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Mehr als fünfzigtausend Menschen feilen in Brüssel an Regeln für fünfhundert Millionen. Beamte, Lobbyisten, Repräsentanten, Assistenten, Politiker, Praktikanten. Sie handeln siebzig Prozent unserer Gesetze aus, aber wir kennen ihre Gesichter nicht. Wenn sich nun einer diese Leute ansähe? Wenn einer durch Brüssel flanierte, durch Hintertüren spazierte, die Feen und Heinzelmännchen der Europablase studierte? Wenn einer ihre Stile, Affären und Ausdrucksformen beobachtete, neue europäische Einheitszüge ausmachte und verbliebene nationale Intimpartien beschriebe? Martin Leidenfrost hat das getan.…mehr

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Produktbeschreibung
Mehr als fünfzigtausend Menschen feilen in Brüssel an Regeln für fünfhundert Millionen. Beamte, Lobbyisten, Repräsentanten, Assistenten, Politiker, Praktikanten. Sie handeln siebzig Prozent unserer Gesetze aus, aber wir kennen ihre Gesichter nicht. Wenn sich nun einer diese Leute ansähe? Wenn einer durch Brüssel flanierte, durch Hintertüren spazierte, die Feen und Heinzelmännchen der Europablase studierte? Wenn einer ihre Stile, Affären und Ausdrucksformen beobachtete, neue europäische Einheitszüge ausmachte und verbliebene nationale Intimpartien beschriebe? Martin Leidenfrost hat das getan. Er zog ein Jahr lang durch die europäische Hauptstadt, nomadisierte durch fünfundzwanzig verschiedene Schlafstätten, schrieb fünfzig persönliche - zärtliche, befremdete, bösartige - Porträts. Wenn er die Eurokraten nicht erträgt, dann flieht er. Er geht zu einem albanischen Dealer, taucht in der afrikanischen Nachbarschaft unter, folgt der Spur der Brüsseler Schaufenster-Huren bis an ihren bulgarischen Heimatort. Immer wieder kämpft er sich in die Europablase zurück. Er tändelt, er freundet sich mit einem unglücklichen polnischen Eurokraten an, ergründet das Erfolgsgeheimnis der Homosexuellen-Lobby und entdeckt in einem Tabaklobbyisten den glücklichsten Menschen der Welt. Am Ende kann er bestätigen: Eurokraten sind langweilig. Leidenfrosts Reportagen aber keineswegs.
Autorenporträt
Martin Leidenfrost, geboren 1972 in Niederösterreich, studierte Buch und Dramaturgie an der Wiener Filmhochschule und an der Filmhochschule Babelsberg. Drehbuchautor und freier Autor von Essays, Reportagen, Feuilletons und Kolumnen. Für seine Kolumnen erhielt er 2007 und 2015 den »Writing for CEE«-Preis. Martin Leidenfrost lebt und arbeitet im Burgenland. Im Picus Verlag erschienen die Kolumnenbände »Die Welt hinter Wien. Fünfzig Expeditionen«, »Brüssel zartherb. Fünfzig europäische Expeditionen« sowie »Expedition Europa. Fünfzig exzessive Selbstversuche«. 2018 erschien die Lesereise Graubünden. www.leidenfrost.net
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.10.2010

An Tontauben vorbeischießen

"Viel Glück", hat ein Freund ihm vor der Abreise nach Brüssel mitleidig zugerufen, "das ist der langweiligste Ort der Welt." Martin Leidenfrost, Niederösterreicher mit Wohnsitz im slowakischen Devínaka Nová Ves, ließ sich nicht beirren und zog für ein Jahr in die belgische Hauptstadt. Er verließ Brüssel nur hin und wieder, um einer Spur nachzugehen, die das skurrile Geflecht der europäischen Hauptstadt erklärt. Etwa um bulgarischen Prostituierten von der schäbigen Rue d'Aerschot in ihre trostlose Heimat zu folgen, mit flämischen Jägern auf dem Schießplatz Tontauben zu verfehlen oder Prager Euroskeptiker zu befragen. Die abenteuerlichsten Reisen aber unternahm er in der Stadt der achtzehntausend Beamten der Europäischen Kommission, dreitausendzweihundert Mitarbeiter des Europäischen Rats, der mehr als dreitausend Mitarbeiter des Europäischen Parlaments, zweitausendsiebenhundert freiberuflichen Dolmetscher, tausendvierhundert akkreditierten Journalisten und fünfzehnhundert Lobbyisten. Dass ihm auf den Ausflügen durch Beamtenflure, Eurokratenkantinen und Abgeordentenbüros die Umhängetasche inklusive der Notizen von Besuchen bei diversen Branchenlobbys gestohlen wird, ist nur eine Petitesse. Denn im Dschungel Brüssel drohen ganz andere Gefahren, von denen der Kolumnist und Essayist unerschrocken berichtet, zum Beispiel kongolesische Kaschemmen, in denen man sich eine Rauschvergiftung holt, schwul-lesbische Netzwerke, die mit dem Politisch-korrekt-Hammer designierte EU-Kommissare niederstrecken, oder die Sitte unter Brüssels Finnen, in der Sauna Bier zu trinken. Langeweile bekommt der Abenteurer nie, und schon gar nicht der Leser, der ihm staunend folgt.

ksi

"Brüssel zartherb. Fünfzig europäische Expeditionen" von Martin Leidenfrost. Picus Verlag, Wien 2010. 256 Seiten, gebunden, 19,90 Euro.

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