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Wer Reseda (Nordafrika) und Ranunkeln (Kleinasien), Sommerastern (China), Sommerphlox (Südtexas) und Strohblumen (Australien), Gladiolen (Kap) und Zinnien (Mexiko), Balsaminen (Ostindien), Dahlien (Chimborazo), Verbenen (Argentinien) und Sonnenblumen (Peru) pflanzt, der hat einen Weltgarten. Das haben wir häufig längst vergessen. Wir empfinden die von Reisenden, Botanikern und Pflanzensammlern aus fernen Ländern mitgebrachten Blumen inzwischen als bei uns beheimatet - ein Irrtum, den das Buch gründlich ausräumt. Die erste umfassende Darstellung erzählt in 250 Einzelkapiteln die Geschichte von…mehr

Produktbeschreibung
Wer Reseda (Nordafrika) und Ranunkeln (Kleinasien), Sommerastern (China), Sommerphlox (Südtexas) und Strohblumen (Australien), Gladiolen (Kap) und Zinnien (Mexiko), Balsaminen (Ostindien), Dahlien (Chimborazo), Verbenen (Argentinien) und Sonnenblumen (Peru) pflanzt, der hat einen Weltgarten. Das haben wir häufig längst vergessen. Wir empfinden die von Reisenden, Botanikern und Pflanzensammlern aus fernen Ländern mitgebrachten Blumen inzwischen als bei uns beheimatet - ein Irrtum, den das Buch gründlich ausräumt. Die erste umfassende Darstellung erzählt in 250 Einzelkapiteln die Geschichte von mehr als 500 Arten der häufigsten Gartenzierpflanzen Mitteleuropas.Sie beschreibt ihr Heimatareal, ihre Entdeckung, Einführung und Ausbreitung in den Gärten Europas, ihre Weiterzüchtung und Kulturgeschichte und ihre Verwendung in Medizin, Volkskunde, Malerei und Dichtung. Die locker geschriebene Darstellung fußt auf eingehender Auswertung von Primärquellen in in- und ausländischen Bibliotheken und Gemäldesammlungen sowie der wissenschaftlichen Literatur. Erste oder sehr frühe und selten abgebildete Holzschnitte und Kupferstiche bereichern den Text und geben eine Vorstellung davon, wie bescheiden unsere zum Teil inzwischen üppigen Blumen einst in unsere Gärten kamen.
Autorenporträt
Dr. habil. Heinz-Dieter Krausch war an einem Naturschutzinstitut und an einer limnologischen Forschungseinrichtung tätig und arbeitete dort über Chorologie, Soziologie und Ökologie höherer Wasserpflanzen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.06.2003

Geschichten aus dem Garten
Historische Ausflüge zu den Ursprüngen unserer Zierblumen

Über die Blumen, die im Garten gedeihen, weiß der floristische Laie gewöhnlich kaum mehr zu berichten als die Freude, die er beim Blühen im Frühjahr oder Sommer versprürt. Doch jedes dieser Gewächse hat eine eigene faszinierende Geschichte, eine Ahnentafel gewissermaßen, über die man leider auch beim Gärtner oft nichts in Erfahrung bringen kann. Dabei sind zwischen Rasen und Häuserschluchten nicht selten Vertreter aller Kontinente und Epochen vertreten: Dahlien, die aus Amerika stammen, Pelargonien aus Südafrika, Sommerastern aus China oder die Dach-Hauswurz im nebenstehenden Bild, der von den Pyrenäen zu uns gelangt ist. Der Forscher Heinz-Dieter Krausch, einer der versiertesten Kenner der mitteleuropäischen Flora, hat die Abstammungsgeschichte von mehr als fünfhundert einheimischen Gartenblumen recherchiert und seine Erkenntnisse in einem beeindruckenden und verständlich geschriebenen Nachschlagewerk festgehalten. Der Autor verließ sich dabei nicht etwa auf Anekdoten, sondern durchforschte monatelang die Archive und Bibliotheken in ganz Mitteleuropa nach entsprechenden hiostorischen Quellen.

jom

Heinz-Dieter Krausch: "Kaiserkron und Päonien rot . . .", Dölling und Galitz Verlag, Hamburg 2003, 536 S., 49,80 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 31.08.2004

Komm, liebliche Krausminze
Samen aus Peking, Sträucher aus den USA: Heinz-Dieter Krausch erzählt die Geschichte der europäischen Zierpflanzen
Gartenarbeit ist ein Lebenselixier. Für die in der dunklen Jahreszeit herbeigesehnten Stunden kontemplativer Lektüre sollten Sie sich einen Titel vormerken: Heinz-Dieter Krauschs Geschichte der Zierpflanzen Mitteleuropas. Da erfahren Sie, wo Ihre Lieblingsblumen entdeckt wurden, auf welchen Wegen Stauden und Sträucher in unsere Heimat kamen und welche Züchtungen das Herz der Gartenfreunde in vergangenen Zeiten besonders erfreuten.
Krausch hat für sein Nachschlagewerk viel gelesen: Gartenbücher und Regionalfloren aus dem 16. und 17. Jahrhundert, Verkaufskataloge von Handelsgärtnereien und Baumschulen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, Gartenzeitschriften der bürgerlichen Zeit, unveröffentlichte Inventare, ungedruckte Manuskripte und private Briefe. Er hat sich durch lateinische Kräuterbücher und Florilegien gelesen; der Verwendung einzelner Pflanzen in Medizin und Pharmazie ist er ebenso nachgegangen wie ihrer Repräsentation in Literatur und Malerei.
Auch übergreifende kulturgeschichtliche Fragestellungen hat Krausch aufgegriffen. Er beschreibt die geographische Provenienz der Zierpflanzen und schildert deren „Einführung und Inkulturnahme” vor dem Hintergrund der Zeitläufte. Die Entdeckungen der Renaissance globalisierten den Pflanzentransfer. Wissenschaftliche und wirtschaftliche Interessen beflügelten die Jagd nach unbekannten Blumen, die in den Gärten adliger Grundherren und ambitionierter Bürger zu gefragten Statussymbolen wurden. Zunächst schmückten erfolgreiche Kaufleute, weltläufige Akademiker und lebensfrohe Fürstbischöfe ihre barocken Lustgärten mit Gewächsen aus dem südlichen Europa. Seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts kamen Zwiebeln, Knollen und Samen aus türkischen Gärten nach Mitteleuropa und in nördlicheren Breitengraden erblühten Tulpen, Ranunkeln, Kaiserkronen und Flieder. Ende des 18. Jahrhunderts bereisten deutsche Botaniker das Kaukasusgebiet, um Blumen in ihre Heimat zu verpflanzen. Aus Peking schickten französische Missionare 1728 Samen der Sommeraster nach Paris, und nach dem Opiumkrieg reisten professionelle plant hunters nach China, um die ostasiatischen Pflanzenschätze auszubeuten. Der Versandhandel nordamerikanischer Gewächse war bereits um 1730 von einem britischen Kaufmann organisiert worden.
Krausch bietet das Material für eine Sozial- und Kulturgeschichte der europäischen Zierpflanzen. Exklusivität und Rarität standen am Anfang der Kultivierung neuer Arten. Die Tulpen avancierten im 17. Jahrhundert zum Statussymbol, weil sie sich nicht rasch vermehren ließen. Ein englischer Earl importierte 1611 Tulpen zu einem Betrag, der halb so hoch war wie der Jahreslohn seines Obergärtners. Als der aufkommende Neoklassizismus um die Mitte des 18. Jahrhunderts auch die Gartenmode änderte, verlor die britische Aristokratie das Interesse an der Tulpe. Chic waren nun exotische Pflanzen aus der Neuen Welt.
Die Tulpenbegeisterung ging damals vom Hochadel zu den Gärtnern aller Stände über. Nun schwärmten englische Pfarrer und Barbiere für die botanische Verwandlungskünstlerin, und der Eisenbahner Tom Storer, der keinen eigenen Garten besaß, pflanzte seine Tulpen entlang der Bahndämme von Derbyshire. In Deutschland entdeckte ein selbstbewusstes Bürgertum nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges im Garten den Ort der Emanzipation von traditionellen Zwängen. Vor den Toren der Städte gehorchte man nicht mehr den Regeln einer Standesethik, sondern gab sich frei und ungezwungen. Das Ideal der streng symmetrischen Anlage französischer Prägung war passé. Statt dessen wurde der vermeintlich freizügige englische Landschaftsgarten propagiert, in dem es keine Blumenbeete gab. Nur die städtischen Kleinbürger versuchten auf ihren Fensterbänken in ein paar Blumentöpfen Rosen, Levkoien oder Goldlack zum Erblühen zu bringen.
Die Sammlung, die Krausch zusammengetragen hat, lädt zum Weiterdenken ein. Unverständlich bleibt die Entscheidung des Verlages, Holzschnitte und Kupferstiche in mäßiger Qualität dem Text beizugeben. Auch aus methodischen Gründen hätte es sich empfohlen, aus den frühen Blumenbüchern originalgetreue Illustrationen zu reproduzieren. Da die zur Beschreibung der Pflanzen verwendeten Begriffe bis Mitte des 18. Jahrhunderts nicht vereinheitlicht waren, kam naturgetreuen Abbildungen eine herausragende Bedeutung zu. Viele dieser prächtigen Zeichnungen und Wasserfarbenmalereien wurden unter Verlust von Präzision und Schönheit als Drucke vervielfältigt - und finden sich jetzt in Krauschs Buch.
STEFAN REBENICH
HEINZ-DIETER KRAUSCH: „Kaiserkron und Päonien rot . . .” Entdeckung und Einführung unserer Gartenblumen. Dölling und Galitz Verlag, München und Hamburg 2003. 535 Seiten, 49,80 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Für eine kontemplative Lektüre in der dunklen Jahreszeit solle man sich den Titel vormerken, meint Stefan Rebenich. In einer Geschichte der Zierpflanzen Mitteleuropas lerne man, wo die eigene Lieblingsblume entdeckt wurde und welchen Weg sie nach Europa nahm. Um das Material für diese "Sozial- und Kulturgeschichte der europäischen Zierpflanzen" zusammenzutragen, hat der Autor viel gelesen, berichtet der Rezensent beeindruckt und betont begeistert, dass auch übergreifende kulturgeschichtliche Fragegestellungen behandelt werden: In "Einführung und Inkulturnahme" der Zierpflanze lernte der Rezensent, dass in der Renaissance der Pflanzentransfer globalisiert wurde und die neuen gefragten Statussymbole zum Beispiel nach dem Opiumkrieg von "professionellen plant hunters" aus China gebracht wurden. "Unverständlich" findet der Rezensent die Entscheidung des Verlages, das Buch mit Holzschnitten und Kupferstichen in "mäßiger Qualität" zu illustrieren, wo doch originalgetreue Illustrationen aus frühen Blumenbüchern besser gepasst hätten. Dennoch begrüßt er die Sammlung, da sie zum Weiterdenken einlade.

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