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Kinder brauchen beide Eltern - oft fehlt jedoch der Vater als Identifikationsfigur und Vorbild. Welche besondere Rolle spielt der Vater in der Familie? Welche psychischen Probleme können Kinder und Jugendliche entwickeln, wenn sie ohne Vater aufwachsen? Und: Wie kann man diese Probleme selbst im Erwachsenenalter noch kompensieren und bewältigen?An zahlreichen Fallbeispielen und Erkenntnissen aus der psychologischen Forschung zeigt Horst Petri, wie wichtig der Vater für die Entwicklung des Bindungsverhaltens, der Geschlechtsidentität, der eigenen Rolle in der Gesellschaft und für die…mehr

Produktbeschreibung
Kinder brauchen beide Eltern - oft fehlt jedoch der Vater als Identifikationsfigur und Vorbild. Welche besondere Rolle spielt der Vater in der Familie? Welche psychischen Probleme können Kinder und Jugendliche entwickeln, wenn sie ohne Vater aufwachsen? Und: Wie kann man diese Probleme selbst im Erwachsenenalter noch kompensieren und bewältigen?An zahlreichen Fallbeispielen und Erkenntnissen aus der psychologischen Forschung zeigt Horst Petri, wie wichtig der Vater für die Entwicklung des Bindungsverhaltens, der Geschlechtsidentität, der eigenen Rolle in der Gesellschaft und für die Einstellung zur Partnerschaft ist. Aus seiner umfangreichen Praxiserfahrung heraus eröffnet er Wege der Heilung, wenn die Vaterentbehrung zum Trauma wird.
Autorenporträt
Prof. Dr. med. Horst Petri ist Nervenarzt, Arzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychoanalytiker mit eigener Praxis in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.04.2000

Wir sollen sein ein einig Volk von Vätern
Getriebene Täter: Horst Petri fordert die Veronkelung, um alles zum Besseren zu wenden

Legion ist in den heutigen Debatten die Zahl derer, die die sozialpsychologischen Analysen der Frankfurter Schule intuitiv für nicht mehr gesellschaftsfähig halten. Hier reiht sich auch Horst Petri ein. Besonders der Begriff der "vaterlosen Gesellschaft", mit dem Alexander Mitscherlich in den sechziger Jahren das Schwinden der väterlichen Autorität diagnostizierte, ist für den Autor ein rotes Tuch. Dabei zerreißt er den von Mitscherlich zwischen autoritärer Erziehung und politischer Unmündigkeit einerseits und der Gefahr ökonomischer und bürokratischer Kolonisierung der Familienstruktur andererseits geknüpften Zusammenhang. Das allein übrig behaltene Stück, das sich mit der Hoffnung auf eine "Geschwistergesellschaft" selbstbewusster Individuen verbindet, wird mit den Worten "Zeiten wandeln sich und mit ihnen Ideologien und Begriffe" lapidar ad acta gelegt. Mit dem Übergang vom sozialphilosophischen Thema der "vaterlosen Gesellschaft" zum realbiographischen Drama der Vaterentbehrung verbietet sich dann die ambivalente Beurteilung der Vaterlosigkeit. So wirft Petri Mitscherlich die "Ungeheuerlichkeit" vor, dass dieser achtzehn Jahre nach Kriegsende die "theoretische Frage der symbolischen Vaterlosigkeit" untersucht habe, "als der millionenfache Vaterverlust noch als klaffende Wunde durch die Bevölkerung ging".

Petris Abkehr von der Theorie im Namen eines unabgefederten "Zu den Sachen selbst" entspricht dem nachideologischen Zeitgeist. Analog zu den an sozialistische Gleichheitsrhetorik anknüpfenden Versuchen der neuen linken Mitte, die von den globalisierten Märkten diktierte Ordnung zähneknirschend in der rissigen Welt des Sozialen willkommen zu heißen, könnte man Petris Buch als Programm eines Dritten Familienwegs lesen. Mit "neuem Kindschaftsrecht", "neuen Generationenvertrag" und einem Vier-Punkte-Plan in Richtung "Geschlechterdemokratie" soll die traditionelle Familie zukunftstauglich gemacht werden. Das erinnert an Anthony Giddens' Vision von der "demokratischen Familie", gäbe es nicht wesentliche Differenzen, die möglicherweise schon deshalb ins Auge fallen, weil Petri sich nicht auf politisch korrekte Leerformeln beschränkt, sondern seine weltanschaulichen Karten auf den Tisch legt.

Wo das Vertrauen in die Realitätsgerechtigkeit sozialphilosophischer Entwürfe ins Wanken geraten ist, liegt ein Rückgriff auf die Biologie nahe, um das gestörte Gleichgewicht von Familie und Gesellschaft wieder ins Lot zu bringen. "Vater" und "Mutter" sind für Petri nicht in erster Linie soziale Rollen, sondern biologische Tatsachen. Das führt aber bei einem im Kern psychoanalytischen Plädoyer für die verantwortungsbewusste Übernahme und Überlassung der Vaterrolle zu Widersprüchen. Warum der von Geburt an die Vaterrolle übernehmende Lebenspartner der Mutter nur ein mehr oder weniger schlechter Ersatz für den leiblichen Vater des Kindes sein soll, erschließt sich erst, wenn man Spekulationen über das Männerbild der Mutter und die Gattung des Stiefvaters ernst nehmen möchte. Die Gefahr, die eine solche Mutter für ihre Kinder darstellt, sieht Petri im Mythos der Medea tragisch zugespitzt. Die "Löwinnen der Serengeti" - so die mit einigen Skrupeln vorgetragene Analogie aus der Tierverhaltensforschung - seien erst dann wieder bereit, sich mit dem neuen Herdenführer zu paaren, wenn dieser ihre Jungen umgebracht habe.

Solche Beispiele machen ratlos - besonders in einem Buch, das sich auf die Fahnen schreibt, die "Kluft zwischen den Geschlechtern" überwinden zu wollen. Der Autor scheint hin- und hergerissen zwischen aufklärerischem Vernunftsvertrauen in die Lösbarkeit der Geschlechterproblematik und dunklem Kulturpessimismus, der das Gesetz der Wildnis in der Gesellschaft nur notdürftig gezähmt sieht. Der biologistischen Interpretation unseres Verhaltens steht dann ein Nominalismus der sozialen Phänomene gegenüber: Die Benennung schafft Tatsachen. Der Stiefvater soll als "Vateronkel" zu einem besseren werden. Um Begriffe und Theorien kann dann nicht mehr mit Argumenten gestritten werden; um sie entbrennt ein Kulturkampf.

Dem ehrenwerten Ziel, die Geschlechterbeziehung nach Verlust vieler Selbstverständlichkeiten auf eine neue Ordnung vorzubereiten, erweist Petri einen Bärendienst. Was daran "naturbedingt" ist, wird sich nicht durch den Hinweis aufklären lassen, "der Sozialisierungsplan der menschlichen Spezies" sehe keine allein erziehenden Mütter vor. Die Kulturkomponente - was wir wollen können und hoffen dürfen - ist nicht durch die dogmatische Auslegung eines obersten Wertes - des Kinderwohls - in den Griff zu bekommen.

BETTINA ENGELS

Horst Petri: "Das Drama der Vaterentbehrung". Chaos der Gefühle - Kräfte der Heilung. Herder Verlag, Freiburg 1999. 223 S., geb., 36,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

In einer Sammelrezension bespricht Thomas Gesterkamp vier Bücher, die sich mit dem Thema "Vaterschaft heute" befassen:
1) Wassilios Fthenakis u.a.: "