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In «Die Frontlinie» analysiert der Historiker Serhii Plokhy die entscheidenden Entwicklungen in der Geschichte der Ukraine und ihrer Beziehung zu Russland und dem Westen. Russlands Angriffskrieg kommt nicht aus dem Nichts. Die Begründung des Krieges und das dahinterstehende Narrativ greifen auf jahrhundertealte Großmachtansprüche Russlands zurück, die es in der Vergangenheit immer wieder gestellt hat. In kenntnisreichen Essays zeigt er, wie viel umfassender sich der gegenwärtige Konflikt verstehen lässt, wenn man die historischen Wurzeln kennt und die Region in ihrer Vielschichtigkeit erfassen kann. Das ist so erhellend wie erschreckend.…mehr

Produktbeschreibung
In «Die Frontlinie» analysiert der Historiker Serhii Plokhy die entscheidenden Entwicklungen in der Geschichte der Ukraine und ihrer Beziehung zu Russland und dem Westen. Russlands Angriffskrieg kommt nicht aus dem Nichts. Die Begründung des Krieges und das dahinterstehende Narrativ greifen auf jahrhundertealte Großmachtansprüche Russlands zurück, die es in der Vergangenheit immer wieder gestellt hat. In kenntnisreichen Essays zeigt er, wie viel umfassender sich der gegenwärtige Konflikt verstehen lässt, wenn man die historischen Wurzeln kennt und die Region in ihrer Vielschichtigkeit erfassen kann. Das ist so erhellend wie erschreckend.

Autorenporträt
Serhii Plokhyist Mychajlo-Hruschewskyj-Professor für ukrainische Geschichte an der Harvard Universität und Direktor des Harvard Ukrainian Research Institute. Plokhy ist Autor zahlreicher Bücher, darunter 'The Last Empire', für das er den Lionel-Gelber-Preis gewonnen hat, und 'Chernobyl', das mit dem Baillie-Gifford-Preis ausgezeichnet wurde. Er lebt in den USA.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.05.2022

Schlüsselmomente einer stürmischen Beziehung
Serhii Plokhy analysiert, wie Putin die verwickelte ukrainisch-russische Geschichte missbrauchte, um seine Invasion zu begründen
Am Anfang stand ein „geordnetes Scheidungsverfahren“: Der in Kiew geprägte Begriff demonstrierte in den 1990er-Jahren die Bemühungen der Ukraine, sich der russischen Herrschaft gänzlich zu entziehen. Der Verzicht auf seine Atomwaffen, die Verpachtung des Marinestützpunkts in Sewastopol an die russische Flotte – jedes Entgegenkommen des zweitgrößten Staates der ehemaligen UdSSR erbrachte Garantien für die Unabhängigkeit und Unverletzlichkeit der ukrainischen Grenzen. So hoffte man in Kiew. Doch ungeachtet aller Abkommen hielt Moskau an der Zwangsehe mit dem „nahen Ausland“ fest, versuchte sie schließlich mit Gewalt zu durchzusetzen.
Mit seinem Überfall auf die gesamte Ukraine reagiere Wladimir Putin keineswegs auf die Erweiterung der Nato gen Osten. Der wahre Grund für die Aggression, so hebt der in den USA lehrende Historiker Serhii Plokhy in seinem Buch „Die Frontlinie“ hervor, ,,wurzele in der Geschichte, die vom russischen Präsidenten missbraucht“ worden sei. „Grundlegend falsch“ habe allerdings Putin, der sich noch 2021 als Amateurhistoriker über das angeblich künstliche Gebilde Ukraine ausließ, sein Angriffsziel eingeschätzt: Die Nation, die es nach Putins Ansicht niemals gab, machte über sprachliche, ethnische und religiöse Trennlinien hinweg mobil und hielt stand: „Hier ringt ein aus dem 19. Jahrhundert stammendes Modell einer sprachbasierten Nation mit einem modernen Modell einer politischen Nation auf Basis gemeinsamer Werte.“
Plokhy, Direktor des Harvard Ukrainian Research Institute und Autor zahlreicher Bücher, geht der Frage nach den Ursachen des russischen Angriffskrieges in mehreren Essays nach. Großteils vor der Eskalation des Militärkonflikts geschrieben, mit einem Vorwort versehen, sind sie heute aktueller denn je. Sie geben Einblick in die „lange, stürmische und häufig tragische Beziehung zu Russland“, in Geschichte, Kultur und Identität der Ukraine.
„Wir werden zeigen, dass wir von kosakischer Abstammung sind“: Vom kämpferischen und freiheitsbewussten Kosakentum, dem Gründungsmythos der modernen ukrainischen Nation, wird in der Hymne, einem Text aus dem 19. Jahrhundert, gesungen. Als „Ukraine“, das „Grenzland“, bezeichneten Kiewer Chronisten erstmals im Mittelalter die Gebiete der heutigen Ukraine. Als Krieger wurden die umherziehenden Kosaken, angeführt von einem gewählten „Hetman“, vom polnischen und litauischen Adel zum Schutz vor einfallenden Tataren rekrutiert. Dies führte zum Aufstieg der ukrainischen Kosaken zu einer starken militärischen und später auch politischen Kraft.
Das komplizierte Knäuel historischer Mythen, die sich um ein 1654 in der Stadt Perejaslaw geschlossene Abkommen entwickelten, entwirrt der Wissenschaftler minutiös. Der Vertrag etablierte das Protektorat des Zaren über den Kosakenstaat von Hetman Bohdan Chmelnyzkyj, verehrt als Held im Kampf um Kosakenrechte. Bis heute deutet Moskau den Eid des Hetmans als Beleg ewiger Unterwerfung. Aus ukrainischer Sicht wurde ein Abkommen zweier unabhängiger Staaten geschlossen. Die Kosakenelite, da sind sich Ukraineforscher Plokhy und sein Schweizer Kollege, der Ukraine-Experte Andreas Kappeler, einig, sah Eid und Dienst gegenüber Zar Alexander I. „höchstens als eine persönliche, zeitlich beschränkte Unterordnung an“. So oder so, dieser Vertrag war für die Kosaken laut Plokhy die „Einführung in die Welt der Politik des Moskauer Reichs“.
In seinem Essay „Wie russisch war die Russische Revolution?“ interpretiert Plokhy das, was 1917 im multiethnischen Russischen Reich tatsächlich geschah, neu: als eine Revolution von Völkern, von denen die Russen nur eines waren. Die gesamtrussische Nation zerfiel damals in drei getrennte Nationen, die russische, die ukrainische und die belarussische. Eine maßgebliche Rolle im Spaltungsprozess spielte die Ukraine, die in der Zentralna Rada (Zentralrat) bereits im März 1917 – und nicht erst im Gefolge der Oktoberrevolution – einseitig ihre territoriale Autonomie erklärt hatte.
Auf die Geschichte der russisch-ukrainischen Beziehungen kam Putin wieder einmal drei Tage vor der Invasion vom 24. Februar zurück. Lenin und die Bolschewiken, so behauptete er, hätten gegen den Willen der Bevölkerung einen ukrainischen Staat erst geschaffen. Tatsächlich waren aus Lenins Sicht die Großrussen dominant, während Ukrainer und Belarussen, ehemals Mitglieder der privilegierten russischen Nation, für ihn nun zu den unterdrückten Völkern zählten. So erklärte Lenin im Sommer 1917 der ukrainischen Zentralna Rada seine Unterstützung gegen das, was er als Großmachtchauvinismus der Provisorischen Regierung in Petrograd empfand. Die vom zaristischen Regime verfolgte ukrainische Sprache sollte in allen sowjetischen Institutionen wieder hinreichend verstanden und gesprochen werden.
Doch dies war nicht von Dauer. Während des „Großen Hungertods“ in den Jahren 1932/33, als Stalin den Ukrainern die Lebensgrundlage durch „Getreideextraktion“ entzog und Millionen Menschen starben, ging es dem Kreml auch um kulturelle Oberhoheit: : Das Russische ersetzte während des „Holodomors“ unverzüglich die ukrainische Sprache. Das ukrainische Dorf, so Plokhy, „war dazu da, geplündert und ausgebeutet zu werden“. Und während die Bauern verhungerten, griff Stalin die Parteielite und die Intelligenzija an. Plokhy:„Die größte ethnische Minderheit in Russland wurde kulturell ausgelöscht.“
Den Kollaps der nuklearen Supermacht Sowjetunion markierte nach Überzeugung des Historikers schließlich die Katastrophe von Tschernobyl von 1986. Für sein Buch über den schlimmsten Reaktorunfall der Geschichte wurde Plokhy mehrmals ausgezeichnet. Die Katastrophe habe „die erste größere öffentliche Debatte in einer Gesellschaft befeuert, die nach Jahrzehnten der kommunistischen Herrschaft versuchte, ihre Stimme wiederzufinden“. Die Ukrainer erkannten, wie wenig sie ihr eigenes Schicksal in der Hand hatten, der Unfall erhöhte die Unzufriedenheit mit Moskau auf drastische Weise. Ein Umweltaktivist war es, der im August 1991 die ukrainische Unabhängigkeitserklärung zum ersten Mal im Parlament verlas. Beim anschließenden Referendum am 1. Dezember stimmte eine Mehrheit von über 90 Prozent für die Unabhängigkeit des Landes. Dies versetzte der Sowjetunion den Todesstoß, schreibt Plokhy: Am 8. Dezember wurde sie von den Spitzen der drei von Tschernobyl am stärksten betroffenen Republiken aufgelöst.
„Nur einige Schlüsselmomente und Entwicklungen der ukrainischen Geschichte und der russisch-ukrainischen Beziehungen“, so der Autor, habe er in seinem Buch (ausgestattet mit Register, Quellenanmerkungen und einem Kartenteil) zusammengetragen. „Den Kontinent neu denken“, ist das letzte Kapitel überschrieben: mit der Vision einer Ukraine als integralem Teil Europas, die eine zentrale geopolitische Position auf dem Kontinent einnimmt.
RENATE NIMTZ-KÖSTER
Die Katastrophe von Tschernobyl
deutet der Historiker als Auftakt
zum Kollaps der Sowjetunion
Nicht vergessen: Demonstrantinnen in Kiew am ersten Jahrestag der Maidan-Proteste 2015 und nach der Annexion der Krim durch Russland.
Foto: Yurko Dachyshyn/AFP
Serhii Plokhy:
Die Frontlinie. Warum die Ukraine zum Schauplatz eines neuen Ost-West-
Konflikts wurde. Übersetzt von T. Schmidt, G. Hens,
U. Bischoff, S. Kleiner
und S. Gebauer.
Rowohlt, Hamburg 2022. 544 Seiten, 30 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Rezensent Christian Thomas schätzt sehr, wie Serhii Plokhy in seinem Buch die lange Vorgeschichte der Ukraine und des russischen Angriffs auffaltet. Dass dieser auf der "Geschichtsfälschung" beruhe, nach der die Ukraine keine Daseinsberechtigung habe, ist dabei nur ein Beispiel für die zahlreichen "Legenden" und Fehleinschätzungen, die der amerikanische Historiker und Direktor des Ukraine-Forschungsinstituts in Harvard korrigiere. Dazu gehört etwa auch die verharmlosende Einstufung von Putins Annexion der Krim 2014 als eine "Reaktion auf die Erweiterung der Nato", sowie die Verschiebung der Ukraine aus der Mitte in den Osten Europas, resümiert Thomas. Wie Plokhy so "abgrundtiefe Einsichten" in diese "komplexe Materie", in Unrecht und Verbrechen gegen die Ukraine gewährt, vom Vertrag von Perejaslaw 1654 über Stalins Einmarsch nach Polen 1939 bis hin zum Reaktorunglück in Tschernobyl 1986, findet der Kritiker höchst verdienstvoll und bereichernd. Dass die Essays dabei teilweise Wiederholungen und Überschneidungen aufweisen und nicht alle Belege auf deutsche Quellenübersetzungen hinweisen, stört ihn da wenig.

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Mit glasklarem Blick auf die Wirklichkeit, der in kantenscharfen Sätzen und frechfröhlichen Dialogen (...) mündet. Jens Dirksen WAZ 20221210