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Singapur 1937. Walter Blackett, Direktor eines britischen Kautschukunternehmens, weiß sich von der bewährten Ordnung britischer Kolonialherrschaft getragen, als er die Feierlichkeiten zum hundertjährigen Jubiläum seiner Firma ausrichtet. Noch ist die Welt, zumindest für die Engländer, in Ordnung, haben die Da Dousa Sisters ihre Gesangsauftritte, ist der zerzauste Hund La Condition humaine nur halbtot und gibt es standesgemäße Paraden und Feste. Und doch scheint am Vorabend des Zweiten Weltkriegs im Inselstaat einiges in Schieflage geraten zu sein : Kaum ist ein Streik der Einheimischen…mehr

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Produktbeschreibung
Singapur 1937. Walter Blackett, Direktor eines britischen Kautschukunternehmens, weiß sich von der bewährten Ordnung britischer Kolonialherrschaft getragen, als er die Feierlichkeiten zum hundertjährigen Jubiläum seiner Firma ausrichtet. Noch ist die Welt, zumindest für die Engländer, in Ordnung, haben die Da Dousa Sisters ihre Gesangsauftritte, ist der zerzauste Hund La Condition humaine nur halbtot und gibt es standesgemäße Paraden und Feste. Und doch scheint am Vorabend des Zweiten Weltkriegs im Inselstaat einiges in Schieflage geraten zu sein : Kaum ist ein Streik der Einheimischen niedergeschlagen, flammt er an anderem Ort wieder auf, Walter Blacketts Sohn engagiert zur Abendunterhaltung ausgerechnet einen Fakir, seine Tochter Joan tändelt mit den falschen Verehrern, während der junge Matthew, Oxfordstudent und rechtmäßiger Erbe der Firma, sich als naiver Weltverbesserer erweist. Das Geschäft mit dem Kautschuk boomt, nicht zuletzt wegen des Weltkriegs und der Marktmanipulation durch Blackett selbst, doch als japanische Flieger das völlig unvorbereitete Singapur bombardieren, kann der Schock größer nicht sein. Während Matthew herauszufinden versucht, was es mit dem >Würgegriff von Singapur< auf sich hat, ist der Mythos von der Uneinnehmbarkeit Singapurs bereits brutal zerschlagen.

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Autorenporträt
1935 in Liverpool geboren, beschrieb James Gordon Farrellin seiner >Empire Trilogy< den Niedergang des Britischen Imperiums. Die Trilogie gilt als sein Hauptwerk, in dem er heftige Kritik am Kolonialismus und an der Ausbeutung der Dritten Welt übte. 1973 nutzte Farrell seine Preisrede zum Man Booker Prize, um diese Kritik gegenüber dem Sponsor des Preises, der Booker Group, erneut zu formulieren. 1979 ertrank er, aufgrund seiner Erkrankung an Kinderlähmung bewegungseingeschränkt, mit gerade einmal 44 Jahren, als er beim Angeln ins Wasser stürzte.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.08.2017

Ein Karussell zerstörter Illusionen
Mit „Singapur im Würgegriff“ schloss James Gordon Farrell 1978 seine gewaltige „Empire“-Trilogie ab.
Ein böse ironischer Blick auf das Ende des britischen Weltreichs – dessen Idee bis heute, in die Tage des Brexit, fortspukt
VON HARALD EGGEBRECHT
Wer vom Niedergang eines Großreiches, in diesem Falle „Empire“, erzählt, ist immer in Gefahr, dergleichen epochale Drift auch mit romantischer Wehmütigkeit, Herbstfarben und zuletzt Pathos gerecht werden zu wollen. Nichts von alledem gibt es bei James Gordon Farrell, in seinen großen historischen Romanen zum britischen Empire, sein Blick ist scharf, sein Ton nie anklagend, aber immer treffend, und für seine Protagonisten bringt er jene Zuneigung auf, die sie zu gewissermaßen erfahrbaren lebendigen Menschen macht. Zugleich aber bleibt diese Zuneigung in ironischer, manchmal spöttischer, manchmal sich wundernder Distanz.
Ein komisch-sarkastisches Beispiel für Farrells Charakterisierungskunst liefert die Beschreibung des Unternehmers und Familienvaters Walter Blackett, der in Betrachtung eines Pools versunken ist und seinen Gedanken nachhängt: „Walter selbst ging nur selten schwimmen, und nie in der Öffentlichkeit; er schämte sich ein wenig wegen der Haare, so dick, dass es schon beinahe Borsten waren, die aus unerfindlichen Gründen beschlossen hatten, in einer schmalen Linie über die ganze Länge seines Rückgrats zu sprießen, vom Nacken bis zum Steißbein. Diese Borsten hatten eine Tendenz, sich bei Wut aufzustellen, manchmal sogar in Augenblicken ehelichen Beisammenseins. Seine Frau hatte ihm einmal gestanden, dass sie auf ihrer Hochzeitsreise jede Nacht vom selben Traum heimgesucht worden war, einem Traum in dem ein Eber sie in die Tiefen eines Waldes geführt hatte; dort, auf einem Bett aus Laub, allein in dieser Einsamkeit, hatte das Tier sie bestiegen und mit seinem Grunzen die Stille des Waldes erfüllt. Walter hatte es damals mit einem Schulterzucken abgetan, aber der Traum seiner Frau hatte ihn doch gekränkt.“
Farrells Riesenroman „Singapur im Würgegriff“, dritter Teil seiner sogenannten Empire-Trilogie, erschien 1978, ein Jahr vor seinem unglücklichen Tod, als ihn beim Angeln an der Küste eine Welle erfasste und mitnahm. Der erste Teil, „Troubles“ von 1970, hatte sich mit dem irischen Unabhängigkeitskrieg 1919–21 befasst, der zweite „Die Belagerung von Krischnapur“ von 1973, hatte den Sepoy-Aufstand im kolonialen Indien 1857 im Zentrum. Nun geht es um das Handelshaus Blackett & Webb in Singapur am Vorabend und während der Eroberung der Stadt durch die Japaner 1942.
Die beiden Geschäftsmänner Walter Blackett und Mr. Webb haben sich trotz erfolgreicher Handelstätigkeit irgendwann auseinandergelebt. Als der alte Webb stirbt, sucht Walter nach einer vernünftigen Lösung für die Weiterführung des Unternehmens und träumt von einer Heirat seiner attraktiven älteren Tochter Joan mit Matthew Webb. Joan hat sich nämlich als rational und am Geschäft interessiert gezeigt, während der Sohn Monty sich als täppischer Spekulant versucht und damit den Namen der Firma beschädigte. Schlimm, denn nach Walters fester Überzeugung sind „Söhne Aktivposten, Töchter Verbindlichkeiten“. Doch Joan könnte durch die richtige Heirat alles ins Positive wenden.
Matthew taucht in Singapur auf und entpuppt sich als romantischer Idealist, den Kopf voll mit Völkerbundideen, wie er sie in Genf kennengelernt hat. So teilt er den harten Kolonialkapitalisten à la Walter Blackett sein Entsetzen über deren Umgang mit den Einheimischen empört mit. Matthew sieht die Zerstörung der angestammten inländischen Märkte zugunsten der englischen Kaufleute, die ihre Ausbeutungsstrategien immer als Zivilisierung letztlich barbarischer und im Grunde minderbemittelter Asiaten verstehen. Also pflegen sie ein gesellschaftliches Leben nach britischen Regeln, als sei man nicht im exotischen Singapur, als hätten weder das Klima noch die Einheimischen etwas für diese Regeln zu bedeuten. Matthew findet das rigide Klassenbewusstsein und den unverhohlenen Rassismus abstoßend. Aber auch seine Positionen passen in diese Gesellschaft, denn Matthew bleibt seiner Klasse treu, auch wenn seine kritischen Äußerungen einen Mann wie Walter kurzzeitig befremden mögen.
Wie schon im „Krishnapur“-Roman schildert Farrell diese Kolonialkaste in ihren Standesdünkeln und ihrer Verblendung als sanfte bis böse Groteske. Sein gesellschaftliches Tableau bietet ein reiches Typenpersonal, ohne dass Farrell es falsch bloßstellt oder es gar schnippisch verrät. Wer den Brexit und die dahinter stehenden Wunschvorstellungen nicht recht begreifen kann, dem wird es bei dieser Lektüre wie Schuppen von den Augen fallen. Auch heute noch wirken jene kolonialen Haltungen, Vorurteile und Überhebungen noch nach, als ob England weiterhin das Empire wäre oder es wieder errichten könnte.
Derweil ist der Zweite Weltkrieg im vollen Gange, in China regen sich Rebellen und Revolutionäre, während das militaristisch-faschistische Japan ganz Südostasien zu erobern sich anschickt, auch Singapur.
Diese Schlacht um die Insel wird zum gewaltigen, ständig schneller werdenden Karussell. Ob Matthew, ob Joan, ob Walter oder General Percival, der britische Oberbefehlshaber in Singapur, und all die anderen Gestalten des Buches, Farrell lässt sie aus dem immer chaotischeren Gewühl der umherirrenden, von den Bombardierungen verschreckten Chinesen, Indern, Europäern, auftauchen und wieder verschwinden. Es entsteht ein Sog, der alle in sich hineinzuziehen droht und manche auch verschlingt. Staunen erregend aber, wie es Farrell gelingt, nicht zum Kriegsberichterstatter zu werden, sondern bei seinen Figuren zu bleiben, bei ihren zerstörten Illusionen, ihren Zynismen, ihren Verzweiflungen. Noch im größten Kampfdurcheinander mit Blut, Dreck und Tod verliert Farrell nie den Blick für unfreiwillige Komik, geboren aus den Eigenheiten, Tapsigkeiten und Vergeblichkeiten seiner Protagonisten.
Trotz aller Schwere der Ereignisse, trotz des mächtigen Buchumfangs glückt Farrell etwas Außerordentliches: Die unnachahmliche Leichtigkeit, mit der er seinen Romankosmos furios und gelassen zugleich entfaltet, ganz im Sinne seiner Vorbemerkung: „… auch wenn viele seiner Ziegelsteine echt sind, ist doch das Bauwerk pure Fantasie.“
Ein Mann mit Prinzipien:
Söhne sind Aktivposten,
Töchter Verbindlichkeiten
Farrell weiß: „ … auch wenn viele
seiner Ziegelsteine echt sind, ist
doch das Bauwerk pure Fantasie.“
James Gordon Farrell: Singapur im Würgegriff. Aus dem Englischen von Manfred Allié. Mit einem Nachwort von Derek Mahon. Matthes & Seitz Verlag, Berlin 2017. 830 Seiten, 30 Euro.
E-Book 24,99 Euro.
Boote auf dem Singapore River. James Gordon Farrell beschreibt, wie die einheimische Kultur der Insel Singapur von der britischen Kolonialkaste und den Schrecken des Zweiten Weltkriegs deformiert und zerstört wird.
Foto: OH
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.01.2018

Sein Weg ist durch Flammen und Rauch gezeichnet

Symbol des Untergangs des britischen Imperiums: James Gordon Farrell erzählt von einem brachialen Kolonialherrn in der früheren Kolonie Singapur und deren Fall im Zweiten Weltkrieg.

Was für ein Roman! Ein Meisterwerk des zwanzigsten Jahrhunderts. Und zudem fast unbekannt, jedenfalls hierzulande. "Singapur im Würgegriff" ist der letzte, aber völlig eigenständig zu lesende Teil der "Empire"-Trilogie des britischen Schriftstellers James Gordon Farrell. Das Buch erschien im Original 1978; ein Jahr später ertrank Farrell mit nur 44 Jahren beim Angeln, als ihn eine Welle von einem Felsen der irischen Küste riss. Fest in den Griff nimmt der Roman dagegen seine Leser - ein gewichtiges und zugleich fabelhaft leichthändig geschriebenes Werk, das in der Übersetzung von Manfred Allié zum Lesegenuss wird.

Schauplatz ist die britische Kronkolonie Singapur um 1940, mit ihrer klebrig-schwülen Dauerhitze und schlaflosen Emsigkeit, mit ihren prächtigen und verrufenen Ecken, ihren Kolonialpalästen und Wellblechhütten, ihrem Karneval der Kulturen - eine schon damals boomende Metropole, bevölkert von "Heimatlosen" aus aller Herren Ländern, Kulis und Hilfsarbeitern, die zu fünfzigst in einem Zimmer leben. Walter Blackett und die Seinen residieren allerdings auf größerem Fuß. Walter ist Miteigentümer der Firma "Blackett & Webb", die mit dem Handel von Tee, Gewürzen, Reis und Ananas begann und dann im Gummigeschäft groß und marktbeherrschend wurde. Dass ein erfolgreicher Geschäftsmann animalische Instinkte braucht, bestätigt sich beim Anblick von Walters Rücken. Dort hat er borstige Haare, die sich aufrichten im Zustand (nicht nur) geschäftlicher Erregung.

Seine koloniale Herrlichkeit ist jedoch von allen Seiten bedroht. Die Kautschuk-Zapfer auf den Plantagen streiken, der chinesische Kommunismus streckt verschwörerische Fangarme aus, die Japaner erobern Ostasien, in Europa beginnt der Weltkrieg - Walter aber will vom Untergang seiner Welt nichts wissen. Das fünfzigjährige Firmenjubiläum von Blackett & Webb soll groß gefeiert werden, mit stampfenden Blaskapellen und einer allegorischen Wagenparade unter dem Motto "Beständigkeit im Wohlstand" - man fühlt sich an die groteske Parallelaktion in Musils "Mann ohne Eigenschaften" erinnert. Walter lässt sich im Probeneifer auch nicht beirren, als die ersten Mitsubishi-Bomber über Singapur erscheinen.

Zugleich hat dieser Roman einer Unternehmerfamilie auch seine Buddenbrook-Momente. In Walters wenig geschäftstüchtigem, aber genussfreudigem Sohn Monty verkörpert sich der "Niedergang" der Familie - bei der großen Parade hat Walter ihm nicht zufällig die Allegorie der "unproduktiven Fixkosten" zugedacht. Auch andere Nebenfiguren erinnern an die humoristischen Typisierungen Thomas Manns, etwa der Arzt Brownley, der auf jeder von Walters Partys der erste und letzte Gast ist und dem umso mehr die Gewissensqual zu schaffen macht, dass er sich nie zu einer Gegeneinladung aufraffen kann.

Walter drapiert seinen skrupellosen Pragmatismus gern mit der Ideologie der "Bürde des weißen Mannes". Geschäftsmänner sind für ihn die Missionare des Fortschritts und der Zivilisation, immer bedroht von den "Krokodilen des Bankrotts und der Schande". Sein designierter Nachfolger, Matthew Webb, hält antikapitalistisch dagegen. Auch wenn der Autor selbst mehr zur Position Matthews tendierte und am Beispiel der Reis- und Kautschukmärkte die Tricks und Preismanipulationen einer Ökonomie der Ausbeutung aufzeigt, so hat er Walter doch so überzeugend dargestellt, dass auch seine Reden Strahlkraft haben - und den Charme eines Mannes, dessen Welt dem Untergang geweiht ist.

Denn in der zweiten Hälfte beginnt das Inferno. Historisch akkurat schildert der Roman die Schlacht um Singapur zu Beginn des Jahres 1942, für Churchill "die größte Katastrophe" des Britischen Empires. Aber so abenteuerlich die Vorgänge auch sind - Kämpfe in den Gummibaumplantagen, knapp vereitelte Brückensprengungen, Panzerattacken -, Farrell legt den Schwerpunkt auf die Psychologie der Figuren. Am Ende steht die halbe Stadt in Flammen und dazu der Singapore River, in den die Flut das brennende Öl aus den bombardierten Großtanks am Hafen drückt: ein ungeheures Panorama der Vernichtung. Als die wahren Heroen erweisen sich die Männer der freiwilligen Feuerwehr in ihrem aussichtslosen Kampf gegen die Monsterbrände, Matthew darunter. So plastisch geschildert hat man dergleichen noch nicht gelesen. Walter kann unterdessen zusehen, wie die Kautschuklager abbrennen. "Die alte Ordnung war tot, mausetot."

Farrell erzählt mit Witz und Esprit, unbekümmert um moderne oder postmoderne Erzähltechniken, wie sie in den siebziger Jahren hoch im Kurs standen. Mal ist er ganz nah dran an den Figuren, mal schwebt er reflektierend hoch über ihnen. Sein überlegenes auktoriales Wissen lässt ihn in die innersten Gedankengänge der Protagonisten dringen - und seien es historische Gestalten wie der Befehlshaber der britischen Verteidigung Singapurs, General Percival. Zu den vielen reizvollen Nebenfiguren - Verwaltungsbeamte, Botschafter, Militärs und Agentinnen - gehört der liebenswürdige Major Archer, der Held des vorhergehenden Farrell-Romans "Trouble". Mit seinem zerzausten Spaniel, der auf den schönen Namen "La Condition humaine" hört, sorgt er für skurrile Szenen, etwa wenn er angesichts der Kriegsgefahr einen Vortrag über "Zivilschutzmaßnahmen für Haustiere" hält. Wie gewöhnt man seinen Liebling beizeiten an den Anblick des Herrchens mit Gasmaske?

WOLFGANG SCHNEIDER

James Gordon Farrell:

"Singapur im Würgegriff". Roman.

Aus dem Englischen von Manfred Allié. Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2017. 832 S., geb., 30,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Mit großer Begeisterung hat Tobias Sedlmaier den Abschluss von James Gordon Farells Empire-Trilogie gelesen, der nach den Bänden über Irland und Indien - von "Singapur im Würgegriff" in den Blick nimmt. Farell erzählt die Geschichte einer alten englischen Handelsfirma in Südostasien, für die sich Ende der dreißiger, Anfang der vierziger Jahre kein rechter Nachfolger findet will. Vor allem aber präsentiert der Autor ein hinreißendes Tableau spätkolonialistischer Verblendung, an dem sich Sedlmaier gar nicht satt lesen kann: machtbewusste Politiker, geltungssüchtige Militärs und profithungrige Expats übertreffen sich in ihrem "dekadenten Egoismus". Besonders nimmt den Kritiker für Farell ein, dass er seinen Figuren durchaus mit distanziertem Spott begegnet, aber er stellt sie nie bloß. Literarisch sieht Sedlmaier den Autor einem Joseph Conrad ebenbürtig.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Literarisch hat Farrell das Phänomen des kollabierenden Kolonialismus wie kaum ein Zweiter beschrieben. Bei aller ironisch-grotesken Erzählhaltung, die er selbst in Momenten größter Katastrophen und menschlicher Tragik nicht ganz verlässt, erhebt er sich nie über seine Figuren. Der Autor und sein Werk: eine wunderbare Entdeckung!" - Heinz Gorr, Bayern 2 Heinz Gorr Bayern 2 20180212