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HECTOR UMBRA ist ein Loblied auf die Freundschaft und ein groß angelegter Comic über Liebe, Wahnsinn und Tod. Die düsteren, zuweilen obskuren Szenen, die reale Münchner Lokalitäten einschließen, die stilsichere starke Farbgebung und eine faszinierende Morbidität machen das nun endlich komplett vorliegende Werk zu einer grafisch und erzähltechnisch ganz besonderen Produktion.
Hector, der Held der Geschichte, kämpft sich, auf der Suche nach seinem Freund Osaka, durch unheimliche Begebenheiten und den Münchner Untergrund, bis im großen Finale schließlich die Frauenkirche in Schutt und Asche
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Produktbeschreibung
HECTOR UMBRA ist ein Loblied auf die Freundschaft und ein groß angelegter Comic über Liebe, Wahnsinn und Tod. Die düsteren, zuweilen obskuren Szenen, die reale Münchner Lokalitäten einschließen, die stilsichere starke Farbgebung und eine faszinierende Morbidität machen das nun endlich komplett vorliegende Werk zu einer grafisch und erzähltechnisch ganz besonderen Produktion.

Hector, der Held der Geschichte, kämpft sich, auf der Suche nach seinem Freund Osaka, durch unheimliche Begebenheiten und den Münchner Untergrund, bis im großen Finale schließlich die Frauenkirche in Schutt und Asche gelegt wird. Während seiner atemberaubenden Jagd tritt eine Gabe zu Tage, die sein Leben lang in ihm schlummerte: Hector ist in der Lage, Dinge zu sehen, die niemand sonst sehen kann. Seine Odyssee führt Hector in Rückblenden durch Fragmente seiner Kindheit und den unwirtlichen Münchner Untergrund, wo sich fiese Dämonen unter dem Namen N.I.U. organisiert haben - und einen finsteren Plan verfolgen...
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.04.2009

Der halbautomatische Wahnsinn
Morbide am Marienplatz: Uli Oesterles Münchner Comic-Roman „Hector Umbra”
Die Entscheidung, München zum Schauplatz eines Comics zu machen, klingt ziemlich unsexy. Der Justizpalast oder der Königsplatz sehen auf den ersten Blick eher nach TV-Schmonzette als nach Popkultur aus; und glaubt man dem Klischee, dann kann man zwar in der sogenannten „heimlichen Hauptstadt” in ihrer Mischung aus Prunk und Provinzialität den einen oder anderen Promi treffen, nicht jedoch den Anti-Helden jener Comics, mit denen eine jüngere Generation von deutschen Zeichnern seit ein paar Jahren von sich reden macht. Deren Figuren schlagen sich mit den typischen Alltagsproblemen von Mittdreißigern herum – und wandern dabei durch das verregnete Berlin oder Hamburg. Das mag nicht nur daran liegen, dass die meisten Comicautoren dort auch wohnen; die Kulissen des Funkturms oder des Hafens entsprechen eben einfach mehr dem ziellosen Lebensgefühl, von dem die Bücher handeln, als die gemütliche Silhouette der Frauenkirche.
Uli Oesterle, Jahrgang 1966, ist einer der wenigen im Ausland bekannten Münchener Comicautoren – was umso bemerkenswerter ist, als seine Comics auch an seinem Wohnort spielen. Dabei geht Oesterle einen gänzlich anderen Weg als die meisten seiner Kollegen hierzulande. In seiner Graphic Novel „Hector Umbra” mischt er diverse Genres zu einem geradezu barock überbordenden Mix, der hierzulande wohl einzigartig sein dürfte. Subtilität und Lakonie setzt er Satire, Phantastik und eine gute Prise Trash entgegen.
Vielleicht ist es ja auch eine typisch Münchener Tradition, an die Oesterle anknüpft; an die kaum noch bekannten Filme der „Münchner Gruppe” nämlich, in denen Regisseure wie Klaus Lemke oder Eckhart Schmidt seit den 1960ern, von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet, waghalsig kitschige Romantik und krassen Realismus miteinander zu verbinden suchten. Eine riskante Gratwanderung des guten Geschmacks unternimmt auch Oesterle in „Hector Umbra”. Techno, Drogen und testosterongesättigte Machosprüche bestimmen das Milieu, in dem sich der Titelheld, ein arbeitsloser Maler, zusammen mit seinen Freunden herumtreibt.
Neuralgische Infiltration
Eines Tages verschwindet ein Mitglied dieser Männerclique, der DJ Osaka Best, spurlos, und Hector Umbra macht sich auf die Suche nach ihm. Bald erkennt er, dass der DJ von der sogenannten NIF, der Neuralgischen Infiltrationsfront, entführt wurde, von Wirklichkeit gewordenen Albtraummonstern, die wie fiese Gremlins aussehen und nach neuen Wirten suchen. Osaka soll in ihrem Auftrag eine „Ode an den halbautomatischen Wahnsinn” komponieren, die Teenager zu willenlosen Instrumenten der NIF machen wird.
In den Händen eines anderen Autors hätte dieser hanebüchene Plot zu einem belanglosen Comicheft geführt. Oesterle ist aber ein Meister, wenn es an die genaue Komposition von Bildern geht. Seine kantigen Figuren, die an Mike Mignolas „Hellboy” erinnern, verfügen über eine bemerkenswert morbide und zugleich dynamische Ausstrahlung; die klaren Linien und die kräftige Farbgebung machen die abgedroschensten Schauplätze Münchens wie den Marienplatz oder den Englischen Garten zum expressionistischen Erlebnis. So ist „Hector Umbra” vor allem ein zeichnerischer Genuss.
Das erzählerische Versprechen des ersten Kapitels, dessen Veröffentlichung 2004 auch international für einiges Aufsehen sorgte, löst die fertige Graphic Novel leider nicht ein. Ihren Reiz bezogen diese ersten 60 Seiten aus Andeutungen verschiedener Realitätsebenen, die nun im restlichen Buch durch überlange Erklärungen des Paranormalen und überdrehte Slapstickszenen viel von ihrer Faszination einbüßen.
Wenn auch nicht völlig geglückt, steht das eklektische „Hector Umbra”-Epos dennoch als eine Art bayerische „Akte X” in der hiesigen Comiclandschaft einzig da. Sechs Jahre lang hat Oesterle daran gezeichnet, weil er immer wieder gezwungen war, seine Arbeit wegen Gelegenheitsjobs zu unterbrechen – dass es in Deutschland im internationalen Vergleich zwar überdurchschnittlich viele Fördermöglichkeiten für Schriftsteller gibt, aber nahezu keine für Comicautoren, das stimmt nachdenklich. THOMAS VON STEINAECKER
ULI OESTERLE: Hector Umbra. Carlsen Verlag, Hamburg 2009. 216 Seiten, 24,90 Euro.
München, Englischer Garten: Ein Schauplatz für wunderbare Begegnungen, für das Reifen von Blütenträumen in milder Frühlingsluft. In Uli Oesterles Comic „Hector Umbra” aber reifen hier eher die Albträume. Abb.: aus dem bespr. Band
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

München hat als Comic-Handlungsort für Thomas von Steinaecker zunächst einmal wenig Sex Appeal, Uli Oesterles Comic "Hector Umbra" belehrt ihn aber eines besseren. Darin begibt sich der Titelheld auf die Suche nach seinem Freund, einem von Monstern entführten DJ, erklärt der Rezensent. Den "hanebüchenen Plot", der leicht in Belanglosigkeit führen könnte, setzt Oesterle großartig in einer stilistischen "Gratwanderung" um, indem er munter "Satire, Phantastik" und auch eine veritable Portion "Trash" untermischt, freut sich Steinaecker. Die Hoffnung, die man sich bei der Vorabveröffentlichung des ersten Kapitels auf das Spiel mit verschiedenen Realitätsebenen machen konnte, werde zwar nicht ganz erfüllt, aber insbesondere in der meisterhaften Komposition der Bilder überzeuge der Autor, betont der Rezensent.

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"Originelle Texte, präzise gezeichnete Panels und herrlich komponierte Farbseiten [...].", Focus