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A novel of lesbian identity and motherhood, and the societal pressures that place them in opposition. The daughter of an illustrious French family whose members include a former Prime Minister, a model, and a journalist, Constance Debré abandoned her marriage and legal career in 2015 to write full-time and begin a relationship with a woman. Her transformation from affluent career woman to broke single lesbian was chronicled in her 2018 novel Play boy, praised by Virginie Despentes for its writing that is at once “flippant and consumed by anxiety.” In Love Me Tender, Debré goes on to further…mehr

Produktbeschreibung
A novel of lesbian identity and motherhood, and the societal pressures that place them in opposition. The daughter of an illustrious French family whose members include a former Prime Minister, a model, and a journalist, Constance Debré abandoned her marriage and legal career in 2015 to write full-time and begin a relationship with a woman. Her transformation from affluent career woman to broke single lesbian was chronicled in her 2018 novel Play boy, praised by Virginie Despentes for its writing that is at once “flippant and consumed by anxiety.” In Love Me Tender, Debré goes on to further describe the consequences of that life-changing decision. Her husband, Laurent, seeks to permanently separate her from their eight-year old child. Vilified in divorce court by her ex, she loses custody of her son and is allowed to see him only once every two weeks for a supervised hour. Deprived of her child, Debré gives up her two-bedroom apartment and bounces between borrowed apartments, hotel rooms, and a studio the size of a cell. She involves herself in brief affairs with numerous women who vary in age, body type, language, and lifestyle. But the closer she gets to them, the more distant she feels. Apart from cigarettes and sex, her life is completely ascetic: a regime of intense reading and writing, interrupted only by sleep and athletic swimming. She shuns any place where she might observe children, avoiding playgrounds and parks “as if they were cluster bombs ready to explode, riddling her body with pieces of shrapnel.”   Writing graphically about sex, rupture, longing, and despair in the first person, Debré’s work is often compared with the punk-era writings of Guillaume Dustan and Herve Guibert, whose work she has championed. As she says of Guibert: “I love him because he says I and he’s a pornographer. That seems to be essential when you write. Otherwise you don’t say anything.” But in Love Me Tender, Debré speaks courageously of love in its many forms, reframing what it means to be a mother beyond conventional expectations.
Autorenporträt
Constance Debré left her career as a lawyer to become a writer. She has written three other novels, Play boy (Prix de la Coupole 2018), Un peu là, beaucoup ailleurs (winner of the 2005 Prix Contrepoint), and Manuel pratique de l'idéal Abécédaire de survie.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.03.2024

Von nun an verstoßen

Dieser Roman wird polarisieren: Constance Debré verlässt ihr bisheriges Leben - den Mann, den Beruf und auch ihren Sohn, und hat ein radikales Bekenntnis darüber geschrieben.

Von Bettina Hartz

Love me tender" von Constance Debré ist eine Sensation. Es ist ein Roman, der aufgrund seiner Sprache wie seines Inhalts den französischen Kulturbetrieb aufgemischt, seine Autorin zum literarischen Star und zu einer Stilikone gemacht hat. Die Reaktionen in Deutschland werden nicht ganz so stark sein, aber auch hierzulande werden Autorin und Roman polarisieren und sich ihre Fangemeinde erobern. Das ist sicher.

Aber der Reihe nach.

Die 1972 geborene Debré wagt den Aufstand. Sie ist die Tochter des aus verarmtem baskischen Adel stammenden Models Maylis Ybarnégaray (das sich 1988 mit einer Überdosis das Leben nahm) und des Journalisten François Debré, dessen Familie seit mehreren Generationen der französischen Politik-Kultur-Elite angehört (der Großvater Michel Debré war unter Charles de Gaulle Premierminister). Nach zwanzig Jahren Ehe, einem erfolgreich abgeschlossenen Jurastudium und einer vielversprechend angelaufenen Karriere als Anwältin bricht Constance Debré aus dem goldenen Käfig ihrer Herkunft aus: Sie verlässt nicht nur Beruf, Ehemann und den gemeinsamen fünfjährigen Sohn, sie trennt sich auch von nahezu allem, was sie besitzt, und bekennt sich offen zu ihrer Homosexualität. Die attraktive, in ihrem Aussehen wie Verhalten angepasst auftretende Mittvierzigerin wird zu einer bitch, einer Asketin, einer Nomadin, die nur noch ein Ziel vor Augen hat: Sie selbst zu sein. Mittels des Sex - vor allem aber mittels der Literatur.

Der Roman genannte Text, der so stark autobiographisch grundiert ist, dass eine Trennung zwischen Autorin und Ich-Erzählerin bei der Lektüre schwerfällt, reiht sich ein in die berühmte Tradition der confessions, Bekenntnisse, diesem Scham und Angst überwindenden Schreiben, das von Augustinus über Rousseau bis hin zu Sartre, Genet, Ernaux und Édouard Louis führt. Sie alle haben eines Tages in ihrem Leben den Punkt erreicht, den Roland Barthes, Dante zitierend, "Mitte des Lebens" genannt hat: jenen Punkt, der keinesfalls rein zahlenmäßig in der Lebensmitte liegen muss, sondern den Wendepunkt markiert, an dem die von anderen vorgeschriebene Bahn verlassen wird und man sich zu seinem Eigentlichen, seiner Berufung, bekennt.

Von diesem Punkt an kann man alles tun (oder lassen): eine Verbrecherin werden, eine Einsiedlerin, eine Terroristin, eine Ordensgründerin, eine Schriftstellerin. Was Debré will, ist: schreiben. Und um so schreiben zu können, wie es ihr vorschwebt, muss sie mit allem und allen brechen, auch mit ihrem Sohn. Der Abschied von der Rolle als Mutter fällt ihr am schwersten. Denn hier ist ihr eine animalische Liebe im Weg, die so stark verknüpft ist mit gesellschaftlichen Erwartungen, dass eine Frau gar nicht weiß, wissen kann, was sie liebt, wen sie liebt, ob sie liebt oder ob sie nur, unbewusst, den Ansprüchen der sie umgebenden Menschen, des sozialen Konstrukts genügt. Das größte Tabu im Leben einer Frau, die Mutter geworden ist: dem Wohlergehen ihres Kindes nicht alles zu opfern, aufhören, für es zu sorgen, es zu lieben, ihr Kind zu verlassen.

Zunächst probiert Debré ein parallel geführtes Leben: eine Woche einsiedlerische, promisk lebende, schreibende bitch, eine Woche Mutter und Sohn. Eine Lüge, die sie nach drei Jahren aufgibt. Sie zeigt, im wahrsten Sinne des Wortes, was in ihr steckt: rasiert sich die Haare ab, wechselt den Kleidungsstil, lässt sich tätowieren, lässt sich scheiden. Ab diesem Punkt kündigt ihr die Gesellschaft, ganz konkret in Form ihres Exmannes, der Anwälte und Richter, die über das Umgangsrecht entscheiden, jegliche Kooperation auf. Sie wird verstoßen.

Sie hat keinen Zugang mehr zu ihrem Kind. Sie leidet Höllenqualen. Sie erlegt sich Exerzitien auf, die ihr helfen, nicht zur Säuferin, Drogenabhängigen, Kriminellen zu werden. Sie geht wie auf Scherben, sie empfindet nichts mehr, gehorcht ihren Regeln. "Mein Job ist es, zu warten, zu schwimmen und Frauen zu ficken."

Alles Verdrängte kehrt in ihren Träumen zurück. Debré träumt viel, von Treffen mit ihrem Sohn, den sie im realen Leben nicht sieht, vermisst, vielleicht aber auch nur zu vermissen zu müssen glaubt, denn sie gesteht auch: "Ich könnte nicht so leben, wie ich jetzt lebe, ich könnte nicht ich sein, wenn er da wäre, ich müsste wieder umkehren, der Weg zurück erscheint mir sehr weit, ihn zu gehen, ein Ding der Unmöglichkeit. Ich würde gern alles aufgeben, neu anfangen, ihn vergessen."

Das sind harte Sätze. Für ihren Sohn, für sie selbst und für jeden Leser und jede Leserin, vor allem diejenigen unter ihnen, die selbst Mütter sind. Debré hat den Mut, sie zu schreiben. Vielleicht auch aus einer Art Trotz heraus: Sie sind wahr und zugleich Selbstschutz angesichts des Unumstößlichen. Es scheint unmöglich, für alle außer Debré, mit der Ambivalenz zu leben, ihr ihre Art, zu lieben, zuzugestehen. Einer Frau wird sie nicht erlaubt.

"Warum sollte die Liebe zwischen einer Mutter und einem Sohn nicht genau wie jede andere sein? Warum sollten wir nicht aufhören können, einander zu lieben?" Mit diesen Fragen beginnt dieser grandios geschriebene, wütende, zärtliche Roman, in dem sich eine Frau nach einer Liebe sehnt, die der Freiheit, ihrer und unser aller Freiheit, nicht im Wege steht.

Constance Debré: "Love me tender". Roman. Aus dem Französischen von Max Henninger. Matthes & Seitz, 152 Seiten, 20 Euro

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