Neue Übersetzung ins Deutsche von A Tramp Abroad; das Werk der Reiseliteratur, eine Mischung aus Autobiografie und fiktiven Ereignissen, des amerikanischen Schriftstellers Mark Twain aus dem Jahr 1880. Das Buch beschreibt eine Reise des Autors mit seinem Freund Harris (einer für das Buch geschaffenen Figur, die auf seinem engsten Freund Joseph Twichell basiert) durch Mittel- und Südeuropa. Obwohl das erklärte Ziel der Reise darin besteht, den größten Teil des Weges zu Fuß zurückzulegen, benutzen die Männer auf ihrem Weg durch den Kontinent auch andere Verkehrsmittel. Das Buch ist das vierte von Mark Twains sechs Reisebüchern, die er zu seinen Lebzeiten veröffentlichte, und wird oft als inoffizielle Fortsetzung des ersten Buches, The Innocents Abroad (1869), angesehen. Auf ihrem Weg durch Deutschland, die Alpen und Italien begegnen die beiden Männer Situationen, die durch ihre Reaktionen auf sie noch humorvoller werden. Der Erzähler spielt die Rolle des amerikanischen Touristen der damaligen Zeit, der glaubt, alles zu verstehen, was er sieht, aber in Wirklichkeit nichts davon versteht. Die erste Hälfte des Buches behandelt den Aufenthalt der beiden in Südwestdeutschland (Heidelberg, Mannheim, eine Fahrt auf dem Neckar, Baden-Baden und der Schwarzwald). Der zweite Teil beschreibt seine Reisen durch die Schweiz und Ostfrankreich (Luzern, Interlaken, Zermatt, Chamonix und Genf). Das Ende des Buches behandelt seine Reise durch mehrere Städte in Norditalien (Mailand, Venedig und Rom). Mehrere andere Städte werden während ihrer Reise berührt und beschrieben, ebenso wie Berge wie das Matterhorn, die Jungfrau, die Rigi-Kulm und der Mont-Blanc. Zwischen den Erzählungen fügte Mark Twain Geschichten ein, die nichts mit der Reise zu tun hatten, wie Bluejay Yarn, The Man who put up at Gadsby's und andere, sowie viele deutsche Legenden, von denen einige vom Autor selbst erfunden wurden. Dem Buch sind sechs Anhänge beigefügt. Es handelt sich um kurze Aufsätze zu verschiedenen Themen. Die Rolle des Portiers in europäischen Hotels und wie er seinen Lebensunterhalt verdient, eine Beschreibung des Heidelberger Schlosses, ein Essay über die Universitätsgefängnisse in Deutschland, "Die schreckliche deutsche Sprache", ein humorvoller Essay über die deutsche Sprache, eine Kurzgeschichte namens "Die Legende vom Schloss" und eine satirische Beschreibung deutscher Zeitungen ...
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.01.2007DAS HÖRBUCH
Die Zehe und der Fuß
Rufus Beck liest Mark Twains „Bummel durch Europa”
Im 42. Kapitel von Mark Twains „Bummel durch Europa” belustigt der Auftritt eines siebenjährigen Pfarrerssohnes, der beim sonntäglichen Spielen die Starrollen übernimmt: Pferdewagen kutschieren, Dampfer lenken, eine Armee führen – bis ihm der Vater dies einschränkt auf Spiele, „die dem Sabbat angemessen sind”. Als der Pfarrer am nächsten Sonntag ins Zimmer zu den Kindern lugt, findet er sie die Vertreibung aus dem Paradies spielend, jedoch hat sich der kleine Jimmy wohl beschieden: Der Vater atmet auf, als er ihn weder Adam noch Eva spielen sieht. „Dieses Krümelchen Trost hielt nur sehr kurze Zeit vor; er schaute umher und sah Jimmy in achtunggebietender Pose, mit düsterer, unheilverkündender Miene, in der Ecke stehen.”
Nicht nur auf die Darstellung der Gottheit durch Jimmy, gar auf die gesamte Szene muss verzichten, wer sich die Reisebeschreibungen Mark Twains als Hörbuch zu Gemüte führt. Das Gemüt leidet darunter erst einmal nicht, denn Rufus Beck spricht seine Rolle besser als in früheren Teilen der etwas unübersichtlich angelegten Serie, jetzt sogar ausgezeichnet, berichtet nämlich voller Gleichmut und ohne falsche Verzierungen von den schrecklichsten Sitten der Europäer.
Das Gemüt wird so recht erst aufmerksam, als ihm der Essay „Die schreckliche deutsche Sprache” vorgetragen wird, weil es den komischsten Teil daraus vermisst, nämlich die „Geschichte von dem Fischweib und seinem traurigen Schicksal”, welches es – das Schicksal das Fischweib – in einen Aschenhaufen verwandelt, den auf seinem Weg zur letzten Ruhe das Gebet begleiten solle, er möge auferstehen „ganz für sich allein, ohne einen schäbigen Haufen verschiedener Geschlechter fleckförmig über sich verstreut herumschleppen zu müssen”, wofür Twain zuvor Beispiele gegeben hat: DIE (weibliche) große Zehe an DEM (männlichen) Fuß an DEM Bein etwa oder DIE Brust an DEM Leib des (sächlichen) Fischweibes – alles verbrannt.
Darob missvergnügt zieht sich der Hörer das Buch aus dem Regal, und während Rufus Beck mit angenehmer Stimme die Verstümmelung des Originals vorträgt, jagt der Hörer als Leser mit weit größerer Belustigung durch den Text, nebenbei feststellend, dass der Mann des Hessischen Rundfunks, der für die Verstümmelung zuständig war, immer die abschweifenden Episoden gestrichen hat, die naturgemäß die komischsten sind. MARTIN Z. SCHRÖDER
MARK TWAIN: Bummel durch Europa. Schweiz, Italien. Deutsch von Gustav Adolf Himmel. Gelesen von Rufus Beck. Hörverlag, München 2006. 2 CD, 166 min., 19,95 Euro.
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Die Zehe und der Fuß
Rufus Beck liest Mark Twains „Bummel durch Europa”
Im 42. Kapitel von Mark Twains „Bummel durch Europa” belustigt der Auftritt eines siebenjährigen Pfarrerssohnes, der beim sonntäglichen Spielen die Starrollen übernimmt: Pferdewagen kutschieren, Dampfer lenken, eine Armee führen – bis ihm der Vater dies einschränkt auf Spiele, „die dem Sabbat angemessen sind”. Als der Pfarrer am nächsten Sonntag ins Zimmer zu den Kindern lugt, findet er sie die Vertreibung aus dem Paradies spielend, jedoch hat sich der kleine Jimmy wohl beschieden: Der Vater atmet auf, als er ihn weder Adam noch Eva spielen sieht. „Dieses Krümelchen Trost hielt nur sehr kurze Zeit vor; er schaute umher und sah Jimmy in achtunggebietender Pose, mit düsterer, unheilverkündender Miene, in der Ecke stehen.”
Nicht nur auf die Darstellung der Gottheit durch Jimmy, gar auf die gesamte Szene muss verzichten, wer sich die Reisebeschreibungen Mark Twains als Hörbuch zu Gemüte führt. Das Gemüt leidet darunter erst einmal nicht, denn Rufus Beck spricht seine Rolle besser als in früheren Teilen der etwas unübersichtlich angelegten Serie, jetzt sogar ausgezeichnet, berichtet nämlich voller Gleichmut und ohne falsche Verzierungen von den schrecklichsten Sitten der Europäer.
Das Gemüt wird so recht erst aufmerksam, als ihm der Essay „Die schreckliche deutsche Sprache” vorgetragen wird, weil es den komischsten Teil daraus vermisst, nämlich die „Geschichte von dem Fischweib und seinem traurigen Schicksal”, welches es – das Schicksal das Fischweib – in einen Aschenhaufen verwandelt, den auf seinem Weg zur letzten Ruhe das Gebet begleiten solle, er möge auferstehen „ganz für sich allein, ohne einen schäbigen Haufen verschiedener Geschlechter fleckförmig über sich verstreut herumschleppen zu müssen”, wofür Twain zuvor Beispiele gegeben hat: DIE (weibliche) große Zehe an DEM (männlichen) Fuß an DEM Bein etwa oder DIE Brust an DEM Leib des (sächlichen) Fischweibes – alles verbrannt.
Darob missvergnügt zieht sich der Hörer das Buch aus dem Regal, und während Rufus Beck mit angenehmer Stimme die Verstümmelung des Originals vorträgt, jagt der Hörer als Leser mit weit größerer Belustigung durch den Text, nebenbei feststellend, dass der Mann des Hessischen Rundfunks, der für die Verstümmelung zuständig war, immer die abschweifenden Episoden gestrichen hat, die naturgemäß die komischsten sind. MARTIN Z. SCHRÖDER
MARK TWAIN: Bummel durch Europa. Schweiz, Italien. Deutsch von Gustav Adolf Himmel. Gelesen von Rufus Beck. Hörverlag, München 2006. 2 CD, 166 min., 19,95 Euro.
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»Ich denke gern an den großen und göttlichen Mark Twain. Er ist der bedeutendste Mann, den es in Amerika gibt. Cervantes war ein Verwandter von ihm.« Rudyard Kipling
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rufus Beck lese ja ganz toll, lobt ein positiv überraschter Rezensent, aber dass in der Leseversion des Texts ausgerechnet seine Lieblingsstellen gestrichen wurden, vergrault ihm die Hör-CDs doch sehr. "Verstümmelt" sei das Original, klagt Martin Z. Schröder, und da helfe auch die "angenehme" Stimme von Rufus Beck nicht weiter. Bei genauerem Nachschlagen gelangt der Rezensent zu der Erkenntnis, dass gerade die "abschweifenden" Stellen gestrichen worden seien, und die seien doch nun einmal immer die "komischsten".
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Rufus Becks Lesekunst bringt diese eigentümliche Erzählweise aufs beste zur Geltung, indem er Ironie und Ergriffenheit in der Schwebe hält."