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Nichts stört die Bewältigung von Alltagsproblemen mehr als die intensive Wendung zur Frage nach dem tiefsten Grund und der letzten Bestimmung der Dinge. Aber war die Philosophie mit ihrer starken Selbstreflexion nicht immer schon ein bisschen morbid, gemessen am robusten Realismus des täglichen Lebensvollzuges? Dennoch könnte es vielleicht ratsam sein, sich die philosophische Krankheit der Sinnsuche wenigstens für eine kurze Weile zu leisten, um dann mit mehr Vertrauen und Gelassenheit zur nüchternen Alltagswelt zurückzukehren.

Produktbeschreibung
Nichts stört die Bewältigung von Alltagsproblemen mehr als die intensive Wendung zur Frage nach dem tiefsten Grund und der letzten Bestimmung der Dinge. Aber war die Philosophie mit ihrer starken Selbstreflexion nicht immer schon ein bisschen morbid, gemessen am robusten Realismus des täglichen Lebensvollzuges? Dennoch könnte es vielleicht ratsam sein, sich die philosophische Krankheit der Sinnsuche wenigstens für eine kurze Weile zu leisten, um dann mit mehr Vertrauen und Gelassenheit zur nüchternen Alltagswelt zurückzukehren.
Autorenporträt
Prof. Dr. Bernulf Kanitscheider hatte von 1974 bis 2007 den Lehrstuhl für Philosophie der Naturwissenschaften im Fachbereich Physik und am Zentrum für Philosophie und Grundlagen der Wissenschaften der Justus-Liebig-Universität Gießen inne. Seine Hauptarbeitsgebiete sind Wissenschaftstheorie, Naturphilosophie, Kosmologie, begriffliche Analyse von Relativitätstheorie und Quantenmechanik sowie Untersuchungen zur Naturalismusproblematik und zur Fundierung einer materialistischen Ethik.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.04.2009

Im Universum gerät der Sinn schnell aus dem Blick
Dafür gibt es Naheliegenderes: Bernulf Kanitscheider und Rebekka Reinhard bemühen Physik und Philosophie

"There is everything in this movie, everything that fits / from the meaning of life in the universe to girls with great big tits." So fängt Eric Idles Prolog zu dem Monty-Python-Film "Der Sinn des Lebens" an. Einen ähnlichen Bogen schlägt auch Bernulf Kanitscheiders Streitschrift über die entzauberte Welt und den "Sinn des Lebens in uns selbst". Nur die Sprache ist etwas dezenter. Das Buch ist eine Auseinandersetzung mit allen Versuchen, den Sinn des Lebens metaphysisch zu begründen, und der Autor hat dabei nicht zuletzt die drei monotheistischen Weltreligionen im Blick. Die Vorstellung von einem Gott, der mit der Schöpfung eine Absicht verfolgte, die wir zwar unvollkommen verstehen mögen, die aber unserem Dasein doch Sinn verleihen kann - diese Vorstellung möchte er aus dem Weg räumen.

Kanitscheider war bis vor kurzem Inhaber eines Lehrstuhls für die Philosophie der Naturwissenschaften Er kennt sich aus in Physik und Kosmologie. Das kommt ihm in einem Kapitel zugute, das sich mit der oft aufgeworfenen Frage nach der sogenannten Feinabstimmung des Universums befasst. Damit Leben, wie wir es kennen, möglich ist, müssen viele physikalische Parameter Wert in jeweils sehr schmalen Bereichen haben. Ein Beispiel ist die Stärke der sogenannten schwachen Wechselwirkung. Wäre sie nur geringfügig größer oder kleiner, würde die Kernfusion in der Sonne nicht funktionieren. Es gäbe dann kein Sonnenlicht, kein Leben auf der Erde und insbesondere keinen Professor, der sich über diese Möglichkeit den Kopf zerbricht.

Natürlich könnte es sich bei diesen Parameterwerten um Zufall handeln. Vielleicht findet auch die Physik irgendwann noch die "Theorie von Allem", aus der diese Werte dann herauspurzeln. Kanitscheider tendiert aber eher zu einer Vielweltenhypothese, wie sie ähnlich auch für die Interpretation der Quantenmechanik vorgeschlagen wurde: Demnach gibt es vielleicht eine große Zahl von Universen mit unterschiedlichen Parametern, wobei wir uns gerade in einem der seltenen lebensfreundlichen Exemplare aufhalten. Auf den Sinn einer gerade für uns gedachten Einrichtung des Universums lässt sich dann nicht gut setzen. Aber Sinn kann man ja gewiss auch im Naheliegenderen finden.

Ein Buch ganz anderen Zuschnitts beschäftigt sich ebenfalls mit dem Lebenssinn, dem mit "philosophischen Rezepten" beigesprungen wird. Die Autorin ist promovierte Philosophin, betreibt eine "Philosophische Beratung" und geht in ihrem Buch fundamentale Aspekte des menschlichen Lebens durch wie Angst, Tod, Humor, Liebe, das Gute, das Böse, Glück. Dazu werden philosophische Einsichten in Anschlag gebracht. Das Ziel des Buchs ist Therapie. Als Beispiel eine Passage aus dem Kapitel über den Tod: "Wälzen Sie nicht lange Argumente hin und her, tun Sie es einfach: Glauben Sie an eine höhere Ordnung. Lernen Sie an etwas zu glauben, das Ihnen in schwierigen Situationen Kraft gibt - und möglicherweise auch nach Ihrem Tod noch von Wert ist." Wer solche Rezepte nötig hat, ist damit vielleicht auch gut bedient.

Insgesamt sind die Verschreibungen allerdings etwas freudlos auf Askese "im Sinne eines täglichen, sorgfältig ausgeübten, disziplinierten Trainings" gestimmt. Empfohlen werden die Einsamkeit am Meer, strenge To-do-Listen und die Lektüre von Klassikern. Statt Gucci und Prada, zu denen ihre betuchten Klientinnen deutlich tendieren, also Goethe und Proust? Das heißt lediglich, eine Liste von Premium-Marken gegen eine andere auszutauschen. Ganz am Ende des Buchs findet man übrigens noch einen Test. Der Rezensent hat dabei neunzehn von hundert Punkten erzielt: Bei ihm ist demnach eine Zufuhr von Philosophie nur in homöopathischen Dosen indiziert. Ein wirklich bedrohliches Philosophie-Mangelsyndrom liegt dagegen erst bei über siebenundsechzig Punkten vor.

ERNST HORST

Bernulf Kanitscheider: "Entzauberte Welt". Über den Sinn des Lebens in uns selbst. S. Hirzel Verlag, Stuttgart 2008. 218 S., geb., 24,- [Euro].

Rebekka Reinhard: "Die Sinn-Diät". Philosophische Rezepte für ein erfülltes Leben. Ludwig Verlag, München 2009. 240 S., geb., 17,95 [Euro].

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"Der Gießener Denker hat ein engagiertes und anspruchsvolles Stück Lebensphilosophie geschrieben, das rational daherkommt, aber unserer Karusselmentalität der besinnungslosen Äußerlichkeiten frech die Leviten liest." Die Rheinpfalz am Sonntag