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Im Schatten der Globalisierung erlebt der Glaube einen Boom. Doch während die Religion früher im Zentrum kultureller Traditionen stand, ist die neue Religiosität Ausdruck einer entwurzelten Sinnsuche des Einzelnen. Der einfältige Wunsch nach einer Religion ohne gemeinschaftliche Einbettung ist der Nährboden für religiösen Fundamentalismus und birgt massive Gefahren für Staat und Gesellschaft. Religionen jeder Couleur haben weltweit wachsenden Zulauf. Allerdings stellt dieser Umstand keine Rückkehr zur traditionellen religiösen Praxis dar. Vielmehr hat die Globalisierung eine Trennung zwischen…mehr

Produktbeschreibung
Im Schatten der Globalisierung erlebt der Glaube einen Boom. Doch während die Religion früher im Zentrum kultureller Traditionen stand, ist die neue Religiosität Ausdruck einer entwurzelten Sinnsuche des Einzelnen. Der einfältige Wunsch nach einer Religion ohne gemeinschaftliche Einbettung ist der Nährboden für religiösen Fundamentalismus und birgt massive Gefahren für Staat und Gesellschaft.
Religionen jeder Couleur haben weltweit wachsenden Zulauf. Allerdings stellt dieser Umstand keine Rückkehr zur traditionellen religiösen Praxis dar. Vielmehr hat die Globalisierung eine Trennung zwischen Religion, Nation und Kultur bewirkt: Jeder bastelt sich heute seinen eigenen Glauben. Zigtausende Übertritte von Muslimen in Mittelasien zu den Zeugen Jehovas belegen diesen Umstand ebenso wie Konversionen von Europäern zum Salafismus. Religiosität ist eine individuelle Angelegenheit geworden. Das führt, so der Islamwissenschaftler Olivier Roy, zu »heiliger Einfalt«, einer anti-intellektuellen Haltung, die einen unmittelbaren, gefühlsbetonten Zugang zum Heiligen erwartet und sich damit als idealer Nährboden für religiösen Fundamentalismus erweist. Mit gewohnter Klarheit analysiert Roy die enormen Herausforderungen, die diese Entwicklungen an den Staat und die Gesellschaft stellen.
Autorenporträt
Olivier Roy ist Forschungsdirektor am Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) und unterrichtet an der Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales und an der Sciences Po in Paris. Er hat zahlreiche Bücher und Aufsätze über den politischen Islam, den islamistischen Terrorismus sowie den Mittleren und Nahen Osten veröffentlicht. Sein Buch "Der islamische Weg nach Westen" (2006) wurde zu einem häufig zitierten Standardwerk. Olivier Roy ist ein weltweit gefragter Islamismus-Experte.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.04.2010

Sachbücher des
Monats Mai
Empfohlen werden nach einer monatlich erstellten Rangliste Bücherder Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften sowie angrenzender Gebiete.
1. MICHAEL DE RIDDER: Wie wollen wir sterben? Ein ärztliches Plädoyer für eine neue Sterbekultur in Zeiten der Hochleistungsmedizin, Deutsche Verlags-Anstalt, München. 320 Seiten, 19,95 Euro
2.-3. ULRICH GROBER: Die Entdeckung der Nachhaltigkeit. Kulturgeschichte eines Begriffs, Verlag Antje Kunstmann, 360 Seiten, 19,90 Euro
RICHARD WILKINSON/ KATE PICKETT: Gleichheit ist Glück. Warum gerechte Gesellschaften für alle besser sind, Verlag Haffmann’s und Tolkemitt bei Zweitausendeins, 320 Seiten, 19,90 Euro
4.-5. ROLAND BARTHES: Tagebuch der Trauer. Aus dem Französischen von Horst Brühmann, Carl Hanser Verlag, 272 Seiten, 21,50
Euro
HANS BLUMENBERG: Theorie der Lebenswelt. Herausgegeben von Manfred Sommer, Suhrkamp Verlag, 253 Seiten, 29,80 Euro
6. MISCHA MEIER/ STEFFEN PATZOLD: August 410 – Ein Kampf um Rom. Verlag Klett-Cotta, 259 Seiten, 19,90 Euro
7.-9. ROBERT HARRISON: Gärten. Ein Versuch über das Wesen der Menschen. Aus dem Englischen von Martin Pfeiffer, Carl Hanser Verlag, 336 Seiten, 24,90 Euro
ERIKA ORSENNA: Die Zukunft des Wassers. Eine Reise um unsere Welt. Aus dem Französischen von Caroline Vollmann, C. H. Beck Verlag, 319 Seiten, 21,95 Euro
ROBERT SKIDELSKY: Rückkehr des Meisters. Keynes für das 21. Jahrhundert. Aus dem Englischen von Thomas Pfeiffer und Ursel Schäfer, Verlag Antje Kunstmann, 299 Seiten, 19,90 Euro
10. OLIVER ROY: Heilige Einfalt. Über die politischen Gefahren entwurzelter Religionen. Aus dem Französischen von Ursel Schäfer, Siedler Verlag, 335 Seiten, 22,95 Euro
Besondere Empfehlung des Monats Mai von Jacques Schuster:
BETTINA GREINER: Verdrängter Terror. Geschichte und Wahrnehmung sowjetischer Speziallager in Deutschland, Hamburger Edition, 524 Seiten, 35 Euro
Die Jury: Rainer Blasius, Eike Gebhardt, Fritz Göttler, Wolfgang Hagen, Daniel Haufler, Otto Kallscheuer, Petra Kammann, Guido Kalberer, Elisabeth Kiderlen, Jörg-Dieter Kogel, Hans Martin Lohmann, Ludger Lütkehaus, Herfried Münkler, Wolfgang Ritschl, Florian Rötzer, Johannes Saltzwedel, Albert von Schirnding, Norbert Seitz, Hilal
Sezgin, Andreas Wang, Uwe Justus Wenzel.
Redaktion: Andreas Wang (NDR Kultur)
Die nächste SZ/NDR/BuchJournal-
Liste der Sachbücher des Monats erscheint am 31. Mai.
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Mit großen Interesse hat Michael Kiefer das neue Buch des französischen Islamwissenschaftlers gelesen. Besonders hat ihn die These angesprochen, dass nicht (wie von Jürgen Habermas diagnostiziert) von einer Wiederkehr des Religiösen, sondern vielmehr der Mutation des Religiösen gesprochen werden müsse; dass man daher von einer radikalen Neunormierung des Religiösen auszugehen habe. Hier sehe Olivier Roy traditionelle Formen des Religiösen in Fundamentalismus übergehen. Auch die Schlüsse, die Roy aus seinen präzisen Analysen zieht, leuchten dem Kritiker sehr ein. Interessant fand Kiefer auch Roys Beobachtungen und Fakten zum Thema christlicher Konvertiten zum Islam.

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