12,99 €
Statt 14,99 €**
12,99 €
inkl. MwSt.
**Preis der gedruckten Ausgabe (Broschiertes Buch)
Sofort per Download lieferbar
payback
0 °P sammeln
12,99 €
Statt 14,99 €**
12,99 €
inkl. MwSt.
**Preis der gedruckten Ausgabe (Broschiertes Buch)
Sofort per Download lieferbar

Alle Infos zum eBook verschenken
payback
0 °P sammeln
Als Download kaufen
Statt 14,99 €****
12,99 €
inkl. MwSt.
**Preis der gedruckten Ausgabe (Broschiertes Buch)
Sofort per Download lieferbar
payback
0 °P sammeln
Jetzt verschenken
Statt 14,99 €****
12,99 €
inkl. MwSt.
**Preis der gedruckten Ausgabe (Broschiertes Buch)
Sofort per Download lieferbar

Alle Infos zum eBook verschenken
payback
0 °P sammeln


  • Format: ePub

1 Kundenbewertung

Keine andere Kunstform hat Thomas Mann so sehr bewegt und bestimmt wie die Musik, angefangen bei den Opernbesuchen in der Kindheit bis hin zur Begegnungen mit großen Persönlichkeiten wie Bruno Walter oder Arnold Schönberg. Die Musik war für Thomas Mann zentraler Bestandteil der deutschen Kultur und dadurch mitverantwortlich für die große Katastrophe des 20. Jahrhunderts. Auf dieser Grundlage analysiert und beschreibt Hans Rudolf Vaget die Bedeutung der Musik im Werk Thomas Manns. Sei es in der Bewertung des deutschen Kunstlieds oder in der Auseinandersetzung mit Furtwängler, sei es Thomas…mehr

  • Geräte: eReader
  • ohne Kopierschutz
  • eBook Hilfe
  • Größe: 2.85MB
  • FamilySharing(5)
Produktbeschreibung
Keine andere Kunstform hat Thomas Mann so sehr bewegt und bestimmt wie die Musik, angefangen bei den Opernbesuchen in der Kindheit bis hin zur Begegnungen mit großen Persönlichkeiten wie Bruno Walter oder Arnold Schönberg. Die Musik war für Thomas Mann zentraler Bestandteil der deutschen Kultur und dadurch mitverantwortlich für die große Katastrophe des 20. Jahrhunderts. Auf dieser Grundlage analysiert und beschreibt Hans Rudolf Vaget die Bedeutung der Musik im Werk Thomas Manns. Sei es in der Bewertung des deutschen Kunstlieds oder in der Auseinandersetzung mit Furtwängler, sei es Thomas Manns Wagner-Bild oder die Zusammenarbeit mit Adorno - diese fundierte Studie bündelt kulturgeschichtliche Zusammenhänge und erschließt immer wieder neue Gänge durch das Werk Thomas Manns.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, CY, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, IRL, I, L, M, NL, P, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Hans Rudolf Vaget (geb. 1938) ist Professor of German Studies und Comparative Literature am Smith College (Northampton, Massachusetts). Schwerpunkte seiner Forschung sind Goethe, Wagner und Thomas Mann, zu denen er zahlreiche Arbeiten vorgelegt hat. Ehrungen: Thomas-Mann-Medaille (1994), Forschungspreis der Alexander von Humboldt Stiftung (2001), Fellow der American Academy Berlin (2012). Vaget ist Mitherausgeber der Großen kommentierten Frankfurter Ausgabe Thomas Manns und war von 2005 bis 2013 Mitherausgeber der Zeitschrift wagnerspectrum.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.12.2006

Deutschland einig Wunderland
Seelenzauber: Zwei Bücher über Thomas Mann und die Musik / Von Eckhard Heftrich

Zu dem durchaus überschaubaren Kreis der Granden der Thomas-Mann-Forschung zählt seit langem Hans R. Vaget. Den 1938 geborenen deutschen Germanistikstudenten zog es früh in die Vereinigten Staaten, wo er als Professor für deutsche Literatur und Komparatistik reüssierte. Zu seinem steten Interesse an Thomas Mann kam die immer intensivere Erkundung jener Musik, die schon Thomas Manns Leidenschaft und Leiden ausgemacht hatte. Zu erwarten war, daß Vaget seine weitverstreuten Aufsätze einmal zusammenführen werde.

Das nun vorgelegte Buch sprengt aber den Rahmen üblicher Sammelbände; und nicht nur, weil das bereits Publizierte ergänzt oder verändert wurde. Und auch nicht, weil es sich bei einem Drittel der insgesamt fünfzehn Kapitel um Erstveröffentlichungen handelt. Sondern, weil alle Beiträge nun als detailreiche Beweis-Facetten einer zentralen Interpretationsthese erscheinen. Sie läuft zwar unter der abgenutzten Titulatur "Mentalitätsgeschichte". Aber Vagets Experiment, eine von der Geschichtswissenschaft auf so ganz anderen Feldern entwickelte Praxis auf ein geistesgeschichtliches Individualobjekt zu übertragen, ist aller Aufmerksamkeit wert.

Wenn es von älteren Beiträgen heißt, sie seien "auf den neuesten Stand gebracht worden", so ist damit mehr gemeint als nur die Einbeziehung neuerer Diskurse samt jüngerer Sekundärliteratur. Es geht vielmehr darum, nachträglich die Einheit unter dem Primat des Generalthemas herzustellen. Das läuft nicht ohne Reibungen ab.

Da für Thomas Mann stets die Musik das Paradigma der Kunst, und das heißt natürlich: seiner eigenen, war, muß sich die Tragfähigkeit der auf ihn angewandten Theorie in der Neuinterpretation des seit Jahrzehnten traktierten Themas " . . . und die Musik" bewähren. Nach Vagets Überzeugung ist es in der Tiefenschicht kaum berührt worden, weil nicht erkannt wurde, daß Thomas Manns Werk die Musikidolatrie und deren so verhängnisvolle politische Folgen offenlegt. Er hatte sich dieser Vergötzung einmal selbst anheimgegeben, sie aber zu überwinden vermocht. Wagner erscheint als Zentralgestirn und zugleich als Stern des Unheils. "Seelenzauber mit finsteren Konsequenzen": So heißt es bereits im "Zauberberg" ebendort, wo der Bogen von Schubert zum Welteroberer Wagner gespannt, aber noch an Nietzsche als den zukunftsmächtigen Selbstüberwinder geglaubt wird. Da schon hier deutsche Seelen- und Geistesgeschichte sich spiegeln, muß ihre Offenbarung in dem vom Autor selbst zu seinem "Parsifal" erklärten "Doktor Faustus" zu finden sein.

Dem wird man nicht so einfach widersprechen mögen. Wohl aber stellen sich grundsätzliche Fragen, wenn das Werk von Thomas Mann so rigoros wie hier als "Mentalitätsgeschichte" gelesen und damit auch der alleingültige Maßstab für die Tauglichkeit bisheriger Interpretationen gesetzt wird. Tatsächlich sagt Vaget, es scheine an der Zeit zu sein, das Werk "aus seiner germanistischen Ghettoisierung herauszuführen und in den breiten Strom des fachübergreifenden Nachdenkens über Deutschland und seine Geschichte zurückzuholen". Die Beschleunigung im Wandel der Thomas-Mann-Forschung soll sich vor allem "in Folge der Neukonstitution Deutschlands als postklassischem Nationalstaat" ereignet haben.

Gewiß haben die Ereignisse von 1989/90 die Germanisten weder im Osten noch im Westen kaltgelassen. Zu einer Revision der davor gewonnenen Erkenntnisse über Thomas Mann bestand aber gewiß kein Anlaß, wenn diese Erkenntnisse in Erfahrungen wurzelten, die noch in den bewußt erlebten letzten Jahren des Hitlerreichs zu einer nie verblassenden politischen Sensibilisierung geführt hatten. Wenn nun das Werk zureichend allein vor dem Horizont der Geschichte der deutschen Mentalität erklärt werden kann, muß es selbst originäre, quasi objektive Mentalitätsgeschichte sein. Konsequenterweise macht Vaget daher Thomas Mann zum Großmeister der Mentalitätsgeschichte, natürlich avant la lettre, von Deutschland und den Deutschen. Und wiederum ist es nur konsequent, daß der das Leben und Werk resümierende Musik-Roman mit seinem "Nexus" von Musik und Geschichte ins Zentrum rückt.

Die Frage nach den "Beziehungen zwischen deutscher Musik und deutscher Identität" soll im neunzehnten Jahrhundert ein "beträchtliches Maß an metapolitischer Dringlichkeit" erhalten haben, um schließlich im zwanzigsten katastrophisch zu kulminieren. Darum habe Thomas Mann die politischen Konsequenzen sowohl der individuellen als auch der kollektiven Musikidolatrie im "Faustus"-Roman "manifest zu machen versucht". Versucht!? Doch wenig spricht dafür, daß hier ein Selbstzweifel Vagets hervorschimmert. Denn gerade die vielen Zitate sind, wie schon jene aus dem "Zauberberg", stets passend verkürzt. Bereits Settembrinis Parole, die Musik sei "politisch verdächtig", wird so zugeschnitten, daß die kontextuelle Ironie verdunstet, die der Figur des lungenkranken Fortschrittsrhetors erst den Sauerstoff zum Leben gibt. Gravierender noch, wenn zum Beispiel von Leverkühns "Bonmot", daß Kaisersaschern Weltstadt werden möchte, gesagt wird, das klinge distanzierter, als es von des Komponisten "eigener Gesinnung her gerechtfertigt werde", verfolge dieser doch "ein ähnliches Ziel, nämlich die musikalische Hegemonie". Dabei prophezeit Leverkühn hier, aus dem Traum von der Weltstadt Kaisers-aschern werde nichts.

Eine der von Thomas Mann nur dürftig übermalten Bruchstellen der tragenden "Faustus"-Konstruktion wird vollends unsichtbar gemacht, wenn die verkürzte Teufelsverheißung: "Du wirst führen, du wirst der Zukunft den Marsch schlagen" mit einer Bemerkung Schönbergs verbunden wird, der zufolge durch die Entdeckung der Dodekaphonie die Vorherrschaft der deutschen Musik für die nächsten hundert Jahre gesichert sei. Indessen gehört alles, was dem zitierten Halbsatz folgt oder ihm vorangeht, zum prekären Nietzsche-Komplex. Die "Buben", die auf den Namen dessen "schwören", der der Zukunft den Marsch schlägt, werden, sobald Thomas Mann Nietzsche eindeutiger "im Lichte unserer Erfahrung" herausstellt, kenntlich gemacht als jene Typen, die mit dem tragischen Philosophen dasselbe politische Spiel getrieben haben wie Hitler mit Bayreuth. Gestehen zu müssen, daß Wagner wie Nietzsche ihrer zukünftigen Verhunzung selber den Weg bereitet haben, hat den Autor des "Faustus" an beiden leiden lassen.

Der Riesenbau des "Faustus" ist auf dem noch dem Fin de siècle entstammenden Nietzsche-Fundament erwachsen. Auf eine gründliche Prüfung der Statik des Romans konnte Vaget sich nicht einlassen, ohne Gefahr zu laufen, auch auf Risse seiner mentalitätsgeschichtlichen Zuordnung zu stoßen. Nachdenklich stimmt die Gereiztheit der Reaktion auf Joachim Kaisers "Faustus"-Interpretation; aber auch etwa die Art, wie ältere, subtile Deutungen von "Zauberberg" und "Faustus", en passant und anonymisiert, zur bloßen Einflußphilologe herabgestuft werden. Denn auch sie stehen quer zu der mentalitätsgeschichtlichen Hypothese. Es bleibt doch sehr die Frage, ob bei der desaströsen Politik, die 1914/18 bereits ihre blutige Katastrophen-Orgie feierte, das Gewaber von der Suprematie der deutschen Musik wirklich ursächlich mitbestimmend oder doch nur ein Teil des ideologischen Begleitrauschens war.

Allen kritischen Anmerkungen zum Trotz - das Fazit des rezensierenden Kollegen lautet: Es handelt sich bei diesem Buch um die wohl bedeutendste Thomas-Mann-Publikation des vergangenen Jahrzehnts (von der Großen kommentierten Frankfurter Ausgabe, zu deren aktivsten Herausgebern Vaget gehört, einmal abgesehen); dies weniger wegen des großen Anregungs- und Provokationspotentials als vielmehr wegen der Präsenz einer nur in Jahrzehnten zu gewinnenden Fülle des Wissens.

Dem anhaltenden Mann-Boom ist es wohl zu verdanken, daß die Scripts einer sich über 26 Folgen hinziehenden Rundfunk-Sendereihe von 2005 nun auch gedruckt erschienen sind. Unbegreiflich ist, daß der Verfasser, Volker Mertens, die Gelegenheit nicht wahrgenommen hat, seine Kommentare noch einmal zu überprüfen. Denn nicht nur feiern längst dahingegangene Klischees hier en masse eine fröhliche Auferstehung. Schwerer noch wiegt die Menge von Fehlinformationen etwa folgender Art: "Die Episode vom unbeabsichtigten Bordellbesuch ist aus einem Brief Nietzsches entnommen." (Sie stammt freilich aus Paul Deussens späten "Erinnerungen an Nietzsche".) Wie Nietzsche "sieht Adrian ein Klavier und schlägt ein paar Töne darauf an. Es ist die Folge h e a e es, Haetera Esmeralda bedeutet sie. Sie wird wieder im letzten Werk Adrians auftauchen."

Hier nun muß man, um zu entdecken, was da durcheinandergeraten und falsch ist, nicht einmal die Sekundärliteratur bemühen. Es genügt, die einschlägigen Stellen im sechzehnten und im neunzehnten Kapitel des Romans aufzuschlagen. Für Hörer, deren Kenntnisse möglicherweise vor allem auf Verfilmungen und Fernsehen beruhen, kam es auf dergleichen nicht an, sie durften besten Gewissens ungetrübt den langen Originalzitaten und den schönen Musikbeispielen lauschen. Aber Studenten, die auch in Zukunft noch Seminararbeiten über das Musikthema schreiben werden, sollten bei der Benutzung des Buches einige Vorsicht walten lassen.

Hans Rudolf Vaget: "Seelenzauber". Thomas Mann und die Musik. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2006. 512 S., geb., 22,90 [Euro].

Volker Mertens: "Groß ist das Geheimnis". Thomas Mann und die Musik. Mit CD. Militzke Verlag, Leipzig 2006. 272 S., geb., 39,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.02.2007

Geheimnis und Seelenzauber
Zwei neue Bücher über Thomas Mann und die Musik
Groß ist das Interesse an Thomas Manns Beziehung zur Musik und das nicht erst, seit musikliebende Schauspieler das Grammophonkapitel nahe dem Ende des Romans „Der Zauberberg” mit dem Kapitel-Titel „Fülle des Wohllauts” für launige und belehrende Auftritte genutzt haben. Thomas Manns Musikleidenschaft durchzieht das Leben des Schriftstellers, von den ersten Wagner-Exerzitien im Lübecker Stadttheater mit einem ruckweise anschwimmenden Lohengrin-Schwan bis zu den späten unerquicklichen Auseinandersetzungen mit Arnold Schönberg um die im „Doktor Faustus” thematisierte Methode, mit zwölf Tönen zu komponieren, von der Schönberg so viel verstand; nur eines verstand er nicht: Spaß – wenn‘s um seine Priorität und Eigentumsrechte in musikalischen Dingen ging.
Da ausgerechnet der von Schönberg durchaus misstrauisch beäugte Theodor W. Adorno Thomas Mann als „wirklicher geheimer Rat” bei diesem Roman in Sachen Musik an der Seite stand, konnte der Ko-Exilant auf Milde nicht hoffen. Zwei Bücher sind jüngst erschienen, die sich dem Thema „Thomas Mann und die Musik” widmen.
Volker Mertens’ Buch durchschreitet in 25 Kapiteln den ganzen Parcours, wobei die Wagner-Leidenschaft Manns in allen ihren Facetten und Auf- und Abschwüngen einen roten Faden bildet. Mertens begibt sich auf einen Rundgang, bei dem der Leser sich keineswegs oberlehrerhaft an der Hand genommen fühlt von einem Autor, der als Germanist, Musikliebhaber und erfahrener Rundfunkmoderator besonders geeignet erscheint, alle vorhandene Gelehrsamkeit nicht bleischwer auf den Seiten lasten zu lassen.
Ins Geniehafte getrieben
Das Buch basiert auf einer vielteiligen Radioserie, und man merkt der Druckfassung diese Herkunft deutlich an, die im Vorwort auch keineswegs verschleiert wird: der Ton ist locker und unfeierlich. Thomas Mann kommt ausgiebig zu Wort, ebenso seine Freunde und Kontrahenten wie Bruno Walter und Hans Pfitzner, aber auch Bruder Heinrich, der dem Wagnerismus des Bruders seine Begeisterung für Puccini entgegenhielt, eine Duellkonstellation mit einigem Ungleichgewicht.
Man hört beim Lesen dieses Buches gewissermaßen die Stimmen verschiedener Sprecher und man hört, dank einer beigelegten CD, auch einige der Lieblingsaufnahmen Manns in jenen Interpretationen, die er in seinem gut gefüllten Plattenschrank hatte. Die Rundfunkherkunft des Buches hat aber auch ihren Preis, sagen wir besser die nicht konsequent genug redigierte und überarbeitete Rundfunkherkunft. Es gibt nicht nur Zitatwiederholungen in Fülle, sondern auch eine ganze Reihe von Faktenrepetitionen, die für den Rundfunkhörer, der eventuell eine Folge versäumt hat, höchst willkommen sein können, für den einigermaßen kontinuierlichen Leser eher hinderlich und aufhaltend sind.
Die Zitate sind oft lang, manchmal zu lang – was mit abwechselnden Sprecherstimmen im Radio zur Lebendigkeit beiträgt, ermüdet im Schriftbild deutlich rascher. Insgesamt rangieren Zitat und Paraphrase deutlich vor der Analyse. Der berüchtigte „Protest der Richard-Wagner-Stadt München” von 1933 wird in einer doch leicht eingeengten Perspektive gezeigt, wenn Mertens behauptet, dass die unterzeichnenden Musiker (zu ihnen gehörten Hans Pfitzner, Hans Knappertsbusch und leider auch Richard Strauss) sich nicht ganz zu Unrecht gegen Manns laienhafte Auffassung von Wagners Kunst in seiner Rede „Leiden und Größe Richard Wagners” empört hätten.
Dass Manns Wagner-Bild gerade in diesem fulminanten Text alles andere als laienhaft ist, darauf muss doch beharrt werden. Aber das war sicher nicht der Kern dieses Protestes, denn dieser bestand aus einer verderblichen Mixtur aus Nationalem, Völkischem, Antisemitischem (Mann hatte gewagt, im Zusammenhang mit Wagner auf Freud Bezug zu nehmen) und dezidiert Nationalsozialistischem, was, man will es hoffen, nicht allen Unterzeichnern ausreichend klar vor Augen stand.
Auch Thomas Manns von Nietzsche abgeleiteter und auf Wagner gemünzter Dilettantismus-Begriff wird von Mertens eher in seiner abwertenden Nuance begriffen als in seinen bewundernden Unter- und Obertönen, denn natürlich hat sich Mann selbst in durchaus höchstem Sinne auch als Dilettanten begriffen, als „mit höchster Willenskraft und Intelligenz ins Geniehafte getriebenen” Dilettanten. Es bleiben also Wünsche offen und Akzente und Beurteilungen angreifbar; dennoch kann das unterhaltsam formulierte Buch als Einführung in den Themenkomplex gute Dienste leisten.
Mehr als eine Einführung stellt hingegen Hans Rudolf Vagets Buch dar. Vaget darf als doppelt prädestiniert für dieses Unternehmen gelten: er ist ein eminenter Kenner des Werks wie der Wirkungsgeschichte Richard Wagners und einer der Herausgeber der kommentierten Frankfurter Thomas-Mann-Ausgabe. Sowohl bei Wagner wie bei Mann haben ihn immer schon die Konstellationen zwischen Musik und Literatur einerseits, der nationalen Identität andererseits interessiert und auch, wenn die meisten der hier vereinten Kapitel bereits früher publiziert wurden, kreisen sie doch alle näher und ferner um diesen zentralen Punkt. Vagets Buch kann insofern als willkommene Ergänzung zu Wolf Lepenies’ kürzlich erschienener Darstellung des Zusammenhanges von Kultur und Politik in der neueren deutschen Geschichte gelesen werden.
Mann hat sich mit keinem Komponisten so inständig auseinandergesetzt wie eben mit Richard Wagner, und dass sein tiefstes politisches Trauma, seine vereitelte Rückkehr nach Deutschland 1933, aufs engste mit jenem „Protest der Richard-Wagner-Stadt München” zusammenhing, daraus formiert sich das Zentrum dieses Buches. Vaget stellt präzise wie niemand zuvor die Geschichte und Vorgeschichte dieses Protestes dar; von dort zieht sich zu einem der Unterzeichner des Pamphlets, zu Hans Pfitzner eine deutliche Spur, die mit der in den „Betrachtungen eines Unpolitischen” manifesten Begeisterung Manns für dessen Oper „Palestrina” zusammenhängt (der kompositorische Rang Pfitzners wird von Vaget unterschätzt). Diese Begeisterung wiederum stellt das Buch in all ihren Facetten dar, wie auch das Komplementärphänomen der „Zeitgenossenschaft ohne Brüderlichkeit”, die Mann mit Richard Strauss verbindet, ein Kapitel, das zu den Höhepunkten der Darstellung gehört.
Bei Vaget wie bei Mertens wird übrigens die Anekdote aufgegriffen, dass der junge Hitler an der österreichischen Erstaufführung der „Salome” teilgenommen habe. Diese Behauptung basiert nur auf einer Äußerung des Komponistensohnes Franz und entbehrt der Wahrscheinlichkeit. Dass bei Thomas Mann alles mit allem zusammenhängt, auch in der Musikbegeisterung, verwundert nicht: wer den „Beziehungszauber” in seiner Prosa auf die Spitze getrieben hat, für den fügt sich auch hier vieles zusammen.
Die entscheidende Rolle des Freundes Bruno Walter für Manns Musikverständnis wird erstmals hinreichend deutlich, der eben ein Pfitzner-, aber kein Strauss-Verehrer war und der zeitlich weit vor Adorno der entscheidende musikalische Anreger und Experte für den Dichter war. Vaget kann auch deutlich machen, wie sehr Walter in München von antisemitischen Anfeindungen belästigt wurde, die er selbst in seinen Erinnerungen vertuscht hat.
Dass der „Doktor Faustus” in dem Zusammenhang dieses Buches eine zentrale Rolle spielt, ist nicht verwunderlich, aber auch hier gelingt es Vaget, neue Funken zu schlagen, wenn er etwa dem Leser klar machen kann, welche Bedeutung die französische Musik für Thomas Mann hatte, die Musik des 19. Jahrhunderts vor allem, speziell Berlioz. Von daher resultiert die verblüffende Äußerung Manns, dass er, wenn zum Musiker geboren, dirigieren würde wie Bruno Walter und komponieren, nein, nicht wie Wagner oder Pfitzner, sondern wie César Franck.
Tief ist der Brunnen der lebenslangen Musikpassion Thomas Manns. Vagets Darstellung ist noch nicht ganz die umfassende Darstellung dieses Themas in monographischer Form, aber solange es diese nicht gibt, ist sie jene, die diesem Ziel am nächsten kommt. JENS MALTE FISCHER
VOLKER MERTENS: Groß ist das Geheimnis. Thomas Mann und die Musik. Militzke Verlag, Leipzig 2006. 272 Seiten, 39,90 Euro
HANS RUDOLF VAGET: Seelenzauber. Thomas Mann und die Musik. S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2006. 512 Seiten, 22,90 Euro.
Wäre er zum Musiker geboren worden, er hätte komponieren wollen wie César Franck. Thomas Mann, 1932. Foto: Bernhard Megele
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Alles in allem sehr aufschlussreich findet der Rezensent Manfred Koch diese Studie, die sich mit dem Verhältnis Thomas Manns zur Musik auseinandersetzt. Ja, mehr noch, in diesem Verhältnis eine Auseinandersetzung mit der verhängnisvollen Nationalprojektion der Deutschen erkennt. Thomas Mann kannte den Rausch der Musik - in Wagner am eindrucksvollsten verkörpert - und erkannte spät, aber dann umso deutlicher die Gefahr, die darin liegt, sich kollektiven Verschmelzungsorgien zu überlassen. Vagets mentalitätsgeschichtliche Lesart des "Doktor Faustus", die den Roman eher als Antizipation denn als schlichte Allegorie der Barbarei begreift, kann den Rezensenten überzeugen. Umso erstaunlicher findet er freilich die Tatsache, dass etwa die mentalitätsgeschichtlich so bedeutende Rolle des Protestantismus im Vergleich dazu viel zu wenig beleuchtet wird.

© Perlentaucher Medien GmbH