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Auch nach Ende der Ersten Weltkriegs ist das Klima an der deutsch-französischen Grenze von Feindseligkeit und Ressentiments geprägt. Trotzdem eilen die deutschen Bergarbeiter zu Hilfe, als sich auf französischer Seite ein Grubenunglück ereignet.
In einem französischen Bergwerk nahe der deutschen Grenze kommt es zu einer Grubenexplosion. Nahezu 600 französische Kumpel werden verschüttet, jede Hilfe scheint aussichtslos. In der benachbarten Grube kommt es zu erregten Auseinandersetzungen. Obwohl zeitweilig die alte Feindschaft zu Frankreich triumphiert, entschließen sich die deutschen…mehr

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Produktbeschreibung
Auch nach Ende der Ersten Weltkriegs ist das Klima an der deutsch-französischen Grenze von Feindseligkeit und Ressentiments geprägt. Trotzdem eilen die deutschen Bergarbeiter zu Hilfe, als sich auf französischer Seite ein Grubenunglück ereignet.

In einem französischen Bergwerk nahe der deutschen Grenze kommt es zu einer Grubenexplosion. Nahezu 600 französische Kumpel werden verschüttet, jede Hilfe scheint aussichtslos. In der benachbarten Grube kommt es zu erregten Auseinandersetzungen. Obwohl zeitweilig die alte Feindschaft zu Frankreich triumphiert, entschließen sich die deutschen Bergleute zu einer solidarischen Rettungsaktion. Die Grenze, die zwei Völker in feindliche Lager trennt, ist vorübergehend gefallen. Ein Zeichen ist gesetzt.

Bonusmaterial

Umfangreiches Booklet mit originalen, historischen Dokumenten und Informationen zur Geschichte des Films
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.11.2023

Unter der Erde

Georg Wilhelm Pabsts Film aus dem Jahr 1931 stimmt das Hohelied der Völkerverständigung an.

Zwei Jungen an einer Landstraße. Im Hintergrund Schornsteine. Sie spielen mit Murmeln. "Ich habe gewonnen!", ruft der eine. "C'est pas vrai", entgegnet der andere, "c'est moi qui ai gagné!" Da zieht der erste Junge mit einem Stock eine Linie zwischen den beiden. Hier sei die Grenze, sagt er, und die Murmeln lägen jetzt auf seiner Seite. "Hol sie dir, wenn du dich traust!"

Politisches Kino - was ist das? Ein Kino der politischen Botschaften, wie es heute nur noch in einigen Dokumentarfilmen vorkommt; oder ein Kino des sozialen Realismus, in dem sich die Wirklichkeit mit politischen Phantasien auflädt? Damals, 1931, nur zwei Jahre nach der Geburt des deutschen Tonfilms, war es "Kameradschaft", ein Film von Georg Wilhelm Pabst. Demselben Pabst, der sechs Jahre zuvor mit "Die freudlose Gasse" eine junge Schwedin namens Greta Garbo berühmt gemacht und 1929, in "Die Büchse der Pandora", einem der letzten Stummfilme, die junge Louise Brooks entdeckt hatte. Demselben Pabst, dem Daniel Kehlmann seinen neuen Roman "Lichtspiel" gewidmet hat.

Bei Kehlmann ist "der rote Pabst" ein wiederkehrendes Schlagwort, es wird dem Regisseur in Pariser Emigrantenzirkeln ebenso vorgehalten wie im Büro von Goebbels, vor dem Pabst, der bei einem Besuch bei seiner Mutter in Österreich vom Beginn des Zweiten Weltkriegs überrascht wurde, zu Kreuze kriechen und den Hitlergruß machen muss. Dabei schwankte die politische Röte von Pabsts Kino schon vor seinen unter Goebbels' Aufsicht entstandenen Kostümdramen "Komödianten" und "Paracelsus" von Film zu Film. 1929 hatte er zusammen mit Arnold Fanck in "Die weiße Hölle vom Piz Palü" die spätere Nazi-Ikone Leni Riefenstahl inszeniert. "Westfront 1918", sein im Jahr darauf gedrehtes Epos zum Ersten Weltkrieg, wurde im "Dritten Reich" ebenso verboten wie Pabsts Verfilmung der "Dreigroschenoper" von 1931. Zugleich aber führte die Filmschule Babelsberg ihren Eleven den Mackie-Messer-Film als Musterbeispiel für Regie und Kamera vor, und 1939 war das Werk Teil einer Geschenk-Edition zu Hitlers fünfzigstem Geburtstag. Pabst selbst hat sich, nicht nur bei Kehlmann, sondern auch im echten Leben, immer als unpolitisch bezeichnet, und wenn man seine Spielfilme sieht, muss man ihm das glauben.

Die einzige Ausnahme ist "Kameradschaft". Der Film, der von Seymour Nebenzahl (der später in der amerikanischen Emigration mit Douglas Sirk und Edgar Ulmer arbeitete) für die Nero-Film produziert wurde, verlegt das Grubenunglück von Courrières aus dem Jahr 1906 ans Ende der Zwanzigerjahre und aus dem Pas-de-Calais an die deutsch-französische Grenze. In der französischen Kohlenmine brennt es; als eine Ziegelschutzmauer zusammenbricht, gibt es eine Gasexplosion, und die Stollen stürzen ein. Die Nachricht von der Katastrophe erreicht bald das deutsche Bergwerk, das über die neueste Schutzausrüstung verfügt. "Da müssen wir doch rüber!", sagt einer aus dem Rettungstrupp. "Die Franzosen kennen wir - von der Ruhrbesetzung!", entgegnet ein anderer. "Kumpel ist Kumpel!", lautet die Antwort. Die Helfer setzen sich in Marsch.

Parallel zu diesem Drama, dessen Ausmaße nur zu erahnen sind (in Courrières starben 1200 Bergleute), erzählt der Film das kleine des Freundespaares Jean und Emile, das bei der Explosion verschüttet wird, und ihrer drei deutschen Retter. Die gelangen durch ein Gitter, das seit 1919 die Grenze zwischen beiden Ländern markiert, auf die französische Seite, aber als sie auf Jeans Klopftöne durch Antwortklopfen reagieren, hört dieser im Fieberwahn die Geschütze des Grabenkriegs und ringt mit den vermeintlichen Feinden. Alle werden zusammen abermals verschüttet, und erst ein Telefon, das zwischen den Trümmern klingelt, erlöst sie aus ihrem Gefängnis.

Unter wie über Tage ist hier alles symbolisch: die Grenzen, die Helfer, die Erinnerungen, die Vorurteile. Ein Tanzball am Vorabend des Unglücks, bei dem Deutsche und Franzosen beinahe handgreiflich aneinandergeraten, lädt die Atmosphäre auf, ein gemeinsames Fest, auf dem die Solidarität der Arbeiter beschworen wird ("Kumpel . . . ist Kumpel . . . die Kohle gehört allen!"), sorgt für ein versöhnliches Ende. Aber Pabst konterkariert das Pathos des Drehbuchs immer wieder durch die Sachlichkeit seines Erzählens. Jenseits des Melodrams ist "Kameradschaft" die reine Industriereportage. Das Stilprinzip der fließenden Montage, das er in seinen Stummfilmen entwickelt hat, bewährt sich auch hier, es verbindet die ober- und unterirdischen Bewegungen der Handlung zu einem einzigen Bilderstrom. Und auch das Happy End ist keines, denn in der Tiefe wird die Grenze wiedererrichtet, das Gitter repariert, das die Helfer in der Not durchbrochen hatten. "Ordnung muss sein!" sind die letzten Worte des Films.

"Kameradschaft" brachte Pabst kein Glück. Der Film spielte, obwohl von der Kritik hymnisch gelobt, weder in Deutschland noch in Frankreich seine Kosten ein. Zwei Jahre später, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, ging Pabst nach Frankreich, wo er bis 1939 fünf Spielfilme drehte. Vom Eingeschlossen- und Verschüttetwerden hat er später noch zweimal erzählt, in dem Höhlenliebesdrama "Geheimnisvolle Tiefe" von 1948 und sieben Jahre später in "Der letzte Akt", einer wilden Farce über den Untergang von Hitlers Reich. Darin sprengt die SS den U-Bahn-Tunnel am Potsdamer Platz, in dem sich die verängstigte Berliner Bevölkerung zusammendrängt. Wasserfluten stürzen herein. Aber es gibt keine Rettung mehr. Die Kameradschaft der Völker ist vorbei. ANDREAS KILB

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