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Zu Fuß zum Meer, die Feder im Gepäck. Eine der erstaunlichsten Reisen unserer Zeit!An einem verregneten Dezembertag macht sich der 18jährige Patrick Leigh Fermor zu Fuß, quer durch Europa, nach Konstantinopel auf. In dem Jahr, in dem Hitler an die Macht kommt, wandert der vielseitig interessierte junge Mann durch Wiesen und Wälder, verschneite Städte und die Salons der guten Gesellschaft. Er macht Bekanntschaft mit Handwerkern, Arbeitern und Direktoren, er nächtigt in ärmlichen Hospizen, Scheunen und auf märchenhaften Schlössern. Mit wachem Geist nimmt er nicht nur die Schönheit der…mehr

Produktbeschreibung
Zu Fuß zum Meer, die Feder im Gepäck. Eine der erstaunlichsten Reisen unserer Zeit!An einem verregneten Dezembertag macht sich der 18jährige Patrick Leigh Fermor zu Fuß, quer durch Europa, nach Konstantinopel auf. In dem Jahr, in dem Hitler an die Macht kommt, wandert der vielseitig interessierte junge Mann durch Wiesen und Wälder, verschneite Städte und die Salons der guten Gesellschaft. Er macht Bekanntschaft mit Handwerkern, Arbeitern und Direktoren, er nächtigt in ärmlichen Hospizen, Scheunen und auf märchenhaften Schlössern. Mit wachem Geist nimmt er nicht nur die Schönheit der Landschaften wahr, sondern erahnt das Heraufziehen des Sturms. In seiner poetischen und präzisen Sprache erzählt Patrick Leigh Fermor von Menschen und Begegnungen, Landschaften und Orten im Europa vor dem Krieg. Er läßt vor unserem inneren Auge noch einmal das alte Europa erstehen, das wenige Jahre später endgültig in Schutt und Asche versinkt.-

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, D ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Patrick Leigh Fermor, 1915 geboren, unternahm 1933 als achtzehnjähriger eine legendäre Reise zu Fuß von Rotterdam nach Constantinopel. Im Zweiten Weltkrieg kämpfte er als Verbindungsoffizier in Griechenland und auf Kreta gegen die deutsche Besatzung. Er reiste in die Karibik, wo sein erster und einziger Roman entstand. In der englischsprachigen Welt als Reiseschriftsteller hochgeachtet, lebt er heute in Griechenland, in einem Haus, das er selbst entworfen und gebaut hat.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.02.2006

Ich will zurück auf die Straße
Mit achtzehn: Patrick Leigh Fermors Reisen durch Europa

Ein Buch, dessen Protagonisten man so sehr beneidet, daß man auf der Stelle mit ihm tauschen will, liest sich mit der Leichtigkeit der Begeisterung und dem Schwermut der Sehnsucht. Jeder, der einen Funken Fernweh im Leib hat, beneidet Patrick Leigh Fermor - um seinen Mut, seine Tollkühnheit und um die Erlebnisse, die er dafür als Lebenserfahrungslohn erhielt. Fermor hatte eine wilde Jugend, eine unruhige Schulzeit, die Familie war kein Rückhalt, eine Karriere keine Verlockung, also beschloß er im Alter von achtzehn Jahren, nach Konstantinopel zu wandern, immer an Rhein und Donau entlang. Ein Pfund pro Woche als Reisegeld, ein Bändchen Horaz als Reiselektüre, dazu Rucksack, Wanderstab und Tagebuch: So verläßt er an einem eisgrauen Dezembertag des Jahres 1933 London. Er sollte es erst vier Jahre später wiedersehen.

Vierundvierzig Jahre nach seinem Aufbruch hat Fermor seine Reise in einer Trilogie beschrieben, deren erster, jetzt auf deutsch veröffentlichter Teil die Wanderschaft durch die Niederlande, Deutschland, Österreich und Tschechien bis zur ungarischen Grenze umfaßt; der zweite Band soll im nächsten Jahr auf deutsch erscheinen, an einem dritten arbeitet der neunzigjährige Fermor derzeit.

Vier Monate lang ist er im ersten Band unterwegs, meistens zu Fuß, manchmal auf Flußschiffen oder Lastwagen, wenn das Wetter allzu schaurig wird. Er übernachtet in Gasthäusern, Nachtasylen, Polizeistationen, Jugendherbergen, aber auch in Schlössern dank Empfehlungsschreiben und wohlwollender Gönner. Fermor schreibt zwar, er sei "Pilger, Wallfahrer, Ritter oder Held", doch er ist weder ein Huckleberry Finn noch ein Don Quijote, sondern ein neugieriger, aufgeweckter, gebildeter Junge auf seiner ganz eigenen "Grand Tour", die ihn nicht auf der klassischen Route nach Süden, sondern nach Südosten führt. Seine geistigen Reisebegleiter sind Byron und Winckelmann, und es ist kein Zufall, daß er hartnäckig von Konstantinopel oder Byzanz spricht, obwohl die Hüterin des Bosporus zu jener Zeit schon Istanbul hieß. Auch muß Fermor keine wirklichen Abenteuer bestehen, keine Notsituationen oder Existenzkrisen meistern. Immer wieder wird er eingeladen, verköstigt, weitergereicht - eine Erfahrung, die jeder kennt, der so jung wie er allein unterwegs gewesen und kaum irgendwo auf Mißtrauen gestoßen ist, weil niemand einem Schlechtes unterstellt; das ist das Privileg des Milchgesichts.

Es ist eine Wanderschaft durch eine Welt, die zu großen Teilen in Trümmern versunken ist, ein Opfer von Wahn und Krieg. Fermor schwärmt von Rotterdam, einer "wunderschönen Stadt", die im Bombenhagel unterging, und schreibt wehmütig: "Hätte ich das geahnt, wäre ich länger geblieben." Die Politik aber spielt keine Hauptrolle, Achtzehnjährige haben anderes im Kopf. Der Brite erschreckt sich über SA-Aufmärsche, registriert das Klima der Angst und die Verzagtheit der Nazi-Gegner, die schon nicht mehr die Stimme zu erheben wagen. Doch er zeichnet nicht das Bild Deutschlands im Schicksalsmoment der Gleichschaltung, sondern das Panorama eines gastfreundlichen, lebenslustigen, sympathischen Landes, das gerne singt, noch lieber ißt und am liebsten trinkt. In bester Erinnerung sind ihm die feuchten Abende mit Flußschiffern in den Spelunken von Köln, die warmherzigen Begegnungen mit bettelarmen Bauern oder die Partys in der sturmfreien Wohnung zweier höherer Töchter in Stuttgart.

Fermor, der zum Vorbild einer ganzen Garde von Reiseschriftstellern werden sollte, allen voran Chatwin und Theroux, sieht in Deutschland eher den geschichtsgetränkten Boden als die bedrohliche Gegenwart. Er rollt in Ulm beim Blick vom Münster den Dreißigjährigen Krieg auf, ist gefesselt von der Zeit Kaiser Maximilians I. und Karls V., die er zum "Goldenen Zeitalter" Deutschlands erklärt, und erkennt im Landsknecht das Symbol dieser Epoche. Das wirkt mitunter arg gelehrt und gesetzt. Viel besser ist Fermor ohnehin in den seltenen Momenten, in denen er sich gedankenlos ins Leben stürzt und es mit trockenen Humor beschreibt, etwa die fetten Zecher im Münchner Hofbräuhaus, deren Backen mit Fahrradpumpen aufgeblasen zu sein scheinen, und die Kellnerinnen, deren Statur ihn an Ringer erinnert.

Doch genau darin liegt das Dilemma des Buches: Fermor kann die Distanz von mehr als vierzig Jahren nicht leugnen, und er will es auch gar nicht. Er stützt sich zwar auf seine Tagebuchnotizen, aber aus ihnen spricht jetzt die Stimme eines welterfahrenen, lebensweisen Mannes. Das tut dem Text oft genug gut, denn es bremst das spätpubertäre Pathos des Achtzehnjährigen. Wenn man sich durch die wenigen Passagen aus dem Originaltagebuch müht, die Fermor als eine Art Leseproben einflicht, ist man froh, nicht vierhundert Seiten Jugendliteratur lesen zu müssen. Der Preis dafür ist allerdings hoch: der Verlust von Lebendigkeit und Unmittelbarkeit. Man ist nicht wirklich mit dem Achtzehnjährigen in einem umstürzenden Europa unterwegs, sondern läßt sich dessen Wanderschaft vom zweiundsechzigjährigen Reiseschriftsteller erzählen, der sich immer noch nicht für Politik interessiert, statt dessen gerne französische und lateinische Redewendungen in den Text streut, zu historischen Exkursen über Hannibal oder die Hunnen ansetzt und den Bogen von deutschen Duodezfürsten zum sagenhaft reichen Nizam von Hyderabad schlägt.

Das Ganze geschieht in einem Strom von Worten, keinem Rinnsal, sondern einem großen, breiten Fluß, so groß und breit wie die Flüsse, die Fermor auf seiner Wanderschaft begleiten. In ihnen schwimmen Schwärme von Adjektiven, Alliterationen und Metaphern, es rauscht von Strudeln der Pathetik und Phantasie, etwa wenn ein Leichenstein im Augsburger Dom beschrieben wird: "Ein Stück weiter war aus dem offenen Mund eines adlernasigen Eiferers, hohlwangig und hohläugig, das Todesröcheln beinahe zu hören." Und das sind die Momente, in denen man Patrick Leigh Fermor abermals beneidet, weil in ihm das Feuer der ungestümen, jugendliche Begeisterung, das Lodern des Großartigen auch nach vierzig Jahren noch immer nicht erloschen ist.

JAKOB STROBEL Y SERRA

Patrick Leigh Fermor: "Die Zeit der Gaben". Reisebeschreibung. Aus dem Englischen übersetzt von Manfred Allié. Dörlemann Verlag, Zürich 2005. 420 S., geb., 23,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.12.2005

Deutschland im Schnee
Die Wanderung des englischen Gelehrten und Offiziers Patrick Leigh Fermor durch Mitteleuropa 1933/34
Am Piccadilly „tausend Regenschirme über tausend Bowlerhüten”, St. Paul’s in einer Gischtwolke, der Tower im Sturmwind. London am Abend des 9. Dezember 1933. Der Themsekai fast überflutet. Knapp 19 Jahre alt, entert Patrick Leigh Fermor die „Stadthouder Willem” und setzt nach Holland über. So dramatisch die Szenerie, so entscheidend der Aufbruch. Hinter sich ließ der nichtsnutzige Vielleser einen Hinauswurf aus der King’s School in Canterbury, einen nachträglichen Schulabschluss in London, gescheiterte Ambitionen, in Sandhurst als Offizier zu reüssieren, sowie zahllose nächtliche Sauforgien als Bohemien. Der zurückliegendes Unglück wegspülende Regen, die Überquerung des Ärmelkanals bei Wind und Wetter sind die sinnbildlichen Umstände einer Initiation. Einer plötzlichen Eingebung folgend, brach Fermor auf, um wie ein Landstreicher, Wallfahrer, Scholar oder armer Ritter von Hoek van Holland bis nach Konstantinopel zu wandern. Erst vier Jahre später war die Reise beendet.
Fermors Fußreise quer durch den Kontinent mag angesichts derzeit unter schreibenden deutschen Intellektuellen grassierender Wanderlüste wenig erstaunen. „Die Zeit der Gaben” ist aber kein Verlagscoup oberschlauer Marketingstrategen. Der Leser erlebt vielmehr einen riskanten rite de passage, der nicht ahnen ließ, dass aus dem ungewöhnlich begabten, mittellosen jungen Mann einmal einer der bedeutendsten englischen Reiseschriftsteller werden würde. In Deutschland ein Unbekannter, ist Fermor in seiner Heimat einer der Großen, vielfach ausgezeichnetes Vorbild seiner angelsächsischen Kollegen Chatwin und Theroux. Höchste Zeit also, auch hierzulande Patrick Leigh Fermor zu entdecken, dessen Wanderlust der exzentrischen Laune eines jungen englischen Gentlemans entsprang, der sich, beseelt vom Wunsch, Schriftsteller zu werden, aufmachte ins Ungewisse.
Gastfreundschaft am Rhein
Ein alter Armeemantel, mehrere Schichten Unterwäsche, eine Windjacke, Gamaschen, Nagelstiefel, mit dieser bescheidenen Ausrüstung schlägt er den Weg in ein neues Leben ein. Unverkennbar die Anklänge an Lord Byrons „Childe Harolds Pilgrimage”, doch die Jahreszeit der Abreise verrät, wie spontan Fermors Entschluss trotz aller Romantik war. Wer im Dezember allein auf Wanderschaft geht, den treibt mehr als literarischer Ehrgeiz, der will eine Lebenskrise meistern.
Von Holland führt die Reiseroute nach Deutschland, durch das Rhein-, dann das Donautal. Im März 1934 erreicht Fermor bei frühlingshaften Temperaturen Ungarn. Deutschland und Österreich verbargen sich während seiner Fußreise unter einer dichten Schneedecke. Fermor ist kein Reporter, bekennt zudem, an Englands Schulen unpolitisch erzogen worden zu sein. Blind für den martialischen Aufputz des Dritten Reichs wie den Zulauf der Bevölkerung ist er dennoch nicht. Kaum hat er die Grenze überschritten, empfangen ihn im niederrheinischen Goch wie auch später in München SA- und SS-Aufmärsche, allgegenwärtige Hakenkreuzembleme, Goebbels-, Göring und Hitlerbilder. In Heidelberg pöbelt ihn ein junger Nazi an, ein weiterer Zwischenfall bleibt ihm erspart.
Deutschland und die Deutschen, denen er begegnet, spielt der Winterwanderer und spätere Weltkriegsoffizier subtil gegen das Dritte Reich aus. Die Volksfrömmigkeit des katholischen Rheinlandes wie ländlichen Bayerns schildert er voller Sympathie. In Köln überrascht ihn ein humanistisches Bildungsbürgertum, dessen reichhaltige Bibliotheken ihn begeistern. Am überwältigendsten aber ist die quer durch alle soziale Schichten reichende Gastfreundschaft. In Bingen am Rhein, Heidelberg, Stuttgart, Passau wie anderswo in Süddeutschland erlebt er eine hohe Zeit der Gaben, die ihn zum dem Schluss bringt, „dass ich die Deutschen mochte.” Von einem durch das Deutschland der Jahre 1933/34 wandernden Engländer hätte man solch ein Bekenntnis am wenigsten erwartet.
Schuld daran ist der Schnee. Fermor erlebt Deutschland wie Mitteleuropa als nicht bedrückendes, sondern beglückendes Wintermärchen. Schnee, Kälte und Eis rufen auf fast jeder Seite seines Buches eine poetische Stimmung hervor. Am ersten Weihnachtsfeiertag 1933 überquert der Wanderer den Rhein bei Rüdesheim. Er stapft durch schneebedeckte Weinberge, erreicht, „die Haare voller Schnee”, Heidelberg, blickt vom Ulmer Münster über die vereiste Donau auf die weißen Hügel der Alb. Irgendwo im südöstlichen Bayern trifft ihn die Unwirklichkeit der ihn umgebenden Schneelandschaft mit fast mystischer Wucht. Bäume, Heuschober, Kirchtürme, Burgen, Telegrafenmasten sind ihm „Erinnerungen, die sich als klare Bilder deutlich vor dem weißen Hintergrund abheben.” Vom Schnee erzeugte romantische Phantasmen rufen archetypische Bilder, Geschichte, Tradition und Mythologie eines geheimen Deutschland hervor, das Fermor mit Verve und Melancholie gegen das Dritte Reich in Stellung bringt.
In Augsburg findet Fermors Traum von Deutschland, im Blick auf das „ Goldene deutsche Zeitalter”, die Regierungszeit Kaiser Maximilians I. und Karls V., seine Zauberformel. Ein mit Versatzstücken italienischer Renaissance ausgeschmücktes Mittelalter verkörpere sich, meint er, am deutlichsten in der grellen Pracht der Landsknechte. Einmal im Besitz seiner „Landsknechtsformel”, entdeckt Fermor den Taumel und Wirbel bewegten Beiwerks von Heidelberg über Prag bis Wien in Giebeln, Erkern, Arkaden, Schnitzwerk, Gläsern, Schlüsseln, Pfeifenköpfen. Das Nachleben des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation nimmt in kunstgewerblichen Details grenzüberschreitende Gestalt an. Der vorvergangene übernationale mitteleuropäische Kulturraum wird zur Zeitheimat des englischen Wanderers.
Das österreichische Füllhorn
Fermor ist begnadeter Schriftsteller, aber auch Ethnograf, Kunsthistoriker, Sprachforscher, Historiker, der sein stupendes Wissen elegant und voller Esprit mit seinen Beobachtungen zu vermitteln und nie belehrend weiterzugeben weiß. Am erstaunlichsten ist die doppelte Erinnerung, der dieses Buch seine anrührendste Qualität verdankt. Auf der Grundlage von Tagebüchern ist „Die Zeit der Gaben” erst dreißig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs entstanden. Zu diesem Zeitpunkt war Fermors erwanderte mitteleuropäische Welt längst untergegangen. Im Bewusstein unwiederbringlicher Verluste erzählt der reife Schriftsteller, was der Jüngling gesehen hat. Dieser doppelt empathische Rückblick ist Fermors schönste Gabe an seine Leser.
Köln, Stuttgart, Ulm kehren ebenso unversehrt wieder wie die im Lauf der Kriegszeiten vertriebenen, verschwundenen kleinen mitteleuropäischen Völker mit ihren noch vormodernen Sitten und Gebräuchen. Österreich ist ein einziges „Füllhorn der Erinnerungen” an das untergegangene Kaiserreich. In seinen Schilderungen der entmachteten habsburgischen Grafen und Barone, die ihm in ihren einsamen Schlössern Logis gewähren, übertrifft Fermor sich selbst. Den Proust lesenden, jüdischen Baron Pips Schey schließt man ebenso ins Herz wie den namenlos bleibenden Grafen, der dem Wanderer zum Gutenachtkuss die Hand reicht, „und sie fühlte sich leicht wie ein herbstliches Blatt an”.
Der Weltkriegsoffizier Fermor hätte seine Erinnerungen an die Deutschen nachträglich auch korrigieren können. Auf Kreta war ihm 1944 die spektakuläre Entführung eines Wehrmachtsgenerals gelungen. Als der gefangene Deutsche während eines Sonnenaufgangs über dem Berg Ida die ersten Verse einer Ode von Horaz zu murmeln begann, fiel Major Fermor ein und rezitierte alle fünf Strophen. Für einen kurzen Augenblick, erinnert er sich in der „Zeit der Gaben”, war es, als hätte der Krieg aufgehört. Die heidnische Antike war für Sir Paddy stets der unzerstörbare Urgrund eines gemeinsamen europäischen Erbes. Neunzigjährig lebt er heute auf dem Peloponnes und arbeitet dort am letzten Band seiner Erinnerungen. „Between the woods and the water”, der zweite Teil, erscheint im nächsten Jahr auf Deutsch. Die „sentimental journey” dieses Offiziers, Gelehrten und Gentleman ist eine schöne Entdeckung. THOMAS MEDICUS
PATRICK LEIGH FERMOR: Die Zeit der Gaben. Zu Fuß nach Konstantinopel: Von Hoek van Holland an die mittlere Donau. Der Reise erster Teil. Aus dem Englischen von Manfred Allié. Dörlemann Verlag, Zürich 2005. 419 Seiten. 23,90 Euro.
Winter 1934, unweit von Schierke und Elend: Ein Auto auf einer verschneiten Landstraße im Harz.
Foto: Scherl
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

" Von Fernweh und Sehnsucht erfasst fühlt sich der Rezensent Jakob Strobel y Serra in Anbetracht der abenteuerlichen Reise, die der Brite Patrick Leigh Fermor 1933 als Achtzehnjähriger in Richtung Konstantinopel angetreten hat. Erst 44 Jahre später schrieb Fermor seine Erlebnisse in einer Trilogie nieder, deren erster Band jetzt auf Deutsch erschienen ist. Etwas irritiert notiert der Rezensent, dass Fermor seinen Aufenthalt im Dritten Reich als "Panorama eines gastfreundlichen, lebenslustigen, sympathischen Landes" anlegt, dessen Geschichte den jungen Reisenden mehr interessiert als die politische Gegenwart. Da Fermor aus der Erinnerung schreibt, und sich auf seine Tagebuchnotizen stützt, gehe zuweilen die "Lebendigkeit und Unmittelbarkeit" der Eindrücke verloren. Ausgeglichen werde dies jedoch durch Passagen, in denen das "Feuer der ungestümen, jugendlichen Begeisterung" lodert, wie der insgesamt doch wohlwollende Rezensent festhält.

© Perlentaucher Medien GmbH"