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Unterm Eis eines großen Flusses, der durch eine sehr alte Stadt in der Mitte der Welt fließt, trieb eine junge tote Frau. Verschiedene Stämme siedelten seit jeher an den Ufern des Stroms, und viele hundert Jahre, bevor die junge Frau sich scheinbar sanft im eisigen Wasser bewegte, als wäre noch ein winziger Rest Leben in ihr, im eiskalten Januar 1942, nannten die Einwohner, egal zu welchem Stamm sie gehörten, ihre Stadt nur bei ihrem serbischen Namen Novi Sad. Nur die Deutschen nannten sie Neusatz. Und es war Krieg, und Schnee und Eis legten sich über die Vojvodina und die Batschka und Novi…mehr

Produktbeschreibung
Unterm Eis eines großen Flusses, der durch eine sehr alte Stadt in der Mitte der Welt fließt, trieb eine junge tote Frau. Verschiedene Stämme siedelten seit jeher an den Ufern des Stroms, und viele hundert Jahre, bevor die junge Frau sich scheinbar sanft im eisigen Wasser bewegte, als wäre noch ein winziger Rest Leben in ihr, im eiskalten Januar 1942, nannten die Einwohner, egal zu welchem Stamm sie gehörten, ihre Stadt nur bei ihrem serbischen Namen Novi Sad. Nur die Deutschen nannten sie Neusatz. Und es war Krieg, und Schnee und Eis legten sich über die Vojvodina und die Batschka und Novi Sad, und ein Soldat, der mit geneigtem Kopf die fernen Signalpfiffe der Lokomotiven, die aus der Stadt und über den Strom zu ihm drangen und ihn an langgezogene Schreie erinnerten, wusste, dass dieser Krieg und mit ihm die Kälte und Furcht und das Sterben vielleicht noch Jahre dauern würde.Clemens Meyer schreibt mit großem Einfühlungsvermögen von einer Zeit, als alle Uhren der Menschheit stehen zu bleiben drohten, so groß war die Not und die Infamie des Krieges und das Morden. Aber er schreibt auch von Hoffnungen und der leisen Menschlichkeit und von den Träumen, die in den kurzen Momenten, die Menschen im Kino verbrachten, in den Bioskopen, wie man sie damals nannte, aufschienen: das Leben in einer anderen Zeit.Den Text begleiten historische, atmosphärisch gefärbte Bilder aus dem Fundus der Geschichte, und sie geben dem Erzählten einen zusätzlichen Klang.Ein ganz neuer, anderer Clemens Meyer, der uns als Erzähler ein bitteres, aber auch ganz wunderbares Buch der Hoffnung schenkt.
Autorenporträt
Clemens Meyer, geboren 1977 in Halle/Saale, lebt in Leipzig. 2006 erschien sein fulminanter Debütroman "Als wir träumten", es folgten u.a. "Die Nacht, die Lichter. Stories" (2008), der Roman "Im Stein" (2013) sowie 2017 die Erzählungen "Die stillen Trabanten". Für sein Werk erhielt Clemens Meyer zahlreiche Preise, darunter den Preis der Leipziger Buchmesse und den Bremer Literaturpreis. 2017 wurde er für den Man Booker International Prize nominiert.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Rezensent Jens Uthoff zeigt sich äußerst angetan von Clemens Meyers Erzählung über das Massaker von Novi Sad im Zweiten Weltkrieg. Besonders beeindruckt ist er davon, wie der Autor mit assoziativen Beschreibungen eine ungemein dichte Atmosphäre erzeugt. Als würde man durch eine Kameralinse sehen, meint Uthoff. Dies ist umso konsequenter, da das Kino besonders auf der zweiten Erzählebene als Handlungs- aber auch als "Flucht- und Sehnsuchtsort", eine wichtige Rolle spielt, so der Rezensent. Auf der ersten Ebene unterdessen folgt er dem Protagonisten durch die vom Krieg gezeichnete Stadt. Doch während der Alltag in Novi Sad, das Kino und die Architektur klar und eindrücklich geschildert werden, bleibt die Hauptfigur für den Kritiker eine eher flüchtige Erscheinung. Ob er dies als Mangel oder Reiz empfindet, bleibt ungewiss. Gewiss ist jedoch, dass er "Nacht im Bioskop" mit großer Anteilnahme gelesen hat.

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