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Wir schreiben die Jahre 1975 bis 1979, Jahre, die gekennzeichnet sind durch Krankheit und Katastrophen.Der alte Direktor Anton Beerta lebt nach seinem Schlaganfall im Pflegeheim und ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Auch der Mutter von Nicolien geht es nicht gut: sie wird zunehmend dement und muss ebenfalls in ein Pflegeheim. Nicht ganz so schlimm ist es um Ad Muller bestellt, doch seine vielen,mittlerweile chronischen Beschwerden - 'müde Augen', 'Rachenpusteln' und Fieberschübe bis an die Maarten Konings Abteilung, beginnt ebenfalls zu schwächeln und muss sogar ins Krankenhaus -…mehr

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Produktbeschreibung
Wir schreiben die Jahre 1975 bis 1979, Jahre, die gekennzeichnet sind durch Krankheit und Katastrophen.Der alte Direktor Anton Beerta lebt nach seinem Schlaganfall im Pflegeheim und ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Auch der Mutter von Nicolien geht es nicht gut: sie wird zunehmend dement und muss ebenfalls in ein Pflegeheim. Nicht ganz so schlimm ist es um Ad Muller bestellt, doch seine vielen,mittlerweile chronischen Beschwerden - 'müde Augen', 'Rachenpusteln' und Fieberschübe bis an die Maarten Konings Abteilung, beginnt ebenfalls zu schwächeln und muss sogar ins Krankenhaus - wasglücklicherweise aber auch in seinem Fall keinen dramatischen Produktivitätsabfall für das Büro zur Folge hat. Überhaupt wird es für die Mannen im Büro zunehmend schwieriger, ihre Tage mit süßem Müßiggang Not veranstaltet man ein Symposium, das allerdings völlig aus dem Ruder läuft, sowie eine kleine Ausstellung für den frisch bestallten Evaluator vom Ministerium. Und kaum hat man geglaubt, alle Angriffeerfolgreich abgewehrt zu haben, schlägt das Imperium erneut zurück: der Fördermittelgeber verlangt Auskunft darüber, wann endlich mit dem Abschluss der 'Bibliografie des geistlichen Lieds in den Niederlanden' zu rechnen ist, eines Projekts, an dem seit zehn Jahren still und leise herumgewerkelt worden ist, ohne dass jemals ein Hahn danach gekräht hätte. Was tun, zumal sich herausstellt, dass die Forschungsfrage seinerzeit falsch gestellt worden ist und es nun vermutlich niemals eine Antwort darauf geben wird?
Autorenporträt
Johannes Jacobus Voskuil??, geboren 1926 in Den Haag, war ein niederländischer Volkskundler. Bereits 1963 veröffentlichte er seinen ersten Roman, doch zur Berühmtheit der niederländischen Literatur wurde er erst mit dem Romanwerk ¿Das Bürö, dessen erster Teil 1996 und dessen letzter 2000 erschien. 2008 starb Voskuil in Amsterdam.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.11.2015

13. Der Angestellte als Widerständler

Neben Karl Ove Knausgårds "Kampf" gibt es noch ein zweites Romanprojekt, bei dem das Leben wie ein langsamer ruhiger Fluss mit all seinen Nebenrinnsalen und fast unberührt von lenkenden Eingriffen seiner erzählenden Hauptfigur vorüberzufließen scheint. J. J. Voskuils fünftausendzweihundert Seiten starkes Epos "Das Büro", von dem im Verbrecher-Verlag gerade der vierte von sieben Bänden herauskommt, ist sogar noch kühner, weil eine Biographie da ganz vom Binnenraum ihrer Lohnarbeit und deren bis ins Unendliche hinein sich fortspinnenden Eigendynamik her entfaltet wird.

Es geht da freilich um ein ganz spezielles Büro, um ein personell offensichtlich völlig überbesetztes völkerkundliches Forschungsinstitut in Amsterdam, in dem der im Jahr 2008 verstorbene Autor selber mehr als dreißig Jahre lang tätig war. Hier wird also keine idealtypische, geschweige denn satirische oder sonst wie denunziatorische Zuspitzung des Angestelltendaseins als solchem unternommen, in der sich jeder schmunzelnd wiedererkennen könnte. Vielmehr gewinnt der Text seine untergründige, beim Lesen immer mehr wachsende Spannung dadurch, dass sich dieses Büro und sein Held auf sehr grundsätzliche Weise mit "Kultur" befassen und dabei ihrerseits der Spiegel einer so liberalen und selbstreflexiven Kultur wie der niederländischen in den siebziger Jahren sind.

Maarten Koning, der Held, ist ein abgründiger Relativist (für ihn besteht die Wissenschaft, die er betreiben muss, bloß aus einer "Reihe gut in Fußnoten verpackter Vorurteile"), der seine Rolle im Büro nicht anders denn als Widerstandskämpfer verstehen kann und gleichwohl ein geheimes Vergnügen an dessen Prozeduren hat: "Ich glaube, dass an meinem Widerwillen gegen die Arbeit nicht gezweifelt werden kann. Doch wenn die Organisation reibungslos funktioniert, freue ich mich."

Nach diversen ökonomischen Effizienzsteigerungsschüben in den letzten Jahrzehnten ist "Das Büro" schon das Dokument einer untergegangenen Epoche. So ein Institut, das sich mit bestem Gewissen gegen die Zumutung wehren kann, irgendeinen erkennbaren Output zu liefern, würde man heute nicht mehr so leicht finden. Doch der Ertrag, den die durch die klaustrophobische Konstellation dramatisch erhöhte Empfindlichkeit für die Selbsterhellung des Angestellten als existenzielle Figur erbringt, ist absolut aktuell geblieben.

Der theoretisch unterfütterte Fatalismus macht aus den vielen Gemeinheiten des Büroalltags, die da haarklein geschildert werden, eine fortlaufende, oft sehr komische Meditation über moderne Kontingenzbewältigung, immer wieder unterbrochen durch die Gegenwelt kurzer zarter Naturschilderungen, der Schiffe am Ufer etwa oder des blauen Frühlingshimmels, die der Angestellte auf seinen Wegen durch Amsterdam aus den Augenwinkeln wahrnimmt, oft "zu befangen, um etwas von dem zu erkennen, was er sah". Das Problem war, heißt es einmal, dass er in manchen Situationen sogar sich selbst nicht mehr sah.

Mark Siemons

J. J. Voskuil: "Das Büro 4: Das A. P. Beerta-Institut". Verbrecher-Verlag. 1000 Seiten, 32 Euro

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