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Vor der Buchmesse: Eine
Anthologie finnischer Autorinnen
Auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse wird Finnland seine Literatur in ganzer Bandbreite präsentieren, und zur Einstimmung werden vorher ein paar Kostproben ausgestreut. Zum Beispiel die Anthologie „Alles absolut bestens bei mir“, deren Titel den Mythos von der Stärke und Autonomie finnischer Frauen ironisiert. Der schmale, aber klug konzipierte Band versammelt Erzählungen finnischer Schriftstellerinnen vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Er zeigt an sieben Beispielen, wie facettenreich und widerspruchsvoll der Prozess der weiblichen Emanzipation, der am nordöstlichen Rand Europas etwas später einsetzte, sich dann aber umso rascher und nachhaltiger vollzog, das Selbstverständnis und die emotionale Erfahrungswelt finnischer Frauen in den vergangenen hundert Jahren geprägt hat.
Ganz unabhängig von Frauenfragen kann man sich hier schon einmal damit vertraut machen, dass das kleine, leselustige Finnland nicht weniger als drei Literatursprachen besitzt: die beiden offiziellen Landessprachen Finnisch und Schwedisch sowie das Samische, das in Lappland gesprochen wird und eine zunehmend vitale Minderheitenkultur repräsentiert. Und schließlich vermittelt das Buch einen Eindruck von der stilistischen Vielfalt der weiblichen Literatur Finnlands, in der gewisse Eigenarten und Vorlieben dominieren, etwa ein Faible für knappe Formen wie Kurzprosa und Dialog und eine Neigung zum Skurrilen, Surrealen und Grotesken.
Das Spektrum reicht von Maria Jotuni (1880-1943) und ihrer ungeschönten, oft eigenwillig komischen Darstellung der Geschlechterbeziehungen über die samische Autorin Kirste Paltto (Jahrgang 1947), die von einer „Frau mit zwei Köpfen“ erzählt, bis zur 1978 geborenen Hanna Hauru, deren freche Texte über Fettleibigkeit und Behaarung die gängigen Normen weiblicher Erotik und Attraktivität auf den Kopf stellen. Dazwischen glänzt als Solitär die lange Erzählung „Sommer und eine Frau mittleren Alters“ von Eeva Kilpi (Jahrgang 1928) mit einer poetisch-melancholischen Variation zum existenziellen Grundthema aller Finnen, dem Verhältnis des Menschen zur Natur.
KRISTINA MAIDT-ZINKE
Alles absolut bestens bei mir. 15 Alleingänge aus Finnland. Erzählungen. Aus dem Finnischen von Hans-Hermann Bartens u.a. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Helen Moster. Edition Nautilus, Hamburg 2014. 174 Seiten, 18,90 Euro.
Eine Neigung zum Skurrilen,
Surrealen und Grotesken fällt auf
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Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
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