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Dieses glänzend geschriebene Geschichtsbuch wirft einen ganz neuen Blick auf die Vergangenheit des FC Bayern. Der heutige Rekordmeister zählte bereits in den Pioniertagen des deutschen Fußballs zu den fortschrittlichsten Adressen. Er beschäftigte ausländische Trainer, betrieb eine vorzügliche Nachwuchsarbeit, spielte "modernen" Fußball und war ein Verfechter des Profisports. Als Präsident des Klubs wirkte der Jude Kurt Landauer, einer der großen Visionäre im deutschen Fußball der Weimarer Zeit. 1932 wurden die Bayern erstmals Deutscher Meister - dank eines ebenfalls jüdischen Trainers. Als…mehr

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Produktbeschreibung
Dieses glänzend geschriebene Geschichtsbuch wirft einen ganz neuen Blick auf die Vergangenheit des FC Bayern. Der heutige Rekordmeister zählte bereits in den Pioniertagen des deutschen Fußballs zu den fortschrittlichsten Adressen. Er beschäftigte ausländische Trainer, betrieb eine vorzügliche Nachwuchsarbeit, spielte "modernen" Fußball und war ein Verfechter des Profisports. Als Präsident des Klubs wirkte der Jude Kurt Landauer, einer der großen Visionäre im deutschen Fußball der Weimarer Zeit. 1932 wurden die Bayern erstmals Deutscher Meister - dank eines ebenfalls jüdischen Trainers. Als wenig später die Nationalsozialisten die Macht übernahmen, ging es mit dem FC Bayern bergab. Die Nazis vergaben ihm nie, dass er vor 1933 ein "Judenclub" gewesen war. Erst lange nach Kriegsende, in den 1960er Jahren, erholte sich der Verein von der Zerschlagung seiner einstmals großen Fußballkultur. Und noch länger sollte es dauern, bis er sich diesem tragischen Kapitel seiner Geschichte stellte.

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Autorenporträt
Dietrich Schulze-Marmeling, Jahrgang 1956, gehört zu den profiliertesten deutschen Fußballautoren und -historikern. Über den FC Bayern schreibt er seit 1997, als erstmals sein Buch 'Der FC Bayern - Geschichte des Rekordmeisters' erschien. Die Zeitschrift '11 Freunde' nannte das in fünfter Auflage erschienene Buch ein 'sorgfältig recherchiertes Meisterwerk'. 2003 war Schulze-Marmeling Herausgeber und Mitautor von 'Davidstern und Lederball - Die Geschichte der Juden im deutschen und internationalen Fußball', über das 'Die Zeit' urteilte: 'Eine absolut herausragende Veröffentlichung. Hier liegt der Idealfall vor: Fußball als Kulturgeschichte.' 'Der FC Bayern und seine Juden' wurde durch die 'Deutsche Akademie für Fußballkultur' zum 'Fußballbuch des Jahres 2011' gewählt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.12.2011

556 Seiten, 2999 Euro
Die Sportbücher 2011, eine Auswahl
PHILIPP LAHM, C. SEILER: Der feine Unterschied. Wie man heute Spitzenfußballer wird. Verlag Antje Kunstmann, München 2011. 269 Seiten, 19,90 Euro.
CHRISTOPH BAUSENWEIN: Joachim Löw und sein Traum vom perfekten Spiel. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2011. 368 Seiten, 24,90 Euro.
FC BAYERN MÜNCHEN: 4 Sterne – 111 Jahre. Powerplay Medienholding, Groß Glienicke 2011. 556 Seiten, 2999 Euro.
DIETRICH SCHULZE-MARMELING: Der FC Bayern und seine Juden. Aufstieg und Zerschlagung einer liberalen Fußballkultur. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2011. 272 Seiten, 14,90 Euro.
W. LÖER, R. SCHÄFER: Rene Schnitzler: Zockerliga. Ein  Fußballprofi packt aus. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2011. 208 Seiten, 16,99 Euro.
JÜRGEN ROTH: Unfair Play. Wie korrupte Manager, skrupellose Funktionäre und Zocker den Sport beherrschen. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2011. 313 Seiten, 19,95 Euro.
A. BIERMANN, R. SCHÄFER: Rote Karte Depression. Das Ende einer Karriere im Profifußball. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2011. 192 Seiten, 14,99 Euro.
D. LEIBFRIED, A. ERB: Das Schweigen der Männer. Homosexualität im deutschen Fußball. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2011. 176 Seiten, 12,90 Euro.
TIBOR MEINGAST: Der Zeuge von Lens. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2011. 128 Seiten, 8,90 Euro.
C. LINNEN: Freigespielt. Frauenfußball im geteilten Deutschland. be.bra Verlag, Berlin 2011. 304 Seiten, 24,95 Euro.
A. OSTERMAIER, N. KRON, K. ZEHRER: Fußball ist unser Lieben. Neue Geschichten der Autorennationalelf, Suhrkamp Verlag, Berlin 2011. 301 Seiten, 8,95 Euro.
BENJO MASO: Der Schweiß der Götter. Die Geschichte des Radsports. Covadonga Verlag, Bielefeld 2011. 288 Seiten, 14,80 Euro.
A. LONDRES, S. RODECURT: Die Strafgefangenen der Landstraße. Reportagen von der Tour de France. Covadonga Verlag, Bielefeld 2011. 124 Seiten, 12,80 Euro.
J. HÖPFL, F. FRÜHWIRTH: Einfach Er. Dirk Nowitzki – Aus Würzburg an die Weltspitze. Mediengruppe Main-Post, Würzburg 2011. 216 Seiten, 19,95 Euro.
BRITTA HEIDEMANN: Erfolg ist eine Frage der Haltung. Was Sie vom Fechten für das Leben lernen können. Ariston, München 2011. 256 Seiten, 19,99 Euro.
FRIEDHARD TEUFFEL: Timo Boll: Mein China. Eine Reise ins Wunderland des Tischtennis. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2011. 350 Seiten, 19,95 Euro.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.07.2011

Mit Donaufußball zur allerersten Meisterschaft

Orientiert am Wiener Vorbild und mit Sinn für den schottischen Flachpass: Dietrich Schulze-Marmeling würdigt gekonnt den deutschjüdischen Beitrag zur frühen Geschichte des FC Bayern.

Am kommenden Wochenende wird sich in Planegg, einer Kleinstadt im Landkreis München, einen ganzen Tag lang alles um Kurt Landauer drehen. Hier ist er im Juli 1884 geboren, in wenigen Monaten wird sich sein Tod zum fünfzigsten Mal jähren. Nun aber, am nächsten Sonntag, will ihn sein Heimatort feiern. Uri Siegel, sein inzwischen achtundachtzig Jahre alter Neffe und seit der Rückkehr aus Palästina in den fünfziger Jahren als Rechtsanwalt in München tätig, soll dabei über den roten Teppich schreiten und sich, als Erbe auch stellvertretend für den Onkel, ins Goldene Buch der Stadt eintragen. Gezeigt wird im Anschluss die Dokumentation "Kick it like Kurt", die eine Gruppe junger Filmemacher 2009 gedreht hat und die vor einem Jahr im Jüdischen Gemeindezentrum von München ihre Premiere erlebte. Natürlich gibt es zu Landauers Ehren auch ein Fußballturnier mit Jugendmannschaften aus der Region.

Es ist in jüngster Zeit eine Menge geschehen, um Kurt Landauer, seine Verdienste um den Fußball in Deutschland und vor allem seine mehrmalige Präsidentschaft beim FC Bayern wieder ins Gedächtnis zu rufen. 2002 etwa organisierte der Lehrstuhl für jüdische Geschichte und Kultur an der Münchner Universität eine Tagung mit dem Titel "Juden und Sport - Zwischen Integration und Exklusion", bei der auch von Landauer die Rede war. 2003 erschien der fünfhundert Seiten umfassende Sammelband "Davidstern und Lederball - Die Geschichte der Juden im deutschen und internationalen Fußball", der seinem Wirken ein eigenes Kapitel widmete.

Im September 2009, kurz nach seinem 125. Geburtstag, inszenierten just jene Fans der Ultra-Gruppe "Schickeria", die gegenwärtig durch ihre Schmähungen des neubayerischen Torwarts Manuel Neuer unangenehm auffallen, für Landauer eine beeindruckende Choreographie in der Südkurve der Allianz Arena. Mit Unterstützung des FC Bayern wurde im vergangenen Jahr der Kurt-Landauer-Platz an der Riemer Straße als Spielstätte des TSV Maccabi München eingeweiht.

Erschienen ist gerade auch die Monographie "Der FC Bayern und seine Juden - Aufstieg und Zerschlagung einer liberalen Fußballkultur". Dietrich Schulze-Marmeling, einer der besten Kenner der Fußballhistorie und vor kurzem erst mit einer Geschichte des FC Barcelona hervorgetreten (F.A.Z. vom 17. März 2010), erweitert darin seine knappe Skizze aus "Davidstern und Lederball" zu einem Panorama des bayerischen, später auch deutschen Renommiervereins von den Anfängen am Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts bis zum ersten Erscheinen des damals achtzehn Jahre alten Franz Beckenbauer beim Pflichtspiel gegen den FC St. Pauli im Juni 1964.

Zu den siebzehn Gründungsmitgliedern gehörte Kurt Landauer nicht, wohl aber der weiland zweiundzwanzigjährige Dortmunder Benno Elkan, der in München Kunst studierte und sich nachmals als Bildhauer einen Namen machte - sein Hauptwerk ist die große Menora, die seit Mitte der sechziger Jahre vor der Knesset in Jerusalem steht. Landauer stieß 1901, dem Jahr nach der Gründung, als Spieler zum FC Bayern und war in den beiden Jahren vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs erstmals Präsident. Wirklich prägend für den Verein wurde er in der Weimarer Republik, als er ihn mit einer kurzen Unterbrechung fast vierzehn Jahre lang führte. In die Fußballmoderne entließ er den Klub während der vierten Amtszeit von 1947 bis 1951, in die auch der Umzug aus der Maxvorstadt an die Säbener Straße fällt.

Landauer, einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie entstammend, war bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung im eigenen Selbstverständnis zuallererst Bayer, dann Deutscher und schließlich eben auch ein deutscher Jude, dem der Zionismus so fern und fremd war wie orthodoxe Frömmigkeit. Das verbindet ihn mit anderen deutschjüdischen Pionieren des frühen Fußballs, zumal mit dem Berliner Bankierssohn Walther Bensemann, der nach Lehrjahren in der Schweiz und in England 1920 den "Kicker" gründete, bis heute das inoffizielle Zentralorgan der Fußballempirie.

Natürlich begegnet Landauer zumal nach der Niederschlagung der Räterepublik im Mai 1919 oder im Gefolge des Hitlerputsches von 1923 auch in München nationalistischer Propaganda und antisemitischer Hetze - Schulze-Marmeling weist die Urheberschaft am "Dolchstoß"-Begriff übrigens Ernst Müller-Meiningen zu, der nach dem Ersten Weltkrieg kurze Zeit bayerischer Justizminister war und von 1920 an acht Jahre lang Präsident des ohnehin weit konservativeren Stadtrivalen TSV 1860 München.

Wer konservativ war im Fußball der Weimarer Republik, zog, wie der DFB, gegen die allmähliche Professionalisierung des Sports zu Felde und beargwöhnte die Zunahme internationaler Freundschaftsspiele vor allem mit Mannschaften aus England, Österreich und Ungarn. Den britischen, genauer: schottischen Flachpass aber schätzte der liberale Landauer ebenso wie den "Donaufußball" aus Wien und Budapest. Die Trainer des FC Bayern engagierte er vorzugsweise aus diesen spieltechnisch avancierten Gefilden. Für seine Spieler schließt er, erster Schritt zum Profitum, Unfallversicherungen ab. Mit Richard Dombi verpflichtete er zu Beginn der dreißiger Jahre einen Wiener Startrainer, die Jugendarbeit vertraut er dem aus Karlsruhe stammenden Freund Otto Albert Beer an. Das Trio triumphiert am 12. Juni 1932, als der FC Bayern im Nürnberger Endspiel gegen Eintracht Frankfurt zum ersten Mal deutscher Meister wird - ein, so Schulze-Marmeling, "Ereignis, das gegen den Strom der Zeit steht" und sich "einem jüdischen Präsidenten, einem jüdischen Trainer und einem jüdischen Jugendfunktionär" verdankt.

Siebenunddreißig Jahre lang werden die Bayern auf die zweite Meisterschaft warten müssen. Im Nationalsozialismus gilt der Verein als "Judenklub" und laviert sich einigermaßen durch die Zeit. Höhepunkt der symbolischen Auflehnung ist 1943 ein Gastspiel gegen die Schweizer Nationalmannschaft in Zürich, nach dessen Schlusspfiff die Bayern-Spieler ihrem einstigen Präsidenten, der auf der Tribüne sitzt, zuwinken. Schon 1933 war Landauer zurückgetreten, 1938 internierte man ihn für dreiunddreißig Tage im KZ Dachau, 1939 emigriert er in die Schweiz, vier von fünf Geschwistern verliert er im Holocaust, den auch Otto Albert Beer nicht überlebt.

"Wir wollen die letzten Jahre vergessen und Gnade walten lassen", sagt der gemeinhin höchst wortkarge Landauer nach seiner Rückkehr im Sommer 1947. Vier Jahre danach werden die Handballer im Verein ganz unpolitisch gegen ihn putschen und seine Abwahl erreichen. Es hat ihn verbittert: "Bei Bayern-Spielen", heißt es, "wird Landauer nun nicht mehr gesehen." Bevor er Uri Siegel das Schlusszitat überlässt, zieht Schulze-Marmeling das Resümee, der FC Bayern von heute habe glaubhaft "zu seiner Geschichte gefunden". Zusammen mit dem heutigen Präsidenten Uli Hoeneß und mit Wilhelm Neudecker, der die sechziger und siebziger Jahre bestimmte, ist Kurt Landauer für ihn einer "der drei großen Baumeister" des Vereins.

JOCHEN HIEBER.

Dietrich Schulze-Marmeling: "Der FC Bayern und seine Juden". Aufstieg und Zerschlagung einer liberalen Fußballkultur.

Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2011. 272 S., br., 14,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der vor fünfzig Jahren gestorbene Kurt Landauer, jüdischer Kaufmann und langjähriger Präsident des FC Bayern, wird in diesem Jahr gleich mehrfach geehrt: sein bayrischer Heimatort feiert ihn, ein Dokumentarfilm über ihn wurde gedreht und nun ist noch die Monografie Dietrich Schulze-Marmeling erschienen, notiert der sichtlich zufriedene Rezensent Jochen Hieber. Landauer, erzählt er, trat dem FC Bayern 1901 als Spieler bei und war vor und nach der Nazizeit viele Jahre Präsident des Fußballclubs. Nach einer gut einmonatigen Inhaftierung im KZ Dachau emigrierte er 1939 in die Schweiz. Hieber referiert eine Reihe interessanter Details aus dem Buch, so dass man annehmen kann, dass er es mit Gewinn gelesen hat.

© Perlentaucher Medien GmbH