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Ruth Herz, bekannt aus der TV-Serie "Das Jugendgericht", erzählt, wie sie als Richterin die gewohnte Atmosphäre des Gerichtssaales vier Jahre lang mit den Kameras der Fernsehstudios tauschte. Sie schildert ihre Erfahrungen in beiden Welten entlang ihrer außergewöhnlichen deutsch-israelischen Biographie, die ihre Einstellung zum Beruf entscheidend beeinflusst hat.
Die bekannte Jugendrichterin Ruth Herz schildert ihre Zeit bei der Fernsehgerichtsserie "Das Jugendgericht" und erlaubt so einen Blick hinter die Kulissen des Massenmediums. Sie bringt dem Leser jedoch auch den realen Gerichtssaal
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Produktbeschreibung
Ruth Herz, bekannt aus der TV-Serie "Das Jugendgericht", erzählt, wie sie als Richterin die gewohnte Atmosphäre des Gerichtssaales vier Jahre lang mit den Kameras der Fernsehstudios tauschte. Sie schildert ihre Erfahrungen in beiden Welten entlang ihrer außergewöhnlichen deutsch-israelischen Biographie, die ihre Einstellung zum Beruf entscheidend beeinflusst hat.

Die bekannte Jugendrichterin Ruth Herz schildert ihre Zeit bei der Fernsehgerichtsserie "Das Jugendgericht" und erlaubt so einen Blick hinter die Kulissen des Massenmediums. Sie bringt dem Leser jedoch auch den realen Gerichtssaal nahe. Anhand der von ihr verhandelten Fälle stellt sie ihr Bemühen um einen fairen und respektvollen Umgang mit den Jugendlichen dar. Ausführlich kommen dabei auch wichtige Stationen ihrer eigenen Biographie zur Sprache. Als Tochter eines assimilierten jüdischen Rechtsanwalts, der 1933 von Breslau nach Palästina emigrieren musste, und einer israelischen Mutter, die einer Gründerfamilie der Stadt Tel Aviv entstammt, beschreibt die Autorin ihre Kindheit in Jerusalem. Sie berichtet von ihren Erfahrungen, als sie mit ihren Eltern aus Israel in das Deutschland der Nachkriegszeit kam, und schildert den mitunter steinigen Weg in ihren Beruf sowie ihr Engagement in Lehre und Forschung.
Autorenporträt
Ruth Herz, Dr. jur., studierte nach einer Ausbildung zur Dolmetscherin Rechtswissenschaften in Genf, München und Köln. Zahlreiche Publikationen zum Jugendstrafrecht und zur Kriminologie. Sie vertrat die Bundesrepublik im Europarat als Expertin für Jugendstrafrecht und erhielt für die Einführung des Täter-Opfer-Ausgleichs das Bundesverdienstkreuz. Ruth Herz lebt und forscht in Köln und Tel Aviv.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.06.2007

Recht und Charakter
Ruth Herz erzählt aus dem Leben einer Jugendrichterin
„Ich schrieb den ersten Entwurf in einem einzigen Zug auf meinem Laptop auf der Terrasse des Hauses in Tobago, das umgeben ist von einem Garten, in dem Bananen, Papayas und Ananas gedeihen, mit den Klängen der karibischen Musik in der Luft und den Blick auf die herrliche türkisblaue Bucht mit dem weißen Sandstrand, den Palmen und den Mangobäumen”. Den Blick? Die rhythmusgeschwängerte Luft und der papayaschwere Magen haben dem Blick für grammatische Quisquilien manches Mal zu schaffen gemacht – wie auch dem Blick für Stil. Und doch ist in Trinidad und Tobago ein nicht unerstaunliches Buch entstanden. Das liegt am Blick der Autorin auf ihr Leben und ihren Beruf.
Das Leben – es war nicht immer einfach. Wenn man Jüdin ist, der Vater 1933 aus Deutschland nach Palästina geflohen war, um dann mit Frau und Tochter Ruth in die BRD der Nachkriegszeit zurückzukehren, dann hat man schon als kleines Kind ein Paket zu tragen. Ruth Herz schildert eindrücklich ihr Aufwachsen im Deutschland der Fünfziger und Sechziger. Gleichzeitig war sie von klein an mit mehr oder weniger bedeutenden Personen umgeben: eine der Gründerfamilien von Tel Aviv, Rechtsanwälte, Doktoren, Professoren, Minister. Das ist (bis heute) schön für sie, und das kann man in einem recht persönlich gehaltenen Buch auch beschreiben, aber muss dies in einer so affirmativen Weise geschehen? Der erste Mann war Professor und der zweite Mann auch. Zweifelsohne war der Eine (er ist gestorben) toll, und der Zweite ist toll. Doch was hat der Leser davon, wenn etwa berichtet wird, der zweite, Gabriel, habe ein tolles Buch geschrieben, das ins Deutsche übersetzt worden sei. Es bleibt der Eindruck grenzenloser Bewunderung seitens der Ehefrau. Und es bleiben Fotos der händchenhaltenden Liebenden neben zwei Gläsern Latte (Bildunterschrift: Mit Gabriel im Café in Köln). Man ist fast peinlich berührt.
Der Beruf – er hat Ruth Herz selbst berühmt gemacht. Sie ist Juristin, Jugendstrafrechtlerin, Jugendrichterin vor allem. Und sie war die erste Anchorwoman der TV-Serie „Das Jugendgericht tagt”. Die Schilderung ihres Berufes, vom Tag der Vereidigung zur Richterin 1974 bis zum Auftritt vor einem Millionenpublikum ist die Lektüre des Buches wert. Weniger weil man erfährt, was Ruth Herz alles geleistet hat. Nein, nicht ihre Promotion, ihre Lehrbücher, ihr Bundesverdienstkreuz für das entscheidende Engagement hinsichtlich der Einführung des Täter-Opfer-Ausgleichs, ihre Vortragstätigkeit, ihre außergewöhnliche Fernsehpräsenz usw. usw. sind bemerkenswert. Bemerkenswert sind ihre Gerichtsfallerzählungen, die eine für Juristen und andere Menschen wichtige Einsicht vermitteln: Die richterliche Tätigkeit erschöpft sich nicht in der Paragraphenreiterei, in der Virtuosität der juristischen Vernunft. Die „Anwendung” des Rechts ist eine Frage des Charakters der Rechtsarbeiter, des Geistes- und Gefühlshaushaltes der urteilenden Richter. Anhand vieler kleiner Beispiele und anhand der vielen kleinen Urteils(beweg)gründe wird dies deutlich wie selten. Allerdings stimmt, ganz entgegen der Intentionen der Autorin, dieser Befund abgrundtief pessimistisch. Denn: Juristerei kann man lernen, Charakter nicht.
Leben und Beruf – sie sind nicht zu scheiden, behauptet die Autorin. Ihr Buch präsentiert diese Überzeugung. Fürwahr, solche Richter braucht das Land – wenn auch nicht unbedingt deren Erzählungen.RAINER MARIA KIESOW
RUTH HERZ: Recht persönlich. Eine Jugendrichterin erzählt. C.H. Beck Verlag, München 2006. 156 S., 16,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.11.2006

Frisches vom Fernsehgericht

Auf dem Umschlag sieht die Verfasserin blendend aus. Sie lächelt so gewinnend, daß man ihr ihre "Fernsehpräsenz" gern abnimmt. Von Beruf ist sie Richterin am Amtsgericht, genauer: Jugendrichterin, promoviert, mit den justizüblichen guten Staatsexamen. Das Buch ist eine Art Selbstbiographie unter besonderer Berücksichtigung ihrer Tätigkeit als Moderatorin der heute noch laufenden RTL-Serie "Das Jugendgericht" (Ruth Herz: "Recht persönlich". Eine Jugendrichterin erzählt. Verlag C. H. Beck, München 2006. 25 Abbildungen, 156 S., geb. 16,90 [Euro]). Man erfährt viel über ihre Herkunft, ihre Ehen, ihre tüchtigen Kinder und vor allem, wie sie eine bekannte Jugendrichterin wurde. Die Verfasserin ist feministisch, links und fortschrittlich, aber alles so damenhaft, daß auch ein knorriger Konservativer sie in sein Herz schließen kann.

Das Buch ist lieb und glatt, aber nicht gut geschrieben. Die Verfasserin bezeichnet sich einmal als Außenseiterin. Die entsprechenden Daten fehlen jedoch. Dem Buch kann man nur eine glückliche Jugend und einen gradlinigen Aufstieg entnehmen. Außerdem kommen zu oft Sätze vor wie dieser: Die Verfasserin hätte in einer Sendung deutlich gemacht, "daß Gewalttaten selbstverständlich verurteilt werden müssen, andererseits aber auch, daß Unterdrückung und Gewalt nicht nur bei Ausländern vorkommt, sondern auch in deutschen Familien". Die dritte Person Einzahl zeugt von schlechtem Lektorat und der Verweis auf die deutschen Familien von einem moralisch erzwungenen Themenwechsel. Ein Kampf gegen Vorurteile kann eben nicht nur der Sachlichkeit dienen, er kann sie auch beschädigen.

Die Reflexionen der Verfasserin über richterliche Gewalt und Gerechtigkeit sind insofern interessant, als sie zeigen, wie gerade Richter, die im Amt ihre politischen Utopien schlecht vergessen können, auf das positive Gesetz angewiesen sind. Insofern ist das Buch eine ausgezeichnete Fallstudie zum Problem "Richter und Gesetz", zumal das Jugendgerichtsgesetz dem Richter eine Aufgabe zuweist, die er strenggenommen nicht erfüllen kann: erzieherisch auf Jugendliche einzuwirken. Die Verfasserin legt an zahlreichen Fällen dar, wie sie trotzdem mit der Aufgabe fertig geworden ist. Sie hat sich im Jugendstrafrecht engagiert und sogar eine eigene "Maßnahme" mitentwickelt und durchgesetzt, den Täter-Opfer-Ausgleich, in dem sich Täter und Geschädigter im Beisein eines Vermittlers aussprechen sollen. Es mutet zwar merkwürdig an, daß Täter und Opfer zu derselben Maßnahme verdonnert werden, aber die Sache soll funktionieren.

Auf das Fernsehabenteuer hat sich die Verfasserin eingelassen, weil sie der Jugend die Jugendgerichtsbarkeit nahebringen wollte. Sie zweifelt aber selbst, ob ihr das gelungen ist. Wenn sie mit dem Jugendstrafrecht konfrontiert werden, müssen Jugendliche in der Tat zuerst lernen, daß sie Jugendliche und nicht Erwachsene sind. Wahrscheinlich wollen sie das nicht hören oder nicht verstehen. Erziehung ist nun einmal ein widersprüchliches und asymmetrisches Verhältnis, dessen Seiten nicht ausgetauscht werden können.

Die Verfasserin sieht, daß Strafverfahren ernste, gleichsam reale Entscheidungen über Freiheit oder Unfreiheit und moralische Diskreditierungen produzieren, also belastende Folgen haben können. Fernsehsendungen dagegen sollen die Zuschauer ohne nachteilige Folgen unterhalten und belehren. "Fernsehgerichte" sind daher keine Gerichte und "Fernsehrichter" keine Richter, selbst wenn sie im Hauptberuf Justizrichter sind und vor den Kameras "dasselbe" tun wie im Gerichtssaal, wie einige "Fernsehrichterkollegen" etwas töricht meinen. Merkwürdigerweise kann die Verfasserin nicht verstehen, daß dieser Unterschied Folgen für die Darstellung haben muß. Justiz läßt sich nicht "wirklichkeitsgetreu" darstellen. Eine Fernsehdarstellung kann sich nicht an Entscheidungen, sie muß sich an den Erwartungen der Zuschauer orientieren. Deshalb mußte es sich auf die Sendung der Verfasserin auswirken, als die Einschaltquote deutlich nachgab. Zunächst hat der Sender die Sendung verschärft. Die Taten wurden schwerer, und der Ton wird rauher. Das konnte die Verfasserin auf die Dauer nicht mitmachen. Leider erzählt sie nicht, ob und wie der Sender sie ausgebootet hat. Inzwischen bearbeitet sie jedoch das Thema "Justiz und Fernsehen" im internationalen Vergleich.

Mit einem Problem ist der Rezensent nicht fertig geworden. Die Verfasserin ist Jüdin und wohl während des Krieges in Tel Aviv geboren. Ihr Vater war Rechtsanwalt und ist im April 1933 nach Tel Aviv emigriert. Ihre Mutter entstammte einer Familie, die Tel Aviv mitgegründet hat. Der Vater erhielt 1941 eine gute Stellung bei der britischen Mandatsregierung. 1950 wurde er Direktor einer britischen Rückerstattungsbehörde und kehrte mit der Familie nach Deutschland zurück. Die Kinder wurden in eine britische Armeeschule geschickt. Das ist verständlich. Die Eltern wollten den Kindern, die nichts von den grauenhaften Verbrechen der Nazizeit wußten, unangenehme politische Begegnungen oder gar Streitereien ersparen. Die besondere Schule hat sich auf niemanden negativ ausgewirkt. Und doch! Was bedeuten solche frühen, verständlichen Erziehungsentscheidungen für spätere, unverständliche Vorurteile?

GERD ROELLECKE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Eine "Art Selbstbiografie" stellt das Buch für Gerd Roellecke dar. Wer über die Herkunft und das "damenhaft" feministische und fortschrittliche Leben der Fernsehrichterin Ruth Herz etwas erfahren möchte, meint Roellecke, ist hier an der richtigen Adresse. "Lieb und glatt" kommt ihm das Buch vor, und eher schlecht geschrieben. Den hier beschriebenen Kampf der Verfasserin gegen Vorurteile empfindet er eher als Beschädigung der Sachlichkeit, so erzwungen erscheint ihm die Moral mitunter. Interessant wird es für Roellecke, wenn die TV-Richterin das Problem Richter und Gesetz und das erzieherische Moment des Jugendrichtertums anschneidet oder durchblicken lässt, dass ihr Verständnis der medialen Darstellung von Rechtssprechung nicht sehr weit reicht. Weiterführende Reflexionen über Zuschauererwartung und Realitätstreue scheint Roellecke dagegen arg zu vermissen.

© Perlentaucher Medien GmbH