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Gegenstand des Buches ist der Bedeutungsgewinn der Familienpolitik angesichts der demografischen Herausforderungen der Zukunft in Europa. Die zukünftigen Belastungen der Gesellschaft- insbesondere im System der Sozialversicherungen- durch das anhaltend niedrige Geburtenniveau begründen eine Renaissance der Familienpolitik in Europa. Ein Schwerpunkt des Buches liegt auf der Herausarbeitung der Leistungen, die Familien beim Aufziehen der Kinder erbringen und auf die die Gesellschaft auch und gerade in Zukunft dringlich angewiesen bleibt. Diese familiären Leistungen bilden die wichtigste Quelle…mehr

Produktbeschreibung
Gegenstand des Buches ist der Bedeutungsgewinn der Familienpolitik angesichts der demografischen Herausforderungen der Zukunft in Europa. Die zukünftigen Belastungen der Gesellschaft- insbesondere im System der Sozialversicherungen- durch das anhaltend niedrige Geburtenniveau begründen eine Renaissance der Familienpolitik in Europa. Ein Schwerpunkt des Buches liegt auf der Herausarbeitung der Leistungen, die Familien beim Aufziehen der Kinder erbringen und auf die die Gesellschaft auch und gerade in Zukunft dringlich angewiesen bleibt. Diese familiären Leistungen bilden die wichtigste Quelle des Humanvermögens einer Gesellschaft, das wiederum heute der wichtigste Bestimmungsfaktor des langfristigen Wirtschaftswachstums und der Produktivitätsentwicklung eines Landes ist.
Autorenporträt
Dr. Christian Leipert, Europäisches Institut zur Aufwertung der Erziehungsarbeit (Berlin).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.10.2003

Worte zum Sonntag
Deutschland vergreist – da hilft nur viel Nachwuchs
CHRISTIAN LEIPERT (Hrsg.): Demographie und Wohlstand. Neuer Stellenwert für Familie in Wirtschaft und Gesellschaft. Leske + Budrich , Opladen 2003. 304 Seiten, 24,90 Euro.
Sehr abstrakt mutet dieser Sammelband an, der sich mit dem Zusammenhang zwischen Bevölkerungswachstum und Prosperität befasst. Christian Leipert, Leiter des Berliner „Europäischen Instituts zur Aufwertung der Erziehungsarbeit”, hat ihn betreut. Sicher ist unbestreitbar, dass Wirtschaft und Politik, wie Gerhard Wehr in seinem Geleitwort betont, „seit mehr als 40 Jahren kinderfeindlich orientiert sind”. Kinder zu haben werde in erster Linie als Privatsache angesehen. Vergessen werde dabei, dass Eltern mit „verfassungswidrigen” Steuern auf das Haushaltseinkommen und den „Verbrauch” ihrer Kinder belegt würden. Die sozialen Sicherungssysteme seien nicht mehr zu finanzieren. Seine Frage daher: Wie lang wird unsere fragile Demokratie diesen Umstand noch ertragen?
Ende der Spaßgesellschaft
Markige Worte sind das, die den Gestus des Buches charakterisieren. Schwarzmalerei findet sich auch in dem Beitrag von Hans-Werner Sinn, Chef des Ifo-Instituts in München, der von einer Vergreisung der deutschen „Fun-Gesellschaft” spricht: Kinder seien in Deutschland zum „Störfaktor” geworden, die nur Geld kosteten und zum sozialen Abstieg führten. Das Single-Dasein werde zum Normalfall; im Jahr 2035 würden die Deutschen wegen ihrer Kinderarmut das älteste Volk auf Erden sein. Sinn plädiert nachdrücklich für die so genannte Riester-Rente, die Kinderlose zu Recht benachteilige. Nur wer mindestens drei Kinder in die Welt gesetzt habe, solle die von den eigenen Kindern umlagefinanzierte Rente erhalten.
Kinderlose werden hier die Frage einwerfen, wer denn Schulen und Infrastruktur für eben diese Kinder mitfinanziert hat, wenn nicht – auch – die jetzigen Rentner? Sinn argumentiert, in Deutschland werde aktive Bevölkerungspolitik tabuisiert. Aber was kann, fragt sich wiederum der kinderlose Leser, die Lösung sein? Sollen, weil die „Zukunft des deutschen Volkes” auf dem Spiel steht, Menschen zur Elternschaft gezwungen werden?
Herwig Birg, Bevölkerungswissenschaftler aus Bielefeld, schlägt ähnliche Töne an: Das „Fertilitätsparadoxon” (sprich: je weniger Kinder, desto mehr Pro-Kopf-Einkommen) müsse überwunden werden. Die Politik müsse Menschen also ein Leitbild vermitteln, das die „Sinnhaftigkeit eines Lebens mit Kindern” propagiert. Im übrigen sei eine verstärkte Migration in die BRD problematisch, die hohe Kinderlosigkeit hier zu Lande müsse vielmehr durch eine Erhöhung der deutschen Geburtenraten ausgeglichen werden. Ein reichlich frommer Wunsch.
Gary S. Becker aus Chicago macht darauf aufmerksam, in welchem Maße die Schaffung von „Humankapital” vonnöten sei – also die Investition der Familie in Erziehung, Informationsvermittlung und Wertorientierung ihrer Kinder. Allerdings habe sich die Kosten-Nutzen-Relation für Familien „dramatisch verschoben”, denn Kinder, so Becker, hätten in der heutigen Ökonomie „einen viel geringeren wirtschaftlichen Nutzen” als früher. In die gleiche Kerbe schlägt Georg Milbradt, Sachsens Ministerpräsident, indem er darauf hinweist, dass wir bald schon enorme Probleme bekämen: Wir seien nämlich weit davon entfernt, die „vorausgegangene Generation zahlenmäßig ersetzen” zu können. Dazu passt denn auch das schöne Wort vom „Bestandserhaltungsniveau” (Milbradt errechnet, dass deutsche Frauen im Durchschnitt 2,1 anstelle von 1,36 Kindern bekommen müssten).
Josef Schmid, Bevölkerungswissenschaftler an der Universität Bamberg, schlägt Folgendes vor: die Steigerung der Produktivität, längere Lebensarbeitszeit und verstärkte Zuwanderung (was Birg, wie gesehen, ablehnt). Es gebe, so Schmid, keinen Ausweg ohne „Geburtenförderung”, deren Erfolg sich jedoch erst in 15 bis 20 Jahren zeigen dürfte.
Die vielen scharfsinnigen Analysen im Buch werden leider begleitet von Nebensächlichkeiten, etwa wenn Peter Wippermann, Gründer und Leiter eines „Trendbüros” in Hamburg, über trendige Mountainbikes fachsimpelt. Aber eins ist völlig klar, wie auch die bayerische Staatsministerin für Arbeit und Soziales, Christa Stewens, vermerkt: „Was wir heute für unsere Familien zu leisten versäumen, diese Defizite werden wir morgen bitter bezahlen müssen.” Kinder sind, so nicht zuletzt Ulrike Horn, Autorin eines Buches über „Vollzeitmütter”, unser „kostbarstes Gut und unser wertvollstes Kapital”. Sie fordert zu Recht ein Erziehungsgehalt – nur: Wer kann das bezahlen?
THOMAS ECKARDT
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.11.2003

Enorme Lücke

BEVÖLKERUNGSPOLITIK. Wie kann eine alternde Gesellschaft wirtschaftlich wettbewerbsfähig bleiben? Der sächsische Ministerpräsident Milbradt wirft diese Frage im vorliegenden Sammelband auf, der die Ergebnisse eines internationalen Kongresses dokumentiert. Bestechend an dem Band ist die bevölkerungspolitische Akzentsetzung. Allerdings erfolgt sie zu einem Zeitpunkt, wo sich das Boot bereits gefährlich den Stromschnellen nähert. Der Bielefelder Demograph Herwig Birg belegt die gesellschaftliche Polarisierung in zwei Drittel Kinderhabende und ein Drittel Kinderlose, die sich in den letzten gut drei Jahrzehnten aufgetan hat und sozusagen eine demographische Gerechtigkeitslücke entstehen ließ. Der Generationenvertrag wird zunehmend nicht mehr erfüllt. So liegt es nahe, dem kinderwilligen Teil der jungen Generation besonders bei der Verwirklichung zusätzlicher Kinderwünsche zu helfen. Eine kompensatorische Einwanderungspolitik wäre dagegen absurd. Schon eine geringe Erhöhung der Geburtenrate schlage sich nach 20 Jahren auf dem Arbeitsmarkt ökonomisch relevant nieder, wobei ohnehin mit einer stetigen, aber mäßigen Zuwanderung zu rechnen sei. Der französische Demograph Gérard-François Dumont ist von der gravierenden, negativen Bedeutung der niedrigen Geburtenrate für die gesamte Wirtschaftsdynamik überzeugt. Die Fähigkeit zur Innovation sei geschwächt. Alternde Gesellschaften setzen stärker auf Sicherheit als auf Entscheidungsfreudigkeit. Die Kosten der beruflichen Weiter-/Ausbildung lohnen sich aus Sicht der Unternehmen bei älteren Belegschaften viel weniger. Kranken- und Altersversicherungssysteme werden enorm strapaziert. Das Familiennetz schrumpft. Die Landflucht nimmt zu. Frankreich hat in Europa am ehesten entsprechende Erfahrungen gesammelt. Claus Kretz berichtet von einer repräsentativen Befragung im Landkreis Karlsruhe. Dort haben betroffene Eltern mit Kindern unter drei Jahren am stärksten für finanzielle Zuwendungen (450 Euro monatlich) plädiert, weit vor der Forderung nach dem Ausbau institutioneller Betreuungsmöglichkeiten. Der Tatsache, daß eine enorme Lücke besteht zwischen Kinderwunsch (2,2 Kinder im Durchschnitt) und der realisierten Geburtenzahl (von 1,4 Kindern), stellt einen Skandal dar, der gleichwohl öffentlich eher beschwiegen wird. (Christian Leipert [Herausgeber]: Demographie und Wohlstand. Neuer Stellenwert für Familie in Wirtschaft und Gesellschaft. Verlag Leske+Budrich, Opladen 2003. 304 Seiten, 24,90 [Euro].)

TILMAN MAYER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Reichlich "abstrakt" mute dieser von Christian Leipert herausgegebene Sammelband an, der den "Zusammenhang zwischen Bevölkerungswachstum und Prosperität" thematisiert, meint Thomas Eckhardt in seiner Besprechung. Den einleitenden Worten des Herausgebers, der sich ob der kinderfeindlichen Orientierung von Wirtschaft und Politik, der Überlastung der sozialen Sicherungssysteme und dergleichen mehr, frage, wie lange "unsere fragile Demokratie diesen Umstand noch ertragen" könne, kann der Rezensent noch zustimmen. Eckhardt hat dann aber in den Beiträgen recht viel "Schwarzmalerei" und "reichlich fromme" Wünsche entdeckt. Zudem stößt er sich an den vielen "schönen Worten" - Fertilitätsparadoxon, Humankapital, Bestandserhaltungsniveau und Geburtenförderung, um nur einige zu nennen. Trotz mancher bizarrer Wortschöpfungen hat der Rezensent "viele scharfsinnige Analysen" gelesen, wie er uns in seinem abschließenden Fazit wissen lässt, die allerdings durch allerlei störenden "Nebensächlichkeiten" begleitet werden.

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