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Die Welt erlebt den größten Umbruch der Neuzeit: die Verlagerung der Macht in die asiatischen Zentren. Das 21. Jahrhundert ist das Jahrhundert Asiens. Die Zahlen und Expertenprognosen sprechen für sich: Bald werden von 100 Menschen 60 in Asien leben, in Europa und Nordamerika zusammen dagegen nur 11. Die Volkswirtschaften Chinas und Japans stehen heute schon an zweiter und dritter Stelle - und Indien wird in Kürze Platz vier einnehmen. Was bedeutet das für die westlichen Nationen und in ganz besonderen Maße auch für Deutschland? Vor allem eines: Diese Entwicklung fordert uns dazu heraus, ihr…mehr

Produktbeschreibung
Die Welt erlebt den größten Umbruch der Neuzeit: die Verlagerung der Macht in die asiatischen Zentren. Das 21. Jahrhundert ist das Jahrhundert Asiens. Die Zahlen und Expertenprognosen sprechen für sich: Bald werden von 100 Menschen 60 in Asien leben, in Europa und Nordamerika zusammen dagegen nur 11. Die Volkswirtschaften Chinas und Japans stehen heute schon an zweiter und dritter Stelle - und Indien wird in Kürze Platz vier einnehmen. Was bedeutet das für die westlichen Nationen und in ganz besonderen Maße auch für Deutschland? Vor allem eines: Diese Entwicklung fordert uns dazu heraus, ihr mehr Aufmerksamkeit zu widmen und konstruktiv mit ihr umzugehen - und das heißt zuallererst: Asien in seiner ganzen Vielfalt zu entdecken. Eine Aufgabe, der sich dieses Buch stellt. Manfred Lahnstein, einst Finanzminister in der Regierung Helmut Schmidt und seit Jahrzehnten Asienreisender in vielfacher Mission, plädiert für notwendiges Umdenken: "Wir müssen Asien so sehen, wie es die Asiaten tun. Kenntnis, gedankliche Auseinandersetzung und Respekt - das ist der einzige Weg in die Zukunft, wenn wir nicht ins Abseits geraten wollen." In seinem Buch unternimmt er Expeditionen, die dem Leser ganz unterschiedliche asiatische Kulturen näher bringen und die Augen öffnen für ein wahrhaft globales Verständnis des Weltgeschehens. Überraschungen garantiert!
Autorenporträt
Lahnstein, ManfredManfred Lahnstein, 1937 geboren, seit 1959 Mitglied der SPD, war in zahlreichen politischen Ämtern tätig. Er war Staatssekretär, Chef des Bundeskanzleramtes und 1982 Finanzminister in der Regierung Helmut Schmidt. Anschließend arbeitete er über 15 Jahre in Führungspositionen der Bertelsmann AG. Er lehrt als Professor für Kulturmanagement in Hamburg und leitet von dort aus seine Unternehmensberatungsfirma. Seit 1996 ist er Kuratoriumsvorsitzender der ZEIT-Stiftung. Lahnstein hat mehrere Bücher veröffentlicht, darunter Massel und Chuzpe (2004 bei Hoffmann und Campe), Die gefesselte Kanzlerin (2006), Die offene Wunde (2007).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.12.2012

Pazifisches Jahrhundert
Die Wahrnehmung Asiens

China zieht unter den Ländern Asiens gegenwärtig die meiste Aufmerksamkeit auf sich. Dabei wird leicht übersehen, dass es nur als Teil Asiens verstanden werden kann. Daher spricht Manfred Lahnstein vor dem Hintergrund einer langjährigen Beschäftigung mit den Ländern Asiens zu Recht von der "asiatischen Herausforderung" und ihrer Bedeutung für uns. Dem Fachmann offeriert er mit seinen Zahlen zur Entwicklungsdynamik Asiens keine neuen Details, doch zeichnet er ein umfassendes Bild von den heute wirkmächtigen Regionen Asiens, darunter China, Japan, Indien und Südostasien, ohne die kleineren Länder zu vernachlässigen.

Die gelegentlich sehr persönlichen Mitteilungen aus seinen Reiseerfahrungen und einzelne Bekenntnisse, manchmal auch saloppe Wendungen, lockern die Darstellung auf, unterlaufen dabei aber nicht die von Vernunft und kühlem Verstand geprägte Sachlichkeit. Manche Formulierungen wie die Rede vom "zentralasiatischen Hexenkessel rund um Afghanistan" sind eher Abbreviaturen zur Kennzeichnung komplexer Sachverhalte, auf die sich der Autor nicht einlassen möchte oder die er auf solche Weise einfach etikettiert. Dort wie bei so manchen verkürzenden Darstellungen wäre etwas mehr Nachfrage wünschenswert gewesen. So dürfte ihm selbst klar sein, dass das politische System Indiens mit dem Begriff der Demokratie nur unzureichend beschrieben ist. Verborgen bleiben auch geopolitische Interessenlagen und Verflechtungen sowie die einzelne Gesellschaften beziehungsweise Bevölkerungsgruppen konstituierenden Identitätsdiskurse. Immerhin wird die Ausbildung von Institutionen zur Errichtung einer die asiatischen Akteure einbindenden Sicherheitsarchitektur angemahnt.

Das Buch ist insgesamt ein Appell an seine europäischen, insbesondere seine deutschen Leser. Ausgehend von der Beobachtung, dass "Europa weder die Größe der Herausforderung erkannt noch die notwendigen Schlussfolgerungen daraus gezogen hat", fordert Lahnstein einheitliches europäisches Handeln. Gerne teilt man seine Zuversicht, wir könnten "die Besten" bleiben, wenn wir die Herausforderung nur "gemeinsam als Europäer" annähmen. Vielleicht zutreffend, vor allem aber Nachfragen provozierend ist die Aussage, der Aufstieg Asiens stelle "den ultimativen Triumph des Westens" dar. Was bedeutet diese "Europäisierung der Welt"? Weder werden die Bedingungen der europäischen Einheit erörtert, noch wird der Frage nachgegangen, wie viel "Verwestlichung" die Länder Asiens - und andere Schwellenländer sind hier mit zu berücksichtigen - tatsächlich vertragen. Nicht, dass Lahnstein einem Eurozentrismus verhaftet bleibt, kann man ihm vorwerfen - denn wie anders als aus solcher subjektiver Perspektive sollten wir Europäer die Welt betrachten -, sondern dass er der Frage ausweicht, wie sich Europa organisieren müsste, um Einheitlichkeit herzustellen, ohne sich selbst aufzugeben.

Mit dem Hinweis "bringen wir die Kraft zu einem weitgehend einheitlichen Vorgehen nicht auf, werden wir zwischen den Vereinigten Staaten und den asiatischen Großmächten zerrieben" formuliert Lahnstein ein Bedrohungsszenario, dem man entgegenhalten könnte, dass es in der Vergangenheit gerade die Vielfalt und Uneinheitlichkeit war, welche die Stärke Europas ausmachte, während nun eher die Gefahr besteht, wir könnten aus lauter Besorgnis unsere Kernkompetenzen aufgeben. Hierzu ist eine Debatte erst noch zu eröffnen. Auch wenn manche Urteile eher holzschnittartig formuliert sind, wie etwa zur Rolle Mao Tse-tungs, und manche Ansichten abwegig sind - wenn etwa die heutige Aufwertung des Konfuzianismus durch die KP Chinas diesen in die Nähe des Faschismus rücke -, so ist das Buch doch ein lesenswerter Appell an eine intensivere Wahrnehmung Asiens in all seinen Facetten. Dies ist für Europa besonders wichtig, weil bei dem nicht mehr von der Hand zu weisenden Beginn eines "Pazifischen Jahrhunderts" für Asien die Vereinigten Staaten von Amerika mehr als Europa eine Rolle spielen.

Auch wenn sich Lahnstein nicht wirklich auf die Konsequenzen und Chancen einlässt, die gerade schrumpfende Populationen in Europa mit sich bringen, und auch wenn er die in den Köpfen der Eliten Asiens lebendigen Wünsche und Vorstellungen kaum berücksichtigt, so ist sein Plädoyer doch angesichts der weitverbreiteten Konzeptionslosigkeit in der europäischen Politik erfreulich. Er repräsentiert den weltoffenen Beobachter globaler Prozesse und damit einen Typus, der nicht allzu häufig anzutreffen ist. Ihm sind viele Leser zu wünschen, welche die vielen Anregungen aufgreifen und weiterdenken. Dabei sollten sie sich allerdings nicht auf die im Anhang aufgeführte Lektüre englischsprachiger Literatur aus Flughafenbuchhandlungen beschränken, sondern sie könnten durchaus auf fundierte Publikationen deutscher Asien-Kenner zurückgreifen.

HELWIG SCHMIDT-GLINTZER

Manfred Lahnstein: Die asiatische Herausforderung. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2012. 352 S., 22,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Jaja, neinnein, sagt diese Kritik. Rezensent Helwig Schmidt-Glintzer, Sinologe und Direktor der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, findet Manfred Lahnsteins Buch angenehm sachlich. Er lobt den Autor dafür, dass er die Entwicklung in ganz Asien und nicht nur in China berücksichtigt. Und dass die Europäer den Aufstieg der asiatischen Länder noch gar nicht richtig erfasst haben, sieht er auch so. Aber: ob die Europäer gemeinsam handeln sollten, um den aufsteigenden Konkurrenten die Stirn zu bieten, wie es Lahnstein fordert, möchte der Rezensent erst noch diskutieren. Lahnsteins Ansichten über Mao Tsetung und den Konfuzianismus findet Schmidt-Glintzer nicht differenziert genug. Die Überlegung, ob Europa von seiner schrumpfenden Population nicht auch profitieren könne, sieht er so wenig berücksichtigt wie die Ideen und Vorstellungen der asiatischen Eliten. Dennoch findet er das Buch anregend. Wer sich weiter informieren will, solle aber besser nicht auf Lahnsteins Leseempfehlungen aus "Flughafenbuchhandlungen" zurückgreifen, sondern auf deutsche Autoren, empfiehlt der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Lahnstein repräsentiert den weltoffenen Beobachter globaler Prozesse und damit einen Typus, der nicht allzu häufig anzutreffen ist. Ihm sind viele Leser zu wünschen.« Helwig Schmidt-Glintzer FAZ, 24.12.2012