt auf seinen Fotografien in diesem Bildband konsequent keine Menschen. Aber er dokumentiert zum Beispiel Baufahrzeuge oder einen mit alten, kaputten Stühlen übervollen Müllcontainer. Eine Schneelanze sprüht Kunstschnee auf die Riffelalp bei Zermatt – Walther hat diese Szene aus einem Blickwinkel aufgenommen, aus dem es so aussieht, als bekäme am Horizont der Gipfel des Matterhorns eine Sahnehaube verpasst.
Kuriositäten wie diese gibt es eine Menge: Sie resultieren oft aus dem Umstand, dass die Dinge in den Alpen eben nur eine saisonale Funktion haben. Manchmal sind die Dinge auch an sich merkwürdig: ein Transparent mit der Aufschrift „Ankommen und Genießen“ zum Beispiel, angebracht an einem recht heruntergekommenen Haus. Ein geschlossener Imbissstand auf dem Gotthardpass neben einer steinernen Marienfigur. Das Restaurant Furkablick, an dessen Fassade sich nur die Buchstaben „Rest“ erhalten haben.
„Zwischensaison“ gleicht dem Blick in einen Hinterhof. Wo sich Dinge stapeln, die man gewiss oder wenigstens vielleicht noch einmal braucht, und andere, die man wegzuwerfen sich bislang nicht die Mühe gemacht hat. Simon Walther streut in die Fotoserie aber auch immer wieder Motive ein, wo er nach der Schönheit der Zwischensaison sucht, nach besonderen Lichtstimmungen, wie sie nur der späte Herbst und der frühe Frühling hervorbringen. Es sind rare Momente, die der Trostlosigkeit trotzen. Hier zeigt sich der Unterschied zwischen Saison und Jahreszeit.
Simon Walther: Zwischensaison. AS Verlag, Zürich 2018. 144 Seiten, 39,50 Euro.
Wo ein Motorschlitten und Toilettenhäuschen stehen, war ein
Zieleinlauf der Ski-WM 2017 in St. Moritz.
Der Spielzeug-Rasenmäher eines Kindes
harrt im Dorf Maloja
auf den nächsten
Sommer. Liftbügel
braucht auf der Axalp dann sicher
niemand.
Fotos: Simon Walther
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.05.2019

Momentan außer Betrieb

Der Fotograf Simon Walther ist Camper. Das macht ihn weitgehend unabhängig von den Öffnungszeiten der Hotels und Gaststätten. So kann er sich seiner Faszination widmen, dem, was er "Zwischensaison" nennt. Also den Zeiten, in denen in den Touristenzentren nichts los ist, die Sommerurlauber schon weg sind und die Winterurlauber noch zögern. Seine menschenleeren Fotos zeigen Landschaften und Zivilisationsreste, die ihrer Funktion beraubt wurden und die man kaum wiedererkennt. So sieht man etwa ein Verkehrsschild - "Vorsicht!" signalisiert es - mit einem Skifahrer in der Hocke, das befremdet, weil es mitten auf einer grünen Wiese steht. Nur ein paar karge Schneeinseln erinnern daran, dass hier zu anderen Zeiten vermutlich Hochbetrieb herrscht. Und dass der Zugang zu einem großzügigen, aber von Schnee umrahmten Swimmingpool mit einem Holzkreuz samt der erklärenden Aufschrift "Zur Zeit nicht in Betrieb" vernagelt ist, das kann einen fast rühren. Dieses "Außer Betrieb" könnte leitmotivisch über allen Arbeiten Walthers stehen. Er interessiert sich für die tiefe Melancholie und Komik einer Zeit, die durch ein handgeschriebenes Pappschild "Chiuso per ferie" nur halb auf den Begriff gebracht sind. Schönheit ergibt sich für den Fotografen aus einem Zustand des Verfalls, von dem er weiß, dass er nur vorübergehend ist. So wie das Unaufgeräumte und Leere der Hotelvorplätze bald einer neuen Ordnung weichen wird. Wie Simon Walther sie uns präsentiert, hat man die Alpen und die Spuren des Menschen dort erst selten gesehen. Seine Expeditionen ins Niemandsland verdichten sich zum Befund einer Mentalität und Lebensform, die will, dass alles stets unseren Bedürfnissen gerecht wird. Wer so denkt, verpasst vieles. In der Zwischensaison zeigt sich, was sonst hinter dem Betrieb einer Vergnügungsindustrie unter freiem Himmel verschwindet.

lem

"ZwischenSaison" von Simon Walther, mit einem Text von Markus Mäder. AS Verlag, Innsbruck 2018. 144 Seiten, 122 Farbabbildungen. Gebunden, 39,50 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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