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A Cultural History of the Atlantic World, 1250-1820 explores the strong links between the histories of Africa, Europe, and North and South America. John K. Thornton provides a comprehensive overview of the history of the Atlantic Basin before 1830 by describing the political, social and cultural interactions between the continents' inhabitants.

Produktbeschreibung
A Cultural History of the Atlantic World, 1250-1820 explores the strong links between the histories of Africa, Europe, and North and South America. John K. Thornton provides a comprehensive overview of the history of the Atlantic Basin before 1830 by describing the political, social and cultural interactions between the continents' inhabitants.
Autorenporträt
John K. Thornton is Professor of History and African American Studies at Boston University. He is the author of Warfare in Atlantic Africa, 1500¿1800 (1999) and Africa and Africans in the Making of the Atlantic World, 1400¿1800 (Cambridge, 1992, 1998) and the co-author of Central Africans, Atlantic Creoles and the Foundation of the Americas, 1585¿1660 (Cambridge, 2007) with Linda M. Heywood.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.07.2013

Die Sklaven dienten als Vorbild für den Neuanfang
Kulturelle Verwüstungen: Der Historiker John Thornton schreibt eine Geschichte des atlantischen Raums

Am Anfang war Fernand Braudel. In seiner wegweisenden, unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg publizierten Studie über "Das Mittelmeer und die mediterrane Welt in der Epoche Philipps II." hatte der französische Historiker argumentiert, dass die Geschichte des Mittelmeers eng verwoben sei mit derjenigen der Kontinente, die es umgeben.

Die gegenwärtige Konjunktur der Ozean-Studien knüpft zwar gelegentlich an Braudel an, doch handelt es sich um ein neueres Phänomen. Vor allem der Indische Ozean, der Pazifik und der Atlantik stehen im Blickpunkt der historischen Forschung. Das Konzept einer "Atlantischen Geschichte" erfuhr in den neunziger Jahren aufgrund neuerer historiographischer und politischer Entwicklungen schlagartig breite Resonanz. Dieser Boom hing zusammen mit der Krise der Regionalwissenschaften, zunehmenden Zweifeln an der Exklusivität nationalgeschichtlicher Zugänge, dem Ende des Kalten Krieges und einer stärkeren Annäherung Lateinamerikas und Afrikas an die westlichen Industriestaaten.

In den vergangenen Jahren ist deutlich geworden, dass der Atlantik keineswegs jene Kohärenz aufwies, die das Braudelsche Mittelmeer charakterisieren mochte. Entsprechend bietet der Markt des Wissens eine Vielfalt von Entwürfen zur atlantischen Geschichte. Während sich die einen dem "schwarzen Atlantik" der Afrikaner, Afroamerikaner und Sklaven widmen, schreiben andere vom "roten Atlantik" der Arbeiter und Klassenkämpfe.

Neuere sozial- und kulturhistorische Forschungen haben die lange außer Acht gelassenen Beziehungen zwischen Afrika und dem portugiesisch sprechenden Amerika in den Blick genommen, etwa die vielfältigen Verknüpfungen zwischen Brasilien und Westafrika. Auch wenn derzeit konkrete empirische Fallstudien überwiegen, das Genre der anspruchsvollen Synthese ist noch lebendig: John Thorntons Kulturgeschichte der atlantischen Welt in der Frühen Neuzeit demonstriert auf beeindruckende Weise die Vorzüge einer breit angelegten, in enger Tuchfühlung mit der aktuellen Forschung geschriebenen Gesamtdarstellung.

Der in Boston lehrende Afrika-Historiker trat bisher durch Studien zu den afrikanischen Königreichen in Kongo und zum transatlantischen Sklavenhandel hervor. In diesem Zusammenhang stellte er heraus, dass zumindest afrikanische Herrscher keineswegs passive und hilflose Opfer, sondern kreative Teilnehmer bei der Schaffung einer atlantischen Ökonomie und neuen kolonialen Gesellschaften in den Amerikas waren. Zudem provozierte er mit der Aussage, dass die afrikanische Teilnahme am Sklavenhandel freiwillig war und unter der Kontrolle afrikanischer Entscheidungsträger stand. Europäer hätten, so Thornton, weder ausreichend wirtschaftliche noch militärische Mittel besessen, um afrikanische Herrscher dazu zu zwingen, Sklaven zu verkaufen.

Auch in die Debatten über die Ursprünge der afroamerikanischen Kultur und der afrikanischen Diaspora hat sich Thornton eingemischt. Mit Nachdruck betont er die große Kontinuität von afrikanischen Traditionen in der Neuen Welt, im Bereich der Sprache, der Musik, des Tanzes und der Religion.

All diese in früheren Arbeiten diskutierten Aspekte finden sich detailliert und um viele Gesichtspunkte und Informationen ergänzt in der vorliegenden Studie wieder. Auf der Basis seiner stupenden Literaturkenntnis, vor allem aber der Heranziehung von Quellen aus vier Kontinenten und in zahlreichen Sprachen, entfaltet der Autor ein beeindruckendes Panorama der Geschichte des Atlantiks, welche die Rolle afrikanischer, amerikanischer und europäischer Akteure gleichermaßen hervorhebt. Die Bedeutung und Rolle von Afrikanern im atlantischen Raum zieht sich als roter Faden durch die Darstellung.

In diesem Zusammenhang hebt Thornton hervor, dass afrikanische Sklaven keineswegs einen "sozialen Tod" erlitten, als sie von Afrika in die Amerikas zwangsverschifft wurden. Die "Middle Passage", die Fahrt über den Atlantik, bedeutete, schreibt er, eine traumatische Erfahrung, habe aber nicht zu einer "kulturellen Entwurzelung" geführt. Afrikaner seien in der Regel in kulturell homogenen Gruppen auf ein Sklavenschiff getrieben worden. Und obwohl Sklavenhalter häufig nach "kulturell gemischten" Gruppen von Sklaven verlangten, geschah dies in der Praxis selten. Insgesamt, so Thorntons Resümee, stellte der Prozess der Versklavung, des Verkaufs, der schrecklichen Schiffspassage und der Ansiedlung auf einer Plantage zweifelsohne einen enormen Bruch im Leben eines Versklavten und seiner Familie dar. Dennoch befanden sich die afrikanischen Sklaven keineswegs in einem Zustand "kultureller Verwüstung", als sie in den Amerikas ankamen.

Diese Konstellation führte Thornton zufolge dazu, dass afrikanische Sklaven in den Amerikas "Nationen bildeten, die häufig auf einer gemeinsamen Sprache gründeten und eine parallele Rolle zu der sozialen Ordnung einnahmen, welche die weißen Herren ihren Untertanen aufzuoktroyieren versuchten". Die Sklaven und ihre Nachkommen lieferten ein Gutteil jener Arbeitskraft, welche die Entstehung dynamischer Ökonomien und die Schaffung internationaler Massenmärkte für Konsumgüter wie Zucker, Reis oder Baumwolle erst ermöglichte. Dennoch galt die Neue Welt von Beginn an bei vielen als gelobtes Land, als Ort des Neubeginns. Die Entwürdigung von Millionen von Menschen schien eine Vielzahl anderer Personen erst in die Lage zu versetzen, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen.

ANDREAS ECKERT

John Thornton: "A Cultural History of the Atlantic World, 1250-1820".

Cambridge University Press, New York 2012. 561 S., Abb., br., 23,99 [Euro].

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