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Rüttgers, Koch und Köhler die Politikverdrossenheit hat nun auch die Politiker erfaßt. Während die Menschen in Stuttgart und anderswo demonstrieren, ist kaum noch jemand bereit, Verantwortung zu übernehmen und das Land zu gestalten. Hinterzimmer, Ochsentouren, Kompromisse wer hat darauf schon Lust? Aber was erlebt man wirklich in deutschen Ortsvereinen? Wie fühlt man sich an einem regnerischen Samstag am Infostand in der Fußgängerzone? Und warum reden die da oben eigentlich immer so geschwollen? Eva Leipprand hat sich auf das Experiment Kommunalpolitik eingelassen und ihre Erfahrungen in 22…mehr

Produktbeschreibung
Rüttgers, Koch und Köhler die Politikverdrossenheit hat nun auch die Politiker erfaßt. Während die Menschen in Stuttgart und anderswo demonstrieren, ist kaum noch jemand bereit, Verantwortung zu übernehmen und das Land zu gestalten. Hinterzimmer, Ochsentouren, Kompromisse wer hat darauf schon Lust?
Aber was erlebt man wirklich in deutschen Ortsvereinen? Wie fühlt man sich an einem regnerischen Samstag am Infostand in der Fußgängerzone? Und warum reden die da oben eigentlich immer so geschwollen? Eva Leipprand hat sich auf das Experiment Kommunalpolitik eingelassen und ihre Erfahrungen in 22 Lektionen aufgeschrieben. Eine unterhaltsame Gebrauchsanweisung, mit der Sie außerdem herausfinden können, ob Sie für die praktische Politik geeignet sind.
Autorenporträt
Leipprand, Eva
Eva Leipprand, geboren 1947, engagierte sich seit den achtziger Jahren in der Umweltbewegung und Bürgerinitiativen, wurde 1996 für Bündnis 90/Die Grünen in den Augsburger Stadtrat gewählt und war dort von 2002 bis 2008 dritte Bürgermeisterin und Kulturreferentin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.05.2011

Im Nest
der Großmäuler
Ex-Bürgermeisterin veröffentlicht
„Gebrauchsanweisung“ für Politiker
Augsburg – Nein, nach zivilisierter Demokratie klingt das nicht, wenn Eva Leipprand die kommunale Politiklandschaft beschreibt. „Eine Stadt ist wie ein Spatzennest, in dem alle sitzen und glauben, sie kriegen zu wenig“, schreibt die Augsburger Stadträtin, „deshalb machen sie den Hals so lang wie möglich, reißen den Schnabel so weit wie möglich auf und schreien so laut wie möglich nach dem Wurm.“ Und am Ende gewinnt derjenige, der am lautesten schreit? „So möchte man sich keine Stadtgesellschaft vorstellen“, so Leipprand. Dass ihr frommer Wunsch in der Realität nicht immer in Erfüllung geht, zeigt sie in ihrem Buch „Politik zum Selbermachen“. Das Werk trägt den Untertitel „Eine Gebrauchsanweisung“ – dabei ist es viel mehr als das: Die 63-jährige ehemalige Dritte Bürgermeisterin und Kulturreferentin der Stadt Augsburg bietet nicht nur Tipps für Einsteiger, sondern auch interessante Einsichten hinter die Kulissen der Rathäuser und Parteien-Ortsverbände.
Die 170 Seiten sind unterhaltsam und erhellend, aber auch mühsam und ernüchternd. Leipprand warnt auch vor den Nebenwirkungen der Macht. Zudem gibt es einen Test, bei dem der Leser abklopfen kann, ob er für das Spatzennest wendig, frech und aggressiv genug ist oder nicht. „Was tust Du?“, fragt Leipprand am Ende jedes Kapitels. Sie bietet vier Antworten an, die wahlweise resignierend oder kämpferisch, brav oder entlarvend sind: „Du engagierst eine clevere Werbeagentur, die deine Basta-Politik professionell als bürgernah verkauft.“
Kenner der Augsburger Politszene erkennen durchaus einige Parallelen zu Geschehnissen in der schwäbischen Bezirkshauptstadt. Leipprand hat diese mehr oder weniger sorgsam versteckt. Die Grüne saß und sitzt als Oppositions- und Regierungsfrau mitten drin im Spatzennest. Spannend wird es, wenn sie aus nichtöffentlichen Sitzungen berichtet: Wenn plötzlich der ansonsten eher passive Stadtrat überaus aktiv wird und bei Auftragsvergaben eifrigst die Zahlen der Angebote mitschreibt. Für wen diese Daten wohl sind? Leipprand verrät es nicht, hier beschränkt sich die Autorin leider auf Andeutungen. Darunter leidet zwar der Faktor Spannung, doch das Buch ist offenbar nicht als Abrechnung mit ehemaligen und aktuellen Kontrahenten gedacht. Stattdessen steht es pars pro toto: Was Leipprand beschreibt, kann so oder ähnlich auch in jedem anderen Rathaus dieser Republik vorkommen.
Die Stadträtin wendet sich an alle, für die das Lästern über die Politik nicht mehr reicht, die selbst was bewegen und „ein kleines bisschen die Welt retten“ wollen. Sie übt deutliche Kritik an den Mechanismen der Macht und der Medien. Dabei macht sie keinen Hehl aus ihrer grünen Gesinnung – sowie aus dem erlebten und aufgestauten Frust: „Aber das ist kompliziert und wenig willkommen“, schreibt sie über ein Thema, „Ob der Wähler das wirklich hören will?“ Im Zweifelsfall nicht. Stefan Mayr
Eva Leipprand: Politik zum Selbermachen – eine Gebrauchsanweisung. Suhrkamp Taschenbuch, 11,95 Euro.
Berichtet aus dem Spatzennest der Kommunalpolitik: die Augsburger Stadträtin Leipprand. Foto: Puchner
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