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Als Barack Obama im Jahre 2008 die Präsidentschaftswahl gewann, gewann er auch eine lang andauernde Auseinandersetzung mit seiner Frau Michelle. Im Gegensatz zu ihren Ängsten, schien Politik nun ein lohnendes und edles Streben. Gemeinsam planten sie ein Leben im Weißen Haus, das so normal und bodenständig wie möglich sein sollte. Geschrieben mit einem scharfen Blick für die Ironie des öffentlichen Lebens, hat Josi Kantor ein intimes Porträt des Präsidententenpaares entworfen, dass nicht nur versucht, ein Land zu verändern, sondern nebenbei noch Kinder aufzieht, Freundschaften pflegt und an der eigenen Partnerschaft arbeitet.…mehr

Produktbeschreibung
Als Barack Obama im Jahre 2008 die Präsidentschaftswahl gewann, gewann er auch eine lang andauernde Auseinandersetzung mit seiner Frau Michelle. Im Gegensatz zu ihren Ängsten, schien Politik nun ein lohnendes und edles Streben. Gemeinsam planten sie ein Leben im Weißen Haus, das so normal und bodenständig wie möglich sein sollte. Geschrieben mit einem scharfen Blick für die Ironie des öffentlichen Lebens, hat Josi Kantor ein intimes Porträt des Präsidententenpaares entworfen, dass nicht nur versucht, ein Land zu verändern, sondern nebenbei noch Kinder aufzieht, Freundschaften pflegt und an der eigenen Partnerschaft arbeitet.
Autorenporträt
Jodi Kantor, geboren 1975, ist Journalistin und schreibt seit 2003 für die New York Times. Als Washington-Korrespondentin ihrer Zeitung berichtet sie seit 2007 v.a. über gesellschaftspolitische Themen. Besondere Beachtung finden ihre Artikel über das amerikanische Präsidentenpaar. Jodi Kantor lebt mit ihrer Familie in New York.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.01.2012

Heimliche Herrscherin
Ein Enthüllungsbuch der amerikanischen Journalistin Jodi Kantor soll zeigen, wie groß Michelle Obamas Einfluss auf ihren Mann ist
Von Reymer Klüver
Washington – Das Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur kann man getrost vergessen. In Washington interessiert dieser Tage nur eines: War Johnny Depp im Oktober 2009 zur ersten Halloween-Party bei den Obamas im Weißen Haus? Wenn ja, warum haben sie das verheimlicht, wo doch sonst die prominenten Gäste des Präsidentenpaares stets ausführlich der Öffentlichkeit präsentiert werden? Was hat die First Lady damit zu tun, und welche Rolle spielt Michelle Obama tatsächlich im Weißen Haus? Auslöser all dessen ist ein Buch mit dem simplen Titel „Die Obamas“, das die New York Times -Reporterin Jodi Kantor geschrieben hat und das in dieser Woche auf den Markt kommt.
Die Aufregung in der Hauptstadt ist groß – zum einen, weil es ein paar neue Klatschgeschichten enthält, die natürlich am meisten interessieren. Zum anderen aber, weil Kantor nicht nur schildert, wie zögernd und fast widerstrebend sich Michelle Obama auf ihre Rolle als erste Ehefrau der Nation eingelassen hat, sondern auch sehr detailliert den Einfluss der populären First Lady auf die politischen Prioritäten ihres Mannes darstellt.
Kantor zufolge erwog Michelle Obama zunächst, nicht gleich beim Amtsantritt ihres Mannes im Januar 2009 ins Weiße Haus einzuziehen, sondern erst im Sommer mit den beiden Töchtern nachzukommen, wenn sie ihr Schuljahr in Chicago beendet hätten. Obamas Berater hätten Kopf gestanden. Schließlich habe sie eingewilligt, aber nur, schreibt Kantor, weil so die Familie zusammenbleiben würde. Im Weißen Haus sei Michelle dann schockiert gewesen, dass sie nichts mehr unbeobachtet tun konnte: nicht den Hund Bo ausführen, nicht ohne einen Tross von Bodyguards die Töchter zum Fußball begleiten. Sie schaffte das traditionelle Dinner der First Lady für die Ehegatten der Kongressabgeordneten ab und erklärte, nur an zwei Tagen in der Woche für offizielle Verpflichtungen zu Verfügung zu stehen. Im Weißen Haus kursierten bald Witze darüber, wie schwer es sei, sie für einen Termin zu gewinnen.
Besonders irritierte Michelle, so Kantor, dass Obamas Berater nicht nur sein, sondern auch ihr Image in der Öffentlichkeit kontrollieren wollten. Sie habe sich als erste afroamerikanische First Lady ohnehin ein Auftreten ohne Fehl und Tadel verordnet, mit perfektem Erscheinungsbild bei Musikabenden und Staatsbanketts. Sie habe das Gefühl gehabt, „dass jeder nur darauf wartet, dass eine schwarze Frau einen Fehler macht“ – so zitiert Kantor einen Interviewpartner aus der direkten Umgebung Obamas – und beweisen wollen, dass nach den drögen Bush-Jahren wieder Geschmack und Glamour im Weißen Haus herrschten.
Die Berater ihres Mannes dagegen trieb die Sorge, dass zu aufwendige Präsentationen in der Öffentlichkeit nicht gut ankommen würden. So wurde offenkundig bewusst der Auftritt von Hollywood-Star Depp im Weißen Haus in der Rolle des Verrückten Hutmachers (aus „Alice im Wunderland“) verschwiegen, weil der Aufwand für 200 handverlesene Partygäste den Beratern des Präsidenten geradezu anstößig erschien in einer Zeit, da die Nation durch die größte Wirtschaftskrise seit der Großen Depression taumelte. Die Party hatte Desirée Rogers organisiert, eine Vertraute der Präsidentengattin. Sie wurde später geschasst.
Vor allem aber hat Michelle Obamas Einfluss im Weißen Haus wohl zu erheblichen Friktionen innerhalb des Führungszirkels um ihren Mann geführt, ja sogar zu einem Wutausbruch des Präsidentensprechers. Schon nach wenigen Monaten, berichtet Kantor, begann sie Obamas Berater zu kritisieren – nicht offen, sondern daheim in der Privatwohnung des Präsidenten im ersten Stock des Weißen Hauses. Wütend gemacht habe sie vor allem, dass Obamas Berater ihren Mann immer wieder zu politischen Kompromissen drängten. Michelle hingegen dürfte eine treibende Kraft hinter dem Entschluss Obamas gewesen sein, Reformvorhaben wie die Gesundheitsreform oder auch die (inzwischen nicht weiterverfolgte) Einwanderungsreform voranzutreiben – so unpopulär sie in der US-Öffentlichkeit auch waren.
David Axelrod, Obamas Chefstratege, der die Obamas seit Jahren kennt, nahm es offenbar philosophisch: „Wenn sie das Gefühl hat, dass etwas schiefläuft, dann sagt sie es ihm, weil sie auf Nummer sicher gehen will.“ Dünnhäutiger reagierten Obamas erster Stabschef Emanuel und sein Sprecher Robert Gibbs auf Michelles Kritik. Emanuel ging ihr aus dem Weg, er zweifelte an ihren politischen Instinkten und ließ das auch alle wissen. Gibbs wiederum explodierte, nachdem sie angeblich sein Krisenmanagement kritisiert hatte, und belegte die abwesende Frist Lady vor Zeugen mit nicht druckbaren Schimpfwörtern.
Beide, Emanuel und Gibbs, sind inzwischen nicht mehr im Weißen Haus.
Starke Frau im Hintergrund: Die First Lady gilt als treibende Kraft für manch eine Entscheidung im Weißen Haus. Foto: Damon Winter/The New York Times
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