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Saure FrüchtchenSurreale Gärten à la Magritte: ein Zitrusbuch des 18. JahrhundertsIm frühen 18. Jahrhundert gab der Nürnberger Kaufmann Johann Christoph Volkamer eine Serie prachtvoller Kupferstiche in Auftrag, die 174 verschiedene Sorten Limonen, Zitronen und Bitterorangen zeigen. Wie Himmelskörper schweben die Früchte - im Stil surrealer Szenen Dalís und Magrittes - über italienischen Villen, Nürnberger Gartenanlagen und pittoresken Landschaften.Bevor Zitrusfürchte im 16. Jahrhundert aus Italien importiert wurden, waren sie nördlich der Alpen nahezu unbekannt, gewannen dort jedoch in den…mehr

Produktbeschreibung
Saure FrüchtchenSurreale Gärten à la Magritte: ein Zitrusbuch des 18. JahrhundertsIm frühen 18. Jahrhundert gab der Nürnberger Kaufmann Johann Christoph Volkamer eine Serie prachtvoller Kupferstiche in Auftrag, die 174 verschiedene Sorten Limonen, Zitronen und Bitterorangen zeigen. Wie Himmelskörper schweben die Früchte - im Stil surrealer Szenen Dalís und Magrittes - über italienischen Villen, Nürnberger Gartenanlagen und pittoresken Landschaften.Bevor Zitrusfürchte im 16. Jahrhundert aus Italien importiert wurden, waren sie nördlich der Alpen nahezu unbekannt, gewannen dort jedoch in den folgenden beiden Jahrhunderten enorm an Beliebtheit. Für seinen Nürnberger Garten führte J. C. Volkamer zahlreiche Zitrusbäume aus Italien und Nordafrika ein. Seine Leidenschaft gipfelte schließlich in einer zweibändigen Publikation über die Zitruskultur (1708-1714), deren erster Band unter dem sprechenden Titel Nürnbergische Hesperides, oder Gründliche Beschreibung der Edlen Citronat/ Citronen/ und Pomeranzen-Früchte/ Wie solche/ in selbiger und benachbarten Gegend/ recht mögen eingesetzt/ gewartet/ erhalten und fortgebracht werden erschienTASCHENs Publikation basiert auf den beiden kürzlich entdeckten, handkolorierten Bänden aus dem Stadtarchiv und Stadtmuseum Schloss Burgfarrnbach in Fürth - eines der wenigen bekannten kolorierten Sets des Werkes. Neben den 251 Kupferstichen der ersten beiden Bände enthält sie zusätzlich 56 neu entdeckte Abbildungen, die der Autor in einem - nie erschienenen - dritten Band veröffentlichen wollte. Volkamers Hesperides sind eine Augenweide für jeden Ästheten. Dieser originalgetreue Nachdruck macht ein Werk von großer botanischer, kultureller und historischer Bedeutung endlich allgemein zugänglich. Kunstliebhaber, Kuriositätenfans und Botaniker werden diese Sammlung lieben.Limited Edition von 980 nummerierten, ledergebundenen Exemplaren, gedruckt auf holzfreiem, filzmarkiertem Papier der Büttenpapierfabrik Gmund.
Haben Sie jemals an Zitrusfrüchte als Himmelskörper gedacht, die engelsgleich über italienischen Villen, Nürnberger Gartenanlagen und pittoresken Landschaften schweben? Vielleicht nicht, aber J. C. Volkamer tat es - im frühen 18. Jahrhundert gab er eine Serie prachtvoller, großformatiger Kupferstiche in Auftrag, die rund 170 verschiedene Sorten Limonen, Zitronen und Bitterorangen in surrealen Szenen zeigen.

Der Nürnberger Kaufmann Volkamer (1644-1720) bestellte Pflanzen vor allem aus Italien, Nordafrika und sogar per Post vom Kap der Guten Hoffnung und er war ein Liebhaber der duftenden und exotischen Zitrusfrüchte zu einer Zeit, als diese Früchte nördlich der Alpen noch weitgehend unbekannt waren. In seinem Garten pflanzte er eine Vielzahl von Arten an und wurde so besessen von den Früchten, dass er ein Team von Kupferstechern beauftragte, 256 Tafeln mit 170 Zitrussorten anzufertigen. Die daraus entstandene zweibändige Publikation über die Zitruskultur (1708-1714) zeigt viele der Früchte in ihrer natürlichen Größe. Der erste Band erschien 1708 mit dem beeindruckend langen Titel Nürnbergische Hesperides, Oder Gründliche Beschreibung der Edlen Citronat, Citronen, und Pomeranzen-Früchte, Wie solche, in selbiger und benachbarten Gegend, recht mögen eingesetzt, gewartet, erhalten und fortgebracht werden.

In beiden Bänden schöpft Volkamer aus seiner langjährigen praktischen Erfahrung mit Zitrusfrüchten und ihrer Pflege - von der Errichtung temporärer Orangerien zum Winterschutz bis hin zu detaillierten Beschreibungen jeder Zitrussorte, einschließlich ihrer Größe, Form, Farbe, ihres Geruchs, Baums oder Strauchs, ihrer Blätter und ihres Ursprungslandes.

Die Tafeln sind zugleich eine Hommage Volkamers an die grünen Landschaften Norditaliens, seine Heimatstadt Nürnberg und andere Orte, die seine Phantasie beflügelten. Vom genuesischen Meerblick bis hin zu Schloss Schönbrunn ist jeder Ort genauso außergewöhnlich detailreich dargestellt, wiedie Früchte selbst. Wir sehen, wie sich grapefruitschwere Äste über einen sonnenbeschienenen Hof in Bologna wölben und bestaunen eine riesige Ananaspflanze, die aus einer südamerikanischen Stadt hervorsprießt. Der Band ist nicht nur eine phantastische Zusammenstellung botanischer Schönheiten, sondern auch eine höchst poetische Tour durch die üppigen Gärten und Orte, an denen diese Früchte einst wuchsen.

Nur wenige handkolorierte Volkamer-Exemplare sind heute noch erhalten. Diese TASCHEN-Publikation basiert auf dem Set im Stadtarchiv Fürth auf Schloss Burgfarrnbach und präsentiert zudem 56 neu entdeckte Tafeln, die Volkamer in einem ursprünglich geplanten dritten Band veröffentlichen wollte, zu dem es jedoch nicht mehr kam.
Autorenporträt
Iris Lauterbach studierte Kunstgeschichte und Romanistik in Mainz, Pavia und Paris und promovierte im Jahr 1985. Seit 1991 ist sie Mitglied der Forschungsabteilung des Zentralinstituts für Kunstgeschichte in München und lehrt ¿Geschichte der Gartenkunst¿ an der Technischen Universität München. Zu ihren Hauptforschungsgebieten gehören die Restitution von Raubkunst nach 1945, das 18. Jahrhundert in Frankreich und die Geschichte der europäischen Gartenkunst vom 16. bis zum 20. Jahrhundert.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Harald Eggebrecht läuft das Wasser im Mund zusammen angesichts des Prachtbands mit den Kupferstichen des Nürnbergers Johann Christoph Volkamer. So plastisch sind die abgebildeten Zitrusfrüchte, dass Eggebrecht Geschmack und Herkunft der orangenen Paradies-"Äpfel" erahnt. Auf nach Italien! Schön wär's, denkt sich Eggebrecht und nimmt vorlieb mit den Abbildungen, dem eingebildeten Duft und Iris Lauterbachs kulturhistorischem, botanischem Einleitungsessay, der unter anderem die Bedeutung der Agrumen für die Heraldik erläutert, wie der Rezensent mitteilt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.11.2020

Früchte des Paradieses oder süße Bitternis
In diesem Prachtbuch aus dem frühen 18. Jahrhundert zu blättern, heißt, sich nicht satt sehen zu können, und sich zu sehnen nach jenen Orten, die in Johann Christoph Volkamers „Nürnbergische Hesperides“ – so heißt das Buch – „auff das accurateste in Kupfer gestochen“ sind. Zum einen werden hier Zitrusfrüchte aller Arten als unverwechselbare Individuen in Originalgröße so porträtiert, dass man sie schwerlich vergessen kann.
Zum anderen erscheinen unter den planetengleich schwebenden Pomeranzen und Zitronen Veduten von Orten, an denen Orangen, Limetten und all ihre Schwestern gehegt, gezüchtet und auch geerntet wurden: Orangerien, Schlösser, Herrensitze und weitläufige Gärten in deutschen Landen ebenso wie vor allem in Norditalien. Da will jeder Betrachter sofort hin. Außerdem läuft einem angesichts der herrlich genau abgebildeten Früchte das Wasser im Munde zusammen und man möchte glauben, den Duft der aufgeschnittenen Agrumen, so der Sammelname für alle Zitrusarten, in ihrer Vielfalt riechen zu können.
Johann Christoph Volkamer (1644-1720) war Nürnberger Kaufmann, leidenschaftlicher Gärtner und Hobbybotaniker von Rang. Er stammte aus einer in Europa gut vernetzten Gelehrtenfamilie. Der Vater, der Arzt und Naturforscher Johann Georg senior, hatte während des Dreißigjährigen Krieges in Jena, Altdorf und Padua studiert, bereiste Italien und Frankreich und wurde nach der Rückkehr Mitglied, später Präsident der Leopoldina und noch kaiserlicher Leibarzt. Der jüngere Bruder, Johann Georg junior, machte sich ebenfalls als Arzt und wissenschaftlicher Botaniker einen klangvollen Namen. Auch er war Mitglied der Leopoldina, in die gegen Ende seines Lebens endlich der Zitronenfan Johann Christoph aufgenommen wurde.
Volkamer, der eine Zeit lang in Rovereto gelebt hatte, wo es eine bedeutende Seidenzucht gab, mit deren Erzeugnissen der Nürnberger Kaufmann handelte, war in seinem Zitruskult nicht der erste und keineswegs allein. In ganz Europa galten diese kostbaren, von Königen und Fürsten, reichen Patriziern und hoch angesehenen Stadtbürgern über die Maßen geschätzten gelben und orangenen „Äpfel“ gleichsam dem Garten Eden zugehörig, zumindest dem Zaubergarten der Hesperiden, aus dem sie der mythische Superheld Herakles einst raubte und so in die Welt brachte.
In ihrem vorzüglichen, weit ausgreifenden Einleitungsessay zu historischem Rang, künstlerischer und botanischer Bedeutung von Volkamers „Hesperides“ gelingt es Iris Lauterbach, Spezialistin für europäische Gartenkunst an der TU München, die Exklusivität der Früchte und ihre heraldische Bedeutung für Herrscherhäuser zu beschreiben. Sie zeigt auch, wie sehr damals schon Wissenschaftler und Forscher in Europa vernetzt waren. Volkamers Werk war das erste seiner Art auf Deutsch. So fand es eine größere Verbreitung, als wäre es in der Wissenschaftssprache Latein abgefasst worden. Doch es gibt ebenso eine lateinische Fassung. Lauterbach erzählt auch, wie die Agrumen vor rund viertausend Jahren von den Hängen des Himalaja über China und Indien allmählich nach Westen transportiert wurden, im antiken Rom bekannt waren und dann vor allem mit den arabischen Kulturen endgültig in Europa Wurzeln schlugen.
Auf drei Foliobände hatte Volkamer seine „Hesperides“ angelegt, von denen zwei tatsächlich vollendet wurden, während vom geplanten dritten Band immerhin etliche Bildtafeln existieren. Volkamer pflegte selbst einen wohl einzigartigen Garten im Nürnberger Stadtteil Gostenhof, in dem er seine botanischen Studien am lebendigen Objekt treiben konnte. Was er nicht selbst züchtete, ließ er sich schicken und zeichnete es genaustens ab, bevor es in Kupfer gestochen wurde. Seine Zeichnungen scheinen leider verloren, so Lauterbach. Stolz war der Nürnberger Kaufmannsbotaniker aus im besten Sinne dilettantischer Neigung auf seine „Hesperides“, von denen er wusste, „daß keiner noch so ausführlich und so Zahlreich bis hieher / diese ungemeine Zierathen des Garten-Baues beschrieben / und mit den gehörigen Kupfern vor Augen gelegt habe“. Das Werk sollte auch die freie Reichstadt Nürnberg ehren, für Volkamer quasi centrum Europae.
Jedenfalls gilt Volkamers Lob des Gärtnerberufs bis heute: „Solchem nach gehöret kein tummer Kopf und fauler Tropf zu einem Gärtner / dann Er muß eine gute Wissenschafft und Erkennung haben Es muß auch ein Gärtner klug und nachdencklich seyn Ferner soll ein Gärtner fleissig und unverdrossen seyn“.
HARALD EGGBERECHT
Johann Christoph
Volkamer: The Book of Citrus Fruits.
The Complete
Plates 1708 - 1714. Einleitung von Iris Lauterbach.
Taschen Verlag,
Köln 2020.
383 Seiten, 125 Euro.
Abbildungen: Stadtarchiv Fürth
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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"Wie groß seine Liebe zu Limo_nen gewe_sen sein muss, lasst sich an den mehr als drei_ein_halb Kilo_gramm Papier bemes_sen, die der TASCHEN Verlag jetzt als Book of Citrus Fruits herausge_bracht hat... Johann Christoph Volkamer hat seiner Heimat_stadt ein Denk_mal gesetzt. In Buch_form, und so ist frisch_ge_druckt zu bestau_nen, was früh hohe Aner_ken_nung fand. Sein Wirken lasst sich jetzt wiederentdecken." Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung