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Gift in Lebensmitteln ist legal, Konsumenten werden systematisch betrogen. Gesunde Lebensmittel, die nicht die Umwelt zerstören, gibt es nur für Leute mit Geld. Dagegen können sich Verbraucher nicht wehren – schon gar nicht mit einer ›Politik des Einkaufswagens‹ –, denn sie sind recht- und machtlos. Die Ursache dafür ist nicht die viel gescholtene ›Geiz- ist Geil‹-Mentalität der Verbraucher, sondern verantwortlich sind die Regeln des Lebensmittelmarktes, die vor allem den Interessen der Nahrungsmittelindustrie dienen. Der Umwelt- und Verbraucherschutzaktivist Thilo Bode rollt erstmals die…mehr

Produktbeschreibung
Gift in Lebensmitteln ist legal, Konsumenten werden systematisch betrogen. Gesunde Lebensmittel, die nicht die Umwelt zerstören, gibt es nur für Leute mit Geld. Dagegen können sich Verbraucher nicht wehren – schon gar nicht mit einer ›Politik des Einkaufswagens‹ –, denn sie sind recht- und machtlos. Die Ursache dafür ist nicht die viel gescholtene ›Geiz- ist Geil‹-Mentalität der Verbraucher, sondern verantwortlich sind die Regeln des Lebensmittelmarktes, die vor allem den Interessen der Nahrungsmittelindustrie dienen.
Der Umwelt- und Verbraucherschutzaktivist Thilo Bode rollt erstmals die politischen Hintergründe dieser Zustände auf. Er fordert Verbraucherrechte als fundamentale Bürgerrechte und zeigt was sich politisch ändern muss. Sein Appell: Verbraucher müssen sich gemeinsam zur Wehr zu setzen und für ihre Rechte kämpfen.
Autorenporträt
Thilo Bode, geboren 1947, studierte Soziologie und Volkswirtschaft. 1989 wurde er Geschäftsführer von Greenpeace Deutschland, 1995 von Greenpeace International. 2002 gründete er in Berlin die Verbraucherrechtsorganisation foodwatch, die er heute leitet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.11.2007

Wirtschaftsbuch
Schlecht gegessen
Essen müssen wir alle, jeden Tag. Was wir da morgens, mittags und abends zu uns nehmen, darüber wissen wir allerdings nur wenig. Zeit ist knapp, und der Weg zum nächsten Einkaufszentrum nicht weit. Die Versorgung mit Nahrung, in früheren Zeiten ein harter Kampf ums Überleben, ist heute ein netter Shopping-Bummel durch den Supermarkt, in dem es scheinbar an nichts fehlt. Oder sind wir Verbraucher vielleicht nur dem bunten Schein aufgesessen? Die sich häufenden Lebensmittelskandale sind zumindest ein Hinweis darauf, dass einiges nicht mit rechten Dingen zugeht. Verdorbenes Fleisch auf dem Dönerspieß, Obst und Gemüse, das hochgradig mit Pestiziden belastet ist – die Liste lässt sich beliebig verlängern.
Der Verbraucherschützer Thilo Bode beschreibt in seinem neuen Buch „Abgespeist”, wie wir beim Essen systematisch hinters Licht geführt werden. Der Chef der unabhängigen Verbraucherschutzorganisation Foodwatch will mit seinem Buch aufklären. „Abgespeist” ist kein Rezeptbuch für den klügeren Einkauf, es ist unappetitlich und stimmt nachdenklich. Auch wir, die Käufer, kommen nicht immer gut weg. Denn wir vertrauen beinahe blind darauf, dass die Produkte auch das halten, was die bunten Verpackungen signalisieren.
Bode prangert die undurchsichtigen Methoden der Lebensmittelindustrie an. Die Aufsichtsbehörden scheinen machtlos zu sein. Dass der Döner ungenießbar und die knackige Biokarotte vergiftet war, erfahren Verbraucher meist erst dann, wenn die Beweise längst verspeist sind. Wer die ungesunde Kost in Umlauf bringt, bleibt meist unbehelligt, stellt Bode fest: „Der Lebensmittelmarkt ist ein Markt, auf dem es lukrativ ist, zu betrügen, zu täuschen und die Gesundheit der Verbraucher zu gefährden. Die Spielregeln eines funktionierenden Marktes sind hier außer Kraft gesetzt.”
Der Volkswirt und Soziologe Bode deckt die unheilvolle Verflechtung zwischen Lebensmittelindustrie, Politik, Lobbyverbänden und sogar staatlichen Verbraucherschutzorganisationen auf. Er beschreibt anhand von anschaulichen Beispielen die Kumpanei in der Branche. Er kritisiert auch die Missstände auf dem Fleischmarkt. Hier seien nicht etwa einzelne Kriminelle das Problem. Vielmehr herrschen nach seiner Erkenntnis flächendeckende Missstände. „Anders als in anderen Branchen wird der Fleischmarkt nicht von ehrenwerten Akteuren bestimmt, unter die sich ein paar Mafiosi gemischt haben. Vielmehr bringt die Struktur des europäischen Fleischmarktes selbst erst ein immenses Maß an Kriminalität hervor”, meint Bode.
Er zeichnet die verschlungenen Handelswege nach, die ein Rind und seine Einzelteile zurückgelegt haben, bevor sie auf unserem Teller landen. Ein unhaltbarer Zustand ist für ihn auch, dass in Europa ein schwunghafter Handel mit Tiermehl und Schlachtabfällen betrieben wird, ohne dass sich rekonstruieren lässt, wofür diese verwendet werden. Der Fleischhandel ist ein Milliardengeschäft, bei dem es laut Bode vor allem an einem fehlt: an Transparenz. Auch bei anderen Produkten wie Mineralwasser werden wir nach seinen Recherchen getäuscht. So stellten die Behörden 2005 bei einer Untersuchung fest, dass 34 Mineralwasser-Sorten in Deutschland überhöhte Uranwerte aufwiesen. Die Namen der Hersteller blieben unter Verschluss. Schließlich hätte die Veröffentlichung zu erheblichen Umsatzeinbußen führen können, lautete die Begründung. Im Klartext heißt das für Bode: Hauptsache, dem Hersteller geht es gut, der Konsument kann schauen, wo er bleibt. Ihm fehlen schlichtweg Informationen, um die richtige Kaufentscheidung zu treffen – für den Verbraucherschützer ist dies ein Skandal. Silvia Liebrich
Thilo Bode: Abgespeist. Wie wir beim Essen betrogen werden und was wir dagegen tun können.
S. Fischer Verlag, Frankfurt 2007, 256 Seiten, 14,90 Euro.
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