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Wir leben in einer Gesellschaft, die zielorientierte Egoisten hervorbringt. Sie belohnt Verhalten, das zum Erfolg führt, und befördert Kalkül und Eigennutz: eine regelrechte Ich-an-erster-Stelle-Kultur, die uns wettbewerbsfähig machen soll.
Aber macht sie uns auch zu wertvollen Persönlichkeiten?
Nein, sagt David Brooks. Vielmehr müssen wir wieder lernen, die Welt nicht zu erobern, sondern uns ihr zu verpflichten. Der amerikanische Bestseller-Autor folgt damit der Spur einer großen moralischen Tradition und beweist, dass wir alle nur gewinnen können, wenn wir eine einfache Wahrheit
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Produktbeschreibung
Wir leben in einer Gesellschaft, die zielorientierte Egoisten hervorbringt. Sie belohnt Verhalten, das zum Erfolg führt, und befördert Kalkül und Eigennutz: eine regelrechte Ich-an-erster-Stelle-Kultur, die uns wettbewerbsfähig machen soll.

Aber macht sie uns auch zu wertvollen Persönlichkeiten?

Nein, sagt David Brooks. Vielmehr müssen wir wieder lernen, die Welt nicht zu erobern, sondern uns ihr zu verpflichten. Der amerikanische Bestseller-Autor folgt damit der Spur einer großen moralischen Tradition und beweist, dass wir alle nur gewinnen können, wenn wir eine einfache Wahrheit verinnerlichen: Willst du dich selbst verwirklichen, musst du dich auch selbst vergessen können.

Eine packende Lektüre für alle, die der oberflächlichen Selfie-Kultur überdrüssig sind.

Autorenporträt
David Brooks, geboren 1961 in Toronto, wuchs in New York auf. Nach seinem Geschichtsstudium und Stationen bei der Washington Times und dem Wall Street Journal ist er heute die konservative Stimme der New York Times. Für Das soziale Tier (2012) wurde der populäre Kolumnist in der internationalen Presse viel gelobt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.05.2016

Feinde des Liberalismus
Grüne und Konservative wittern den Untergang

In marxistischer, grün-linker oder konservativer Tradition versprechen die ärgerlichsten Neuerscheinungen dieser Wirtschaftsbuchsaison "wahren Wohlstand", "eine neue Ära" oder "die Kunst, Haltung zu zeigen". Was sie in Wirklichkeit liefern, sind im besten Fall erratische Collagen kluger und weniger kluger Gedanken, im schlimmsten Fall Anfeindungen der liberalen Wohlstandsgesellschaft.

Beginnen wir mit dem Buch der amerikanischen Soziologin Juliet B. Schor, das bereits im Jahre 2010 erschienen ist und nun überflüssigerweise ins Deutsche übersetzt wurde: "Wahrer Wohlstand. Mit weniger Arbeit besser leben". Leider kann sich die Autorin nicht entscheiden, ob sie eine volkswirtschaftliche Abhandlung, ein politisches Manifest oder einen Ratgeber zur persönlichen Lebensgestaltung schreiben will. Der oekom-Verlag wirbt für das Buch mit der Aussage, es sei "mit großer sprachlicher Leichtigkeit" geschrieben, was auch für seine inhaltliche Tiefe zutrifft: Es ist nun einmal für den amerikanischen Leser verfasst worden.

Dort hatte das Werk einen verkaufsfördernden Einwort-Titel: "Plenitude". Der Begriff lässt sich nur unbefriedigend ins Deutsche übersetzen. Er bedeutet so viel wie "Fülle" und "Überfluss", aber auch "Vielfalt" und "Vollkommenheit". Wir leben in einer Gesellschaft, in der alles im Überfluss vorhanden ist, meint die Autorin. Das aber führe zu Problemen wie Klimawandel und Krankheiten.

Aus diesem Grund sollte jeder von uns weniger arbeiten, weniger kaufen, weniger wegwerfen, mehr teilen und Geschenke, die wir nicht wollen, weiter verschenken, und außerdem Gemüse selbst anbauen. All das fordert der Sozialphilosoph Frithjof Bergmann schon seit Jahrzehnten, aber weniger naiv und viel stringenter als Schor. Wer sich für die "New Work"-Bewegung des weniger und sinnvolleren Arbeitens interessiert, sollte besser bis September warten, wenn das Buch "Arbeit - die schönste Nebensache der Welt" von Markus Väth im Gabal-Verlag erscheint.

Auch das Buch "Degrowth" hat einen Titel, der schwer zu übersetzen ist. Denn mit dem Begriff "Wachstumsrücknahme" sind nicht alle Vertreter der Bewegung einverstanden. Deshalb bleibt das "Handbuch für eine neue Ära" fragmentarisch: In lexikalischer Form werden 53 Stichworte der Bewegung beschrieben, von Bio-Ökonomie, über Commons und Alternativwährungen bis "Zurück aufs Land". Dabei sind die Erläuterungen von unterschiedlichem Stil und unterschiedlicher Qualität. Basis aller Überlegungen ist die Frage, ob ein Minuswachstum bei der materiellen Produktion notwendig ist, um die Erde im Gleichgewicht zu halten.

Bizarre Folgerungen wären, unter anderem, das diskutierte Verbot von Werbung im öffentlichen Raum oder die zwangsweise Abschaffung des Fernsehens. Mit solchen Ideen grenzt sich "Degrowth" von der "Green Growth"-Bewegung ab, die Wachstum befürwortet, wenn es grün ist (was immer "grün" heißen mag). Das Handbuch wird von den Spaniern Giacomo D'Alisa, Federico Demaria und Giorgos Kallis herausgegeben und hat vor allem südeuropäische Autoren versammelt.

Nicht immer tritt der rückwärtsgewandte antiliberale Ansatz so deutlich hervor wie bei D'Alisa. Für ihn bedeutet eine Entwicklung zur Degrowth-Gesellschaft, dass "aus dem hypertrophen modernen Individuum durch einen gleitenden Übergang ein besonnener Mensch wird, der sich der sozialen Dépense verpflichtet fühlt". Es ist erschreckend, wie marxistische Ideen unter dem Deckmantel grüner Themen Renaissance feiern können - ein Winfried Kretschmann oder ein Alexander van der Bellen haben mit diesem Denken freilich so wenig gemein wie Friedrich August von Hayek mit dem Keynesianismus.

Ehrlich ist immerhin Niko Paech im Vorwort der deutschen Ausgabe, wenn er warnt: "Mit der Aufdeckung oder Neuerfindung einer Wunderwaffe, durch die sich das Wachstumsdogma mühelos und planbar überwinden lässt, am besten noch zugunsten all jener, die bislang sozial zu kurz gekommen sind, kann das Handbuch nicht aufwarten." Paech bekennt, dass dieser Anspruch auch vermessen wäre: "Ein wirtschafts- und sozialpolitisches Backrezept, das einerseits hinreichende Konsumreduktionen erwirken würde, andererseits die hierzu notwendige Transformation mehrheitsfähig werden ließe, entspräche einer Quadratur des Kreises." Was folgt daraus? "Degrowth" basiert auf einem unrealistischen Menschenbild und wird niemals geplante Realität werden - außer vielleicht in Nordkorea.

Das dritte Buch stammt von David Brooks, einem konservativen Journalisten der "New York Times". Mit "Charakter - Die Kunst Haltung zu zeigen" wehrt er sich gegen eine "Kultur der Selbstvermarktung und Selbstanpreisung". Diese fördere weder Demut noch Mitgefühl, ebenso wenig eine ehrliche Auseinandersetzung mit sich selbst, was für die Charakterbildung erforderlich sei. Belegen kann Brooks diese These nicht.

Ebenso wenig weist er seine Annahme nach, dass es heutzutage mehr Nutzenmaximierung und Egoismus gibt als früher. Den längsten Teil des Buches machen biographische Essays meist unbekannter Menschen aus den Vereinigten Staaten aus, deren Schlussfolgerungen unklar bleiben. Im Kapitel "Das Zeitalter der Selfies" meint Brooks, dass uns das heutige technologische und leistungsorientierte Umfeld zu moralischen Analphabeten gemacht habe. Eine gewagte Aussage, wenn man sich an die Morallosigkeit früherer Zeiten, auch in Amerika, erinnert. Konsequent ist Brooks immerhin, als er kürzlich im amerikanischen Fernsehen darlegte, dass er von Donald Trump überhaupt nichts hält.

JOCHEN ZENTHÖFER

Juliet B. Schor: Wahrer Wohlstand. Mit weniger Arbeit besser leben, oekom, München 2016, 266 Seiten, 19,95 Euro.

Giacomo D'Alisa/Federico Demaria/Giorgos Kallis : Degrowth - Handbuch für eine neue Ära, München 2016, 297 Seiten, 25 Euro.

David Brooks: Charakter. Die Kunst Haltung zu zeigen, Kösel Verlag 2015, 475 Seiten, 24,99 Euro.

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