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Gerade in einer Zeit voller Umbrüche und Veränderungen suchen viele Menschen Halt und Orientierung in esoterischen Welterklärungsmodellen. Horoskope verraten, was die eigene Zukunft bringen wird. Der spirituelle Heiler wird zur Leitfigur. Der Esoterikmarkt boomt! Ist der Glaube an unsichtbare Kräfte, die unser Leben in die richtige Bahn lenken sollen, nur eine harmlose Spinnerei? Oder bringt der Esoterik-Trend gefährlichere Risiken mit sich, als es auf den ersten Blick erscheinen mag? Die Bestseller-Autorinnen klären auf.Empfehlungsliste der Friedrich-Ebert-Stiftung für "Das politische Buch" 2023…mehr

Produktbeschreibung
Gerade in einer Zeit voller Umbrüche und Veränderungen suchen viele Menschen Halt und Orientierung in esoterischen Welterklärungsmodellen. Horoskope verraten, was die eigene Zukunft bringen wird. Der spirituelle Heiler wird zur Leitfigur. Der Esoterikmarkt boomt! Ist der Glaube an unsichtbare Kräfte, die unser Leben in die richtige Bahn lenken sollen, nur eine harmlose Spinnerei? Oder bringt der Esoterik-Trend gefährlichere Risiken mit sich, als es auf den ersten Blick erscheinen mag? Die Bestseller-Autorinnen klären auf.Empfehlungsliste der Friedrich-Ebert-Stiftung für "Das politische Buch" 2023
Autorenporträt
Pia Lamberty ist Psychologin und leitet als Geschäftsführerin gemeinsam mit Josef Holnburger den gemeinnützigen Thinktank CeMAS. Ihre Forschung führte sie an die Universitäten in Köln, Mainz und Beer Sheva (Israel). Lamberty forscht seit mehreren Jahren zu Verschwörungserzählungen, Desinformation, Antisemitismus und Rechtsextremismus und verortet sich an der Schnittstelle von Wissenschaft und Gesellschaft. Katharina Nocun ist Publizistin. Sie hat Wirtschafts- und Politikwissenschaften in Münster und Hamburg studiert. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit dem Spannungsfeld Digitalisierung und Demokratie sowie den Folgen von Desinformation. Ihre Texte erscheinen u.a. in der SZ, bei Zeit-Online, Spiegel-Online und dem Handelsblatt. 2020 veröffentlichen Nocun und Lamberty gemeinsam den Bestseller "Fake Facts - Wie Verschwörungstheorien unser Denken bestimmen". Im Jahr 2021 folgte "True Facts - Was gegen Verschwörungserzählungen wirklich hilft".
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Rezensentin Lisa Berins liest mit Schaudern, wo sich heute überall esoterische Dogmen tummeln: bei Bäckern, die mit "belebtem" Wasser backen, bei Lebensmitteln - gerade in Biosupermärkten - die auf "kosmische Energie" setzen, in der Homöopathie sowieso aber auch im Internet und bei "Persönlichkeitscoachings und Reinkarnationstherapien". Sektenartig und offen für rechte Einflüsse sind Esoteriker oft genug, lernt die Kritikerin. Und Verschwörungstheorien führten oft genug zur Entmenschlichung Andersdenkender. Eine "umfassend recherchierten, fesselnde Analyse" ist dieses Buch, lobt sie.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.11.2022

„Anschlussfähig
im rechten Lager“
Die Autorin Katharina Nocun hat sich mit der
Psychologin Pia Lamberty die Welt der Esoterik
genauer angesehen. Ein Gespräch über
Geheimwissen, Geldmacherei und Antisemitismus
INTERVIEW: JULIA WERTHMANN
Bereits vergangenes Jahr leuchteten die Psychologin Pia Lamberty und die Publizistin Katharina Aoun die Welt der Verschwörungserzählungen in „True Facts“ und „Fake Facts“ aus. Jüngst folgte nun „Gefährlicher Glaube. Die radikale Gedankenwelt der Esoterik“ und schaffte es auf die Shortlist des NDR-Sachbuchpreises 2022.
SZ: Frau Aoun, es ist bereits Ihr drittes gemeinsames Buch zu „gefährlichen“ Glaubenswelten, diesmal geht es um Esoterik. Was ist denn daran das Gefährliche?
Katharina Aoun: Viele Menschen haben sich ja gewundert, als auf Querdenker-Demonstrationen Rechtsextremisten und Esoteriker Seite an Seite marschierten. Zur politischen Anschlussfähigkeit nach rechts kommt, dass in der Esoterik-Szene Menschen durch falsche Heilsversprechen finanziell ausgebeutet werden oder medizinische Hilfe unterlassen wird.
Was verstehen Sie unter Esoterik?
Esoterik meint dem Wortsinn nach ein Geheimwissen, etwas jenseits des allgemein Zugänglichen. Als Esoteriker oder Esoterikerin meint man, auserwählten Zugang zu diesem Geheimwissen zu haben.
Das Spektrum dessen, was unter Esoterik fällt, ist allerdings sehr groß.
Ja, wir haben versucht, Kernelemente zu identifizieren. Viele Angebote drehen sich um Selbstoptimierung: also bessere Gesundheit oder vollkommenes Glück. Die eigene Göttlichkeit soll erweckt werden.
Das hört sich recht individualistisch an, aber doch auch eher harmlos.
Stimmt, aber es kann schnell kippen. Ein anderes Element ist der Glaube an eine gerechte Welt. Das klingt für Außenstehende hilfsbereit, sozial und demokratisch, aber darum geht es in dem Fall nicht. Unter Gerechtigkeit verstehen Esoteriker eher, dass jeder bekommt, was er verdient hat. Im Sinne des Karma-Konzepts: „Wer Gutes tut, dem wird Gutes passieren.“ Das hört sich nett an, aber im Umkehrschluss bedeutet es eben auch: „Wem Schlechtes widerfährt, der hat Schlechtes getan.“ Das Leiden an einer schlimmen Krankheit wird dann Ausdruck einer ausgleichenden Gerechtigkeit für vergangene Taten. Das kann schlimme Wendungen nehmen, wenn Opfern von Gewalt oder Schwerkranken Schuld an ihrem Leid gegeben wird.
Gibt es Menschen, die anfälliger für solches Denken sind?
Studien haben gezeigt, dass Menschen mit einem holistischen Denkstil anfälliger sind. Holistisch heißt, dass das Bauchgefühl mehr Gewicht hat als rationale Argumente. Das geht oft einher mit dem für die Esoterik zentralen „magischen“ Denken. Da sieht man dann Zusammenhänge, wo aus wissenschaftlicher Sicht keine sind.
Sie haben für Ihr Buch auch Feldforschung betrieben, waren auf Esoterikmessen. Wie war’s?
Auffällig war, dass Esoterikmessen Orte des Kundenfangs sind. Oft gibt’s eine kostenlose Erstberatung, die etwa verkündet, man habe einen besonderen Glückswirbel in der Hand. Um dann mehr zu erfahren, muss ein kostenpflichtiges Angebot gebucht werden. Oder es wird mit Angst gearbeitet. „Wir sehen einen großen Schicksalsschlag auf Sie zukommen. Wenn Sie das Angebot buchen, erzähle ich mehr.“
Wieso fühlen sich Menschen von den Angeboten angesprochen?
Viele Anbieter wie Wahrsager arbeiten mit bekannten psychologischen Effekten wie dem Barnum-Effekt. Aussagen werden so verfasst, dass jeder sich angesprochen fühlt. Zunächst wird geschmeichelt: „Sie sind ein unabhängiger Denker.“ Wer will das nicht gerne hören? Es folgt Kritik, die keine ist: „Sie sind zu perfektionistisch.“ Und oft werden generische Sorgen angesprochen: Liebe, Tod oder Krankheit. Wenn es abstrakt genug bleibt, spricht es jeden an und vermittelt das Gefühl, jemand habe in Ihr Innerstes geblickt.
Sie schreiben, dass Frauen esoterischer sind. Wie erklären Sie sich das?
Vieles richtet sich gezielt an Frauen. Nach dem Motto: Frauen wären eher naturverbunden, hätten eher einen Zugang zur spirituellen Welt, die Männern verborgen bleibt. Das verspricht eine gewisse Aufwertung in einer von Sexismus geprägten Welt. Dazu sind auch viele Anbieter selbst Frauen. Gerade auf Instagram ist die Esoterik-Szene sehr weiblich geprägt. Und wenn ich an meine Kindheit zurückdenke: Horoskope und Spiele mit Gläserrücken in den Mädchenzeitschriften. Frauen werden damit sozialisiert.
Ein Fake-Feminismus?
Ja, es wird „Empowerment“ versprochen, aber das Frauenbild ist in der Mikrowelle direkt aus den Fünfzigern aufgewärmt. Die Frau ist feinfühlig, der Mann faktennah, heißt es. Ein Seminar für Frauen mit Kinderwunsch hat mich sehr betrübt. Es wurde behauptet, dass sich durch zu viel Sex gewisse Energien in der Gebärmutter angereichert haben, die erst einmal gereinigt werden müssen.
Das Buch arbeitet selbst mit einer klaren Unterscheidung: eindeutige Fakten versus irrational gefährlicher Glaube. Birgt diese Perspektive nicht auch die Gefahr, spirituell-religiöse Bedürfnisse zu skandalisieren oder Wissenschaft als restlos rationales Unterfangen ohne Vorannahmen zu idealisieren?
Natürlich passieren auch in der Wissenschaft Fehler. Es sind Menschen am Werk, die nicht immer vollkommen rational agieren, wir unterliegen Wahrnehmungsverzerrungen. Das Konzept des Homo oeconomicus, dass wir immer rational agieren, ist längst widerlegt. Aber die Wissenschaft bleibt unsere beste Methode, der Wahrheit näher zu kommen. Und auch Adorno war kein Fan der Esoterik.
Wie lassen sich Esoterik und Religion eigentlich genau unterscheiden?
Ich würde zwischen aufgeklärter und unaufgeklärter Religiosität unterscheiden. Es gibt religiöse Wissenschaftler, die trotz allem niemals auf die Idee kommen würden, die Evolution zu leugnen. Im Vergleich zu Weltreligionen ist es so: Man muss sich Esoterik wie einen Gemischtwarenladen vorstellen. Nach Belieben werden Versatzstücke, auch religiöse, herausgenommen, uminterpretiert und neu zusammengesetzt. Native-American-Gruppierungen in den USA kritisierten westliche Esoterik als kulturelle Aneignung. Denn es geht weniger um eine externe Gottheit, sondern darum, göttliche Kräfte in sich zu erwecken.
Sie wählen in Ihrem Buch vor allem den psychologischen Blick. Wie ließe sich ihrer Ansicht nach das Phänomen in seinen sozialen und historischen Umständen deuten?
Tja, man kann jedenfalls feststellen, dass radikale esoterische Prediger in Krisen immer starken Zulauf haben. Die Verunsicherung der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts brachte etwa die Lebensreformbewegung hervor, und auch bei den Achtundsechzigern gab es nicht nur Emanzipation, sondern autoritäre esoterische Kulte. Die Geschichte zeigt letztlich, dass es besonders in unsicheren Zeiten selbsternannten Predigern leicht gelingt, orientierungslose Menschen mit Erlösungsversprechen an sich zu binden.
Sie meinen also, einzelne, kalkuliert handelnde Esoteriker verführen die verunsicherten Massen?
Natürlich ist schwierig zu sagen, ob esoterische Anführer selbst an das glauben, was sie predigen oder ob es eiskalt kalkulierte ökonomische Ausbeutung ist. Ich würde sagen: Es gibt beides. Viele Esoteriker glauben wahrscheinlich, dass sie Gutes tun. Nur ändert das nichts daran, dass es für Betroffene schlimm ausgehen kann.
Es gibt auch das Argument, dass am Anfang manch esoterischer Bewegung legitimes Unbehagen steht. Beispielsweise bezüglich einer Kritik an profitorientierten Pharmaunternehmen. Könnte man also auch sagen, dass Esoterik eine Art pervertierte Gesellschaftskritik ist?
Ich würde das trennen, denn esoterische Kritik argumentiert niemals konstruktiv oder inhaltlich fundiert mit wissenschaftlichen Fakten. Esoterik errichtet vielmehr ein eigenes Wahrheitsgebäude, das teilweise pseudowissenschaftlich untermauert wird. Um seriös zu wirken, werden Konzepte zum Beispiel „Quantenheilung“ genannt. Oder in „Studien“ 50 Anhänger gefragt, ob sie sich gut fühlen, nachdem sie ein esoterisches Produkt konsumiert haben. Das ist keine Wissenschaft, sondern aufklärungs- und wissenschaftsfeindlich. Natürlich ist es nicht verkehrt, kritisch zu sein und genau hinzuschauen. Das Problem ist nur, dass genau das in der Esoterik nicht passiert.
Wo ist die Brücke zwischen esoterischen Inhalten und rechtsextremem Gedankengut?
Nicht jede Esoterik ist rechtsextrem. Aber wir sehen seit Jahren, dass Teile der Szene ein massives Problem haben, sich abzugrenzen. Es grassieren antidemokratische Führungskulte, ein klarer Antifeminismus und antisemitische Verschwörungserzählungen oder der Holocaust wird mit einer angeblichen „Karmaschuld“ von Juden begründet. Dazu hat die Esoterikszene eine antimoderne Haltung gegenüber Fortschritt oder Medizin, die nicht selten antisemitisch konnotiert ist. All das ist anschlussfähig im rechten Lager.
Gibt es denn konkrete Beispiele für die Überlappung der Lager?
Etwa die Gruppierung Anastasia, die sich auf einen russischen Guru beruft und in Deutschland in der völkisch-rechtsextremen Szene zu verorten ist.
Und wie sollte Ihrer Meinung nach gesellschaftlich auf diese Probleme reagiert werden?
Viele denken, Esoterik sei links, feministisch oder emanzipatorisch. Oft ist sie jedoch das genaue Gegenteil davon. Und gerade Kinder von Esoterik-Anhängern sind schutzlos ausgeliefert, wenn sie etwa bei schweren Krankheiten nur Globuli bekommen. Bei so etwas müsste die Ärztekammer eingeschaltet werden. Insgesamt ist es sicher so, dass wir wir bessere Aufklärung brauchen für die Gefahren, die von esoterischen Lehren ausgehen.
„Radikale esoterische
Prediger haben in Krisen
starken Zulauf“
Katharina Nocun, geboren 1986, studierte in Münster und Hamburg Politik- und Wirtschaftswissenschaften. 2013 war sie politische Geschäftsführerin der Piratenpartei Deutschland.
Foto: Gordon Welters/Quadriga Verlag
Das Bauchgefühl hat stärkeres Gewicht als rationale Argumente: Protest gegen die Corona-Maßnahmen im September 2020 in München.
Foto: Friedrich Bungert
Pia Lamberty, Katharina Nocun: Gefährlicher Glaube: Die radikale Gedankenwelt der Esoterik. Quadriga Verlag, Köln 2022. 300 Seiten, 22 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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"In seltener Klarheit zeigt sich [...], wie tief sich das 'alternative Denken' in der Gesellschaft festgesetzt hat." Oliver Jungen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12. Oktober 2022 "umfassend recherchierte, fesselnde Analyse" Lisa Berins, Frankfurter Rundschau, 18.10.2022 "Das Buch 'Gefährlicher Glaube' öffnet die Augen für esoterisches Gedankengut im Alltag und ermutigt dazu, esoterische Äußerungen nicht unwidersprochen zu lassen. Sondern sich klar zu positionieren und einer Auseinandersetzung auch im Freundes- und Bekanntenkreis zu stellen - mit Verständnis und Argumenten." Jury des NDR-Sachbuchpreises "Lamberty und Nocun fassen aktuelle Forschungsansätze über die Anfälligkeit von Menschen gegenüber Esoterik zusammen, zeigen, wo Esoteriktrends ihren Ursprung haben, und analysieren gefährliche Versatzstücke in den Gedankenwelten." Alois Pumhösel, DER STANDARD, 30.11.2022 "[...] sehr sachlich, sehr solide und vor allem sehr profund geschrieben" Jörg Thadeusz, WDR2, 07.12.2022 "[...] das Buch der Stunde. Bestens dokumentierte Fakten, kluge Feldforschung, gut lesbar ist es ein wirksames Mittel gegen Verführung zum kollektiven Wahn - politischem wie esoterischem." Michael Hirz, Kölner Stadt-Anzeiger, 12.12.2022 "Flott geschrieben und gründlich recherchiert." Robert Braunmüller, Abendzeitung, 21.12.2022