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Verschimmelte Ecken und einstürzende Sporthallendächer, undichte Fenster und verschleppte Digitalisierung - alles Symbole einer politischen Verwahrlosung, die Schüler_innen, Eltern und Lehrer_innen gleichermaßen betrifft.
Die Pandemie hat die angespannte Situation an deutschen Schulen noch einmal verschärft und sämtliche Schwachstellen des Systems freigelegt. Die Missstände im deutschen Bildungsapparat beschreiben Lorenz Maroldt und Susanne Vieth-Entus in Klassenkampf; einem angriffslustigen Sachbuch mit absurden Episoden und entlarvenden Recherchen, mit gewichtigen Stimmen und großen…mehr

Produktbeschreibung
Verschimmelte Ecken und einstürzende Sporthallendächer, undichte Fenster und verschleppte Digitalisierung - alles Symbole einer politischen Verwahrlosung, die Schüler_innen, Eltern und Lehrer_innen gleichermaßen betrifft.

Die Pandemie hat die angespannte Situation an deutschen Schulen noch einmal verschärft und sämtliche Schwachstellen des Systems freigelegt. Die Missstände im deutschen Bildungsapparat beschreiben Lorenz Maroldt und Susanne Vieth-Entus in Klassenkampf; einem angriffslustigen Sachbuch mit absurden Episoden und entlarvenden Recherchen, mit gewichtigen Stimmen und großen Ausflüchten, mit viel Empörendem; aber auch mit konstruktiven Vorschlägen. Lorenz Maroldt und Susanne Vieth-Entus sind selber Eltern. Und haben sich zu diesem Thema eine echte Ausnahmeposition erarbeitet; er als Chefredakteur, sie als Redakteurin für Bildungsfragen beim Tagesspiegel. Ihr Buch wird Debatten auslösen. Und ist ein Muss für Eltern, Großeltern, Lehrer_innen - und den Rest derGesellschaft!
Autorenporträt
Lorenz Maroldt, geboren in Köln, ist seit 2004 Chefredakteur beim Tagesspiegel in Berlin. Er wurde unter anderem mit dem Grimme Online Award und dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet. Susanne Vieth-Entus, geboren in Celle, ist Redakteurin beim Tagesspiegel. Ihre Schwerpunktthemen sind Frühförderung, Schulpolitik und Bildungsfragen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.05.2022

Es fehlt an Elementarem
Eine Bilanz der verfehlten Bildungspolitik im Bundesland Berlin

Kein Land gibt pro Schüler so viel Geld aus wie Berlin. Aber die Mittel kommen nicht an, verpuffen wirkungslos in ziellosen Aktionen der Schulsenatoren und versanden in der organisierten Unzuständigkeit oder unorganisierten Verantwortungslosigkeit der Stadt. Dreißig Prozent der Schüler in der dritten Klasse beherrschen nicht einmal die Mindeststandards der elementaren Grundtechniken im Lesen, Schreiben und Rechnen, im Jahr 2019 wurde jeder siebte bis achte Sekundarschüler ohne einen Abschluss ins Leben entlassen. Die beiden "Tagesspiegel"-Redakteure Susanne Vieth-Entus und Lorenz Maroldt kennen das Schulsystem von innen, sie beschreiben die Absurditäten einer Verwaltung, die keiner Krise gewachsen ist - erst recht nicht einer Corona-Pandemie oder einer Flüchtlingskrise. Denn die Doppelstruktur aus Senat und Bezirk funktioniert auch nicht in Ansätzen, was sich am Schulbau, an der Schulplatzzuweisung und am Gebäudeunterhalt belegen lässt. Hinzu kommt die Mentalität "einer Stadt, die lange von Subventionen lebte, aber ebenso mit einem auffallenden Verzicht auf Exzellenz". Damit treffen die beiden Autoren den springenden Punkt: Berlin lebt noch immer vom Länderfinanzausgleich und leistet sich dazu noch einen weitgehenden Verzicht auf Anstrengungsbereitschaft und Erfolg. Und genau das unterscheidet die Hauptstadt von süddeutschen Ländern.

Schimmlige Wände, 200 asbestverseuchte Schulgebäude, Lehrermangel, ein riesiger Anteil von Quereinsteigern, zu wenig wirklich gut ausgebildete Fachlehrer, eine Digitalisierung, die ihren Namen nicht verdient, eine politische Verwahrlosung auf allen Ebenen spiegeln sich in mangelhaften Leistungen und den verkorksten Bildungsbiographien der Schwächsten. Das "passt so gar nicht zum postulierten Anspruch der Sozialdemokratie, vor allem denjenigen helfen zu wollen, die zu Hause nicht genug Förderung erfahren", stellen die beiden engagierten Redakteure in ihrem Buch "Klassenkampf" fest. Und sie haben recht: Die wohlmeinenden Erleichterungsstrategien und Reformen haben gerade denen am wenigsten genützt, für die sie eigentlich gedacht waren. Das gilt etwa für das Jahrgangsübergreifende Lernen (JüL), das die schwächsten Schüler insofern benachteiligte, als es sie mit seinem Konzept des selbständigen Aufgabenlösens heillos überforderte. Solche Schüler brauchen viel Struktur, auf die sie schon in den ersten Schuljahren vergeblich warteten. Da hilft es auch nichts, dass die Berliner starr an der sechsjährigen Grundschule festhalten. Vieles, was die Expertenkommission unter der Leitung des Kieler Bildungsforschers Olaf Köller Berlin ins Stammbuch geschrieben hat, wird in dem Buch mit praktischen Beispielen belegt. Beschreibung und Analyse sind wirklich stark, weniger überzeugend sind die Lösungsversuche. Von Pädagogischen Hochschulen als Lösung einer bedarfsdeckenden Lehrerausbildung zu träumen heißt, die Hochschulwirklichkeit in Baden-Württemberg nicht zu kennen, wo etwa die hartnäckigsten Befürworter des Schreibens nach Gehör an Pädagogischen Hochschulen ungehindert ihre Ziele verfolgen. Und Reformpädagogik in Gestalt der Jenaplan-Schulen als Lösung für Brennpunktschulen? Erscheint das den beiden Redakteuren als zeitgemäß?

Zu Recht verweisen Vieth-Entus und Maroldt aber auf zwei fundamentale Fehler der vergangenen Jahre, die sicher keine Gesamtlösung, aber Ansatzpunkte bieten: die Abschaffung der Vorklassen und die niemals eingelöste Pflicht zur Sprachstandsfeststellung für alle Kita-Kinder mit einer ebenso obligatorischen Frühförderung. Fast 3000 Kinder im Kindergartenalter blieben der Kita fern, nur 1300 von ihnen erschienen 2021 zum Sprachtest, über tausend konnten kaum Deutsch, und nur die Hälfte meldete sich überhaupt zur Sprachförderung an. Aber auch das gehört zur Wirklichkeit: dass Gesetze ignoriert werden. In diesem Fall aber werden Tausende von Kindern um ihre Bildungsbiographie betrogen. Das Abgeordnetenhaus könnte die Einhaltung der Bestimmungen einfordern, die Schulaufsicht allemal. Allzu optimistisch scheinen die beiden Autoren allerdings nicht zu sein, dass die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) an der Bildungsmisere wirklich grundlegend etwas ändern kann, obwohl sie die Verbesserung der Berliner Verwaltung zu ihren erklärten Zielen machte. Nach diesem Buch wird allerdings niemand mehr behaupten können, er habe nichts von der organisierten Unzuständigkeit der Hauptstadt gewusst. HEIKE SCHMOLL

Lorenz Maroldt/ Susanne Vieth-Entus: Klassenkampf. Was die Bildungspolitik aus Berlins Schuldesaster lernen kann.

Suhrkamp Verlag, Berlin 2022. 266 S., br., 18,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Rezensent Peter Neumann ist schockiert, wenn er in Lorenz Maroldts und Susanne Vieth-Entus' Streitschrift "Klassenkampf" von den Zuständen in Berliner Klassenräumen liest. Der Chefredakteur des Berliner Tagesspiegels und die Bildungsexpertin zeigen in dieser schonungslosen Dokumentation minutiös die Mängel der hauptstädtischen Bildungspolitik auf, zum Beispiel ein nicht funktionierendes Fenster in einer Grundschule in Spandau, das dem Vizerektor letztendlich direkt auf den Kopf gefallen ist. Da möchte sich der Rezensent gar die Haare raufen, auch deshalb, weil er lernt, dass es in Berlins Bildungssektor nicht einmal an dem nötigen Geld fehlt, es werde nur nicht richtig eingesetzt. Zum Glück gibt es jetzt dieses Buch mit allerhand Lösungsvorschlägen, atmet Neumann erleichtert auf. Doch er versteht es auch als Warnung an die funktionierenden Bundesländer - ein Blick dorthin, wo es nicht funktioniert, lohnt sich, um Fehler zu vermeiden, schließt er.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Lorenz Maroldt und Susanne Vieth-Entus haben mit Klassenkampf ein hochexplosives Buch über das Berliner Bildungsdesaster geschrieben, aber es ist mehr als das ...« Peter Neumann DIE ZEIT 20220525