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***Die ganze Geschichte von Aufstieg und Schicksal der Familie Anne Franks über drei Jahrhunderte, erzählt auf der Grundlage tausender unbekannter Briefe und Dokumente*** Sommerfrische hoch über dem Silser See in den Schweizer Bergen: Alljährlich traf sich hier die Familie Frank, die sonst über ganz Europa verstreut war. Noch Anne Franks Ururgroßvater hatte als kleiner Junge in der engen Frankfurter Judengasse leben müssen, doch schon eine Generation später wurde ein Vorfahr Anne Franks zum ersten jüdischen Professor in Deutschland berufen. Ihre Großmutter Alice führte als Bankiersgattin ein…mehr

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Produktbeschreibung
***Die ganze Geschichte von Aufstieg und Schicksal der Familie Anne Franks über drei Jahrhunderte, erzählt auf der Grundlage tausender unbekannter Briefe und Dokumente*** Sommerfrische hoch über dem Silser See in den Schweizer Bergen: Alljährlich traf sich hier die Familie Frank, die sonst über ganz Europa verstreut war. Noch Anne Franks Ururgroßvater hatte als kleiner Junge in der engen Frankfurter Judengasse leben müssen, doch schon eine Generation später wurde ein Vorfahr Anne Franks zum ersten jüdischen Professor in Deutschland berufen. Ihre Großmutter Alice führte als Bankiersgattin ein weltoffenes Haus in Frankfurt, bis die Familie nach London, Basel und Amsterdam übersiedelte, das dann zum Schicksalsort der Familie werden sollte. Der letzte lebende Verwandte Anne Franks, der sie persönlich kannte, ihr Cousin Buddy Elias, wurde schließlich berühmt als Eiskunstläufer und Schauspieler. Wie durch ein Wunder haben zahllose Briefe, Dokumente und Fotos der Familie Frank auf dem Dachboden des Hauses in der Baseler Herbstgasse überlebt und wurden dort vor einiger Zeit entdeckt - ein Sensationsfund. Die wunderbare Erzählerin Mirjam Pressler hat daraus die so einzigartige wie exemplarische Geschichte der deutsch-jüdischen Familie Frank zusammengefügt, die sich liest wie ein großer schicksalhafter Familienroman.

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Autorenporträt
Mirjam Pressler, geboren 1940 in Darmstadt, besuchte die Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt am Main und lebte als Übersetzerin und Schriftstellerin in der Nähe von München. Sie ist die Übersetzerin des Tagebuchs der Anne Frank, hat eine Biographie Anne Franks veröffentlicht (>Ich sehne mich so. Die Lebensgeschichte der Anne Frank<) und mit großem Erfolg insgesamt fast vierzig Bücher publiziert. Mirjam Pressler ist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden, so u.a. 1995 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis für >Wenn das Glück kommt, muss man ihm einen Stuhl hinstellen<, 2001 mit der Carl-Zuckmayer-Medaille für Verdienste um die deutsche Sprache, 2002 mit dem Deutschen Bücherpreis (Kinderbuch) für >Malka Mai<, 2004 mit dem Deutschen Bücherpreis für ihr literarisches Lebenswerk, 2010 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis Sonderpreis Gesamtwerk und 2015 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse sowie dem Internationalen Literaturpreis in der Kategorie Übersetzung. 2019 ist Mirjam Pressler in Landshut verstorben. Literaturpreise: Shortlist Hans Christian-Andersen-Preis 2016 Gerti Elias, geboren 1933 in der Steiermark, wuchs in Österreich auf. Ausbildung zur Schauspielerin, Engagements an großen Bühnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz; 1965 Heirat mit Buddy Elias; Ausstellungen als Malerin; 1986 Übersiedelung nach Basel, wo sie das Antiquitätengeschäft von Leni Elias übernahm; Mitglied im Stiftungsrat des Anne-Frank-Fonds, Betreuung des Anne-Frank-Ethik-Lehrstuhls. Entdeckung der mehr als zehntausend Dokumente, Briefe und Fotos auf dem Dachboden des Elternhauses von Buddy Elias und deren zweieinhalbjährige Dokumentation, Transkription und Aufarbeitung; 2007 Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Basel.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.10.2009

Ein ganz normales Mädchen
Auf einem Dachboden gefundene Dokumente, Briefe und Fotos erzählen die Geschichte von Anne Franks Familie
Es kamen keine Nachrichten mehr in die Herbstgasse, weder aus London noch aus Amsterdam, stattdessen Berichte von Deportationen niederländischer Juden in die berüchtigten Lager im Osten . . . In der Herbstgasse erfuhren sie nichts von Otto, Edith und den Kindern, aber sie kannten Otto, wussten, wie umsichtig und vorausschauend er war. Wenn jemand es schaffen würde, sich und seine Familie in Sicherheit zu bringen, dann war es Otto.” Doch so war es nicht. Otto Frank wurde mit seiner Familie im Versteck verraten, als Einziger überlebte er die Konzentrationslager. Das Los der Familie steht für die Millionen jüdischen Opfer. Die jüngere Tochter hat über diese Zeit ein berühmtes Buch geschrieben: „Das Tagebuch der Anne Frank”, das seit seinem Erscheinen Millionen Menschen berührt, die die Verfasserin als Ikone verehren. Dabei gerät in Vergessenheit, dass sie vor dieser Schreckenszeit das Leben eines normalen Mädchens und Kindes geführt hat.
Die Franks waren Mitglieder einer großen jüdischen Familie, die eng miteinander verbunden waren. Davon zeugen die 6000 Briefe, die Gerti Elias, die Frau von Anne Franks Cousin Buddy auf dem Dachboden ihres Hauses in der Basler Herbstgasse fand und die sich jetzt als Leihgabe im Archiv des „Anne Frank Stichting” in Amsterdam befinden. Sie dienen als Grundlage der Familienbiographie, die Mirjam Pressler nun verfasst hat. Sie hat diese Briefflut in drei große historische Abschnitte geordnet, in dem jeweils ein Familienmitglied im Mittelpunkt steht. Sie entwirft so eine Geschichte des jüdischen Bürgertums in Deutschland vom 19. Jahrhundert bis zum Exitus unter den Nationalsozialisten und dem Neuanfang nach dem Krieg.
Die Aufzeichnungen und Briefe beginnen mit Annes Großmutter Alice Frank, die an ihrem 70. Geburtstag 1935 in einem langen Brief ihren Kindern ihr
Leben erzählt. Erinnerungen an die Vorfahren, die seit Jahrhunderten in Frankfurt lebten. Urgroßvater Elka Juda Kahn wuchs noch in der Judengasse auf, in
der die jüdischen Bewohner bis Anfang des 18. Jahrhunderts zwangsweise lebten,bis sich unter den Edikten von
Napoleon die Lage für sie besserte.
Viele Briefe erzählen von Alices Kindheit und der Zeit als bürgerlich wohlhabender Ehefraueines erfolgreichen Kaufmanns, später aber von den Schwierig-
keiten, als Witwe die Geschäfte weiterzuführen.
Immer wieder werden die Erinnerungen von Alice unterbrochen von ihren Gedanken über die gegenwärtige gefährliche Situation für die Familie, die jüdischen Freunde und Verwandten. Es fällt ihr schwer, sich in Basel, im Haus ihrer Tochter Leni, einzuleben, denn der Crash der Familienbank und die politischen Verhältnisse unter den Nazis zwangen sie, Frankfurt zu verlassen. Die Familie wird über Europa verstreut. Otto zieht nach Amsterdam und versucht einen beruflichen Neustart. Um ihn, seine Frau und die Töchter, von denen sie all die Jahre liebevolle Briefe erhält, macht sich Alice zunehmend Sorgen, besonders als der Krieg beginnt und die Familie auch in der Schweiz Schreckensnachrichten über die Schicksale der Juden bekommt.
Schlimme Geburtstage
„Besonders schlimm ist es an den Geburtstagen . . .Wenn Leni später zu ihr kommt, hält ihr Alice ein Foto entgegen und sagt am 12. Juni 1943: ,Anne wird heute vierzehn. Wie sie jetzt wohl aussieht?‘ . . . Oder sie hält am 16. Februar 1943 Margots Foto in der Hand und sagt: ,Margot wird heute siebzehn. Als ich so alt war, bin ich in Konzerte und Theater gegangen und hatte schon viele Verehrer‘. . . ,Es kann nicht mehr lange dauern‘, sagt Leni dann . . . ,bestimmt sind wir nächstes Jahr wieder alle zusammen‘. ,Das hast du schon letztes Jahr gesagt, und vor zwei Jahren auch‘, sagt Alice und fängt an zu weinen.‘”
Lenis Persönlichkeit rückt im zweiten Teil der Familienbiographie in den Mittelpunkt. In ihren Briefen zeigt sich ein heiteres, sorgloses Kind, später eine kapriziöse junge Frau, die wenig vom politischen Geschehen mitzubekommen scheint. Aber als sie mit der Großfamilie in der Schweiz lebt, wird sie auf einmal vor die Aufgabe gestellt, für deren Unterhalt zu sorgen, denn ihr Mann Erich Elias verliert als Jude seine Stelle bei einer Schweizer Firma und findet als inzwischen Staatenloser keine neue Arbeitsmöglichkeit. Es sollte bis 1952 dauern, bis er für sich, seine Frau und die beiden Söhne die Einbürgerungsurkunden erhält. Ihr Haus in Basel wird das Ziel für zahllose jüdische Emigranten, sie erfahren von unglaublichen Leidenswegen, und schließlich erhalten sie auch Gewissheit über das Schicksal der Familienangehörigen in Amsterdam.
Als Otto seine Mutter und seine Geschwister endlich nach dem Krieg in der Schweiz wiedersieht, erzählt er von Annes Tagebuch, das ihn so erschüttert, dass er es veröffentlichen will. Später bekennt er Buddy, seinem Neffen, dem Sohn von Leni: „Das Buch ist jetzt ein halbes Jahr auf dem Markt, und ich bekomme immer wieder Briefe von Menschen, vor allem von jungen Menschen, die Annes Tagebuch gelesen haben und mir schreiben, wie sehr es sie berührt hat. Es habe ihr Leben verändert, schrieben sie. Und ich beantworte jeden Brief. Ich begreife das als Auftrag, in Annes Sinn zu einem besseren Verständnis der Menschen untereinander beizutragen . . . Das ist das einzige, was ich jetzt noch für sie tun kann.” Buddy Elias führt diesen Auftrag heute in Basel, als Leiter des Anne Frank-Fonds, weiter. Von ihm, der als Schauspieler unter dem Namen Elias Frank lange Zeit Theater spielte, erzählt die Biographie am Schluss. Im Kontext zum Tagebuch wird das Bild der Anne Frank wieder lebendig.
ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
MIRJAM PRESSLER (unter Mitarbeit von Gerti Elias): Grüße und Küsse an alle. Die Geschichte der Familie von Anne Frank. Mit 100 Fotos und Faksimiles. S. Fischer Verlag, Frankfurt 2009. 400 Seiten, 22,95 Euro. Das Buch ist vom 13. Oktober an im Buchhandel erhältlich.
Ein heiteres und sorgloses Kind war Leni Frank (1893–1986), die Schwester von Anne Franks Vater – hier ihr Porträt im Alter von etwa fünf Jahren. Jürgen Bauer
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.10.2009

Lebenszeichen aus Amsterdam

Mirjam Pressler hat einen dokumentarischen Roman über Anne Frank und ihre Familie geschrieben. Er erzählt vom Schrecken der Verfolgung, aber auch von der Hoffnung bis zuletzt.

Von Hans Riebsamen

Anne Frank ist die weltweit bekannteste Frankfurterin. Ein eigenes Grab blieb dem Mädchen aus Frankfurt, dessen Tagebuch Millionen Leser gefunden hat, versagt. Im März 1945 wurden ihre Leiche und die ihrer Schwester Margot im KZ Bergen-Belsen wohl in einem Massengrab verscharrt. An der Mauer des alten jüdischen Friedhofs an der Battonnstraße hat Annelies Marie Frank mit 11 132 anderen ermordeten Frankfurter Juden ein symbolisches Grab gefunden.

Anne Frank hat nur vier Jahre in Frankfurt gelebt. Als sie Ende 1933 mit ihrer Schwester und ihrer Mutter zur Großmutter Rosa Holländer nach Aachen und später zum schon vorher emigrierten Vater nach Amsterdam zog, war damit die Geschichte eines alten Frankfurter Geschlechts aus der Judengasse beendet. Mirjam Pressler, die sich kürzlich mit einer neuen Übersetzung von Annes Tagebuch Verdienste erwarb, hat jetzt die Geschichte der Familie von Anne Frank in einer Art dokumentarischem Roman niedergeschrieben. Ihr anrührendes Werk "Grüße und Küsse an alle" ist zur Buchmesse beim Verlag Fischer erschienen.

Elkan Judah Cahn, den man als Frankfurter Stammvater der Familie bezeichnen kann, hat noch in der Judengasse gelebt. Nachdem diese 1796 durch französische Truppen beschossen worden und teilweise abgebrannt war, siedelten sich viele Juden in der Stadt an. Elkan Judah Cahn etwa wohnte an der Langestraße, später kaufte er sich ein Haus an der Hochstraße. Seine Enkelin Alice, die Großmutter Anne Franks, hat den Bankier Michael Frank geheiratet, dessen Familie aus Landau in der Pfalz stammte.

Diese Alice ist in den Jahren der nationalsozialistischen Verfolgung der Mittelpunkt der Familie gewesen, im Exil in Basel hat sie die Franks zusammengehalten, soweit dies in jener schwierigen Zeit möglich gewesen ist. Ihre Heimat war Frankfurt, die Stadt ihrer Kindheit, ihrer Jugend, ihrer Jahre als Ehefrau und Mutter. Freiwillig wäre sie nie aus Frankfurt weggezogen. Doch die Situation wurde für sie und ihre vier Kinder gegen Ende der Weimarer Republik immer schwieriger. Die Bank, die ihr Mann Michael gegründet hatte, war nach dem Börsenkrach vom Oktober 1929 kaum mehr handlungsfähig.

Ihr Schwiegersohn Erich Elias, der mit ihrer Tochter Leni (Helene) verheiratet war, zog als Erster die Konsequenzen und ging 1929 in die Schweiz, wo er eine Vertretung der deutschen Geliermittel-Fabrik Opekta aufbaute. Er hat Otto Frank, dem Vater Annes, 1933 das Angebot verschafft, für die Opekta eine Filiale in Amsterdam zu gründen. Dort, im Hinterhaus dieser Firma, hat sich die Familie Frank mehr als zwei Jahre lang versteckt und Anne ihr berühmtes Tagebuch geschrieben.

Viele Abende lang hat Alice Frank mit ihren Söhnen Otto und Robert, die nach dem Ausscheiden des dritten Bruders Herbert das Frankfurter Bankhaus weiter betrieben, darüber diskutiert, ob die Familie in Frankfurt bleiben könne. Die Zeichen der Gefahr mehrten sich: 1931 kündigte der antisemitische Hauseigentümer Otto Frank die Wohnung am Marbachweg; Otto, seine Frau Edith und die beiden Mädchen Margot und Anne zogen in die Ganghoferstraße. Ein gutes Jahr später gaben sie die neue Wohnung auf und quartierten sich, um Geld zu sparen, bei Annes Großmutter Alice in der Mertonstraße ein.

Als nach der Kommunalwahl 1933 der jüdische Oberbürgermeister Ludwig Landmann unter Drohungen zum Rücktritt und zur Flucht erst nach Berlin und dann nach Holland genötigt wurde und der Nationalsozialist Friedrich Krebs erster Mann der Stadt wurde, sahen die Franks keine Zukunft mehr für sich in Deutschland. Verstärkt wurde ihr Pessimismus dadurch, dass Annes Schwester Margot in der Schule gezwungen werden sollte, mit anderen jüdischen Mädchen auf einer separaten Bank hinten im Klassenzimmer zu sitzen.

Seinem Neffen Buddy Elias, dem heute einzigen noch lebenden Verwandten, der Anne gekannt hat, erzählte Otto Frank mehrfach, wie die Entscheidung zur Emigration gefallen sei. Vom Fenster der Bank aus habe er, Otto, SA-Leute vorbeimarschieren sehen, die sangen: "Und wenn das Judenblut vom Messer spritzt, ei da geht's noch mal so gut." Mit dem Verkauf des Hauses an der Mertonstraße an einen lothringischen Kaufmann hat Großmutter Alice die Brücken abgebrochen, am 21. September 1933 verließ sie die Stadt und zog zu Tochter Leni nach Basel.

Der erste erhalten gebliebene Brief Annes an die Großmutter kam zu Alices Geburtstag am 20. Dezember 1938 aus Amsterdam in die Baseler Herbstgasse 11. "War Chanuka auch bei euch gewesen, bei uns wohl und es gab viel zu snoepen (schlecken)." Der Brief war noch in deutscher Sprache verfasst, später schrieb Anne in Niederländisch. Im Sommer 1941 vermeldet sie nach Basel: "Ich habe kaum Gelegenheit, braun zu werden, weil wir nicht ins Schwimmbad dürfen, das ist sehr schade, aber nicht zu ändern." Die Ausgrenzung der Juden war auch in den Niederlanden in vollem Gange.

Vor dem Untertauchen im Hinterhaus kommt Ende Juli 1942 ein letztes Lebenszeichen der Familie Frank aus Amsterdam. "Liebste Lunni", so redet Otto Frank seine Schwester Leni an, "wir gratulieren Dir alle schon heute zu Deinem Geburtstag." Einem Geburtstag, der freilich erst im September zu feiern gewesen wäre. Annes Vater hat wohl schon gewusst, dass er mit der Familie demnächst in das vorbereitete Versteck ziehen wird, und schickt deshalb noch einen letzten Gruß. "Daß wir mit der I. (Mutter Alice) und den Ihren nicht mehr korrespondieren können, ist bedauerlich, lässt sich aber nicht ändern." An diesem Satz wird sich die Verwandtschaft in Basel in der nun folgenden nachrichtenlosen Zeit festhalten. Er wird als Hinweis darauf gedeutet, dass die Franks untergetaucht sind. Die Hoffnung wird bestärkt durch einen Brief von Johannes Kleiman vom Mai 1943. Der holländische Freund Ottos und damalige Geschäftsführer der Opekta schreibt einen scheinbar rein geschäftlichen Brief, in dem aber ein persönlicher Satz auftaucht: "Unsere Kleine ist inzwischen so groß wie meine Frau." Kleiman hatte aber gar keine kleine Tochter. In Basel wertet man diese Formulierung als versteckten Hinweis auf Anne und Margot.

Die Ungewissheit über das Schicksal der Franks in Amsterdam endet für die Angehörigen in Basel auch mit der Kapitulation Deutschlands nicht. Denn die Post und Telefonverbindungen sind noch lange unterbrochen. Im Juni 1945 erreicht die Verwandten in Basel ein Brief Ottos, geschrieben am 15. Mai auf dem neuseeländischen Dampfer "Monowai", der ihn, den von den Russen befreiten KZ-Häftling, von Odessa nach Marseille gebracht hat. Vater Frank weiß, dass seine Frau Edith Auschwitz nicht überlebt hat. "Meine ganze Hoffnung sind die Kinder", schreibt er den bis dahin ahnungslosen Familienmitgliedern in Basel. "Ich klammere mich an die Überzeugung, dass sie am Leben sind und wir bald wieder zusammen sein werden." Erst jetzt wurde Großmutter Alice und den anderen klar, dass Otto und seine Familie in Auschwitz gewesen waren.

Am 18. Juli 1945 fand Otto Frank heraus, dass seine beiden Mädchen tot waren. Auf Listen des Roten Kreuzes entdeckte er hinter den Namen Margot Betti Frank und Anneliese Marie Frank ein Kreuz. Lien Brilleslijper und ihre Schwester Janni waren Anne und Margot in Bergen-Belsen begegnet. Anfang März 1945 fanden sie die beiden in der Krankenbaracke. Margot habe nur noch flüstern können, berichten die beiden Freundinnen Vater Otto Frank. Auch Anne habe hohes Fieber gehabt, sei aber freundlich und lieb gewesen. Sie habe gesagt: "Margot wird gut schlafen, und wenn sie schläft, brauche ich nicht mehr aufzustehen." Einige Tage später war die Pritsche leer. "Wir fanden sie hinter der Baracke, wickelten ihre dünnen Körper in eine Decke und trugen sie zu einem Massengrab", berichten die Brilleslijper-Schwestern dem Vater.

Als die Nachricht in der Herbstgasse in Basel eintrifft, sind die Angehörigen, die bis dahin gehofft hatten, Anne und Margot würden noch leben, fassungslos. Leni versucht ihre Mutter zu trösten: "Du hast doch immer gepredigt, man müsse den Blick auf die Zukunft richten." Alice Frank fragt: "Welche Zukunft?"

Mirjam Pressler: "Grüße und Küsse an alle. Die Geschichte der Familie von Anne Frank". Fischer-Verlag, 22,95 Euro. Am nächsten Donnerstag stellt die Autorin das Buch um 20 Uhr im Literaturhaus Frankfurt, Schöne Aussicht 2, vor. Zu Gast sind Buddy Elias, Anne Franks Cousin, und seine Frau Gerti.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Eingenommen ist Rezensentin Renate Wiggershaus von Mirjam Presslers generationenübergreifender Familiengeschichte der Familie Frank. Sie würdigt die Autorin als intensive Kennerin Anne Franks und ihres schmalen Werks. Die Möglichkeit zu der vorliegenden Familiengeschichte ergab sich laut Wiggersghaus durch einen neuen Fund von Tausenden von Briefen, Dokumenten und Fotos der Familie. Pressler nutze das Material nicht nur für "ausführliche, Authentizität stiftende Zitate", sondern auch als "Inspirationsquelle". Gebannt folgt die Rezensentin etwa der Geschichte von Anne Franks Großmutter Alice. Sie bescheinigt der Autorin "viel Empathie und Sachkenntnis". So bietet "Grüße und Küsse an alle" in ihren Augen ein lebendiges Bild vom Leben mehrerer Generationen einer weit verzweigten deutsch-jüdischen Familie.

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