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Vom Sklavenwiderstand bis zum Jiu-Jitsu der Suffragetten, vom Aufstand im Warschauer Ghetto bis zu den Black Panther und den Queer-Patrouillen zeichnet Elsa Dorlin in ihrem preisgekrönten Buch eine Genealogie der politischen Selbstverteidigung nach. Diese Geschichte der Gewalt wirft ein neues Licht auf die Definition der modernen Subjektivität und die zeitgenössische Sicherheitspolitik. Sie führt zu einer Neuinterpretation der politischen Philosophie, in deren Rahmen Hobbes und Locke mit Frantz Fanon, Michel Foucault, Malcolm X, June Jordan und Judith Butler in ein faszinierendes Streitgespräch geraten.…mehr

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Produktbeschreibung
Vom Sklavenwiderstand bis zum Jiu-Jitsu der Suffragetten, vom Aufstand im Warschauer Ghetto bis zu den Black Panther und den Queer-Patrouillen zeichnet Elsa Dorlin in ihrem preisgekrönten Buch eine Genealogie der politischen Selbstverteidigung nach. Diese Geschichte der Gewalt wirft ein neues Licht auf die Definition der modernen Subjektivität und die zeitgenössische Sicherheitspolitik. Sie führt zu einer Neuinterpretation der politischen Philosophie, in deren Rahmen Hobbes und Locke mit Frantz Fanon, Michel Foucault, Malcolm X, June Jordan und Judith Butler in ein faszinierendes Streitgespräch geraten.


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Autorenporträt
Elsa Dorlin, geboren 1974, ist Professorin für Philosophie an der Universität Paris 8 Vincennes-Saint-Denis. Sie gilt als eine der führenden französischen feministischen Theoretikerinnen der Gegenwart und erhielt für ihre Forschungen u. a. die Médaille de Bronze du Centre National de la Recherche Scientifique. Selbstverteidigung. Eine Philosophie der Gewalt wurde mit dem Frantz Fanon Prize 2018 und dem Prix de l'Écrit Social 2019 ausgezeichnet.

Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Aurelie von Blazekovic entdeckt hinter der schwierigen Syntax im Buch der Philosophieprofessorin Elsa Dorlin allerhand Spannendes, einen unkonventionellen Blick auf die Macht und die Ambivalenzen der Selbstverteidigung etwa. Auch wenn Dorlin nicht unbedingt den klarsten Stil schreibt, vermittelt sie der Rezensentin historisch Interessantes über die Entwaffnung der Sklaven und die Selbstermächtigung der Suffragetten, die den Polizisten die Hosenträger durchschnitten. Über die "Ethik des Aufstandes", die Frage, wann Gewalt für wen opportun ist, denkt die Autorin laut Blazekovic am Beispiel der Französischen Revolution und des Frauenkörpers im Krimi nach. Einfache Antworten liefert sie nicht, warnt die Rezensentin.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.10.2020

Bürger ist, wer notfalls schießt
Auf Argumente pfeifen: Elsa Dorlin mischt Steiles und Triviales zu einer Philosophie der Gewalt

Über Gewalt nachzudenken bedeutet für gewöhnlich, entweder Argumente für ihren ausnahmsweisen Gebrauch zu diskutieren oder ihre Ausübung zu begrenzen: Unter welchen Bedingungen ist ein Krieg ein gerechter Krieg? Kann es begründet sein, sich Polizeigewalt gewaltsam entgegenzustellen? Oder umgekehrt: Sind Bürgerwehren erlaubt? Solche Begründungsfragen sind für die französische Philosophin Elsa Dorlin weitgehend uninteressant. Ohnehin hat es an Begründungen für Gewalt ja nie gefehlt. Ihr jetzt auf deutsch erschienenes Buch, in New York und Berkeley unter dem Eindruck des latenten amerikanischen Bürgerkrieges geschrieben, möchte eine viel elementarere Frage klären: Wem wird welche Möglichkeit von Gewalt zugestanden? Welche Körper sind bewaffnet, welche unbewaffnet? Wer darf sich verteidigen?

In Europa hält man das verbriefte Recht auf Waffenbesitz für gewöhnlich für einen verfassungsrechtlichen Sonderweg der Vereinigten Staaten, mit dem Trump umso kräftiger mobilisieren kann, je mehr Gewalt herrscht. Das greift nach Dorlin zu kurz. In Wahrheit, so möchte sie zeigen, beruhen alle westlichen Verfassungen, ja die ganze liberale Vorstellung von Recht und Staat auf einem geschlechtlichen und rassischen Privileg der Bewaffnung.

Dieses Privileg beruhe auf dem listigen Einfall des neuzeitlichen Individualismus, Selbsterhaltung und Selbstverteidigung miteinander zu identifizieren. Dorlin schreibt ihn an einer Stelle Thomas Hobbes zu: Er hatte bekanntlich im siebzehnten Jahrhundert die Gleichheit der Menschen damit begründet, dass ein jeder Eigentum an seinem eigenen Körper hat und damit in gleicher Weise das Recht besitzt, Angriffe auf diesen Körper mit Gewalt abzuwehren. Recht entsteht, wenn die Menschen gemeinsam zwar nicht auf das Recht auf Selbstverteidigung, wohl aber auf dessen Ausübung verzichten und sie in einer monopolistischen Zwangsgewalt namens Staat institutionalisieren. Die koloniale Eigentümergesellschaft John Lockes und der amerikanischen Gründerväter musste dann nur noch die ganze Welt in Eigentum verwandeln, um politische Herrschaft überhaupt mit Selbstverteidigung gleichzusetzen. Heute gibt es keine politische Richtung mehr, die sich nicht im sprachlichen Register der Verteidigung von irgendetwas artikuliert. Darin bestünde also die Durchsetzung des liberalen Denkens.

Das liberale Selbst, so folgert Dorlin, besteht gar nicht vor der Bereitschaft zum Kampf, sondern ist nichts anderes als die "verstetigte Wirkung dieses Verteidigungstriebs". Der Liberalismus, der bei ihr weder historische Phasen noch regionale Schattierungen hat und auch auf den Namen Kapitalismus hört, denke darum soziale Ordnung überhaupt als "Versammlung von Individuen, die jeweils ein unverbrüchliches Recht auf Bewaffnung haben": "Ob die Bürger sich versammeln oder verbinden, macht keinen Unterschied: Es bleibt bei der möglichen Ausübung eines individuellen Rechts. Die individuelle Waffe ist in gewissem Sinne die prototypische Verkörperung der unsichtbaren Hand von Adam Smith: Sie macht die Gesellschaft." Bürger sind demnach diejenigen, die sich vorbehalten haben, notfalls zu schießen, und zwar vor allem auf Minderheiten. Die Bürgerwehr ist immer schon ins Recht eingebaut. Es ist keineswegs etwas anderes, ob sich die Gewalt gegen Schwarze, die eine Art Rahmenhandlung des Buches abgibt, als Gewaltexzess staatlicher Polizeikräfte ausdrückt wie beim Tod von George Floyd oder als Bürgermord wie an Trayvon Martin im Jahr 2012, sondern genau dasselbe.

Nun sind die Schattenseiten des "Besitzindividualismus" (C.B. Macpherson) ein alter Hut. Auch die ambivalente politische Theoriegeschichte der Trennung zwischen souveränen Rechten der Bürger und ihrer Ausübung durch den Staat ist sehr gut erforscht, zuletzt etwa durch Richard Tuck. Dass es allerdings gerade für die liberale Tradition letztlich dasselbe sein soll, ob die Mitglieder einer Gesellschaft sich versammeln oder bewaffnen, ist eine verwegene Behauptung, die sich weder textlich noch sonst belegen lässt. Auf die Nachvollziehbarkeit ihrer Argumente erhebt Dorlin aber bewusst keinen Anspruch. Sie will keine Geschichtsschreibung betreiben, sondern "die Erinnerung an jene Kämpfe erforschen, bei denen die Körper der Beherrschten die Hauptarchive darstellen".

Leider setzt diese von Michel Foucault entlehnte Methode der Forschung überwiegend auf die Evidenz drastischer Schilderungen von Repression und Widerstand, für die alle Gewalt gleich ist, wenn die Ausgeschlossenen zu ihr aufrufen. Der gewaltsame Protest der Suffragetten oder der sogenannten Tricoteuses, die während der Französischen Revolution keine verhinderten Patriotinnen mehr sein, sondern mit der Waffe kämpfen wollten; der Aufstand im Warschauer Getto; Körpertechniken in Sklavenkolonien; radikale Bürgerrechtsbewegungen - für Dorlin sind das letztlich nur historisch variable Formen der Exklusion aus dem liberalen Paradigma der Rechte, das Verteidigung als Selbstverteidigung weißer cis-Männer denkt. Übrigens einschließlich der "virilistischen und agonistischen Allegorie der Staatsbürgerschaft" Israels, die "aus dem Prinzip der legitimen Selbstverteidigung das Recht auf Gewalt und Kolonisation ableitet". Gemeinsamkeiten, Unterschiede? In dieser Philosophie der Gewalt lässt sich das nicht genau sagen, jedenfalls dem Leser nicht mitteilen: "Meine eigene Geschichte, meine körperliche Erfahrung waren das Prisma, durch das ich dieses Archiv gehört, gesehen und gelesen habe."

Auch was Dorlin im letzten Kapitel als "Phänomenologie der Beute" vorträgt, ist eher trivial. Mediale Kampagnen, die Gewalt gegen Frauen durch Schockbilder männlicher Gewalt adressieren, legen Frauen zugleich auf die Rolle der Opfer fest. "Bewusstsein" für "Machtstrukturen" zu schaffen bleibt eine hübsche Idee. An Helen Zahavis feministischem Splatter-Roman "Dirty Weekend" diskutiert sie, dass die bloße Umkehrung der Opfer- und Täterrollen nichts ausgleicht, sondern: "Wenn die Beute auf Jagd geht, wird sie nicht ihrerseits zum Jäger. Sie verteidigt sich aus der Not heraus." Verallgemeinert heißt das: Die Herrschaftsverhältnisse sind so eingerichtet, dass zwischen Jägern und Gejagten immer klar unterschieden werden kann und muss. Mag die Welt auch für alle "unlebbar" geworden sein, nur bestimmte Menschen werden gejagt und getötet.

Was dieser radikale Denkgestus am wenigsten wahrhaben will, ist die entfernte Möglichkeit, dass sich die Welt nicht restlos in Jäger und Beute einteilen lässt. Gerade die anderen sind es aber in der Geschichte der Gewalt, die mit über den Ausgang entscheiden. Auch der berühmteste Jäger der Weltgeschichte wurde schließlich zwar von seiner Beute verwandelt, aber von seinen Begleitern zerrissen.

FLORIAN MEINEL

Elsa Dorlin:

"Selbstverteidigung".

Eine Philosophie

der Gewalt.

Aus dem Französischen von Andrea Hemminger. Suhrkamp Verlag, Berlin 2020. 314 S., geb., 32,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.12.2021

Milo Rau
Regisseur
Zu Beginn der Corona-Epidemie gründete ich am Genter Theater die „School of Resistance“, ein Netzwerk von Aktivist*innen. Mit dabei sind immer wieder Teilnehmer*innen, die in ihrem jeweiligen Land als „Terrorist*innen“ eingestuft werden – seien es brasilianische Umweltaktivist*innen oder polnische Feminist*innen. Eine historische Konstante: Die französischen Résistants unter der deutschen Besatzung, die Black Panthers in den USA, die Pussy Riots unter Putin: sie alle galten zu ihrer Zeit als Terrorist*innen und wurden vom Staat verfolgt. Wer entscheidet aber, welcher Widerstand legitim, also zivile Selbstverteidigung ist – und was nur kriminelle Gewalt? Die Philosophin Elsa Dorlin geht der Frage in ihrem Buch „Selbstverteidigung“ (Suhrkamp, Berlin 2020, 314 Seiten, 32 Euro) historisch von den Sklavenaufständen bis zu Black Lives Matter und von den „Amazonenbataillonen“ der Französischen Revolution bis zu den Revenge-Romanen des Postfeminismus nach. Die Revolte als Selbstermächtigung des Opfers: „Jäger zum Wild geworden. Wild zum Jäger. Henker zum Opfer. Opfer zum Henker.“ Das meistzitierte und wichtigste Buch der neuesten französischen politischen Philosophie, eine Art Neuauflage der „Verdammten dieser Erde“ fürs 21. Jahrhundert, wurde in Deutschland bislang kaum beachtet. Zeit, das nachzuholen.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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»Das meistzitierte und wichtigste Buch der neusten französischen politischen Philosophie, eine Art Neuauflage der Verdammten dieser Erde fürs 21. Jahrhundert ...« Milo Rau Süddeutsche Zeitung 20211229