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Der Deutsche Herbst im Jahre 1977 bildet die düsterste Epoche der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte. Wolfgang Kraushaar, der beste Kenner dieser Zeit, wirft neue Fragen auf und gibt neue Antworten. Terrorismus tritt uns heute als Phänomen der unmittelbaren Gegenwart entgegen. Doch schon einmal hat Terror die Bundesrepublik in Atem gehalten. Die Greueltaten der RAF haben im Herbst 1977 mit der Entführung und Ermordung von Hanns Martin Schleyer und der Entführung des Flugzeugs "Landshut" ihren Höhepunkt erreicht. Doch die Gewalt der RAF hat ihre Vorgeschichte in der Frühphase der scheinbar…mehr

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Produktbeschreibung
Der Deutsche Herbst im Jahre 1977 bildet die düsterste Epoche der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte. Wolfgang Kraushaar, der beste Kenner dieser Zeit, wirft neue Fragen auf und gibt neue Antworten. Terrorismus tritt uns heute als Phänomen der unmittelbaren Gegenwart entgegen. Doch schon einmal hat Terror die Bundesrepublik in Atem gehalten. Die Greueltaten der RAF haben im Herbst 1977 mit der Entführung und Ermordung von Hanns Martin Schleyer und der Entführung des Flugzeugs "Landshut" ihren Höhepunkt erreicht. Doch die Gewalt der RAF hat ihre Vorgeschichte in der Frühphase der scheinbar eher harmlosen 68er-Bewegung. Ihre Protagonisten, die sich als anti-bürgerliche Heroen stilisierten, sind zugleich tief verwurzelt im deutschen Nachkriegsbürgertum. Weit über die rätselhafte Todesnacht von Stammheim, in der sich das Führungstrio Baader, Ensslin und Raspe selbst tötete, agierte die RAF bis tief in die 1990er-Jahre und führt sogar bis heute ein Nachleben. Von der Vorgeschichte, den entscheidenden Ereignissen, den ideologischen Grundlagen bis zu den Folgen des Terrors der RAF. Wolfgang Kraushaar bringt neues Licht in das dunkle Gewirr aus Missverständnissen und Verklärungen und gelangt dabei zu überraschenden Erkenntnissen.
Autorenporträt
Wolfgang Kraushaar arbeitet seit 1987 als Politikwissenschaftler am Hamburger Institut für Sozialforschung. Im Zentrum seiner Forschungen stehen Protestbewegungen und der moderne Terrorismus. Zu seinen wichtigsten Publikationen zählen »Die Protest-Chronik 1949 - 1959«, »Frankfurter Schule und Studentenbewegung«, »Die Bombe im jüdischen Gemeindehaus« sowie »Die RAF und der linke Terrorismus« sowie »Die blinden Flecken der RAF«.

Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.10.2017

Sogkräfte und Widersprüche
Wolfgang Kraushaar beleuchtet die Defizite in der RAF-Exegese – und sucht nach der Bedeutung von linkem Terror in der Gegenwart
Die RAF ist nicht Geschichte. Sie kann es nicht sein, solange die Attentate, die von der Terrorgruppe in drei Jahrzehnten verübt wurden, nicht vollständig aufgeklärt sind, sagt der RAF-Experte Wolfgang Kraushaar zu Recht. Doch das Verhältnis der Bundesrepublik zu ihren einstmals schärfsten Staatsfeinden hat sich verändert. Das Schreckgespenst ist nicht nur in den Kanon der Popkultur eingegangen, es hat Alterserscheinungen bekommen. Als Kraushaar 2007 einen 1400 Seiten starken Sammelband über die RAF herausgab, wurde noch heftig über die Begnadigung eines Christian Klar gestritten und über die Beteiligten am Mord an Generalbundesanwalt Siegfried Buback spekuliert.
Nun hat sich der Deutsche Herbst erneut gejährt, doch das Land hat sich neuen Ausprägungen des Terrorismus zuwenden müssen: dem NSU und einer neuen Qualität islamistischen Terrors, der es nicht explizit auf hochrangige Repräsentanten eines als feindlich definierten Systems abgesehen hat wie noch die Rote-Armee-Fraktion, sondern auf massenhafte, willkürliche Opfer. Wen interessiert da, wenn Horst Mahler als Holocaustleugner durch die Nachrichten geistert, könnte man meinen. Denn solange die Kader an ihrem Schweigegelübde festhalten und Wissen des Verfassungsschutzes zurückgehalten wird, tut sich wohl keine neue Perspektive auf die RAF auf.
Wolfgang Kraushaar fragt in den ersten Zeilen seines 400-seitigen Buches über „Die blinden Flecken der RAF“ unumwunden nach der Bedeutung von linkem Terrorismus in der Gegenwart. Die RAF sei zu „einer Art Referenzsystem des gegenwärtigen Terrorismus“ geworden, schreibt er. Kraushaar versteht das als Kritik an allzu sorglosen Gleichsetzungen und benennt die Differenzen zwischen dem religiös verbrämten Dschihad und den sozialrevolutionär gerechtfertigten Verbrechen der RAF. Inwiefern sich etwa der deutsche Salafismus und die RAF in den Mechanismen ihrer Radikalisierung ähneln könnten, verfolgt Kraushaar aber leider nicht weiter. Sein Buch ist eine Mischung aus nacherzählter Zeitgeschichte, Kulturgeschichte des Linksterrorismus und Kompendium, das den sozialwissenschaftlichen Forschungsstand über die RAF bündelt. Kraushaar diskutiert einmal mehr die Faktoren, die Frauen, Anwälte und das religiöse Sendungsbewusstsein einiger Mitglieder für die Terrorgruppe gespielt haben. Er bezieht sich dabei etwa auf den Soziologen Gerhardt Schmidtchen, der bereits 1981 einen religiös inhaltsleer gewordenen Protestantismus als Erziehungsgefäß für die politische Überzeugungstat ausmachte. Weil Ulrike Meinhof die Änderung der Verhältnisse als moralisch imperativ ansah, blieb auch ihr nur die Selbstermächtigung durch ihr protestantisches Gewissen. Sie führte wie bei Gudrun Ensslin zur Mission mit der Waffe, schreibt Kraushaar.
Kraushaar hat das Buch nach analytischen Kategorien gegliedert, die nur bedingt einer Chronologie der Ereignisse folgen und inhaltliche Wiederholungen zulassen. Wer sich für eine Dokumentation des Deutschen Herbsts interessiert, ist mit Butz Peters’ aktuellem Buch über das Terrorjahr 1977 oder Stefan Austs detailversessenem Standardwerk „Der Baader-Meinhof-Komplex“ besser bedient. Kraushaars Buchtitel suggeriert ja bereits etwas anderes: Mit dem sozialpsychologischen Terminus des blinden Flecks will er vor allem Defizite in der Interpretation des RAF-Terrorismus aufzeigen.
Mit souveräner Quellenkenntnis zeichnet er nach, wie sich die Kader der ersten RAF-Generation aus Splittern einer 68er-Bewegung zusammensetzten, die selbst ihre blinden Flecken aufzuarbeiten hatte. Den Übergang von der subversiven Aktion zum bewaffneten Kampf befeuern damals eine unaufgearbeitete NS-Zeit, das politische Gewaltklima der 60er-Jahre, eine sensationslüsterne Presse. Kraushaar macht aber auch allseits bekannte Schlüsselfiguren für die Eskalation aus: Da ist Rudi Dutschke, der in Anlehnung an Che Guevara die moralische Notwendigkeit einer Stadtguerilla propagiert. Da ist der Kommunarde Dieter Kunzelmann, der eine zunächst spielerische Form der Revolte in handfesten Terror überführt. Und schließlich Andreas Baader, der von der kleinkriminellen Randfigur zum Anführer der RAF aufsteigt – und posthum zu „einer Art Negativstar der Mediengesellschaft“ wird, schreibt Kraushaar.
Auch wenn sich der Politikwissenschaftler hier weitgehend auf dem Terrain seiner bisherigen Buchveröffentlichungen bewegt, muss man ihm attestieren, dass er die Akteurskonstellationen, Sogkräfte und Widersprüche erhellender darzustellen vermag als etliche Autoren, die dem Reiz erliegen, die Geschichte der RAF vor allem als Untergrund-Krimi zu erzählen. Im Aufsatz über das „Faszinosum Militanz“ deutet Kraushaar zudem an, warum sich das Konzept linker Gegengewalt von den Spontis um Joschka Fischer über die autonome Bewegung bis in die Gegenwart des G-20-Gipfels überlebt hat. Zumindest für radikalen Protest wird die RAF als Ersatzidentität anscheinend noch gebraucht.
CHRISTOPH DORNER
Wolfgang Kraushaar:
Die blinden Flecken der RAF. Verlag Klett-Cotta Stuttgart 2017, 423 Seiten, 25 Euro.
E-Book: 19,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.12.2017

Blinde Flecken, linke Fragen
Wolfgang Kraushaar widerlegt Geschichtslegenden zur RAF

Der 40. Jahrestag des Höhepunktes des RAF-Terrorismus, des sogenannten "Deutschen Herbstes", scheint vor allem durch den medial intensiv begleiteten Transport der ehemaligen Lufthansa-Maschine "Landshut" hervorzustechen. Das über Jahre in Brasilien verrottende Flugzeug war 2017 aufgrund einer Initiative des Auswärtigen Amts gekauft und nach Deutschland transportiert worden. Am 23. September traf es im Friedrichshafener Dornier Museum ein. Dort soll es Teil einer Ausstellung werden, die nicht nur an die Entführung des Flugzeuges 1977 durch palästinensische Terroristen erinnern, sondern dieses Ereignis auch als Teil des "Deutschen Herbstes" und der Versuche einordnen soll, die inhaftierte erste RAF-Generation freizupressen. Immerhin hat es auch eine Reihe von neuen Büchern sowie Neuauflagen populärer älterer Werke gegeben; doch große Gesamtdeutungen sind nicht dabei gewesen.

An dieser Einschätzung ändert auch Wolfgang Kraushaars "Die blinden Flecken der RAF" nichts. Der Politologe und exzellente Kenner der RAF-Geschichte, der mit wichtigen Veröffentlichungen die Erforschung des deutschen Linksterrorismus der 1970er und 1980er Jahre maßgeblich vorangetrieben hat, legt nun eine Sammlung kurzer Beiträge vor, die er offensichtlich im letzten Jahrzehnt verfasst und erst in kleineren Portionen veröffentlicht hat. Entsprechend vielfältig ist die Themenfülle, die Kraushaar behandelt. Während er in seiner Einleitung knapp - auch in Abgrenzung zum heutigen Dschihadismus - sein Verständnis von Terrorismus skizziert, Schwierigkeiten bei der Erforschung der RAF-Geschichte erörtert und auf das Schweigen der Täter sowie der Rolle von Geheimdiensten eingeht, endet der Band mit dem Abdruck seines Gutachtens über den zukünftigen Umgang mit jenem Gebäudekomplex der Justizvollzugsanstalt Stammheim, in dessen siebten Stock RAF-Terroristen inhaftiert waren und in dem sich 1977 Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe nach der Befreiung der entführten Lufthansa-Maschine "Landshut" durch die GSG9 umbrachten.

Die übrigen 13 Beiträge thematisieren differenziert die Anfänge des Linksterrorismus der Bundesrepublik in der 1968er Bewegung, skizzieren die besondere Bedeutung von Anwälten und Terroristinnen für die Entstehung und Geschichte der RAF, fragen nach dem Stellenwert von religiöser Sozialisation, von linkem Antisemitismus und Umgang mit der NS-Vergangenheit für die Terroristen und erörtern die Selbstauflösung der RAF von 1998. Der Besuch des französischen Philosophen Jean-Paul Sartre bei Baader im Stammheimer Gefängnis 1974 sowie das Schicksal von Fritz Rodewald, in dessen Wohnung und auf dessen Anzeige hin Ulrike Meinhof verhaftet wurde, dienen Kraushaar dazu, gesellschaftliche Reaktionen auf den RAF-Terrorismus aufzuzeigen. Kraushaars immenses Wissen ist jedem der Beiträge anzumerken. Zudem schreibt er in gut lesbarer Weise, ohne auf die notwendigen Differenzierungen zu verzichten. Dem Charakter eines Sammelwerkes geschuldet ist jedoch, dass manche wichtige Aspekte an mehreren Stellen des Buches zu finden sind.

Hervorzuheben ist, dass Kraushaar kritisch so manche Geschichtslegende zur RAF widerlegt. Der Politologe zeigt ferner auf, welches Erkenntnispotential zeitgenössische wissenschaftliche Terrorismusanalysen der frühen 1980er bis heute bieten. Kraushaar warnt überzeugend davor, den deutschen Linksterrorismus auf die RAF zu reduzieren, und geht immer wieder punktuell auf die Geschichte anderer linksterroristischer Gruppierungen wie der "Revolutionären Zellen", der "Bewegung Zweiter Juni" oder der Berliner und Münchener Tupamaros ein. Schließlich lassen seine wie Sonden wirkenden Kapitel aufscheinen, welche Bedeutung die Vernetzungen der deutschen Linksterroristen in internationalen Terroristenkreisen - insbesondere der arabischsprachigen Welt - hatten. Bedauerlich ist jedoch, dass Krausshaar diesen Aspekt ebenso wenig weitergehend systematisch thematisiert wie die Rolle des Ostblocks als Terrorunterstützer.

Kraushaars Beiträge lassen in Themenauswahl und Argumentation auch den 1948 Geborenen erkennen, der in den 1970er Jahren Teil der westdeutschen Linken war und sich als Demokrat bis heute damit auseinandersetzt, welche Wege von links zum RAF-Terrorismus führten. So wichtig ein solcher Zugang aus Täter-biographischer Sicht und für die politische Bildungsarbeit sein mag, so wäre doch für eine künftige Gesamtgeschichte des bundesrepublikanischen Linksterrorismus ein stärkeres Eingehen auf den RAF-Terrorismus der zweiten und dritten Generation, eine konsequente Historisierung und breite Kontextualisierung sowie eine stärkere Einbindung von Unterstützer- und Sympathisanten-Milieus notwendig; außerdem müssten die internationalen Dimensionen des westdeutschen Linksterrorismus stärker berücksichtigt werden. Es wäre wünschenswert, wenn sich ein exzellenter Kenner der RAF-Geschichte wie Wolfgang Kraushaar dieser wissenschaftlichen Herausforderung stellen würde.

CHRISTOPHER DOWE

Wolfgang Kraushaar: Die blinden Flecken der RAF. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2017. 423 S., 25,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Kraushaar immenses Wissen ist jedem der Beiträge anzumerken.«Christopher Dowe, faz, 5.12.2017 »Kraushaars Darstellung wirft auf die alte Geschichte neue erhellende Schlaglichter.« Winfried Dolderer, deutschlandfunk, 10.2017 »Kraushaar ist argumentativ wohltuend unaufgeregt unterwegs. Mythen, Legenden und Verschwörungstheorien demontiert er sachlich, aber nachdrücklich.[...] Die Lektüre seiner in eleganter Wissenschaftsprosa verfassten Untersuchung ist spannend wie ein Thriller.« Hendrik Werner, weser-kurier.de, 28.08.2017