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Thomas Sowell's indispensable examination of the most popular economic fallacies

Produktbeschreibung
Thomas Sowell's indispensable examination of the most popular economic fallacies
Autorenporträt
Thomas Sowell is a senior fellow at the Hoover Institution, Stanford University. He is the author of dozens of books including Charter Schools and Their Enemies, winner of the 2021 Hayek Book Prize. He is the recipient of numerous other awards, including the National Humanities Medal, presented by the President of the United States in 2003.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.08.2008

Plausibel, aber unvollständig
Die klassischen Muster hinter ökonomischen Verirrungen

Bücher über ökonomische Mythen gibt es eine ganze Menge. Ob das eine gute oder eine schlechte Nachricht ist, sei dahingestellt: Wo viel Aufklärung stattfindet, gibt es wohl auch viel Bedarf. Meistens geht es in diesen Büchern nicht um Theorie. Vielmehr werden gängige Aussagen über wirtschaftliche Zusammenhänge mit der empirischen Realität konfrontiert. So geht auch der amerikanische Ökonom Thomas Sowell von der Hoover Institution in Stanford vor. Und doch entscheidet sich sein - unbedingt lesenswertes - Werk grundlegend von allem anderen, was man in dieser Art auf dem Markt finden kann.

Denn Thomas Sowell, einer der elegantesten und scharfsinnigsten Essayisten Amerikas in der Ökonomie und Sozialphilosophie, gräbt tiefer. Er deckt die grundlegenden Denkmuster auf, die sich hinter den meisten wirtschaftlichen Trugschlüssen, Halbwahrheiten und Irrtümern verbergen; er attackiert den Fehler hinter dem Fehler. Er zeigt dem Leser, wie sich eingefahrene Raster in der öffentlichen Debatte wiederholen - und wie kritisch er insbesondere auf statistische Daten blicken muss, wenn er die Wahrheit erkennen will.

Trugschlüsse sind dabei nicht bloß "verrückte Ideen", wie der Autor schreibt. Alle Mythen kämen erst einmal sowohl plausibel als auch logisch daher - aber irgendetwas fehle immer. Und meistens stecke ein bestimmtes Partikularinteresse dahinter. Manchmal fehle einfach nur die klare Definition. In der Politik sei dies ein beliebtes Mittel, weil es erlaube, mit einem verlockenden Schlüsselwort eine große Zahl von Menschen zu erreichen, die alle etwas anderes darunter verstünden. Der auslegungsbedürftige Begriff "Gerechtigkeit" liefert dafür ein gutes Beispiel.

Sowell unterscheidet vier Grundtypen von Trugschlüssen: den Nullsummen-Denkfehler, die "Fallacy of composition", den Schachfigurenwahn und die Chimäre vom offenen Ende. Der Begriff Nullsummen-Denkfehler ist an die Spieltheorie angelehnt. Ein Nullsummenspiel ist eine Form der Interaktion, bei der ein Spieler nur gewinnen kann, was der andere verliert. Dieser Denkfehler kommt auf, wenn man wirtschaftliche Transaktionen als Verteilungsspiele betrachtet und vergisst, dass sie nur zustande kommen, weil beide Seiten gewinnen.

Der Nullsummen-Denkfehler äußert sich zum Beispiel auf dem Markt für Mietwohnungen, wenn die Regierung glaubt, zwischen Mietern und Vermietern umverteilen zu sollen und dafür Mieten deckeln zu müssen, zum Schutze Letzterer. Wer übersieht, dass Mietverträge, die ohne Deckelung zustande kommen, noch Transaktionen sind, bei denen beide Parteien gewinnen; der macht es durch seinen Eingriff zum Negativsummenspiel. Das Angebot an Mietwohnraum stagniert oder schrumpft gar; sowohl Vermieter als auch Mieter stellen sich in der Summe schlechter.

Der zweite Trugschluss, die "Fallacy of composition", bedeutet, dass man dazu neigt, einen Teil schon für das Ganze zu halten. Der französische Ökonom und Publizist Frédéric Bastiat (1801 bis 1850) unterschied zwischen "dem, was man sieht, und dem, was man nicht sieht". Wenn eine Stadt Steuergelder nimmt, um das Bahnhofsviertel von zwielichtigen Unternehmen zu befreien, so glaubt der Zugreisende eine Verbesserung zu erkennen. Ob die Bilanz positiv ausfällt, wenn sich das entsprechende Gewerbe in zentrumsfernere Stadtviertel verlagert und dort gewachsene Strukturen aufbricht, ist zweifelhaft. Die ökonomische Logik spricht dagegen, warnt Sowell: Alles, was hoheitlich vorgegeben ist, beruht nicht auf freiwilligen Entscheidungen - und damit ist das Risiko von Nullsummen- und Negativsummenspielen allgegenwärtig.

Der dritte Trugschluss, der Schachfigurenwahn, besteht schlicht darin, dass man glaubt, Menschen nach Gutdünken und Belieben manipulieren zu können. "Anders als Schachfiguren haben Menschen ihre eigenen individuellen Präferenzen, Werte, Vorhaben und Wünsche, und all diese können mit den Zielen sozialer Experimente in Konflikt geraten", schreibt Sowell. Vor allem die so entstehende Unsicherheit könne Menschen veranlassen, sich ökonomisch zurückzuhalten und abzuwarten.

Der vierte Trugschluss ist die Chimäre vom offenen Ende. Allzu oft werde das ökonomische Prinzip der Knappheit vergessen. Es werde so getan, als seien wirtschaftliche Ressourcen unendlich, klagt Sowell. So strebe man nach schönen Dingen wie Gesundheit, sauberem Wasser, kriminalitätsfreien Stadtzentren und freien Grünflächen - ohne zu sehen, dass diese Dinge etwas kosteten, und dass es abzuwägen gelte. Das öffne staatlichen Eingriffen Tor und Tür.

Eindrücklich sind die Fallbeispiele, die Sowell im Detail analysiert. So zeigt er, wie die vor allem mit dem Naturschutz begründeten restriktiven Bebauungspläne in Kalifornien die Häuserpreise nach oben getrieben und so die klassischen soziologischen Strukturen zerstört haben. Er entlarvt auch die Behauptung, dass die ärmsten Entwicklungsländer immer noch die Spätfolgen kolonialer Ausbeutung tragen, als Mythos. Vor allem mit Blick auf die Einkommensverteilung demonstriert der Verfasser, wie viel Schindluder mit Statistiken getrieben wird.

KAREN HORN

Die Verfasserin leitet das Berliner Büro des Instituts der deutschen Wirtschaft.

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