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Martin Graff porträtiert in seinem Buch "Leben wie Gott im Elsass" liebevoll
bis bissig-ironisch Deutsche, die "irgendetwas" mit dem Elsass zu tun haben -
oder zu tun haben wollen -, die mit dem Elsass "irgendein" Verhältnis haben.
Beispielsweise als Tourist, als Wirtschaftsboss, Pfarrerin, Beamter, als Politiker, Künstler, Lehrerin, Köchin, als "Magicologue", Internetfreak, Weinhändler,
als Philosoph, als Ärztin, als Rapper - und gar noch als Bundeskanzler. Das macht 48 Annäherungen, Liebeserklärungen, Vorurteile, Zuschreibungen - und macht alles in allem: ein farbiges, so
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Produktbeschreibung
Martin Graff porträtiert in seinem Buch "Leben wie Gott im Elsass" liebevoll

bis bissig-ironisch Deutsche, die "irgendetwas" mit dem Elsass zu tun haben -

oder zu tun haben wollen -, die mit dem Elsass "irgendein" Verhältnis haben.

Beispielsweise als Tourist, als Wirtschaftsboss, Pfarrerin, Beamter, als Politiker, Künstler, Lehrerin, Köchin, als "Magicologue", Internetfreak, Weinhändler,

als Philosoph, als Ärztin, als Rapper - und gar noch als Bundeskanzler. Das macht 48 Annäherungen, Liebeserklärungen, Vorurteile, Zuschreibungen - und macht alles in allem: ein farbiges, so faszinierendes wie widersprüchliches

Kaleidoskop bedenkenswert-merkwürdiger (Fehl-)Einstellungen.

Wie immer in seinen Aufsätzen und Büchern sprengt Martin Graff "in schonungsloser

Freundschaft" die Kopfgrenzen zwischen Deutschen und Franzosen, um vorzuführen, was am Oberrhein "mental" gerade passiert, wie da womöglich ein anderes, ein neues Europa entsteht.
Autorenporträt
Graff, Martin
Martin Graff, 1944 in Munster im Elsass, im Département Haut-Rhin geboren. Studierte Theologie, Philosophie und Romanistik in Straßburg. Ist evangelischer Pfarrer, Autor, Journalist und Filmemacher. Seine Zeitungskolumnen erscheinen in der »Badischen Zeitung« und in der Rheinpfalz«. Bislang schrieb er 20 Bücher, drehte mehr als 200 Fernsehfilme - und wurde gleich mehrfach ausgezeichnet mit dem deutsch-französischen Journalistenpreis, auch mit dem deutschen Wirtschaftsfilmpreis. Zuletzt, 2010, erschien von ihm der gelobte Roman »Grenzvagabund«. www.martin-graff.eu
Rezensionen
"Es gibt Autoren (wie Martin Graff) und Lektüren, die schneiden ins Herz und legen dort bis dahin gut versteckte Wunden offen." -- Badische Zeitung

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.12.2012

Skizzen
aus Stosswihr
Martin Graff spiegelt deutsche
Phantasien in seinem Elsass-Bild
  Martin Graff kommt gar nicht aus: Wenn er über seine Heimat schreibt, das Elsass, dann geht es immer auch um die wechselnden Zugehörigkeiten und Einflüsse. Um deutsche, aber auch französische Übergriffe auf diesen Landstrich also, um Anbandelungsversuche der Elsässer andererseits, in beide Richtungen. Und daneben um die vielen Versuche, sich Eigenständigkeiten zu bewahren.
  „Elsässischer Surrealismus“, so nennt Graff seine ersten Lebensmonate. Weil es für ihn, das Kind französischer Eltern (dessen zwangsrekrutierter Vater in der Uniform eines Wehrmachtssoldaten fiel), gar nicht so einfach war herauszufinden, seit wann genau er de jure Franzose ist. Geboren ist Graff im Juni 1944 im Münstertal, das damals noch zum Deutschen Reich gehörte. Wurde er mit der Befreiung seines Heimatstädtchens Stosswihr im Februar 1945 französischer Staatsbürger? Oder am 8. Mai 1945, mit der Kapitulation Deutschlands? – Nein, früher bereits, erklärte ihm einmal ein Jurist: Durch die „Ordonnance du 14. septembre 1944“. Paris war befreit, die französische Regierung erklärte per Dekret die deutschen Gesetze von 1940 für ungültig. „Ich wurde also auf dem Papier als Franzose geführt, bevor ich es in Wirklichkeit war, da die Deutschen im September 1944 das Elsass noch fest im Griff hatten“, schreibt Martin Graff, der ein gutes Gespür hat für die vielen Ironien, denen man im Elsass begegnen kann.
  Es geht dem Autor, der evangelischer Pfarrer war und nun lange schon als Journalist und Filmemacher für deutsche Medien arbeitet, in „Leben wie Gott im Elsass“ nicht um alte, offene Rechnungen oder gar darum, sie zu begleichen, verbal zumindest. Sondern er braucht die historischen Rückgriffe, auch auf seine eigene Lebensgeschichte, um die bis heute komplizierte Gemengelage in seiner Heimat verständlich zu machen. Und er leitet daraus ab, welche Chancen diese Situation bietet, in einem längst friedlichen EU-Europa. Allerdings kann Graff sich manche Spitze nicht verkneifen. Schon der Untertitel des Buchs ist eine solche: Es geht explizit um „Deutsche Fantasien“ eines Lebens „wie Gott im Elsass“. Die abgenudelte Phrase im Haupttitel bekommt dadurch eine milde Schärfe: Graff macht kenntlich, dass das Elsass nur in Gänze zu haben ist für einen, der sich auf diese Region einlässt.
  So lernt der kontaktfreudige Graff immer wieder Deutsche kennen, die sich im Elsass niedergelassen haben, aber keine Veranlassung sehen, Französisch oder Elsässisch zu lernen. Diese Menschen seien inzwischen recht einsam; weil nämlich die Elsässer oft nur noch Französisch sprechen. Es gibt, zum Beispiel, kein deutsch-französisches Gymnasium in Straßburg, anders als in Freiburg und Saarbrücken. Andererseits gibt es inzwischen eine Vielzahl zweisprachig Aufgewachsener, Kinder aus deutsch-französischen Ehen, die mühelos zwischen den Sprachen und den Kulturen wechseln. Auf sie ist Graff, der Menschensammler, besonders neugierig. Weil er bei ihnen eine Mentalität ausmacht, die er für die prägende und zukunftsweisende des Elsass hält.
  Als Leser nähert man sich dem Elsass bei Graff also über Biografien an und über Geisteshaltungen, was deutlich tiefer geht, als würde man sich die Region über ihre touristischen Sehenswürdigkeiten vertraut machen – mögen sie noch so sorgsam und abseits des Mainstreams ausgewählt sein. Gerade auch deshalb, weil die Menschen, die Martin Graff in kurzen Skizzen vorstellt, beinahe allesamt nicht im touristischen Gewerbe tätig sind. „Leben wie Gott im Elsass“ ist demnach kein Reisehandbuch, keine Art von Gebrauchsanweisung. Sondern ein Selbstporträt von jemandem, der die Gabe hat, immer wieder auch auf Distanz zu gehen zur eigenen Heimat – weil er oft rauskommt und weil er sich den Gästen, den Neuankömmlingen im Elsass zuwendet.
  Und in dieser Selbstbeschreibung spiegelt sich dann eben, was die Deutschen, die regelmäßig ins Elsass reisen, die vielleicht sogar teilweise dort leben, in diese Landschaft projizieren. Da sind Geschichten von grotesken Missverständnissen darunter, aber weitaus mehr solche, die von Annäherungen und Bereicherungen erzählen. Eine recht skurrile ist die von den Weihnachtsmärkten: Diese deutsche Tradition hatten die Elsässer längst vergessen, und es bedurfte einer „rumänischen Event-Besessenen“, so Graff, die in den 1990er-Jahren in Straßburg erstmals wieder einen Weihnachtsmarkt aufzog. Inzwischen nennt die Stadt sich „Capitale de Noël“, die Besucherzahlen gehen in die Millionen. Überwiegend sind es übrigens Franzosen, die im Advent deswegen ins Elsass reisen. Auch für die Mehrheit von ihnen ist diese Region ein Zwitter, irgendwie französisch und doch wieder nicht. Das, so plädiert Martin Graff in seinem Buch, sei die Stärke des Elsass.
STEFAN FISCHER
Martin Graff: Leben wie Gott im Elsass. Deutsche Fantasien. Verlag Klöpfer & Meyer, Tübingen 2012. 296 Seiten, 22 Euro.
Auf dem Papier war der
Autor längst Franzose, doch
das scherte niemanden
Inzwischen besinnt man
sich wieder auf die Tradition
der Weihnachtsmärkte
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Das typisch Zwitterhafte am Elsass kann der Autor dem Rezensenten vermitteln, und zwar nicht, indem er die üblichen Klischees bedient oder touristische Fixpunkte besucht, sondern indem er Menschen porträtiert, die diese Doppelung aushalten und beleben, sich selbst eingeschlossen. Laut Stefan Fischer stellt Martin Graff damit, historisch fundiert übrigens, gerade die Eigenständigkeit der Region heraus, auch das Ironische dieses Landstriches zwischen Frankreich und Deutschland, und formt daraus eine Blaupause für ein friedliches EU-Europa. Das geht tiefer als jedes Reisehandbuch, meint Fischer erfreut.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.03.2013

Elsässische Lektionen

Neigen selbsterklärte Landeskenner mitunter zu Überheblichkeit, driften ostentative Fans einer bestimmten Region oft ins Betuliche: Seht her, so idyllisch ist's bei uns im Winkel. Martin Graffs Buch mit dem nicht sonderlich originellen Titel "Leben wie Gott im Elsass" könnte somit durchaus ins Regalfach der stets positiv gestimmten Heimatliteratur passen. Doch von der ersten Seite an macht der Autor klar, dass ihm daran gar nicht gelegen ist. Martin Graff, 1944 in Munster im Elsass geboren, heute Schriftsteller und Publizist, kennt seine Pappen- und Sessenheimer viel zu gut, um ihre zumeist schmeichelhaften Selbstbeschreibungen kritiklos weiterzutransportieren. Ebenso besonnen freilich korrigiert er auswärtige Franzosen, die kaum Profundes über den ehemaligen Zankapfel zwischen beiden Ländern Deutschland und Frankreich wissen. Noch im Januar 2011 deklarierte immerhin der damalige französische Präsident Sarkozy bei einem Besuch im Dörfchen Truchtersheim "Comme je suis en Allemagne" - übersetzt: Da ich in Deutschland bin. Umgekehrt wiederum nehmen viele Deutsche nicht wahr, dass das Elsass jahrhundertelang französisch war, ehe es zwischen 1870 und 1914 ans Deutsche Reich fiel und im Zweiten Weltkrieg von der Wehrmacht besetzt wurde. Dass damals viele Elsässer durchaus gern in die Nazi-Uniform geschlüpft waren, ist bis heute ein Tabu - Martin Graff aber thematisiert es. Dennoch hat das Buch nichts Schweres, Geschichtslastiges; es dominiert vielmehr die oft absurde, häufig auch rührende Alltags-Episode, die der Autor klug und unangestrengt zu deuten weiß. Anstatt penibel die Gegend abzuschreiten, lässt er in achtundvierzig kompakt-kurzen Kapiteln unterschiedliche Zeitgenossen auftauchen, Einheimische sowie Wahl-Elsässer, die es fallweise sogar aus dem sächsischen Zwickau dorthin verschlagen hat. Dabei sind ihre spannenden Ankunftsgeschichten nicht alle frei von Enttäuschungen: Denn so wie ein baden-württembergisches Ehepaar, einst im Kampf gegen das geplante Atomkraftwerk Wyhl gestählt, nun auf elsässischer Seite auf eine gewisse Nonchalance gegenüber dem Energie-Thema trifft, so muss der in Ankara geborene Elsässer Faruk erfahren, dass er als Gründer eines Avantgarde-Kinos selbst in seiner Wahlheimatstadt Straßburg mitunter scheel angeschaut wird. Le Pens Front National ist auch im Elsass populär, so dass beileibe nicht alles Platz hat in dem, was bisweilen als multinationales Idyll beschrieben wird. Umso inspirierender ist die Lektüre dieses mit souveräner Ironie geschriebenen Buchs, in dem sowohl französische wie deutsche "PatrŽidioten" ihre jeweiligen Gewissheiten mit Fakten gekontert bekommen, ohne dass sich der verblüffend belesene und kundige Autor je zum moralisierenden Oberlehrer aufschwingen würde. Dafür gibt's Petitessen, etwa zum "Petite France", dem von jedem Straßburg-Reisenden bestaunten Kleinod mitten in der Stadt: Die Architektur stammt aus der mittelalterlichen, der deutschen Zeit, während der niedliche Name auf ein damaliges Hospiz verweist, in welchem die sogenannte "Franzosenkrankheit" kuriert wurde, heute besser bekannt als Syphilis. Fazit: Ein Buch, dass trotz des Titels wenig mit Gott - und schon gar nichts mit dem Fetisch Nation - zu schaffen hat, aber viel mit den Widersprüchlichkeiten realen Lebens.

mart

"Leben wie Gott im Elsass" von Martin Graff. Verlag Klöpfer & Meyer, Tübingen 2012. 295 Seiten. Gebunden, 22 Euro.

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