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2 Kundenbewertungen

Fälschungen, Geldwäsche, Steuerbetrug, Plünderung antiker historischer Stätten. Die Liste der Verbrechen, die in Zusammenhang mit Kunst begangen werden, ist lang. Mit dem enormen Anstieg der Preise und der Globalisierung des Kunstmarktes hat die Kriminalität jedoch eine neue Qualität erreicht - so ist etwa Artnapping, bei dem ein Kunstwerk als Geisel genommen und erst gegen Lösegeld wieder zurückgegeben wird, heute keine Seltenheit mehr. Die Kunstexperten Stefan Koldehoff und Tobias Timm nehmen vom Kleinganoven bis zum schwerreichen Meisterfälscher all jene in den Fokus, die sich…mehr

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Produktbeschreibung
Fälschungen, Geldwäsche, Steuerbetrug, Plünderung antiker historischer Stätten. Die Liste der Verbrechen, die in Zusammenhang mit Kunst begangen werden, ist lang. Mit dem enormen Anstieg der Preise und der Globalisierung des Kunstmarktes hat die Kriminalität jedoch eine neue Qualität erreicht - so ist etwa Artnapping, bei dem ein Kunstwerk als Geisel genommen und erst gegen Lösegeld wieder zurückgegeben wird, heute keine Seltenheit mehr. Die Kunstexperten Stefan Koldehoff und Tobias Timm nehmen vom Kleinganoven bis zum schwerreichen Meisterfälscher all jene in den Fokus, die sich illegalerweise an Kunst bereichern wollen. Und denen es selbst, wenn sie geschnappt werden, gelegentlich gelingt, sich als genial-charmante Trickser zu inszenieren. Wie hoch der materielle und immaterielle Schaden ist, den sie in den Duty-Free-Zonen und Dark Rooms des globalen Kunstbetriebs anrichten, kommt nur selten ans Tageslicht. Doch »Kunst und Verbrechen« sammelt nicht nur spannende, erschreckende und irrwitzige Geschichten - die beiden Autoren liefern auch eine fundierte Analyse, was sich am System Kunstmarkt und in den Museen ändern muss. Ein fundiert recherchiertes, brisantes und hochaktuelles Buch, dessen einzelne Kapitel sich so spannend lesen wie kleine Krimis vom Autorenduo des Bestsellers »Falsche Bilder, echtes Geld« zum Fall Beltracchi.

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Autorenporträt
Stefan Koldehoff, geboren 1967, ist Kulturredakteur beim Deutschlandfunk in Köln und schreibt unter anderem für Die Zeit und art - Das Kunstmagazin. 2008 wurde er für seine investigativen Recherchen mit dem puk-Journalistenpreis ausgezeichnet. 2012 veröffentlichte er gemeinsam mit Tobias Timm Falsche Bilder, echtes Geld zum Fall Beltracchi. Das Buch wurde mit dem Prix Annette Giacometti und dem Otto-Brenner-Preis ausgezeichnet. Zudem erschien bei Galiani Die Bilder sind unter uns. Das Geschäft mit der NS-Raubkunst und der Fall Gurlitt (2014) und Ich und Van Gogh. Bilder, Sammler und ihre abenteuerlichen Geschichten (2015). 2020 folgte mit Kunst und Verbrechen ein weiteres gemeinsames Buch mit Tobias Timm. Tobias Timm, geboren 1975 in München, studierte Stadtethnologie, Geschichte und Kulturwissenschaften in Berlin und New York. Als Autor schreibt er für das Feuilleton der ZEIT von Berlin aus über Kunst, Architektur und Verbrechen. 2012 veröffentlichte er gemeinsam mit Stefan Koldehoff Falsche Bilder, echtes Geld zum Fall Beltracchi. Das Buch wurde mit dem Prix Annette Giacometti und dem Otto-Brenner-Preis ausgezeichnet. 2020 folgte mit Kunst und Verbrechen ein weiteres gemeinsames Buch mit Koldehoff.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.03.2020

Unsichtbare
Hände
Zwei Bücher zeigen, wie Fälscher und Verbrecher
von den Mechanismen des Kunstmarkts profitieren
VON JENS BISKY
Die drei Herren in weißen Kitteln fielen nicht auf, als sie an einem Montagmorgen im August 1911 aus der Kammer kamen, in der Malutensilien aufbewahrt wurden. Der Louvre hatte geschlossen, und die Angestellten, mit den Reinigungsroutinen beschäftigt, achteten nicht weiter darauf, als die drei Herren Leonardo da Vincis „Mona Lisa“ von der Wand nahmen und durch einen Seiteneingang hinausspazierten. Zwei Jahre lang suchten Polizei und Privatdetektive erfolglos nach dem Gemälde. Sie entdeckten es erst, als Vincenzo Peruggia, der im Louvre als Glaser gearbeitet und den Diebstahl organisiert hatte, nach Florenz fuhr und die Mona Lisa über einen Galeristen dem Direktor der Uffizien anbot. Am Tag der Übergabe, im Dezember 1913, wurde er verhaftet. Nur zu bereitwillig glaubte ihm die Öffentlichkeit, dass er das Bild, dessen Ruhm mit dem Diebstahl ins Grenzenlose wuchs, lediglich zurück nach Italien, in seine und da Vincis Heimat, habe bringen wollen.
Peruggias Auftraggeber blieb unbekannt, bis der Journalist Karl Decker ihn interviewte. Eduardo de Valfierno handelte in Buenos Aires mit gefälschter Kunst, vor allem mit Murillo-Gemälden. Es gebe, prahlte er, dank seiner Aktivitäten in Argentinien inzwischen mehr Murillos als Kühe. Er verließ sich darauf, dass die betrogenen Käufer ihn nicht anzeigen würden, da sie dann auch hätten zugeben müssen, einen Kunstraub beauftragt zu haben. So plante er es auch im Fall der Mona Lisa. Sein Kumpan hatte Kopien des Gemäldes angefertigt, die Valfierno nach dem Diebstahl und den ausführlichen Berichten darüber, in den USA als echte Da Vincis verkauft haben will.
Die Geschichte vom Kunstraub, der die Fälschungen beglaubigen sollte, steht am Anfang des Buches „Kunst und Verbrechen“, in dem die beiden Journalisten Stefan Koldehoff und Tobias Timm das Panorama heutiger Kunstkriminalität zeichnen, von der Geldwäsche über den illegalen Handel bis hin zum Betrug. Manche der Fälle, die sie behandeln, haben für Schlagzeilen gesorgt: der Raub der 100 Kilogramm schweren Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum, die Fälschung einer Ausgabe von Galileis „Sidereus Nuncius“, der Prozess gegen den Kunstberater Helge Achenbach. Aber Koldehoff und Timm lassen nicht nur die vielen Verbrechen im Umkreis der Kunstwelt Revue passieren, sie fragen, was diese ermöglicht, erleichtert, und wie sie zu verhindern wären.
Dieses Interesse teilen sie mit dem Kunsthistoriker Hubertus Butin, der in seiner Studie über Kunstfälschungen ebenfalls auf den Markt zu sprechen kommen muss, der das Geschäft mit Fälschungen so lukrativ und oft auch recht einfach macht. In beiden Büchern geht es um das Zusammenspiel von krimineller Energie, Legenden, Geldgier und Leichtfertigkeit. Die Öffentlichkeit neigt immer wieder dazu, den erfolgreichen Fälscher zu glorifizieren. Spielt er nicht mit dem trüben Kult des Originals wie viele große Künstler? Schädigt er nicht bloß Superreiche? Muss man nicht sein handwerkliches Geschick bewundern? So mag argumentieren, wer Heiratsschwindler für Kritiker des Patriarchats und Diebe für antikapitalistische Aktivisten hält. In beiden Büchern finden sich die richtigen Gegenargumente.
Und durch beide Bücher lässt sich viel lernen. Man erfährt etwa, warum besondere Skepsis angebracht ist, wenn Werke der sowjetischen Avantgarde oder Druckgrafiken und Skulpturen Salvador Dalís in den Handel kommen und wie der Modigliani-Mythos Fälschungen begünstigte. Über einen anderen, gern gefälschten Künstler sagte schon 1936 ein französischer Kunsthistoriker, Camille Corot sei der „Urheber von 3000 Gemälden“ gewesen, „von denen 10 000 in Amerika verkauft wurden“.
Vor allem aber liefern beide Bücher viel Material, kuriose und dramatische Geschichten, um den Kunstmarkt der Gegenwart besser zu verstehen. Er sei, schreiben Koldehoff und Timm, „die reinste Form der Markwirtschaft“, da mit Unikaten gehandelt werde, „deren Wert nicht objektiv bestimmt werden kann“. Allein Angebot und Nachfrage führen zu einem Preis.
Weit über sechzig Milliarden Dollar werden Jahr für Jahr auf dem internationalen Kunstmarkt umgesetzt, 2018 waren es 67,4 Milliarden. Drei Länder sind dabei ausschlaggebend: mit einem Anteil von 44 Prozent die Vereinigten Staaten, gefolgt von Großbritannien mit 21 Prozent und China mit 19 Prozent. Deutschland war trotz der hohen Zahl der Vermögenden mit nur einem Prozent beteiligt.
Der Markt ist einerseits global, andererseits ungeheuer intransparent. Auch größere Summen werden gern bar bezahlt, oft einigt man sich mündlich und per Handschlag. Ein Banker meinte, die Gepflogenheiten seien so geheimnisvoll wie sonst nur auf dem Diamantenmarkt, aber dort könne man sich wenigstens leicht darauf einigen, was ein Diamant wert sei. Die wirklich teuren Kunstwerke dagegen werden inzwischen auch oder überwiegend als Investment erworben, wobei der Mark weit weniger reguliert ist als die Börse. Keine Aufsichtsbehörde geht gegen Insiderhandel und Manipulationsversuche vor.
Wer sich erinnert, mit welchen rhetorischen Eskalationen Lobbyisten des Kunsthandels in Deutschland auf das 2016 in Kraft getretene Kulturgutschutzgesetz reagiert haben, das in erster Linie EU-Beschlüsse in deutsches Recht umsetzte, wird skeptisch sein, ob sich eine stärkere Regulierung durchsetzen ließe. Wie so oft, wenn es um Kunst geht, werden im Streit darüber Werte und Haltungen wie Unkonventionalität, Kreativität, Aufgeschlossenheit und dergleichen mehr beschworen.
Dabei sollte sich langsam herumsprechen, dass der Besitz eines Kunstwerkes an sich nicht mehr über Charakter und Status eines Sammlers aussagt als die Oldtimer in der Garage und die Goldbarren im Tresor. Auch die Diktatorengattin Imelda Marcos hat viel Kunst, viel moderne Kunst zusammengerafft. Die entscheidende Frage ist, wie einer mit den Kunstwerken, die ihr gehören, umgeht.
Hubertus Butin mustert in seiner gründlichen Studie das gesamte Kunstsystem, beschäftigt sich kunsthistorisch und juristisch informiert mit Fälschern, Sammlern, Auktionatoren, Galeristen, Verkäufern im Internet, mit Sachverständigen, Gutachtern, Experten und mit der Rolle der Medien wie der Museumsdirektoren. Er benennt den ästhetisch produktiven Zweifel an der Vorstellung vom genialischen Schöpfer und Ausnahmekünstler, ohne deswegen das Problem der Fälschungen zu verniedlichen. Butin stellt sich vielmehr dieser Spannung. Er zitiert Roy Lichtenstein („Ich möchte jede Handschriftlichkeit vermeiden“), Robert Rauschenberg („Ich will nicht, dass ein Gemälde ein Ausdruck meiner Persönlichkeit ist“) und Andy Warhol („Ich will nicht, dass meine Kunst einen Stil hat“; „der Grund dafür, dass ich in dieser Art male, ist, dass ich eine Maschine sein möchte“). Zugleich schlüsselt er auf, wie Fälscher falsche Tatsachen vorspiegeln, sich der Urkundenfälschung schuldig machen und oft auch Urheberrechte verletzen.
Besonders interessant ist Butins letztes Kapitel über „das betrügliche Objekt der Begierde“. Es zeigt, wie Künstler mit dem Problemen von Echtheit, Originalität und mit Fälschungen umgehen. Dass sie versuchen, sich gegen Betrüger zu wehren, liegt nahe. Aber auch einige Künstler haben Werke anderer gefälscht, Vasari berichtet derlei über Michelangelo, Fernand Léger hat in großer Not Gemälde von Camille Corot gefälscht. Manche haben aufgedeckte Fälschungen autorisiert, andere „humorvolle Schwindel auf Kosten des Kunstbetriebs“ fabriziert oder das Thema in eigenen Werken grundsätzlich reflektiert.
Gerhard Richter etwa signierte 1988 Exemplare des Offsetdrucks „Kerze I“ auf besondere Weise, „mit einer äußerst großflächigen Signatur, die er mit schwarzer Pastellkreide quer über das bildnerische Motiv einer brennenden Kerze schrieb“. Nicht am Rand des Blattes, wie es sich eigentlich gehört, unterschrieb er, sondern übergroß, das Bildmotiv in den Hintergrund drängend: „Die auratische Verbindung von Hand und Name wird demonstrativ zum sich aufdrängenden Fetisch“. Aber Gerhard Richter ging noch weiter und versah ein Exemplar der Grafik mit „Joseph Beuys“, ein anderes mit „Georg Baselitz“.
Im Jahr 2005 gelang es Banksy, ein kleines Werk in das British Museum zu schmuggeln, ein Felsenfragment mit einer prähistorisch anmutenden Zeichnung darauf. Sie stellt ein mit Pfeilen erlegtes Tier und einen Höhlenmensch dar, der einen Einkaufswagen schiebt. Da daneben eine Tafel mit erläuterndem Text hing, fiel die Täuschung anfangs nicht auf. Wenig später präsentierte Banksy das Werk in einer Ausstellung in London als „Leihgabe vom British Museum“.
Angesichts der großen Summen, die auf dem Kunstmarkt verdient werden können, wird er wohl noch lange Kriminelle anziehen: Fälscher, Betrüger, Erpresser. Koldehoff, Timm und Butin unterbreiten einige Vorschläge, wie man ihnen durch Sorgfalt, Dokumentation, Regulierung das Leben schwer machen kann. Das zu tun liegt im Interesse der vielen ehrlichen, professionellen Händler und erst recht all der Millionen Kunstfreunde.
Hubertus Butin: Kunstfälschung. Das betrügliche Objekt der Begierde. Suhrkamp Verlag, Berlin 2020. 476 S., 28 Euro.
Stefan Koldehoff, Tobias Timm: Kunst und Verbrechen. Galiani Berlin, Berlin 2020. 320 S., 25 Euro.
Wer war Camille Corot?
Ein Künstler, „der
3 000 Gemälde gemalt hat,
von denen 10 000 in
Amerika verkauft wurden“.
@europeanspaceagency, empfohlen von
Cemile Sahin („Taxi“)
„Ich komme von der
Luftfahrt, etwas
anderes macht nicht
so viel Sinn.“
Angesichts der Milliardenumsätze
wird der Kunstmarkt wohl
noch lange Kriminelle anziehen
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.04.2020

Zwei Gauguins sind besser als einer

Stefan Koldehoff und Tobias Timm gehen der engen Verzahnung von Kunst und Kriminalität nach.

Das ist ein elegantes Verbrechen, von einer eleganten Person verübt. Hier geht es nicht um Geld." So beschreibt im Film "Die Thomas Crown Affäre" von 1999 die attraktive Versicherungsdetektivin Catherine Banning, gespielt von Rene Russo, den ausgeklügelten Diebstahl eines auf hundert Millionen Dollar geschätzten Monet-Gemäldes aus dem Metropolitan Museum of Art. Der Dieb, Pierce Brosnan alias Thomas Crown, klaut tatsächlich nicht um des Geldes wegen: Er ist ein steinreicher smarter Lebemann, der schöne Frauen, die Kunst und den Nervenkitzel liebt.

Was ein solches Hollywood-Klischee mit der Realität zu tun hat, zeigt das neue Buch der Journalisten Stefan Koldehoff und Tobias Timm. Vor acht Jahren schrieben die beiden bereits gemeinsam über den Fälscher Wolfgang Beltracchi und die Profiteure seiner Machenschaften. Nun legen sie ein Buch vor, das an vielen Beispielen zeigt, wie eng Kriminalität und Kunst miteinander verzahnt sind und welche Strukturen diese Verzahnung überhaupt erst ermöglichen.

Erzählt wird auch davon, wie sich das Verhalten von Kunstdieben im Laufe der Jahre verändert hat. Thomas Crown schnappt sich im Film, unbewaffnet und unmaskiert, mit Hilfe eines raffinierten Ablenkungsmanövers den Monet und spaziert, das Bild im Aktenkoffer, unbemerkt aus dem Museum. Ein echter Raub, der der "Mona Lisa" im Sommer 1911, verlief teils ähnlich. Zwar existiere der "geheimnisvolle unbekannte Millionär", der Kunst um der Kunst willen stiehlt, wohl gar nicht, so Tim und Koldehoff. Jedenfalls sei seit Jahrzehnten kein einziger dingfest gemacht worden. Dennoch handelte es sich etwa bei den Räubern der "Mona Lisa" noch um "Gentleman-Täter": Vincenzo Peruggia, der im Louvre als Glaser gearbeitet hatte, verfolgte einen simplen wie genialen Plan: Er versteckt sich mit zwei Komplizen in einer kleinen Kammer und lässt sich über Nacht im Museum einsperren. Am nächsten Tag - es sind nur Angestellte im Haus - trägt er Leonardos Meisterwerk, versteckt unter einem Kittel, unbehelligt durch einen Seiteneingang hinaus. Einige Jahre später flog der Coup allerdings auf, 1914 kam die "Mona Lisa" zurück in den Louvre.

Seit rund fünfzehn Jahren gehen Kunstdiebe immer brutaler vor. 2004 bedrohten maskierte Männer Besucher und Wärter des Munch-Museums in Oslo, bevor sie sich mit zwei Werken davonmachten. Einige Jahre später tauchten, ebenfalls tagsüber, vermummte bewaffnete Räuber im Museum der Sammlung Bührle in Zürich auf und rissen vier Gemälde von der Wand. Auch die Männer, die 2017 die hundert Kilo schwere Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum stahlen, agierten nicht gerade sanft: Sie zerschmetterten die Panzerglasvitrine der "Big Maple Leaf" mit "einer Axt, Modell Tomahawk" - ein ähnliches Werkzeug verwendeten kürzlich auch die Räuber der Juwelen im Grünen Gewölbe in Dresden. Hinter solchen Taten stecken in der Regel keine Kunstliebhaber, sondern kriminelle Banden und professionelle Verbrecher. Sie interessieren sich vermehrt für den Materialwert ihrer Beute. Edelsteine etwa werden zerlegt, umgeschliffen und weiterverkauft.

Gestohlene Bilder dagegen benutzen die Diebe gern zum sogenannten Artnapping. Weil das Diebesgut durch Verkauf heute kaum noch zu Geld zu machen ist - die Nachricht vom Raub verbreitet sich binnen kürzester Zeit -, stiehlt man Werke, um sie den Eigentümern oder deren Versicherungen später gegen Geldzahlungen (die offiziell gern als Finderlohn bezeichnet werden) zurückzugeben. Über diesen Weg, bei dem mit Kriminellen Geschäfte gemacht werden, gelangten etwa zwei 1994 aus der Frankfurter Schirn gestohlene Gemälde von William Turner in Geheimaktionen zurück in die Londoner Tate Gallery, die die Werke für eine Ausstellung verliehen hatte.

Das Buch bietet einige unerhörte, absurde oder kuriose Fälle. Da arbeitet die staatlich finanzierte Bundeskunsthalle in Bonn 2009 für eine spektakuläre Modigliani-Retrospektive mit einem Kunsthistoriker von bekanntermaßen zweifelhaftem Ruf zusammen und muss wenig später feststellen, dass mindestens neunzehn der gezeigten Arbeiten - darunter auch das Bild auf dem Werbeplakat der Schau - unter Fälschungsverdacht stehen. Da kauft eine Kuratorin des renommierten Getty Museum in den achtziger und neunziger Jahren wissentlich Antiken aus illegalen Grabungen, wodurch von 104 antiken Arbeiten, die dem Museum heute als Meisterwerke der eigenen Sammlung gelten, 54 eine "fragwürdige Provenienz" haben. Da erwirbt ein gewiefter New Yorker Kunsthändler "echte Werke echter Meister" und streicht viele Millionen ein, indem er ein Bild in gewissem zeitlichen Abstand gleich doppelt weiterverkauft, einmal das Original und einmal eine Fälschung. Eine Masche, die so lange gutging, bis im Jahr 2000 vermeintlich ein und dasselbe Gauguin-Gemälde im Abstand von wenigen Tage zuerst in einem Katalog des Auktionshauses Christie's und dann bei Sotheby's auftauchte.

"Kunst und Verbrechen" ist keine trockene Analyse, sondern kurzweilig zu lesen, gespickt mit Informationen aus Insiderkreisen, Einblicken in Polizeiakten und Gerichtssäle. Es geht um schlecht bezahltes Sicherheitspersonal, um leichtgläubige oder korrupte Experten, die mittelmäßige Fälschungen zu echten Werken erklären, um erfundene Provenienzen, um aberwitzige anonyme Bargeldgeschäfte, die im Kunstbetrieb keine Seltenheit sind, um Briefkastenfirmen und Geldwäsche, um Strafminderung gegen Geständnis, verjährte Fälle und um Zollfreilager, die "Dark Rooms" und "schwarzen Löcher" des Kunstsystems, weil hier nicht nur "alles möglich ist und jeder anonym bleibt", sondern Werke für viele Jahre gebunkert und so regelrecht verschluckt werden können. Die beiden Autoren haben ein Werk vorgelegt, das Licht auf die dunklen Seiten einer wenig regulierten Branche wirft, in der Jahr für Jahr mit immer absurderen Summen jongliert wird. Man wolle keinesfalls die ganze Kunstszene unter Generalverdacht stellen, betonen Tim und Koldehoff mit Nachdruck. Dennoch ist ihr Buch auch ein Aufruf, die "schwarzen Schafe" klar zu benennen und für mehr Transparenz zu sorgen.

KATHARINA RUDOLPH.

Stefan Koldehoff und Tobias Timm: "Kunst und Verbrechen".

Galiani Verlag, Berlin 2020. 328 S., geb., 25,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
Stefan Koldehoff und Tobias Timm streunen in ihrem Buch durch alle möglichen Verbrechen von, durch und mit Kunst: Von Fälschung, Steuerhinterziehung, Diebstahl bis hin zu Kunst als Bezahlung für illegale Geschäfte kommen ihn ihrem Buch neben der Sachlichkeit auch Anekdoten nicht zu kurz. Peter Bauer ORF 20200623