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Mit Rosso Fiorentino beschreibt Vasari eines seiner Vorbilder: »Im Disegno kühn, im Stil anmutig, bei der Darstellung ungewöhnlicher Gegenstände von ungeheurer Kraft und in der Komposition von Figuren ein Meister.« Kunstkenner bestätigen dieses Urteil Vasaris, bis heute.Das Leben Rossos war dramatisch und voller Fluchten: Von Florenz geht er nach Rom, entkommt dort knapp der Plünderung, wird auch in Sansepolcro verfolgt, weil er einen Jungen vor dem Zorn eines Priesters schützen will; er flieht nach Venedig und schließlich nach Frankreich.Aber Rossos Leben war auch voller Anekdoten, die Vasari…mehr

Produktbeschreibung
Mit Rosso Fiorentino beschreibt Vasari eines seiner Vorbilder: »Im Disegno kühn, im Stil anmutig, bei der Darstellung ungewöhnlicher Gegenstände von ungeheurer Kraft und in der Komposition von Figuren ein Meister.« Kunstkenner bestätigen dieses Urteil Vasaris, bis heute.Das Leben Rossos war dramatisch und voller Fluchten: Von Florenz geht er nach Rom, entkommt dort knapp der Plünderung, wird auch in Sansepolcro verfolgt, weil er einen Jungen vor dem Zorn eines Priesters schützen will; er flieht nach Venedig und schließlich nach Frankreich.Aber Rossos Leben war auch voller Anekdoten, die Vasari mit Gusto erzählt. Die schönste ist die vom Zusammenleben mit einem Berberaffen, »der mehr den Verstand eines Menschen als eines Tieres besaß« und der ihm nicht nur kleinere Hilfsdienste leistete, sondern im rechten Moment auch Weintrauben besorgte.
Autorenporträt
Giorgio Vasari, geb. 1511 in Arezzo in der Toskana, war ein Universalgenie: Maler, Architekt (u.a. als Baumeister der Uffizien), Berater der Medici, Kunstsammler und Historiker. Sein Hauptwerk sind die 'Leben der hervorragendsten Künstler', kurz: 'Le vite', erstmals erschienen 1550 und im Laufe der Jahre erweitert. Vasari starb 1574 in Florenz.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.10.2004

Frische des Anfangs
Nicht genug zu loben: Die Neuedition von Vasaris „Vite”
Für die Idee, die Geschichte der Kunst als Heroengeschichte, als Abfolge herausragender Individuen zu erzählen, bedeuten Giorgio Vasaris erstmals 1550 im Druck erschienene Lebensbeschreibungen der berühmtesten Maler, Bildhauer und Architekten ein wirkungsmächtiges Ereignis.Vergleichbares hatte es in der Antike für Herrscher und Feldherrn gegeben, oder, in dem freilich naiven, anekdotenseligen Werk des Diogenes Laërtios, für Philosophen; das christliche Mittelalter strickte in die Legenden, die es von frommen Leuten erzählte, auch gern einmal den einen oder anderen heroischen Zug. Fast durchweg war die Erinnerung gebrochen durch die Distanz mehrerer Jahrhunderte.
Als Vasari hingegen den kühnen, doch zeitgemäßen Gedanken fasste, gerade die Künstlerviten seien berichtenswert, ergänzte er ihn um die stolze Überzeugung, der rechte Gegenstand jenes Vorhabens seien seine Zeitgenossen. Das Einmalige seines Werkes gründet in diesem zweifach Erstmaligen. Frisch mutet es bis heute an, weil Vasari auf viele Motive der späteren Künstler-Hagiographie noch nicht verpflichtet war, etwa den Gedanken, das Werk eines Genies sei in seinem Inneren angelegt. Vielmehr werden ihm die Biographien Rosso Fiorentinos und Sebastiano del Piombos nachgerade zu Lehrstücken über die ökonomischen und politischen Bedingungen von Kunst.
Der Erfolg als Niederlage
Vor allem aber begriff Vasari, dass eindeutige Idolatrie der Heroisierung nur abträglich sein kann, da sie den Figuren an Tiefe nimmt, was sie ihnen an Kontur gibt. Seine Helden sind wie die der alten Epen tief ambivalente Figuren. Die Helden vor Troja betrügen einander, betrügen sich selbst, sind nervös, haben Angst, weinen - von solchem Heldenfleisch und -blut ist auch der Rosso Fiorentino des Vasari. Literarische Gipsköpfe, wie sie sich seit dem 18. Jahrhundert häufen, fehlen ganz. Die Geschichten seiner Helden reduziert Vasari nicht auf das Schema, zu berichten, wie sie über eine Welt von Widerständen triumphierten; im Fall der Lebensbeschreibung Sebastiano del Piombos etwa ist die Pointe stattdessen, wie gerade der Erfolg zur künstlerischen Niederlage wurde, weil der Saturierte der Trägheit verfiel.
Die von Alessandro Nova verantwortete deutsche Vasari-Edition kann kaum genug gerühmt werden. Derart glücklich wirken Wissenschaftler, Verleger und fördernde Stiftungen selten zusammen. In Einzelbände zerlegt, erhält man Vasari in einem eleganten Format, das die Damen der Renaissance auf ihren Nachttischchen geschätzt hätten. Des Formats halber sind die Abbildungen notgedrungen etwas klein; doch unschätzbar ist, dass sie überhaupt geboten werden, sie sind im übrigen gut reproduziert und geschickt im Text plaziert. Vorwiegend angemessene Übersetzungen des in sich ungekürzten Textes der wissenschaftlich besten verfügbaren Ausgabe, kundige Einleitungen und exzellente Kommentare: dies alles zu einem erschwinglichen Preis - dergleichen ist heutzutage beinahe schon eine Heldentat. Sie wäre komplett, entschlössen sich Herausgeber und Verlag, aus der begonnenen Edition eine Gesamtausgabe von Vasaris Vite zu machen. Vom Guten wollen wir kein Stückwerk.
ANDREAS DORSCHEL
GIORGIO VASARI: Das Leben des Rosso Fiorentino. Neu übersetzt von Victoria Lorini. Kommentiert und herausgegeben von Sabine Feser. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2004. 89 Seiten, 10,90 Euro.
GIORGIO VASARI: Das Leben des Sebastiano del Piombo. Neu übersetzt von Victoria Lorini. Kommentiert und herausgegeben von Christina Irlenbusch. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2004. 93 Seiten, 10,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

"Nicht genug zu loben" sei diese von Alessandro Nova verantwortete Neuedition der erstmals 1550 im Druck erschienene Künstlerviten Giorgio Vasaris, befindet Rezensent Andreas Dorschel. Als "wirkungsmächtiges Ereignis" für die Idee, die Geschichte der Kunst als Abfolge herausragender Individuen zu erzählen, würdigt er Vasaris Lebensbeschreibungen der berühmtesten Maler, Bildhauer und Architekten. Das "Einmalige" seines Werkes sieht er zum einen in Vasaris "kühnen, doch zeitgemäßen Gedanken", gerade die Künstlerviten seien berichtenswert, zum anderen in dessen Überzeugung, der rechte Gegenstand jenes Vorhabens seien seine Zeitgenossen. Dorschel lobt besonders die Frische dieser Lebensbeschreibungen, die auch daher rühre, dass Vasari auf viele Motive der späteren Künstler-Hagiografie noch nicht verpflichtet war. Seine Biografien Rosso Fiorentinos und Sebastiano del Piombos seien vielmehr nachgerade "Lehrstücke über die ökonomischen und politischen Bedingungen von Kunst". Vor allem aber habe Vasari begriffen, so Dorschel, "dass eindeutige Idolatrie der Heroisierung nur abträglich sein kann, da sie den Figuren an Tiefe nimmt, was sie ihnen an Kontur gibt." In Vasaris Helden sieht er den auch "tief ambivalente Figuren". Die vorliegende Neuedition der Biografien von Rosso Fiorentino und Sebastiano del Piombo erachtet er wahrlich als Glücksfall, glänzen sie doch durch "vorwiegend angemessene Übersetzungen", "kundige Einleitungen" und "exzellente Kommentare". "Unschätzbar" findet er auch die Abbildungen, die, obgleich notgedrungen etwas klein, "gut reproduziert" und "geschickt im Text" platziert seien. Und das alles zu einem "erschwinglichen Preis". "Dergleichen", so Dorschel, "ist heutzutage beinahe schon eine Heldentat."

© Perlentaucher Medien GmbH
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