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Fleeing an abusive home, Katerina, a teenage peasant in Ukraine in the 1880s, is taken in by a Jewish family and becomes their housekeeper. Feeling the warmth of family life for the first time and incorporating the family's customs and rituals into her own Christian observances, Katerina is traumatized when the parents are murdered in separate pogroms and the children are taken away by relatives. She finds work with other Jewish families, all of whom are subjected to relentless persecution by their neighbors. When the beloved child she had with her Jewish lover is murdered, Katerina kills the…mehr

Produktbeschreibung
Fleeing an abusive home, Katerina, a teenage peasant in Ukraine in the 1880s, is taken in by a Jewish family and becomes their housekeeper. Feeling the warmth of family life for the first time and incorporating the family's customs and rituals into her own Christian observances, Katerina is traumatized when the parents are murdered in separate pogroms and the children are taken away by relatives. She finds work with other Jewish families, all of whom are subjected to relentless persecution by their neighbors. When the beloved child she had with her Jewish lover is murdered, Katerina kills the murderer and is sent to prison. Released from prison years later, in the chaos following the end of World War II, a now elderly Katerina is devastated to find a world that has been emptied of its Jews and that is not at all sorry to see them gone. Ever the outsider, Katerina realizes that she has survived only to bear witness to the fact that these people had ever existed at all.
Autorenporträt
Aharon Appelfeld
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.08.2010

Alles noch da, nur ohne Menschen
Aharon Appelfeld beschwört in seinem Roman „Katerina“ den Holocaust als inkohärenten Erinnerungsstrom einer alten Frau
Inmitten einer Idylle erinnert sich eine bald Achtzigjährige an die Tragödie ihres Lebens: Ende des 19. Jahrhunderts verlässt die Ukrainerin Katerina ihr liebloses Elternhaus, geht in die Stadt, landet dort in der Gosse. Schließlich aber findet sie Arbeit als Dienstmädchen einer jüdischen Familie. Nach einem Pogrom lebt sie wieder auf der Straße, lernt den Juden Sami kennen, bekommt einen Sohn, Benjamin. Nach dessen Ermordung wird sie zur Furie, landet im Gefängnis, kehrt als alte Frau auf den verfallenen Hof zurück, wo ihr Leben begonnen hatte.
Auch in diesem Roman aus dem Jahre 1992 beschwört der 1932 in Czernowitz geborene Aharon Appelfeld eine Welt herauf, in der er als Kind den Holocaust erlebt und überlebt hat. Sein Versuch, die jüdischen Traditionen Osteuropas aus Sicht einer Nichtjüdin aufleben zu lassen, führt hier freilich zu erzählerischen Inkohärenzen und auch zu einer Überfrachtung dieser Ich-Erzählung mit kulturellen Detailinformationen.
Da sind dann zum einen der beinahe alttestamentliche Cantus firmus der Rahmenhandlung und die Reflexionen jüdischer Gebräuche, da sind zum anderen drastische szenische Beschreibungen, die beide der Erzählerin zugeschrieben werden. Auf eine sprachlich feinfühlige Reminiszenz jüdischer Feiertage, die den Duft des Pessach-Festes heraufbeschwört, folgt unmittelbar ein Schock: „Am zweiten Pessachtag wurde mein Hausherr mitten auf der Straße umgebracht.“
Diese Dissonanz gibt zwar den jähen Gewaltakt wieder, doch solch abrupter Wechsel zu grausamstem Realismus stört den Eindruck, dem Erinnerungsstrom einer alten Frau zu folgen, die all das weit hinter sich gelassen hat. „Alles ist noch wie früher“, sagt Katerina, nachdem sie das Licht über dem blau glitzernden Pruth beschrieben hat, das Grün der Hügel und die Bäume noch aus ihrer Kinderzeit, „nur die Menschen sind nicht mehr da.“ Die Geschichte und ihr Rahmen – sie passen nicht recht zusammen.
ULRICH BARON
AHARON APPELFELD: Katerina. Roman. Aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler. Rowohlt Verlag, Berlin 2010. 254 Seiten, 19,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.10.2010

Kampf um Versöhnung
Aharon Appelfeld entwirft ein tragisches Frauenleben

Irgendwo in der Bukowina, gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts: Ein Bauernmädchen verlässt sein Dorf und zieht in die Stadt. Katerina, so heißt die junge Ruthenin, arbeitet hier und dort, lässt sich mit zweifelhaften Männern ein, kommt herunter. Das ändert sich erst, als sie bei einer jüdischen Familie den Dienst als Hausmädchen antritt. Der Fleiß und Ernst der Juden und ihr tiefer Glaube beeindrucken sie. Als die Eltern der Familie ein paar Jahre später von einem antisemitischen Mob umgebracht werden, ist Katerina erneut heimat- und obdachlos. Immer wieder arbeitet sie in jüdischen Haushalten; immer wieder landet sie ohne eigenes Verschulden auf der Straße. Schließlich bekommt Katerina ein Kind von einem jüdischen Mann. Doch auch der Junge wird ihr genommen. Katerina wird zur Mörderin und muss für Jahrzehnte ins Gefängnis. Ihr hartes Los kann sie nur dank des jüdischen Glaubens ertragen.

Aharon Appelfelds Roman "Katerina" erinnert in seiner Thematik nicht nur an die großen Erzählungen Tolstois und Dostojewskis; er enthält auch eine Heiligenlegende. Katerina ist eine Trinkerin, Hure und Mörderin, die Erleuchtung sucht. Für ihre Mission, die Versöhnung von Juden und Christen, muss sie ein langes Martyrium erdulden. Die Besonderheit ihrer Sendung besteht darin, dass sie nicht am eigenen, christlichen Glauben festklammert, sondern sich für den fremden, jüdischen öffnet. Katerina leidet nicht nur an ihrem eigenen Schicksal, der Verachtung ihrer christlichen Landsleute für die Frau, die sich mit den verhassten "Christusmördern" einlässt. Fast noch mehr leidet sie darunter, die Ausgrenzung und Verfolgung der bewunderten Juden mit ansehen zu müssen. Die Versöhnung der beiden einander fremden Sphären - symbolisiert durch ihren kleinen Sohn, mit dem Katerina nur Jiddisch gesprochen hatte - scheitert tragisch.

Der jüdische Erzähler und Lyriker Aharon Appelfeld, geboren 1932 in Czernowitz und heute in Jerusalem lebend, ist selbst ein Kind der Bukowina. Er überlebte den Holocaust und hielt sich in den Wäldern versteckt, bevor er gegen Kriegsende bei der Roten Armee als Küchenjunge unterkam. In seinen Werken hält er die schmerzhafte Wunde seiner verlorenen Kindheit offen, schreibt über den Holocaust und die trügerische Friedensperiode davor, als regelmäßig Pogrome über die europäischen Juden hereinbrachen.

"Katerina" ist eine Utopie, der Traum von einem liebenden Menschen, welcher die Grenzen des Rassenhasses überwunden hat. Katerina ist die eine Gerechte, um deretwillen die Welt gerettet werden wird. Eine Person, die nach einem halben Leben im Gefängnis um die im Holocaust untergegangene Judenheit Europas trauert und beschließt, für diese jede Woche den Sabbath zu halten. Diesem utopisch-religiösen Funken entspricht, dass Zeit und Raum dieses Romans nicht eindeutig fixiert sind, sondern im Parabelhaften verbleiben. Die Gefahr dieses Vorgehens besteht darin, eine Dualität festzuschreiben, welche die Juden als vergeistigtes Volk und die Ruthenen als rohe, von Haus aus judenfeindliche Gruppierung darstellt.

Doch Appelfeld will nicht die historische Wahrheit aufdecken oder die Soziologie der antisemitischen Verbrechen darstellen. Er konzentriert sich darauf, in die inneren Konflikte der Figuren einzutauchen. Das tut er in einer lakonischen und dabei poetischen Sprache. Nachdem die alt gewordene Katerina allein in ihr Dorf zurückgekehrt ist, erinnert sie sich an ihr Leben und ihre Lieben zurück. "Das Alter bringt den Menschen sich selbst und den geliebten Toten näher. Die Toten bringen uns Gott näher."

JUDITH LEISTER

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