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Technikgeschichte ist nicht nur die Geschichte der Maschinen und technologischen Entwicklungen, sondern sie umfasst auch die Wechselwirkung zwischen Technik, Mensch und Umwelt. Joachim Radkau zeigt in diesem Standardwerk, welche Rolle die Technik seit dem 18. Jahrhundert in der deutschen Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft spielte. Sein Buch nimmt daher auch die Bewertung der menschlichen Arbeitskraft in den unterschiedlichen Epochen in den Blick, berichtet von Problemen durch knapper werdende Ressourcen, vom Aussterben alter und vom Entstehen neuer Berufszweige sowie von der Veränderung der…mehr

Produktbeschreibung
Technikgeschichte ist nicht nur die Geschichte der Maschinen und technologischen Entwicklungen, sondern sie umfasst auch die Wechselwirkung zwischen Technik, Mensch und Umwelt. Joachim Radkau zeigt in diesem Standardwerk, welche Rolle die Technik seit dem 18. Jahrhundert in der deutschen Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft spielte. Sein Buch nimmt daher auch die Bewertung der menschlichen Arbeitskraft in den unterschiedlichen Epochen in den Blick, berichtet von Problemen durch knapper werdende Ressourcen, vom Aussterben alter und vom Entstehen neuer Berufszweige sowie von der Veränderung der Lebensweisen durch neue Technologien. Radkaus zentrale These ist dabei die eines eigenen deutschen Weges in der Entwicklung der Technik: Technisierung um jeden Preis hat es in Deutschland nie gegeben. Und so ist auch dieses Buch ein Plädoyer für die »vernünftige Langsamkeit« technischen Fortschritts und damit für die Rücksichtnahme auf Mensch und Umwelt.
Rezensionen
"Joachim Radkau räumt mit vielen Vorurteilen auf. Sein Buch ist eine Fundgrube zahlreicher wenig bekannter Details und Querverbindungen." (Deutschlandradio Kultur, 03.11.2008)

Ein Lob auf die vergessenen Vorzüge deutscher Unternehmen
"Ein großartiges Buch." (VDI Nachrichten, 05.12.2008)

Technik
"Uferlos kenntnisreich, methodisch nonkonformistisch ... Dass Wissenschaft mit Komik gesegnet sein kann wie mit Weisheit, dass sie aus tiefer politischer Sorge genährt sein kann und doch lebhaft erzählt, belegt Radkau mit seinem renovierten Standardwerk aufs Neue." (Die Zeit, 15.01.2009)

Lob der Improvisation
"Dass die Studie in neuer, erweiterter Fassung vorliegt, ist ein Glücksfall. Denn sie ist aktueller denn je." (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.03.2009)

"Ein höchst lesenswertes Buch, das auf dem Markt der technikhistorischen Literatur in Deutschland seinesgleichen sucht." (VSWG, 01.10.2009)

"Eine hochspannende Techniklektüre" (Spektrum der Wissenschaft, 04.01.2010)

Ein wichtiges Überblickswerk für alle Lehrerinnen und Lehrer, die sich der Bedeutung eines umwelt- und technikgeschichtlichen Zugangs im Geschichtsunterricht bewusst sind. (Geschichte für heute, 03.01.2011)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.03.2009

Lob der Improvisation
Joachim Radkau nimmt dem Fortschritt seinen Mythos

Pastoral wird Joachim Radkau erst ganz am Ende: "Wer bedächtig die Mitte hält, bleibt oben, kommt voran und überlebt", so formuliert er die Quintessenz seines Überblicks "Technik in Deutschland". Was sich wie in der Krise wie ein allzu wohlfeiler Ratschlag an gescheiterte Turbokapitalisten liest, war jedoch schon der Tenor in der vor 20 Jahren erschienenen ersten Ausgabe seiner Studie zum Umgang der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft mit der Technik. Dass sie nun in neuer, erweiterter Fassung vorliegt, ist ein Glücksfall. Denn ihre Kernthese - dass unscheinbare Improvisationen und langwierige Verbesserungsprozesse für den unternehmerischen Erfolg und die gesellschaftliche Entwicklung viel wichtiger sind als die oft mit Aplomb angekündigten, sich dann aber als Rohrkrepierer entpuppenden großen technischen Innovationen à la Transrapid - ist aktueller denn je.

Erfindungen, Gedankenblitze sollen die Wende bringen, gerade in der tiefsten Krise - der Gedanke ist in der Tat so verbreitet, dass es kaum noch auffällt, wie merkwürdig der Glaube daran ist. Der Autor, der in Bielefeld Neuere Geschichte lehrt, entlarvt ihn auf mehr als 500 dichtbedruckten Seiten ein ums andere Mal und räumt zugleich mit dem damit verbundenen Mythos vom geradlinigen Fortschritt auf. Das ist eine Art Nebenwirkung seiner Expedition auf den gewundenen Spuren technischer Entwicklungen in Deutschland seit dem 18. Jahrhundert.

Manchen Fortschrittsapostel auf seinem Feldzug gegen Bürokratie und Langsamkeit werden die Thesen provozieren, manchen aus Erfahrung, Intuition oder Tradition ohnehin schon vorsichtigen Unternehmer alten Schlages bestätigen. Respekt für Radkaus immense Forschungsmühen sollten beide übrighaben. Lesenswert ist das zudem exzellent bebilderte Buch trotzdem, gerade wegen seines Detailreichtums, der nebenbei die Prämisse untermauert, dass zwischen Technik auf der einen Seite, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik auf der anderen ein nicht immer leicht zu entwirrendes Wechselverhältnis besteht.

Hinzu kommt die erfrischende Luft der wirklichen Welt, die der Historiker in seine Darstellung gepumpt hat. Weder die Gesundheit der Solinger Schleifer noch die Geschichte der Indigosynthese ist ihm fremd, nicht einmal die "Bauhülse", die Halbliter-Bierflasche: Erst als die mechanisierte Flaschenabfüllung und die Verschlusstechnik so weit gediehen waren, dass sich mit ihnen die Schaumkrone erhalten ließ, von der sich die traditionsbewussten deutschen Bierbrauer nicht verabschieden wollten, begann Ende des 19. Jahrhunderts ihr Siegeszug. Eine Promotion zu diesem Thema hat der spätere Reichskanzler und Friedensnobelpreisträger Gustav Stresemann verfasst, der Sohn eines Berliner Bierhändlers.

Das sind Perlen für den gebildeten Smalltalk, genauso wie die Information, dass die Weltausstellung von Philadelphia 1876 ausgerechnet mit einem Marsch Richard Wagners eröffnet wurde. Seine Idee von den unterschiedlichen Pfaden, auf denen sich Gesellschaften mit Technik und Fortschritt auseinandersetzen, verdeutlicht Radkau jedoch an Beispielen mit größerem Gewicht. Beide stammen aus dem Gebiet der Energietechnik. Dass Deutschland auf die Entwicklung der Dampfmaschine ganz anders als Großbritannien und die Vereinigten Staaten reagiert hat, erklärt Radkau mit dem Stand der Holzbewirtschaftung, den natur- und wirtschaftsräumlichen Strukturen. Das Zögern war in vielen Fällen die richtige unternehmerische Entscheidung.

Aus der später geführten Debatte um die Kerntechnik wiederum arbeitet Radkau die fragwürdige Mechanik technologiepolitischer Wettläufe heraus. Die Großforschung à la "Manhattan Project", nur ihrer militärischen Bedeutung wegen finanzierbar, wurde zu einem Vorbild von Wissenschaft im Dienste der Technik; die Marktreife eines Produkts, so Radkaus Vorbehalt, lässt sich von ihr aber kaum beeinflussen.

Doch an der Unbelehrbarkeit dürfen Historiker nicht verzweifeln, sie müssen sie hinnehmen - oder wie Joachim Radkau gegen sie schreiben. Die Wertschätzung von Praxis und Erfahrung sind nach seiner Analyse die Erfolgsfaktoren deutscher Produktionsweisen. Ein Ministerium für Erfahrungen aber gibt es in Nordrhein-Westfalen, wo Radkau lehrt und forscht, nicht. Eines für Innovationen schon.

SEBASTIAN BALZTER

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