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Die Geschichten Le Minh Khues entfalten sich allmählich, die Brüche und Wendungen im Leben derProtagonisten sind wohlkalkuliert und platziert, oft wird in ihrem Verlauf eine Vergangenheit nach undnach aufgedeckt, die eine bis dahin unangefochtene Ehrbarkeit infrage stellt und die inneren Widersprüchevon Entwicklungen und Karrieren zutage treten lässt. Aber so 'klein' diese Tragödien auch sein mögen,weil sie auf Familien und Einzelne begrenzt erscheinen, so verweisen sie doch auf die widerspruchsvolle'innere Geschichte' eines ganzen Landes.

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Produktbeschreibung
Die Geschichten Le Minh Khues entfalten sich allmählich, die Brüche und Wendungen im Leben derProtagonisten sind wohlkalkuliert und platziert, oft wird in ihrem Verlauf eine Vergangenheit nach undnach aufgedeckt, die eine bis dahin unangefochtene Ehrbarkeit infrage stellt und die inneren Widersprüchevon Entwicklungen und Karrieren zutage treten lässt. Aber so 'klein' diese Tragödien auch sein mögen,weil sie auf Familien und Einzelne begrenzt erscheinen, so verweisen sie doch auf die widerspruchsvolle'innere Geschichte' eines ganzen Landes.
Autorenporträt
Le Minh Khue, geb. 1949 in der Provinz Thanh Hoa in Nordvietnam, verlor in den Wirren um die Landreform ihre Eltern, wurde von Verwandten aufgezogen und an die Literatur herangeführt. 1965 freiwillig zur Armee, später Kriegsreporterin, seit dem Ende des Vietnamkriegs (1975) als Journalistin und Schriftstellerin tätig.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.04.2012

Ferne Sterne

Ein dumpfer Aufschlag. Die Erde bebt, "als ob ein Riese sich schüttelt"; der Himmel bebt, "als schlügen Tausende von Flugzeugen Salto." Und mittendrin drei Mädchen, den Mund voller Staub, den Kopf voller Träume. Nach dem Bombeneinschlag sind sie es, die die Blindgänger finden und zünden müssen; die Kubikmeter um Kubikmeter Erde schleppen müssen, um die Bombenkrater aufzufüllen. Von diesem Knochenjob erzählt "Ferne Sterne" - jene autobiographisch grundierte Kurzgeschichte, mit der die Vietnamesin Le Minh Khue 1968, als Neunzehnjährige, auf einen Schlag bekannt wurde. Wie es später im Leben der Mädchen aussehen könnte, wie sich das befreite Vietnam verlaufen wird zwischen sozialistisch uniformiertem Raubtier-Kapitalismus, patriarchalen Konventionen und ubiquitärer Knappheit (an Lebensmitteln und an Visionen), schildern die weiteren fünfzehn Geschichten in dem nun erschienenen Band "Kleine Tragödien": Sie stammen aus den Jahren 1968 bis 2006, zusammengestellt wurden sie von den hervorragenden Übersetzern Günter Giesenfeld und Marianne Ngo. "Kleine Tragödien" ist die erste Veröffentlichung Le Minh Khues auf Ddeutsch, sie überrascht durch ihre scheinbare Vertrautheit. Was so weit weg liegt, wirkt so nah - und so naiv in seiner Direktheit: Le Minh Khues Figuren sind schlichte, schlechte Menschen wie wir alle. Die stürmische Geschichte spült sie mal nach oben, mal nach unten, und irgendwie strampeln sie sich durch. Die komplexeren und novellistisch verfassten Erzählungen sind mit einem Tupfer Moralismus parfümiert, der den hiesigen Leser irritiert. Die Figuren erinnern an Maupassant; es fehlt den Texten zuweilen jedoch die ironische Distanz und die literarische Vielschichtigkeit. Als sinnliche Aperçus aus der jüngeren vietnamesischen Geschichte sind die "Kleinen Tragödien" aber in jedem Fall ein Lustspiel. (Le Minh Khue: "Kleine Tragödien". Erzählungen. Aus dem Vietnamesischen von Günter Giesenfeld, Marianne Ngo. Mitteldeutscher Verlag, Halle 2011. 343 S., geb., 24,- [Euro].) A.M.K.

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